Vor ein paar Monaten wurde ich in einem Forum in eine brisante Diskussion gebeten, auf dem das Recht der freien Meinungsäusserung strikt eingehalten werden muß und persönliche Angriffe rigide geahndet werden.
Zensur ist auch Schutz: Oben erwähnte Diskussion könnte in fast keinem öffentlichen Forum, das ich kenne, so stattfinden. Begründet. Die Diskussion endet nämlich unweigerlich in der ernst gemeinten Androhung von Übergriffen jedweder Art.
Wir selbst zensieren im Alltag sehr viel mehr, als wir zensiert werden. Indem wir uns mit Meinungen anderer und Themen, die uns zu schwierig sind, nicht auseinander setzen.
Unmittelbar damit konfrontiert gehen uns dann schnell die Argumente aus. Rechthaberei ist ein fataler Fehler in wirklich wichtigen Auseinandersetzungen.
Viel schlimmer als Zensur finde ich, dass vom Informationsrecht und vom eigenen Erfahrungsschatz (und dem der unmittelbaren Umgebung) und vom eigenen Verstand wenig Gebrauch gemacht wird. Eine eigene Meinung zu haben bedeutet doch heute oft genug, dass man sich selbst schon zensiert hat, indem man einfach irgendeine Meinung, die ins Selbstbild passt und sozial widerstandlos konform ist (oder konform oppositionell), unreflektiert übernommen hat und beibehält.
Meinungsfreiheit ist eine Herausforderung, sie erfordert, dass man sich auch mit Meinungen, die komplett an der eigenen Wahrnehmung, am eigenen Denken und Empfinden vorbeigehen, auseinander setzen muß.
Der Brüller war die Lektion, die eine Bekannte zum Thema erhielt. Sie, absolut Antifa, geriet übers Internet an eine naturverbundene Truppe, die heidnisches Brauchtum pflegt ... * g * Scheibenkleister, wenn die eigene Meinung (für die man öffentlich keine Demo ausgelassen hat) nicht ausreicht, den persönlichen Erzfeind zu erkennen, wenn man ihn unter einer deutschen Eiche bei Vollmond küsst.