@********olle
Ich glaube das Problem fängt schon mit der Definition von "Liebe" an. Nicht wenige sprechen eifersuchtsfreier Zuneigung den Status "echter Liebe" ab. Das heißt, wenn ich kein Besitzdenken entfalte, Liebe ich nicht richtig. Wenn ich keine Verlustängste spühre, dann liegt mir auch nichts an dem, was ich habe.
Wenn du so einer Liebesdefinition folgst, bist du nicht egoistisch, wenn du die Partnerin nicht teilen willst, da dies Teil der Liebe ist.
Egoismus bedeutet, dass immer etwas zu einer Situation hinzukommt, nämlich der Vorrang des Selbst vor anderen. Wenn dieser Vorrang Teil eines Begriffes oder der Situation ist, kannst du dich gar nicht egoistisch verhalten.
Beispiel:
Du bist allein, hast keinen Besuch und stehst vor deinem Kühlschrank und es ist nur noch ein Erdbeerjoghurt da. Wenn du es ohne nachzudenken für dich nimmst, wird dich niemand einen Egoisten nennen.
Wenn du aber eine offenere Definition von Liebe hast, nämlich, dass du das Beste für den Partner willst, liegt die Sache anders. Allerdings gibt es für mich auch dort zwei Ebenen: Selbstschutz und Egoismus sollten nicht in einen Topf geworfen werden.
Sich selbst vor Verletzungen zu schützen, das ist noch kein Egoismus.
Hier kommt meiner Meinung nach der Andere ins Spiel. Liebespartnerschaften sind ja keine Einbahnstraße. In einer gelungenen Liebesbeziehung sind beide Partner aufgeschlossen dem anderen gegenüber.
Das heißt, auch dein Partner überlegt sich: Bin ich egoistisch oder nicht? Ein liebender Partner würde, so meine Meinung, dem Drang nicht nachgeben, wenn er sieht, dass er dich dadurch verletzt. Das heißt, man würde in einen Dialog eintreten in der beide Seiten ausloten, was wirkliche Verletzungen auslösen würde und was "nur" Ängste sind oder was Egoismen und Besitzdenken.
Auf jeden Fall würde ich in einer gelungenen Partnerschaft sehr vorsichtig damit sein Egoismen einander zu unterstellen. Bedürfnisse sind niemals egoistisch, die Art sie auszuleben kann es dagegen sehr wohl sein.
Daher gilt es nicht jemanden (oder sich selbst) auf Grund von Bedürfnissen zu geißeln, sondern sich an einer passenden Umsetzung zu versuchen.
Soweit meine Meinung.
Brynjar