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...Schützengraben im ersten Weltkrieg...
Was ist in den Soldaten vor sich gegangen in dem Wissen, am nächsten Tag müssen sie wieder in diese menschenverheizenden Schlachten?
Ernst Jüngers Stahlgewitter sind für diese Frage spannender als jeder aktuelle Spielfilm in den Kinos.
Große Materialschlachten, (z.B. an der Marne oder Somme) die als Neuerung dieser Auseinanderstzung zum Buchtitel führten, gab es nur sehr wenige. Das Treiben vor Verdun 1916, das so symbolträchtig für diesen Krieg wurde, ist wohl in der Rückschau eher Teil des Stellungs- und Grabenkrieges gewesen, allerdings in der Tat mit hohem Materialeinsatz und vielen großangelegten Einzeloffensiven.
Die meiste Zeit in den Schützengräben, die bis zu vier Meter tief und mehr ins Erdreich gebaut wurden, war von gähnender Langeweile in den Unterständen und sporadischen Kugeln in den Köpfen von unachtsamen Kameraden durch Scharfschützen geprägt.
Und bei allen Engpässen in der Versorgung hat man den Eindruck: Alkohol, vor allem Schnaps, war fast immer genug vorhanden. Dies erklärt vieles.
Da muß doch ne unglaubliche Panik mit anschließender völliger Abstumpfung vor sich gehen.
Zu den interessantesten Erkenntnissen beim Lesen zählt für mich - und das ist wohl hier für das Thema besonders relevant - die Rolle der Offiziere genau an diesem Punkt.
Gerade in Todesgefahr klammern sich offenbar die Menschen ganz besonders an jene Lichtgestalten, die noch das mentale standing haben, Zuversicht, Ruhe, Hoffnung oder sogar Begeisterung zu vermitteln.
Es gilt wohl als historisch gesichert, dass Stalins Säuberungsaktionen 20 Jahre später, die zu einem unglaublichen Ausdünnen des russischen Offiziers-Corps geführt hatten, in erster Linie für das Versagen der Sowjet-Armee in den ersten Kriegsjahren des zweiten Weltkriegs verantwortlich waren. Auch die ersten in Nordafrika angelandeten, extrem kriegs
unerfahrenen amerikanischen Truppen sollen kein gutes Bild abgegeben haben: Panikartige Rückwärtsbewegungen waren dort an der Tagesordnung.
Wir würden wir uns wahrscheinlich einfach nur wundern, wie viele hoch- und weniger intelligente Menschen am jüngsten Tag dann doch noch das Vaterunser beten.