Man spricht Deutsh
Nicht nur jede Nation, sondern jede Volksgruppe hat ihre speziellen Eigenschaften. Bei machen Nationen ist es schon von daher schwer, von "den Deutschen" zu sprechen, weil diese Nation im Grunde nur eine politisch gewollte Einheit darstellt. Gerade in Deutschland ist dies sehr stark ausgeprägt. Vielleicht ein Grund für das gerne so bemühte Gefühl der "Zerrissenheit" der Deutschen. Auch die Teilung Deutschlands war politisch gewollt, und ich wage mal die These, wären die Ostdeutschen nicht mit Misswirtschaft und Reiseunfreiheit und Gleichschaltung drangsaliert worden, glaube ich kaum, dass es zu einer Wiedervereinigung gekommen wäre. Die Idee der Montagsdemos war ja nicht die Wiedervereinigung. Sondern Liberalisierung und Reisefreiheit.
Wenn man in die Geschichte der "großen" abendländischen Nationen schaut, haben viele in ihrer Geschichte ganz gewaltigen Dreck am Stecken. Und gerade wenn ich in die USA blicke: Eine Nation, die auf blutiger Vertreibung bzw. Zurückdrängung der eigentlichen "Amerikaner" aufbaut, deren Bürger allesamt Nachfahren von Einanderern oder Zwangs-Eingeschleppten besteht...
Ist es die zugrunde liegende, falsch verstandene christliche Doktrin des "Geht hinaus und machet sie euch untertan"? Oder beruht auch diese letzlich auf einem genetischen Defekt der Menschheit, die nach immer mehr giert?
Ich lebe gerne in Deutschland. Stolz darauf bin ich nicht, aber ich erfreue mich an dem, was dieses Land und seine Menschen geschafft haben, und zwar über die Jahrtausende hinweg. Doch sie haben auch nicht mehr oder besseres geschafft, als viele andere Volksgruppen. Dieses "Besser" kotzt mich an, diese Großmannssucht. Was "wir", unsere Vorfahren und wir selbst geschafft haben, ist nicht besser, sondern anders. Es ist unser. Auf dieser Freude und der Anerkennung kann Patriotismus aufbauen, nicht auf "Stolz" oder dem "Wir sind was besseres"-Denken.
Wir sind aus (Sternen-)Staub, und werden es wieder sein. Und dazwischen können wir großartiges vollbringen, leben, lieben, genießen.
Im Übrigen halte ich die Nationaldebatte und das Anti-Kosmopolit-Denken einiger für ein Denken, dass sich an dem Status Quo festhält. Völker und Nationen, die ganze Menschheit war schon immer in Bewegung. Territorien, Gedankengut, Glaubensrichtungen verändern sich. Evolution. Welche der Nationen, an denen sich diese festhalten, gab es denn schon vor 1000 Jahren. Und welche wird es wohl noch in 1000 Jahren geben? Elemente werden überdauern, aber nicht Nationen.