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Ich werde allerdings wild und unelastisch, wenn ein pseudointellektueller Kretin mit Fernsehhalbbildung meint, er muß jetzt die ganze Wucht seines geballten "Galileo"-Wissens abfeuern
Mit den Jahren lernt man doch aber, auch hierauf mit der nötigen Gelassenheit, Deeskalation und "Einwandbehandlung" einzugehen, oder?
Rückwirkend habe ich hierüber festgestellt, warum ich mich "noch weiter unten" dann wieder wohl gefühlt habe:
Beispielsweise zwischen Grund- und Hauptstudium in einer mehrjährigen Schleife zwischen Hilfsarbeitern, Arbeitsamtswartezimmern und als Zivi: Auf diese Menschen wirkt mangels eigenem Verstand praktisch jeder wie ein Besserwisser, in diesen Kreisen wirkst Du deshalb als Hochbegabter dann wieder ganz normal. Sie sehen Dich auch viel mehr "mit dem Herzen", weil nicht so viel Hirn dazwischen ist, das diesen Blick verfälschen könnte. Und sie sind sehr dankbar, wenn ihnen ein "Normaler", der aber in Wirklichkeit ein Hochbegabter ist, einfach mal zuhört und sie ausreden läßt und für voll nimmt.
Auch ist in diesen Kreisen meist weniger Eitelkeit verortet, weshalb wir dort sehr viel lernen können. So schließt sich der Kreis.
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Abgesehen davon, glaube ich nicht, dass "normale" Menschen sich besser-wissens-mäßig weniger einsam fühlen: Sie nehmen das wohl nur (noch) nicht so deutlich wahr.
Denn dieses einsam-durch-anders-sein-Phänomen hat ja auch als kollektives eine kulturhistorische Komponente, sofern wir uns als "weiter vorne" auf der Regenbogenbrücke hin zum Übermenschen empfinden: Im frühen 20 Jahrhundert mit all seiner tollen Wissen-Schaft wurde ja in der Philosophie das prinzipielle nicht-wissen-können rein formal viel präziser und deutlicher herausgearbeitet als jemals zuvor. Mit diesen Kenntnissen lässt sich der Vorwurf der Besser-Wisserei für einen selber dann leichter ins absurd-humorvolle drehen.
Sokratisch gesprochen:
Wir wissen besser, dass wir nichts wissen.
Den "Normalos" steht diese "Erkenntnis" halt erst noch bevor. Durch die Spezialisierung über Internet-Foren bekommen wir für ein paar Jahrzehnte dann auch noch das Gefühl, mit dieser Einsamkeint, diesem allein-Sein, doch nicht ganz alleine dazustehen, was aber natürlich ein sehr verführerischer Widerspruch ist.
Für mich ganz persönlich geht diese Phase des Besser-Wissens immer mehr zu Ende in das Nicht-Wissen hinein: Nein, ich will keine Verantwortung im größeren Stil mehr übernehmen, weil ich nicht mehr weiß, ob es gut oder schlecht ist, wenn die Erde sich erwärmt, meine Rentenansprüche in Hedge-Fonds verdampfen, oder 10000 Neger-Babys heute schon verhungern und nicht erst ihre Kinder in 25 Jahren. Es ist wie es ist.
Irgendwann werde ich mich auch noch von diesem zwanghaften Bedürfnis befreien, mit solchen besser-wisserischen "Weisheiten" Internetforen zuzumüllen, und mich in ein Logik-Wölkchen auflösen. Versprochen.