Mir scheint das eher einer dieser Threads zu sein, in dem sich manche Deutsche hemmungslos ihrer Selbstverachtung und ihrem Selbsthass hingeben können. Das ließe sich eigentlich prima psychologisieren…
Bisher habe ich nur ein Sammelsurium an negativen Klischees gelesen. Über eine spezifisch deutsche Seele bzw. Mentalität habe ich noch nichts Treffendes gehört, nur Oberflächlichkeiten und Dinge, die man uns oft fälschlicherweise nachsagt bzw. vorwirft, die sich aber anderswo auch finden lassen. Das sind meines Erachtens eindimensionale Bilder, die uns als Kulturvolk nicht gerecht werden.
Zur deutschen Mentalität gehört für mich eindeutig das Gefühl der wiederholten Niederlage und des totalen Zusammenbruchs, was uns im negativen Sinne extrem geprägt hat. Daraus lässt sich wiederum sehr viel ableiten, vor allem der weit verbreitete pathologische Selbsthass und dem damit verbundenen Wunsch, sich an die Normen anderer Nationen anzupassen und sie zu glorifizieren.
Wenn ich z.B. mal die angebliche Obigkeitshörigkeit herauspicke, dann kann ich dafür keinen stichhaltigen historischen Beleg finden, der uns von anderen Kulturnationen derart abheben würde:
Es gab in unserer interessanten Geschichte zahlreiche Aufstände und Revolutionen wie beispielsweise die Bauernkriege in der Frühen Neuzeit 1524-26, die Revolution von 1848/49, die Novemberrevolution 1918/19, den innerdeutschen Widerstand im Dritten Reich und den Aufstand des 17. Juni 1953. Und nicht zu vergessen der Mauerfall, der ebenfalls eine Revolution war, wenn auch nur von einem Teil des Volkes, denn die Westdeutschen hatten sich weitgehend feist und feige mit dem Status Quo abgefunden.
Oftmals hat man irrtümlich das Preußentum und den Militarismus dafür verantwortlich gemacht, aber selbst im Preußentum gab es, gerade im Offizierskorps, eine Tradition des Ungehorsams, die dem eigenen Gewissen und der Ehre als Adelsmann, Offizier und Preuße verpflichtet war, während im Zeitalter des Imperialismus alle großen Nationen militaristisch waren. Die postulierte Obrigkeitshörigkeit lässt sich historisch nicht halten, sie dient ohnehin anderen Zwecken bzw. ist Teil der post-traumatischen Umerziehungskampagne nach 1945, die zwangläufig unsere komplexe Historie vereinfacht, um sie normativ zu bewerten bzw. abzuwerten und als Teil der Anklage zu verwenden.
Wer den Deutschen überdurchschnittliche Obrigkeitshörigkeit unterstellt, vereinfacht nicht nur die historische Entwicklung, sondern versteht die Deutschen auch nicht, die vielleicht einfach nur härter im Nehmen sind als andere, die sich bei geringstem Anlass im Ausnahmezustand befinden. Situiert in der Mitte Europas, ohne natürliche Grenzen und in Ermangelung strategischer Raumtiefe mussten sich die Deutschen schon immer gegen feindliche Aggressoren behaupten, was eine gewisse Zähigkeit und Härte voraussetzt, aber das wären ja positive Attribute – Gott bewahre!
Im Gegensatz zu den meisten Nutzern dieses Forums habe ich wohl ein ungebrochen positives Verhältnis zu meinem Deutschsein.
@******ool
Deine Ausführungen zur libanesischen, nicht vorhandenen StVO haben mich voll und ganz überzeugt, der Libanon scheint ja so was von liebenswert und irgendwie drollig regellos zu sein, dass wir unbedingt versuchen sollten, so wie die zu sein...