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Zensur mal anders577
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Zensur mal anders |Teil 2|358
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Wie sinnvoll ist Zensur?

*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Themenersteller 
Wie sinnvoll ist Zensur?
Welchen Zweck hat Zensur überhaupt, ist sie wirklich so notwendig, wie immer behauptet wird?
Das frage ich mich anhand dieses Videos, gezeigt 2007 bei dem Kurzfilmfestival in Frederick, Maryland.


*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das ist eine sehr gute Frage,
die ich gern ergänzen möchte: Zensur wird von Menschen gemacht und angeordnet. Wer aber entscheidet über die Kriterien für die Zensur?
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Wolltest Du das Thema auf die Erotik beschränken?

Ich finde es immer wieder herrlich, wenn direkt nach dem Sandmännchen der Trailer für den nächsten Wallander kommt. Im Kino ist das noch absurder, weil da nach jedem Amoklauf mal wieder die FSK-Kontrollen am Eingang verschärft werden.
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Themenersteller 
Wolltest Du das Thema auf die Erotik beschränken?

Nein, generell. Die Erotik wäre ein (amüsanter) Aufhänger.
In einem anderen Thread ging es z.B. um das Reißen einer Gazelle in einem Werbefilm zu einer Zeit, wo Kinder noch vor dem TV sitzen können und der Ruf nach Zensur.
In einem anderen Thread ging es z.B. um das Reißen einer Gazelle in einem Werbefilm zu einer Zeit, wo Kinder noch vor dem TV sitzen können und der Ruf nach Zensur.

Ein wundervolles Beispiel für unterschiedliche Ansichten.
Obwohl das ein normaler Vorgang in der Natur ist, fühlen sich ein kleiner Teil von Menschen dazu berufen, Kinder davor zu schützen.
...und die selben Kinder sehen in den nachrichten am Tage, wie sich Menschen überall in der Welt umbringen.

Sicher, aus meiner Sicht ist es schwer, zu entscheiden, was darf und was kann man anderen über die Medien, seien es Bücher, Filme, Dukumentationen u.ä., altersgerecht verbreiten.

Lieber wird dann exxtrem etwas zensiert, mittlerweile sind ja selbst die Märchen der Gebrüder Grimm in einigen Regionen der USA der Zensur unterlegen.

Vor allem, wenn die Ansichten der "Bewahrer des wahren Lebens" ins extreme steigen, nimmt der Ruf nach Zensur groteske und erschreckende Züge an.
******aas Mann
1.585 Beiträge
Zensur begründet sich immer durch Schutz - und die Frage bleibt dann stets: Wer schützt wen?

Zensur richtet sich immer gegen Ideen - also zusätzlich, vor WAS soll den geschützt werden?


Die alten Filmschnipsel tragen für uns heute keine skandalösen Ideen mehr mit sich. Damals, mit anderen Scham- und Ehrbegriffen, kann die lustige Szene der Füße unterm Tisch durchaus skandalös gewesen sein. Einer Frau untern Rock schauen, hemmungslos tanzen, vielsagende Blicke austeilen - das löste andere Assoziationen im Publikum aus, konfrontierte sie mit ungewohnt öffentlicher Intimität.

Schlecht, dachten sich wohl die Zensoren, wenn die Leute anfangen das nachzumachen - ruckzuck blamieren sich acht von zehn Frauen die keine Hotpants tragen können, rappzapp denken die Jungs dass sie jede von denen anbaggern können. Im Nu sind Partydrogen populär, im Handumdrehen diskutiert jeder Depp über Selbstverwirklichung und Hanf, und wenn's ganz weit kommt, nennt sich eine Lady Gaga. Neeneee, dann lieber die Schere dran, und alles bleibt gut.

Scherz beiseite:
Zensur wandelt sich. Der erste Tatort mit Nastassja Kinski (die Voltax-Schlucker unter uns erinnern sich) wurde wegen der Nacktszenen beinahe verboten.
Dann lachten wir zwei Jahrzehnte drüber, und jetzt könnte er eigentlich wieder verboten werden - wegen anzüglicher Darstellung Minderjähriger.
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Themenersteller 
@chrismaas
Ja, stimmt alles - aber die Frage nach dem Schutz bleibt ...

Waren die Menschen vor ca 100 Jahren schützenswerter als heute?

Oder sollte man besser fragen:
WAS (nicht WER) soll tatsächlich geschützt werden?

Vielleicht soll eher eine Idee, ein Konstrukt, geschützt werden?
So ähnlich wie ein Patenschutz, damit niemand anderer davon profitiert?
******aas Mann
1.585 Beiträge
Das WAS ist einfach:
Zensur schützt immer die sogenannte bürgerliche Grundordnung. Und darunter fallen alle Dinge, von denen man als Bürger träumt: Kinder können auf der Straße spielen, Nachbarn sind freundlich und hilfsbereit, Chefs sind fair, Kollegen sind solidarisch, Politiker und Geschäftsleute lügen nicht, und überall ist es sauber, ordentlich und schön.
Mit anderen Worten: Zensur schützt Spießigkeit.
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Themenersteller 
ohhh!
Mit anderen Worten: Zensur schützt Spießigkeit.

Danke, wenn das stimmt, kann ich heute bestimmt besser schlafen ... *zwinker*
Web 2.0
Zukünftig wird sich die Frage der Zensur immer weniger stellen, sondern wie die Gesellschaft mit zensurwürdigen (oder auch nicht zensurwürdigen) Inhalten umgeht.

Dank aktueller Technologien wie Twitter, Facebook etc. können Informationen extrem schnell auch an große Zielgruppen verteilt werden - und zwar selbst von Einzelpersonen. Prominente Beispiele sind die Unruhen in Nordafrika oder Berichterstattungen aus Krisengebieten, die z.B. in Twitter lange vor der (zensurfähigen) Presse verteilt worden sind. Zensurmaßnahmen konnten da fast nicht mehr greifen und im Falle von Nordafrika hat sich darüber sogar der Wiederstand organisieren können. WikiLeaks könnte hier auch herhalten und euch fallen bestimmt noch hundert Andere ein.

Zensur wird also technologisch immer mehr ausgehebelt, also nochmal die Frage, wie wir zukünftig mit zensurwürdigen Inhalten umgehen werden. Z.B. im Rahmen von Jugendschutz.

Über kurz oder lang dürfte das ein gesellschaftliches Problem Thema, nämlich wie diese mit Informationen umgehen wird (generierend wie konsumierend). Regulierende Gremien werden hier immer weniger einen Pack an bekommen - meine ich.
Leitplanke
Zensur ist in meinen Augen die Leitplanke der Norm. Sei diese nun von oben verordnet, wie in autokratischen Systemen der Fall, sei sie durch die "Mitte" der Gesellschaft, die sich vor einem Ausfransen ihrer Werte ängstigt, wo auch immer diese definiert werden.

In einer sich entwickelnden Welt umfassenden Gesellschaft in der jeder zu allem Zugang hat, ein Versuch dessen Scheitern sich ohnehin jeden Tag zeigt. Sei dies nun anhand der sog. "Facebook" Revolutionen oder am 14 jährigen Nachbarn, der sich bei Pornos jeder Couleur bereits langweilt.

Sie leistet nur noch spärlichen Widerstand in den Köpfen derer die sich partout den Glauben bewahren wollen, eine Gesellschaft sei heute noch steuer- und erziehbar. Obwohl wir jeden Tag aufs neue das Gegenteil in allen Varianten beobachten können.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
eine Gesellschaft sei heute noch steuer- und erziehbar. Obwohl wir jeden Tag aufs neue das Gegenteil in allen Varianten beobachten können.

Dies halte ich für eine große Illusion.

Dass es in unserem Land keine revolutionären Bewegungen mehr gibt, heißt für mich jedenfalls noch lange nicht, dass hier alles paletti wäre, sondern eher, dass ebendiese Steuerbarkeit hier ziemlich gut funktioniert.

Aber das wird OT.
Dieser Beitrag wurde zensiert
Zensur ist ja ein weites Feld. Hier im JC und in Bezug auf Filme denke ich zunächst mal an Jugendschutz - da der von chrismaas angesproche "Tatort" - den ich natürlich damals auch mit roten Ohren gesehen habe - nicht unter die Zensur, sondern unter den Jugendschutz gefallen wäre.
Aber auch der wandelt sich ja auch und ist in anderen Ländern unterschiedlich - in den USA darf man Alloholl meist ab 21 trinken, dafür dürfen die Schweizer schon mit 16 Pornos gucken.

Zensur ist ein eher politischer Begriff, das Unterdrücken von Meinungen. Auch in diesem Land können wir uns nicht von Zensur frei machen - siehe Strafgesetzbuch § 130 Abs. 3 f. Ein klarer Fall von Zensur, der die Meinungsfreiheit einschränkt, wird er aber doch von der Mehrzahl der Deutschen gutgeheißen (der einzige prominente Deutsche, der diesen Paragraphen öffentlich kritisiert, ist Hendryk M. Broder)

Bezogen auf Filme treibt die Zensur gar seltsame Blüten. so ist der Splatterfilm "Braindead" von Peter Jackson in Deutschland verboten, was heutzutage völlig lächerlich anmutet Auf der anderen Seite laufen auf "arte" nach 22.00 manchmal ganz schön "explicite" Filme.

Was mich an den alten Witz erinnert:

Wenn sich ein Indianer im Schlamm wälzt, ist das Kultur.
Wenn sich Joseph Beuys im Schlamm wälzt, ist es Kunst.
Wenn ich mich im Schlamm wälze, eine Sauerei.

*******rus Mann
431 Beiträge
Zensur ist eine Geschichte von Gremien
Man darf sich da nichts vormachen, die Mechanismen von Zensur, Jugendschutz, etc. sind (zumindest in Deutschland) in ihrem Wesen vornehmlich von bürokratischer Natur. Da wird ein staatlicher Auftrag behördlich in Angriff genommen und die Beteiligten sind nicht etwa durch besondere Kenntnisse oder Qualitäten in diese Position gelobt worden, sondern in vielen Fällen durch Zufall und/oder persönliches (hinterfragbares) Engagement dort gelandet. Dementsprechend sind die Ergebnisse dieser Gremien zwar durch Vorgaben reglementiert aber dennoch erstaunlich willkürlich. Vor den ersten deutschen Amokläufen an Schulen war Gewalt voll O.K. Sex aber ganz schlimm. Jetzt sind Ego-Shooter böse, expliziter Sex im TV sowieso, obwohl alle Interessierten restlos Alles auf anderen Kanälen bekommen können. Den Zensurbehörden geht es ein bisschen wie der katholischen Kirche - wer konservativ tätig ist, kann in einer schnellen Welt ruck zuck den Anschluss verlieren und damit Gefahr laufen nicht mehr ernst genommen zu werden.

Zur Thematik des Schutzes sehe ich das so:
Für die psychische,seelische Gesundheit sind ELTERN, FREUNDE, BEZUGSPERSONEN zuständig, nicht irgend eine Institution. Nur wenn diese Versagen, muss jemand anderes einspringen. Leider sind viele Menschen nicht mehr dazu bereit diese Verantwortung selbst zu tragen, das sollen dann doch bitte andere Regeln...

Wer so denkt und handelt hat meiner Meinung nach auch nichts besseres verdient als die Willkür von Gremien.
******aas Mann
1.585 Beiträge
Feine Unterschiede: Die Eroberung der Lüfte
Wenn wir uns auf den heutigen Sprachgebrauch einlassen, dann bedeutet Zensur mittlerweile fast immer etwas schlechtes - dem dann "positive" Ausdrücke wie Selbstkontrolle, Jugendschutz, "Explicit Lyrics", Schutz von Handelsräumen oder Internet Security entgegengestellt werden.

ABer darum soll's ja eigentlich nicht gehen; in gewisser weise Zensur (also: Informationskontrolle) ist das alles. Es geht darum, wie sinnvoll das denn ist.

Nehmen wir mal den Bereich, der uns allen am meisten Sorgen macht und in dem Informationen noch weitgehend ungefiltert und potenziell gefährlich sind: Das Internet.
Mir kommt das Internet ein bisschen vor wie der Luftraum, den man vor gut hundert Jahren erst "entdeckt" hat: Plötzlich konnte die Menschheit fliegen, und jeder beliebige Automechaniker und sein Kumpel konnten ein Flugzeug zusammenschrauben. Natürlich waren die Zahlen sehr klein, aber privater Luftverkehr wurde bald zu einem offen diskutierten Problem: Warum darf der über mein Haus fliegen? Warum darf der in meinem Acker landen? Wer sammelt meine in Panik geratenen Schafe/Kühe/Töchter wieder ein? Und als es dann ein paarmal gekracht hat in der Luft, sagte sich der Staat: So, der Luftraum wird reguliert, Flugzeuge werden zugelassen, Routen werden kontrolliert, und wer dann Mist baut landet hinter Gittern. Dann internationalisieren wir das noch, setzen Gremien zur Luftüberwachung ein, und fertig.
Theoretisch ist das mit dem Internet genauso möglich: Staaten können privaten Netzbetreiber einfach zwingen, Regulationsmechanismen einzubauen - wir kennen alle die chinesischen Googlefilter.

Das ist ganz heftige Zensur - aber ist sie gut, schlecht, sinnvoll? Für den, der sie iniziiert und der die Gründe und Absichten der Informationskontrolle festlegt, sicher. Und wenn der im Interesse der Allgemeinheit handelt, kann das besser sein als wenn jeder einzelne darauf aufpassen muss was die lieben kleinen im Internet treiben.
Nur dazu braucht es wieder Konsensfindung, Gremienarbeit und Kompromisse - sowie Lobbyarbeit und Meinungsmacherei - und was dann daraus wird, haben wir letztes Jahr beim Thema Netzsperren und Bundestrojaner gesehen.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Zensur ist ein eher politischer Begriff, das Unterdrücken von Meinungen. Auch in diesem Land können wir uns nicht von Zensur frei machen - siehe Strafgesetzbuch § 130 Abs. 3 f. Ein klarer Fall von Zensur, der die Meinungsfreiheit einschränkt, wird er aber doch von der Mehrzahl der Deutschen gutgeheißen.
Ich staune eigentlich, dass dieser Paragraph nicht um das Verbot der Billigung, Leugnung oder Verherrlichung DDR-sozialistischer Gewalt- und Willkürherrschaft erweitert wurde. *oh* *zwinker*
Wie sinvoll ist Zensur ?
Aus meiner Sicht sollte bei dieser recht allgemeinen Frage bezüglich der jeweiligen Zensur-Themen differenziert werden !

1. Der von Sorbas42 erwähnte §130 (StGB) "Volksverhetzung" ist für mich ganz allgemein und ohne speziell auf Abs. 3 bezüglich Nationalsozialismus einzugehen (DDR-sozialistische Gewaltverherrlichung fehlt seltsamerweise) ein Zensur-Thema, das ich absolut befürworte !

Es geht dort zwar um die Strafen wenn jemand gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt,
selbstverständlich werden aber auch entsprechende Schriften, Texte etc. zensiert oder gar komplett von der Polizei beschlagnahmt.


2. Zensur im Bereich Sex (wir sind ja hier im joyclub, dessen mods erfreulicherweise wenig Texte oder Bilder zensieren) lehne ich jegliche staatlich initiierte Zensur ab (FSK18-Prüfung wie hier im joyclub befürworte ich im Prinzip, würde das Alter aber eher auf 16 herabsetzen).
Grund: Weil es in der heutigen Zeit sinnlos ist.
Hierzu zitiere ich jonathanseagull:

In einer sich entwickelnden Welt umfassenden Gesellschaft in der jeder zu allem Zugang hat, ein Versuch dessen Scheitern sich ohnehin jeden Tag zeigt. Sei dies nun anhand der sog. "Facebook" Revolutionen oder am 14 jährigen Nachbarn, der sich bei Pornos jeder Couleur bereits langweilt.
Über Auslandsserver kommen Jugendliche mit ihren Handys etc. z.B. an Filme ran, die mit Erotik oder einvernehmlichen SM-Spielen nichts mehr zu tun haben.

3. Zensur im Bereich Gewaltdarstellung gibt es nahezu nicht, insbesondere wenn die Handlung der Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens oder der Geschichte dient (siehe StGB §131 Punkt (3)).

Hier wünsche ich mir eine freiwillige Zensur seitens Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet, insbesondere wenn detailliert über Amokläufer berichtet wird (die mit Pump-Gun etc. Schüler und Lehrer töten).
Nach meiner Meinung stacheln solche Gewaltdarstellungen etliche verhaltensgestörte Jugendliche zum Nachahmen an !
******_be Mann
47 Beiträge
Ich staune eigentlich, dass dieser Paragraph nicht um das Verbot der Billigung, Leugnung oder Verherrlichung DDR-sozialistischer Gewalt- und Willkürherrschaft erweitert wurde.
Nun ja, dann müsste man aber auch die Wasserfolter der Amis und sämtliche Gewaltanwendungen jedes Geheimdienstes der Welt bzw. deren Billigung, Leugnung oder Verherrlichung dort hineinschreiben, wie lang soll das dann werden?
Nicht missverstehen, auch wenn ich ein Ossi bin, befürworte ich dennoch längst nicht alles, was bei uns gelaufen ist. Ich bin lediglich dafür, dass jedes Land sich an die eigene Nase fasst und seine Vergangenheit aufarbeitet - und zwar diejenigen, die es erlebt und darin gelebt haben. Gute Ratschläge von Außenstehenden, die nicht einmal genau wissen, wovon sie reden und nur nachplappern, was sie mal irgendwo in den (teilweise doch sehr gelenkten, zensierten) Medien mal gehört oder gelesen haben, bekommt jeder genug.
Ich sags mal mit Gandhi: Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken.
Und da sag ich mal, ist kein Staat besser als der andere, niemand verzeiht heutzutage noch. Warum auch, dann nimmt man sich ja selber den (schwachen) Grund, über andere herzufallen und Weltpolizist zu spielen.
Vielleicht hilft Dir ja auch Karl Popper weiter: Wir sollten unsere eigenen Ideen ebenso kritisch betrachten wie die Ideen, die wir bekämpfen.

Um zum ursprünglichen Thema zu kommen: Was einer Zensur nennt, nennt ein anderer Moral und noch ein dritter nennt es vielleicht Kultur - und umgekehrt. Weder Zensur noch Moral sind für irgend etwas gut, wenn man sie für eigene Zwecke missbraucht oder nur vorschiebt ohne selbst wirklich dahinter zustehen und danach zu leben. Zudem sind alle diese Dinge - Moral ebenso wie Zensur - von Menschen gemacht ... und Menschen machen Fehler. Die Erde war lange Zeit eine Scheibe, die Sonne drehte sich um die Erde. Wer weiß denn heute, was morgen noch als Moral bezeichnet wird und entsprechend alles, was dem nicht entspricht, der Zensur unterliegt?
Nennen wir nicht heute die Gladiatorenkämpfe des Altertums barbarisch? Und finden wir nicht dennoch Freude daran, wenn sich Menschen im Ultimate Fight bekämpfen? Wieviele Menschen entrüsten sich über Prostitution und sind dann heimlich nachts auf dem Straßenstrich? Sowas nenne ich Doppelmoral - und genau dieselben Menschen erdreisten sich, Zensur auszuüben.

Ciao Hatori
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ähm - den Smiley hinter meinem Text übersehen?

DAS WAR IRONIE!

Ansonsten gehe ich durchaus mit dir konform.
******_be Mann
47 Beiträge
Ähm ... rotwerd ... ja, das heißt - nicht wirklich übersehen, aber wohl falsch interpretiert ... sorry *snief*

Ciao Hatori
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
*g*
@ frank
1. Der von Sorbas42 erwähnte §130 (StGB) "Volksverhetzung" ist für mich ganz allgemein und ohne speziell auf Abs. 3 bezüglich Nationalsozialismus einzugehen (DDR-sozialistische Gewaltverherrlichung fehlt seltsamerweise) ein Zensur-Thema, das ich absolut befürworte !


Der Paragraph 130 ist in seiner aktuellen Form ein Gummiparagraph, der jede willkürliche politische Verfolgung ermöglicht, die dem Staat gerade opportun erscheint.
@dreilicht
Der Paragraph 130 ist in seiner aktuellen Form ein Gummiparagraph, der jede willkürliche politische Verfolgung ermöglicht, die dem Staat gerade opportun erscheint.

Danke für deine Info, als Ingenieur bin ich mit Paragrafen nicht so vertraut.
Als Gummiparagraph kommt mir §130 auch vor, schön dass du mein Empfinden bestätigst.
noch ne Anmerkung...
Eine Meinungsfreiheit, die Ausnahmen beinhaltet, ist de facto keine.

Dieses Orwellsche Konzept von Meinungs"freiheit" ist ein genuin linkes, das schon Röschen Luxemburg vertrat, bevor sie baden ging. Die Luxemburgsche Ikonenphrase über die Freiheit der Meinung des Andersdenkenden bezog sich nur auf die Andersdenkenden innerhalb des eigenen politischen Lagers, ganz und gar nicht aber auf die Meinung der "Klassenfeinde".
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Die Luxemburgsche Ikonenphrase über die Freiheit der Meinung des Andersdenkenden bezog sich nur auf die Andersdenkenden innerhalb des eigenen politischen Lagers, ganz und gar nicht aber auf die Meinung der "Klassenfeinde".
Kannst du diese These irgendwie belegen?

Ansonsten: Unbegrenzte Meinungsfreiheit und daraus resultierende Meinungsvielfalt, manifestiert in einer entsprechenden Vielfalt politischer Mächte hat die Demokratie in Deutschland vor ca. 80 Jahren schon einmal zu Fall gebracht. Ob man es nun Zensur nennt oder Kontrolle zur Eindämmung der Demagogie, lasse ich mal offen. Leider ist die Lüge oft leichter zu schlucken als die Wahrheit, weil man die Lüge entsprechend an die Erwartungen der Konsumenten der INfo anpassen lässt.
Allerdings ist es meist auch schwer, zwischen Lüge und provokanter Hypothese zu unterscheiden.
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