Mir ist nicht so ganz klar, warum die Banken sich schon wieder untereinander kein Geld mehr leihen wollen? Sie sich gegenseitig also nicht über den Weg trauen.
Warum sie kein Geld in italienische Anleihen stecken wollen, jedoch für Derivate haben sie anscheinend Geld ohne Ende.
Bei der Emittierung von Anleihen haben zunächst ja nicht nur die Italiener Probleme, auch Deutschland hat unlängst seine Papiere nicht in vollem Umfang unterbringen können. Allerdings sind die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen auch lausig, nämlich unterhalb der Inflationsrate.
Anders bei Italien: Italien hatte diese Woche (und das ist selten) die Situation, daß langfristige Papiere einen niedrigeren Zins notierten als die kurzfristigen; freilich beide Zinssätze oberhalb von sieben Prozent. Und als Anleger (es kaufen ja mitnichten nur Banken Anleihen) könnte man sich ja fragen, ob man ein spekulatives Staatspapier haben möchte oder ob man auf ein wenig Zins verzichtet und statt dessen beispielsweise eine Anleihe von Siemens in's Portfolio nimmt.
Für Banken hingegen stellt sich beim Kauf von Staatsanleihen zunächst die Frage, ob das Papier Handelsbestand, Liquiditätsreserve oder Anlagebestand werden soll: Beim Handelsbestand und der Liquiditätsreserve gilt, daß Kursveränderungen in der Gewinn- und Verlustrechnung berücksichtigt werden müssen; beim Anlagebestand ist dem nicht so. Der Anlagebestand wird erst etwa im Falle eines "Haircuts" berichtigt.
Weiterhin kann nach Solvabilitätsverordnung bei der Hereinnahme von Staatsanleihen auf jegliche Eigenkapitalunterlegung verzichtet werden, wenn nach dem Standardverfahren (d.h. über externe Ratings) gesteuert wird.
Und nachdem man im Zuge der sog. "Bankenkrise" nach Lehmann zusätzlich auch noch die Insolvenzordnung geändert hat, besteht ein gewisser Teil des Mißtrauens unter den Banken darin, daß man möglicherweise faktisch längst insolventen Banken schlechterdings keinen Kredit geben mag, denn möglicherweise kann man den über Nacht auch abschreiben.
Soweit einfachstmöglich die nationale Situation; bei grenzüberschreitenden Bezügen stellt sich das Gläubigerrisiko zumeist nicht als geringer dar.
Jeder ordentliche Kaufmann darf dauernd seine Buchhaltung wertberichtigen, die Banken aber sind längst ausweislich der Regelungen unordentliche Kaufleute geworden. Und Wer bitte möchte da seine Geldbörse öffnen, hätte er sie nicht längst verloren?
S'E.