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Ich hätte nie gedacht...

@ Vaterlosigkeit und Bindunsunsicherheit im Allgemeinen
Es gibt übrigens noch eine exponierte Persönlichkeit des politischen Lebens, die ähnliche Kindheitstraumen wie Wulff erlitten hat:

Auch diese wurde de facto von zwei Vätern "verlassen" und eine egozentrische, wohl hysteriforme Mutter war entweder ganz absent oder zu keiner stabilen Beziehung zum Sohnemann in der Lage.

Die Folge ist bei beiden Personen eine gewisse fassadäre "Mildheit", der offenkundige Drang, durch die Positionen, die sie vertreten, die "Herzen" des Publikums zu gewinnen und die Affinität zu finanzstarken "Freunden", die ihrem Leben Glamour geben und wichtiger: deren Eigeninteresse gesteuerte Zuwendung als väterliche Akzeptanz verkannt wird.

Solcherart traumatisierte Kinderseelchen schaffen es besten- (oder schlimmsten)falls zum Charismatiker und sind politisch ein Totalausfall, da ihnen rationale Entscheidungen, Positionswechsel wenn nötig wieder den Zeitgeist, kaum möglich sind....zu sehr starren sie auf die Gesichter der Anderen...darauf, ob sie angelächelt werden.

Die Fassade der philanthropen Mildheit ist übrigens dünn...die Reaktion auf Kritik entspricht dem seelischen Alter, in dem sie letztendlich verblieben sind: sie werden - unter Druck gesetzt - entweder trotzig herrisch oder trotzig weinerlich....auf alle Fälle aber trotzig.

Es mag etwas über unsere Zeit aussagen, dass es solche Persönlichkeiten in politische Spitzenpositionen gespült hat.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
@******cht

Die Gefahr besteht im Wesen der repräsentativen Demokratie....

Das sehe ich als hilfweiser Monarchist ja ähnlich, aber wenn ich mir vorstelle, dieser Prügel-August aus Hannover oder gottbewahre KTG würde König, ist mir Wulff als Präsident doch beinahe noch lieber.

@*******esch

Wie gesagt beschäftigen mich weniger die konkreten Details dieses Falles, als vielmehr die Art der Berichterstattung und die Medien selbst.

In ihrem fast wahnhaften Verlangen, möglichst viele von "denen da oben" vom Thron zu stoßen, hat sich die versammelte Journaille mehr und mehr von ihrem eigentlichen Auftrag neutraler Berichterstattung entfernt. Dieses Verhalten ist einer der wesentlichen Gründe, warum wirklich fähige Leute es tunlichst vermeiden, sich derart öffentlich zur Schau zu stellen, so dass wir eben mehr und mehr von drittklassigen Hysterikern (Im Sinne Riemanns) regiert werden.

Es mag etwas über unsere Zeit aussagen, dass es solche Persönlichkeiten in politische Spitzenpositionen gespült hat.

Eben.

Hierdurch droht die sogenannte vierte Gewalt ihre Daseinsberechtigung zu verlieren, was sich ja unter anderm darin äußert, dass gebildete Menschen sich zunehmend interaktiv und horizontal im Internet informieren.

Einstweilen ist diese neue Öffentlichkeit aber offenbar nur für den arabischen Frühling relevant. Hierzulande bekommt man den Eindruck, dass die Abstinenz der Intelligentia in den alten Medien die Einflussmöglichkeiten des Springer-Verlages eher noch vergrößert, was sicher nicht wünschenswert ist.
Was an der Affäre stört
ist gar nicht mal die Person Wulff selber. Wieder ein zweitklassiger Politiker, der meint, sich durchlavieren zu können, und dabei (hoffentlich) auf die Nase fällt. Und?

Viel nerviger ist (a) die Demontage des Amts. Der Mensch, der da sitzt, hätte nämlich durchaus was zu sagen. Als moralische Instanz taugt es. Vorausgesetzt, es wird ein Staatsmann da reingewählt und kein Politiker.
(Meine Definition eines Staatsmanns: Er/sie schaut nicht nur auf den eigenen Vorteil, bzw. auf länger als nach der nächsten Wahl.)

Ausgesprochen doof finde ich auch (b) dass die Affäre ausgerechnet der Blödzeitung den Anstrich des investigativen Journalismus verleiht.*umpf* Das passt ungefähr so zusammen, als würde ich meinem Goldfisch zu Weihnachten ein Fahrrad schenken.
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