Allgemein:
Ich mag Etiketten auch nicht. Aber ofinterest, ich dachte die Ursprungsfrage von dir ging in die Richtung, warum ich schrieb, dass wir mehr Philosophen bräuchten und es mehr AbsolventInnen eines Philosophiestudiums gibt als Philosophinnen.
DAS letztere zumindest ist einfach zu beantworten: Weil das Etikett Philosoph für mich auf jemanden passt, der einen bemerkenswerten Teil seines Leben pholosophischen Fragestellungen widmet.
Was ist Philosphie? Das kann ich auch mal in Thesen packen, wenn dir das besser gefällt
:
Philosphie oder nicht, die Antwort darauf steht und fällt für mich mit dem Erkenntnisinteresse. Ein Erkenntnisinteresse an Fragen nach dem Sein, dem Sinn des Lebens, der Moral/Ethik oder "der" Wahrheit, ist für mich eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung um von Philosophie zu sprechen.
Nicht hinreichend ist es, weil die Theologie ähnliche Fragen stellt, jedoch diese meist aus einem göttlichen Quell schöpfen will.
Eine weitere Bedingung wäre demnach, dass sich Philosophie aus der Vernunft, dem Verstand und der Einbildungskraft des Menschen speist.
Und als letzte Säule, würde ich die Freiheit des Selbstwiderspruchs als notwendig erachten. Da spielt auch der Realitätschek (s.u.) mit hinein. Wenn die Realität den eigenen Gedanken offensichtlich widerspricht, gerät meine Vernunft mit meiner Phantasie in einen Widerspruch.
Die Bedingungen verhindern nicht, dass der Rand der Philosophie unscharf bleibt, aber das halte ich für eine Stärke. Denn wenn wir sehen, wie die theoretische Physik, die Medizin, die Computertechnik, die Soziologie etc. sich mit der Philosophie austauschen, ist es doch schön, dass es Schnittmengen gibt und keine klare Abgrenzung.
Das gleich gilt für mich auch vom einfachen Nachdenken zum Philosophieren: Der Übergang ist fließend.
@*********cial
Beim Philosophischem ist das nicht unbedingt so, da man sich ja (nach meiner bescheidenen Kenntnis) zumeist in Gedankengebäuden bewegt, welche man ja beliebig aufblasen und abstrahieren kann ohne dabei permanente Realitätschecks durchführen zu müssen (oder können), wie in den Naturwissenschaften.
Die Philosophie ist ja ein weites Feld. Viele Bereiche der Philosophie, die sich mit Politik, Ethik/Moral oder Seinsfragen beschäftigen sind nicht weniger Realitätschecks unterworfen als andere Wissenschaften auch. Von daher ist deine Kenntnis nicht korrekt.
Natürlich gibt es auch wirklichkeitsferne Philosophen, aber dass es mehr weltfremde Menschen sind als in anderen Berufen mag ich nicht zu behaupten. Die meisten Philosophen, die wir heute noch erinnern, waren sehr scharfe Beobachter der Wirklichkeit.
Aber erlaube mir eine Frage. Ist das hier (eine Reise in die 10. Dimension) realitätsfern oder ist es gerade die Realität?
Oder ist es realitätsfern, wenn es falsch ist, aber real, wenn es richtig ist? (und ist das jetzt Physik, oder Philosophie?
)
@**********ecter
Das gleiche gilt ja aktuell für Intersexuelle auch. Letzens hab ich eine Studie aus dem Jahr 2010 über die Historie der Forschung gelesen, da wird einem schlecht, was da an "Chirurgischem Fachwissen" immer noch umgesetzt wird.
Im Fall der Intersexualität ist es auf jeden Fall ein Problem, dass es nur ein, zwei "Wahrheiten" gab/gibt.
Der Realitätscheck beißt sich selbst in den Schwanz, wenn man selbst die Realität schafft, die man dann beobachtet und die Wissenschaft sich auf 2 Studien von 1950 beruft und die immer wieder abschreibt.
Aber versuch mal in einer Diskussion einzubringen, dass es nicht so einfach ist mit dem hormonellen, chromosomatischen, genitalen, gesellschaftliche und gefühltem Geschlecht. (jetzt kommt auch noch das neuronale Geschlecht dazu)
In diesem Fall war die philosophie Schrift von Judith Butler "gender trouble" übrigens viel näher an der Realität (meiner Meinung nach) als die Medizin.