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Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod

*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Zwei kurze (hoffentlich *zwinker* ) Gedanken dazu:
1. Ja, ich gehöre auch der Generation an, die ohne Helm Rad gefahren, ohne Sicherungsseil auf Bäume geklettert, in unbekannte Gewässer vom Steg aus gesprungen ist usw.. Ich habe unangeschnallt auf dem Rücksitz unseres Autos geschlafen, habe nicht abgekochtes Brunnenwasser getrunken und rohe Eier direkt aus dem Hühnernest geklaut und geschlürft. Und ich habe offensichtlich das alles überlebt. *zwinker*

Trotzdem gibt es bestimmte Dinge, die ich im Nachhinein als leichtfertig betrachte - OK, zum Teil gab es auch bestimmte Sicherheitseinrichtungen nicht. Andererseits sind bestimmte Erfahrungen sicher auch wichtig für die Entwicklung eigener Fähigkeiten und auch des Selbstvertrauens. Das Leben steckt nun mal voller Gefahren - auch später noch.

2. Es gibt auch biologische Prozesse, die einen vorzeitigen Tod eines Menschen (auch eines Kindes, ggf. auch des noch ungeborenen) herbeiführen können. Da greifen wir meines Erachtens manchmal etwas zu weit ein mit unserer Medizin. Das Leben erhalten um jeden Preis? Muss das sein.
**********vence Frau
430 Beiträge
in meinen Augen müsste es heissen ...
... das Recht des Kindes auf einen erfahrbaren Lebensraum.

Dieses Überbehütetsein hat ja Ursachen. In einer derart hektischen, lauten, schnellen, unübersichtlichen Welt verlieren ja selbst viele Erwachsene Überblick und Selbstsicherheit und trauen ihren Kindern (oft auch durchaus zu Recht) nicht mehr zu, hier Erfahrungen mit einem überschaiubaren Risiko zu erleben. Unbestritten, dass hier die Behütung dann oft weit übetrieben wird.

Klar sind wir als Kinder ohne Helm unbegleitet mit dem Rad zur Schule gefahren - aber in welcher Umgebung, mit welchen Randbedingungen? Wer hat noch die Zeit ein Kind behutsam begleitend Schritt für Schritt wachsend seine Umwelt erkunden zu lassen? Viele Kinder wachsen auf meist recht kleinen, in sich überschaubaren Lebensinseln auf, die sie lange Zeit nicht ohne die Hilfe Erwachsener verlassen, wechseln können. Zwischen Krippe, Hort, Kindergarten, diversen Sport-, Lernstätten und dem "Zuhause" liegen viele Kilometer.

Und auch ein guter Personalschlüssel (gibts den überhaupt?) ist nie gut genug um allen Kindern einer Gruppe die aufmerksam beobachteten, aber eingriffsamen ersten, zweiten, dritten Schritte nach "draussen" zu ermöglichen. Und dieses "Draussen" ist oft sehr eng, da sind wir wieder bei den Lebensinseln. Da gibt es oft keine stufenlose Erweiterung des Erfahrungshorizontes mehr, sondern bis zum Zaun ist alles komplett "safe" und das dahinter für Kinder oft bis weit ins Grundschulalter erst mal tatsächlich nicht zu bewältigen.

Zugegeben sehr verallgemeinert, aber für immer mehr Kinder und Eltern Lebenswirklichkeit. Und das zusammen mit unserer veränderten Sicht auf unsere wenigen und daher immer "kostbareren" Kinder, unser gestiegener Wunsch nach Kontrolle über unser Leben und das unserer Kinder - und schon hamma den Salat.
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
... das Recht des Kindes auf einen erfahrbaren Lebensraum.

Genau!

Klar waren wir früher viel unterwegs, ohne Erwachsenenkontrolle, aber es war fast immer eine gemischte Gruppe mit älteren und kleineren Kindern und die Jüngsten hatten IMMER einen Aufpasser dabei.

Das ist schon etwas anderes, als ganz alleine um 17 Uhr nach dem Hort mit Bus oder U-Bahn nach Hause zu fahren, oder an einem Industriegelände oder Park vorbei zu gehen, im Winter ist es dann bereits richtig dunkel.

Viel lernen Kinder, was Ausprobieren und Mut angeht, untereinander oder von Älteren. Ein Großteil wächst heute als Einzelkind auf und das Gruppenalter in Hort und Schule ist ähnlich.

Man kann auch nicht gerade sagen, dass unsere Gesellschaft im öffentlichen Raum im Verhältnis zu früher kinderfreundlicher geworden ist.
Kinderfreundlichkeit bedeutet "Geschwindigkeitsverzögerung" nicht nur beim Tempo 30 in "Spielstraßen" - das bringt eben keine sichtbare Rendite ...
*******enza Mann
3.454 Beiträge
vier Fragen
1) Spielt es für das Thema nicht eine ganz wesentliche Rolle, ob die Kinder in ländlichem oder städtischen Umfeld aufwachsen?

2) Wie war/ist das bei euch, sowohl im eigenen Gewordensein als auch in Bezug auf euren Wohnort während er eigenen Brutpflege?

3) Kann es sein, dass die Weniger-Behüter hier im JC überrepräsentiert sind, weil die Anmeldung an sich schon für den einen oder anderen eine heikle Sache ist?

4) Korrelliert der Behütungs-Koeffizient mit der Bildung oder dem IQ, so dass der Meinungsquerschnitt dann in dieser Gruppe ganz besonders in eine bestimmte Richtung ausschlägt?
Ich bin wirklich mal in nem Kofferraum mitgefahren, empfand das damals aber nicht als gefährlich *gruebel*
Mein Nachwuchs ist seit dem 9. Lebensmonat auf eigenen Beinen unterwegs. (...)
schöne Provokation im Titel

den meisten Aussagen kann ich mich vorbehaltlos anschließen... man kann und soll Kinder nicht vor allem beschützen. Sie haben das Recht auf eigene Erfahrungen.
Wer hat denn schon wirklich immer auf seine Eltern gehört?
Geglaubt hat man doch erst, wenn man eine gefährliche Situation (vlt in abgeschwächter Form wie in Katzes Beispiel) am eigenen Leib erfahren hat.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod

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formulierte Janusz Korczac als erstes Kinderrecht.

Wie seht ihr das? Sollte man Kinder vor Risiken möglichst bewahren oder sie Erfahrungen auch machen lassen, wenn sie lebensgefährlich sein könnten? Zahlen wir für die Reduktion der Kindersterblichkeit einen Preis? Macht es mehr Spaß, ohne Helm Rad zu fahren? Seid ihr als Kinder im Kofferraum eines Kombis transportiert worden und wie habt ihr das überlebt?

ich antworte mal als 2-fach (bald 3-fach) mama.

meine jungs, 4 jahre und 16monate, sind keineswegs in dem alter wo sie sich mit ihrem eigenen tod auseinander setzen können/ sollten.

der kleine kam als krankes frühchen auf die welt und musste lange auf die intensivstation. ich habe keine sekunde drüber nachgedacht, ob er eine magensonde zur künstlichen ernährung erhalten soll, weil er zu schwach zum trinken war. für mich, als gesundheits- und krankenpflegerin, war das einfach eine tatsache, dass er die braucht, sonst verhungert er.

genau wie den inkubator, der ihn warm hält, weil er seine temperatur nicht regulieren konnte.

anders wäre es vielleicht mit einer künstlichen beatmung gewesen. er hatte das sogenannte "bradykardie- apnoe-syndrom", sprich atemaussetzer mit herzfrequenzabfällen, war aber nie intubationspflichtig, wofür ich sehr dankbar bin.

bei so kleinen kinder kann man nie ausschließen, dass sie unter der geburt einen sauerstoffmangel hatten und eventuell einen hirnschaden davon tragen. ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich getan hätte, wäre er eventuell hirngeschäftigt geboren worden und hätte einem leben mit dauerbeatmung tristen müssen.

gott sei dank stellte sich mir die frage nie und die paar male in denen er blau und leblos im bett lag, schafften wir es ihn unbeschadet zurückzuholen, herzmonitor sei dank! er war also nie lange unbemerkt ohne sauerstoff, wir konnten sofort reagieren. jede sekunde zählt.

mein großer sohn ist ein wildfang. noch lässt er sich von mir lenken und hält sich an meine regeln.

radfahren ohne helm, dem ball bis auf die straße hinterher rennen, schwimmen ohne schwimmflügel gibts einfach nicht.

er hat sich einmal, tatsächlich aus eigener "dummheit" die linke hand verbrüht. ich machte ihm nudeln auf den teller, fragte ob er soße möchte, die kelle weit von ihm weggehalten, und als antwort sprang er ungeahnt nach vorne und schlug die kelle (mit der heißen soße) mit lautem "nein" von sich weg. war zum glück nur eine zweitgradige verbrühung die rückstandslos verheilt ist, dennoch bin ich nach wie vor sehr betroffen.

ansonsten haben wir selbstverständlich steckdosenschutz. je weniger gefahrenquellen die wohnung bietet, desto weniger kann passieren.

meines erachtens nach muss das kind nicht erst mit der hand auf die herdplatte fassen um zu begreifen, dass es sich massiv verletzen kann.

als erwachsener trägt man die verantwortung und die darf man nicht einfach auf das kind übertragen, da kinder die gefahren und die möglichen konsequenzen nicht abschätzen können.

ich kann das kind doch nicht auif der hauptstraße spielen lassen und begründen, dass es doch ein recht auf seinen tod hat? das kind wird keinesfalls in suizidaler absicht auf die straße gehen!

unfassbar.
Der Tod eines Kindes....
...wird von Eltern - unabhängig vom Alter - als schlimmstmögliches Trauma erlebt...schlimmer als der Verlust des Partners...der Eltern...schlimmer als der absehbare eigene Tod....der Titel des Freds ist ein Span in meinem Arsch....das Gegenteil von als "eigenem Tod" euphorisierter Fahrlässigkeit ist sicherlich nicht die Überprotektion oder gnadenlose maschinelle Lebensverlängerung...wer von einem "Recht des Kindes auf eigenen Tod" faselt, hat entweder keine Kinder oder einen tiefen Selbsthass...
Ein Kind hat ein Recht auf seinen eigenen Tod, wenn es aufgrund seines Alters und seiner Entwicklung in der Lage ist die Verantwortung für sein Leben selbst zu tragen.

Davor sind zumindest die Eltern dafür verantwortlich dem Kind, das aufgrund seines Alters und seiner Entwicklung noch nicht in der Lage ist diese Verantwortung selbst zu tragen, Regeln und Kompetenzen mitzugeben, die es ggf. eigenständig anwenden kann, um sich zu schützen.

Mein Jüngster war nicht nur früh mobil, er war "in seinem Denken seinem Alter auffallend voraus" und hatte "jede Menge bunte Knete" im Hirn.

Ich war froh, dass er mit knapp zwei Jahren wußte, dass man einen Fahrradhelm benutzt, auf dem Bürgersteig fährt und nur bei grün über die Ampel geht: Physisch und intellektuell war er in der Lage Problemlösungen auszutüfteln und durchzuziehen, die einem Erstklässler angemessen gewesen wären.
Er war aber erst knapp 2 Jahre alt. Und entsprechend idiopathisch zog er seine Ideen durch. Altersangemessen.

Aber er hielt sich dabei immer brav an Regeln, die er bereits kannte. Sonst hätte ich es sicher nicht geschafft ruhig und gelassen zu bleiben und angemessen auf solche Einfälle und Exkursionen zu reagieren.

Ich stehe in der Küche, mein Sprößling kommt angeschlendert und holt sich ein Glas Leitungswasser. Kurz darauf nochmal. Ich sehe ihm hinterher und frage: Für was brauchst Du denn das Wasser? Er: Gleich Mama, ich muß erst das Feuer im Büro löschen. (...)

Er wollte aus Papier Asche machen. Wir haben die Aktion in den Garten verlegt.
*****ree Frau
13.377 Beiträge
Ein Kind hat ein Recht auf seinen eigenen Tod, wenn es aufgrund seines Alters und seiner Entwicklung in der Lage ist die Verantwortung für sein Leben selbst zu tragen.

ahja.... wählen mit 18, rauchen und alkohol trinken mit 18- in manchen staaten sogar erst ab 21, autofahren ab 17/18, kredite abschließen ab 18, eintritt in puffs ect ab 18....

aber als KIND eigenverantwortlich den unwideruflichen tod selber bestimmen?

in deutschland darf man nicht mal mit 95 und schwerstkrank seinen tod eigenverantwortlich bestimmen und dies anleiern, denn dann droht die klapsmühle. aber kindern will man so ein recht zusprechen???

ganz großes kino.
Schein und Sein
Es gibt (nicht nur) in Deutschland die Tendenz zur abstrahierenden und idealisierenden Beschäftigung mit dem Sterben und dem Tod...die Phrase "eigener Tod" passt da rein...die wenigsten Menschen sind seelisch (und/oder körperlich) dazu in der Lage, "selbstbestimmend" mit ihrer Sterblichkeit umzugehen...ein "Ja zum Tod" zu finden...einen "würdigen Abschied" zu nehmen etc. Die Vorstellung, eine Patientenverfügung ermögliche eine "Kontrolle" dieses existentiellen Geschehens ist auch so eine Chimäre.

Jeder, der mit sterbenden Menschen zu tun hat, weiss das. Im wahren Leben geht es um das Ermöglichen stabiler, bestenfalls vertrauensvoller Rahmenbedingungen und um Linderung von Angst, Verzweiflung, Schmerzen, Übelkeit und Luftnot...wenn dies gelingt, ist dies sehr viel. Geld hierfür bezahlen die Krankenkassen im Gegensatz zu Yogakursen, Blutfettsenkern oder Arthroskopien übrigens kaum. Den jämmerlichen Ressourcen für die Sterbenden stehen wohlklingende, aber hohle Programme und Absichtserklärungen von Politik und Kassen gegenüber.

Das Sterben der meisten Menschen gestaltet sich zäh, quälend, hadernd, aufwühlend...für sie und die, die sie begleiten.

Die Abstrahierung und Idealisierung des Todes dient dem seelischen Schutz der Lebenden, aber nicht der Leidminderung der Sterbenden.

"Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod" würde ich gerne mal durch Ausführung des Gegenteils dieser Forderung erklärt bekommen...

Korczak schreibt ja: "Aus Furcht, der Tod könnte uns das Kind entreissen, entziehen wir es dem Leben; um seinen Tod zu verhindern, lassen wir es nicht richtig leben."

Das kann ich nachvollziehen...das sollte nicht sein...aber "Das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod" verkürzt doch arg...und trägt angesichts der Tatsache, dass Korczac zusammen mit den von ihm betreuten Kindern in den Gaskammern von Treblinka ermordet wurde, einen sehr bitteren Beigeschmack...

Das Gegenteil von Überpotektion ist nicht "der eigene Tod" sondern das "eigene Leben"...
Tod? so ein großes Wort
Mir gehts hier viel zu sehr um den Tod, keine Ahnung warum sich da jeder dran aufhängt.
Korzcak passt ironischerweise doch viel mehr in unsere Zeit mit seinen Aussagne als in seine, immerhin hat er sein Leben zusammen mit seinen Kindern im KZ gelassen.
Unsere Kinder brauchten keine Sicherung vor dem Herd, keine vor den Reinigungsmitteln und auch keinen Fahrradhelm wenn sie mit dem Einrad im Hof unterwegs waren.

Kinder sind heute die Erfüllung eines ganz egoistischen Bedürfnisses und dafür nehmen wir sie in Haft, damit uns aus dieser ohnehin schon schwierigen Leistungsbilanz kein Totalverlust entsteht. Deswegen müssen sie spuren, leistungsfähig werden und gefälligst unsere uns versagten Lebensträume erfüllen. Die vorgebliche Sorge um Ihre Zukunft wird benutzt um unseren eigenen Imageanspruch an wohl geratene Kinder zu kaschieren. Entwicklung eigener Lebenspläne? Fehlanzeige.

Es ist ein Unterschied ob ich meinem Kind früh klarmache, dass es die Träume die es hat nur unter bestimmten Voraussetzungen leben kann und danach gerne streben darf, oder ob ich es trimme, damit es möglichst konform mit den eigenen Lebensvorstellungen genormt wird.

(neues Thema vielleicht Aldous Huxleys schöne neue Welt)

Das Recht des Kindes auf den eigenen Tod ist das sehr frühe Lebensrecht auf die Erfahrung im selbst beurteilten Risiko. Als Elternteil bin ich dafür verantwortlich es in dieses eigenbewertete Risiko zu entlassen. Sei es dass es mal an die noch heiße Herdplatte fasssen darf, sei es dass es sieht was passiert wenn es blind über die Strasse stürmt und der Fahrer der da an der Ecke steht keinen Blickkontakt mit ihm aufnimmt.

Maria Montessori ist wohl diejenige die diesen provokanten Anstoß von Korczak in eine gelebte Pädagogik umgesetzt hat, jenseits des philosophischen Ansatzes.

Die Eltern sind dazu berufen die schwerste aller Tugenden zu praktizieren, die Eindämmung des eigenen Egos und Bedürfnisses zugunsten des Kindes, Schritt für Schritt und Jahr für Jahr.
@ jonathan
Warum spricht jemand, der das Recht auf ein eigenes Leben meint, vom Recht auf den eigenen Tod?
*****ban Mann
585 Beiträge
@jonathanseagull
Ergänzend zu deinen zutreffenden Ausführungen :

Ich wundere mich immer wieder, dass - gesellschaftlich - beklagt wird, dass

z.B. Jugendliche nur noch auf Markenklamotten abfahren.
z.B. Jugendliche völlig islosorische Vorstellungen von ihrer Berufszukunft haben.
z.B. Jugendliche ihre Zeit nur noch vor dem Computer verbringen.

Alle diese Klagen haben -teilweise- ihre Berechtigung. Aber es wird verkannt, dass, in einem anderen Gewand, es die Erwachsenenwelt ist, welche die Vorbilder dafür liefert.

Es scheint einfacher zu sein, bei anderen zu erkennen, was mensch bei sich selbst zu sehen nicht bereit ist !
@ Dreilicht
Wodurch trifft man denn die beste Eingrenzung eines Komplexes? Durch Beschreibung der anderen Seite der Grenze z.B.

Die Grenze des Lebens und der eigenen Freiheit ist der Tod, oder das Risiko dessen.

Unsere Gesellschaften pflegen den Fetisch des totalen Risikoausschlusses. Das aber bedeutet in letzter Konsequenz auch Ausschluss jeglicher Veränderung und jeder Grenzüberschreitung.

Stagnation ist aber der einfachste Weg ein System zu zerstören, weil sich darin Disparitäten aufbauen die sich irgendwann explosiv Luft schaffen in der einen oder andren Richtung.

Auf das System Kind bezogen bedeutet das für mich, dass ein geistig emotionaler Krüppel dabei herauskommt, der sich im Falle plötzlicher Veränderungen seiner Umgebung nicht die Instrumente an der Hand hat diese zu bestehen.

Gerade jetzt, wo abzusehen ist, das sich unsere erfahrene mitteleuropäische Welt doch sehr verändern wird, wäre das sinnvoll.
Außerdem braucht der Mensch diese Erfahrung, oder wieso werden Risiko Sportarten betrieben, aber keiner denkt mehr daran, dass da unter Umständen der Tod die Folge sein kann?
@ jonathan
Andersrum betrachtet, ist´s mir halt einfach sympathsicher... *zwinker*

Natürlich verhindert die Chimäre von Unverletz- und Unendlichkeit das Leben...aber eigentlich geht es doch um eben dies: das Leben...um die Qualität und nicht die Quantität...die Akzeptanz der Verletz- und Sterblichkeit sind nur die Voraussetzung für ein gutes, reiches Leben.

Deine Andeutung auf den Zusammenhang mit den zukünftigen gesellschaftlichen Veränderungen ist spannend...womöglich implizieren diese Veränderungen für uns aber in besagtem Zusammenhang Unterschiedliches...
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Kinder sind heute die Erfüllung eines ganz egoistischen Bedürfnisses und dafür nehmen wir sie in Haft, damit uns aus dieser ohnehin schon schwierigen Leistungsbilanz kein Totalverlust entsteht.

Es gibt keinen einzigen Grund, Kinder zu bekommen, der nicht in irgendeiner Form als egoistisch bezeichnet werden könnte.

Und was lernen wir daraus?
Wir verzichten auf Kinder, weil ... blablabla

In früheren Zeiten war der Egoismus wesentlich stärker ausgeprägt, aber nicht so offensichtlich, da Geburtenkontrolle kaum möglich war. Kinder dienten der Altersabsicherung, waren billige Arbeitskräfte und die Phase einer "richtigen" Kindheit gab es nicht oder nur selten und wenn, nur in bestimmten Schichten. Und diese privilegierten Kinder waren dazu bestimmt, Namen, Tradition, Beruf und Vermögen der Familie weiterzuführen.

Erst eine Gesellschaft, die über einen bestimmten Wohlstand verfügte , konnte sich den Luxus einer langen Phase "Kindheit" überhaupt leisten.

Übrigens: Kinder sind in der Regel viel vitaler, als angenommen.
Ganz so leicht lassen die sich nicht durch Überprotektion "verkrüppeln", da muss schon über eine längere Zeit absoluter Druck ausgeübt werden..
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
... aber als KIND eigenverantwortlich den unwideruflichen tod selber bestimmen?
In dem einleitenden Artikel geht es doch wohl nicht darum, dass ein Kind seinen Tod selbstbestimmt herbeiführen darf - das darf es juristisch übrigens, genau so wie ein 95-jähriger. Zumindest in Deutschland ist der Suizid keine Straftat. Leider ist die (aktive) Mithilfe dabei aber eine, was ich in manchen Fällen sehr bedaure.

Es geht viel mehr darum: Darf/Soll man ein Kind sprichwörtlich "in Watte packen", um es so vor allen Gefahren des Lebens zu schützen.

Ich finde, das sollte man nicht. Jedes Kind muss von klein auf auch lernen, Gefahren einzuschätzen und damit umzugehen. Sicher in altersgerechter Form, aber ein überbehütetes Dasein als Kind ist in der Regel eher schädlich als nützlich.

Der Helm beim Fahrrad (vor allem, wenn im Straßenverkehr gefahren wird) ist sicher sinnvoll, Stützräder und Knie- wie Ellenbogenprotektoren eher kontraproduktiv. Genau so wie Schwimmflügel - mein Sohn hat von Anfang an gelernt, sich auch im tiefen Wasser an der Oberfläche zu halten (eigentlich haben wir nur dazu beigetragen, dass diese natürliche Fähigkeit nicht durch Angstzustände verlernt wird *zwinker* ).
Steckdosensicherungen sind sicher wichtig, aber wenn ein Kind mal schmerzhaften Kontakt mit einer kleinen Flamme (z.B. beim Halten eines Streichholzes) nimmt, finde ich das nicht so schlimm, wenn es gleichzeitig lernt, wie es das in Zukunft verhindern kann.

Und mal ehrlich - zumindest in der gefühlten Häufigkeit der ernsthaften Unfallfolgen liegen die "überbehüteten" Kinder vorn.
@ katze
Es gibt aber qualitativ unterschiedliche...vor allem sehr unterschiedlich die seelische Entwicklung beeinflussende... Formen von elterlichen Egoismen...Funktionalisierungen der Kinder...

Die "offenen", wie die Nutzung der Arbeitskraft sind seelisch viel besser "verdaubar", als die verdeckten, wie etwa die per proxy Delegierung eigener Lebensentwürfe oder die per proxy Delegierung nicht erfüllbarer, eigentlich partnerbezogener Bedürfnisse.......
"früher"
war man froh, wenn von sieben vier überlebten, man war guter Hoffnung, erwartete aber noch kein Baby in der Schwangerschaft.
Heute geht die Negierung der Tatsache, dass immer ein bißchen Schwund ist, so weit, dass sogar ne Gynäkologin anfängt zu heulen, wenn in der 7. Schwangerschaftswoche kein Herzschlag sichtbar ist.
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
@dreilicht
Ich weiß nicht, ob wir das Vorhandensein oder Fehlen von seelischen Schäden so einfach beurteilen können. Wir sehen doch nur die jetzige junge Generation.

Meine eine Großmutter hatte 10 Geschwister, ihre Mutter starb bei der letzten Geburt, überlebt haben sechs. Sie musste mit vier (!!!) Jahren den gesamten Abwasch für die Familie machen, bevor sie mal mit ihrer Lumpen-Puppe spielen durfte. In der Schule wurde sie als Linkshänderin mit dem Rohrstock umerzogen und musste, obwohl lernbegierig und intelligent, mit 10 von der Schule abgehen.

Die andere Großmutter, ebenfalls eine intelligente Frau, hatte 14 (!!!) Geschwister, die meisten starben, sie wurde mit 9 Jahren zu einem Bauern als Magd in Dienst gegeben, der ihr mit 15 ein Kind "machte".

Diese beiden Frauen, die trotzdem perfekt lesen und schreiben konnten, viel wussten und sich immer informierten, was in der Welt los war, sind mit ihren eigenen Kindern sehr viel behutsamer umgegangen, dem Himmel sei Dank!
@Katze
unsere Beiträge haben sich überschnitten. Danke für die Illustrierung des "früher".
Und ein, nein zwei Danke an Jonathan. (Aber bitte tu was mit Deinem Foto.)
@ katze
Spricht ja eigentlich für meine These... *zwinker*

Der Neurotisierungsgrad von Eltern wie Kindern hat jedenfalls im Zeitalter von Kinderrechten, Kinderkrippen, Frühförderung, Fluorprophylaxe, Drittinstrumentunterricht, jahrelanger Kinderpsychotherapie und Ritalin, Einzelkind und inflationärer Hochbegabung bedenklich zugenommen... *mrgreen*

PS: sämtliche Anwesende inklusive deren Kinder selbstverständlich ausgenommen!!!!


Dazu passt das Zitat des Tages auf "eigentümlich frei":

Kein existentieller Trübsinn, der nicht von einer veritablen Katastrophe im Handumdrehen geheilt würde.

Michael Klonovsky
Katze
ich wollte damit nicht weniger Behutsamkeit das Wort reden und es will sicher keiner mehr auf einen Status zurück, wo es auf eines mehr oder weniger auch nicht drauf ankam, weil sowieso zu viele Mäuler da waren. Hauptsache der Stammhalter war gesichert und die Versorgung fürs Alter. Eine mindestens ebenso egoistische Motivation, wie heute vorneweg, da geb ich dir recht. Der Mensch handelt in letzter Konswequenz immer auf sich bezogen.

Was mich aber ankast ist die fast schon in den heiligen Stand erhobene Mutter Kind Kombi.

Was nun als krankhaft gilt und was nicht, möchte ich auch garn icht beurteilen. Aber was ich feststelle ist eine Einengung des denkbaren für den der es nicht tut.

Wer keinen Schmerz kennt kann ihn auch nicht nachvollziehen, also auch nicht entsprechend zur Vermeidung des selben handeln.

Was du schilderst widerspricht meiner Darlegung auch gar nicht. Beides, das verzärteln und der Rohrstock sind eine Aufoktroyierung fremden Willens, entsprechend der Zeit in der man lebt. Aber die Diktatur der Mutterliebe kommt in einem perfideren Gewand daher.

Dazu der kleine jiddische Witz einer Mutter die ihrem Sohn zwei Hemden schenkt. Der Sohn, ganz beflissen, zieht gleich das eine an. Die Mutter bricht beinahe in Tränen aus und fragt "Und das andere gefällt dir nicht?"

die Taktiken sind sehr viel ausgefeilter geworden und ein Kind konnte sich früher gegen Schläge wehren indem es sich einfach verzogen hat oder Kreuz bewiesen hat. Gegen Liebe aber ist kein Kraut gewachsen, dagegen ist man wehrlos.

Meine Tochter ist mir eher dankbar, dass sie sich offen und im Konflikt mit mir auseinandsetzen kann und das seit ihrem fünften Lebensjahr. Da ist jemand der seine Diktatur offen auslebt und gegen die man aufbegehren kann und nicht jemand der Sie mit Liebe erdrückt.

Aber das wird vielleicht jetzt auch eine Mütter Väter Diskussion, kann das sein? DAS wäre schon wieder ein Fred wert.

@******ose
wieso gefällt euch mein Arsch nicht? Schöner als Drelicht auf alle Fälle und noch dazu ohne Bart
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