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Egoismus

*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich führe das sicher aus, später. und ich beharre drauf, dass man das auch ganz anders sehen kann - mich reizt gerade der unterschiedliche Blick aufs Thema.
Immerhin hat es hier mal nur bis Seite vier gedauert, bis nach der Definition dessen, was diskutiert werden soll, gefragt wird. Allermeistens wird im Joyclub 30 Seiten Thread aneinander vorbei gepostet, das versaut den Debatierstil.

Das ich keine eigene Definition von Egoismus habe, werde ich am Wochenende bestimmt hier wieder weiter mitlesen und mir meine Definition nach und nach erschließen.

Gruß, Gardez
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das ich keine eigene Definition von Egoismus habe, werde ich am Wochenende bestimmt hier wieder weiter mitlesen und mir meine Definition nach und nach erschließen.


Egoismus ist ein häufig verwendeter Begriff, dessen Deutung scheinbar jedem sofort klar ist. Aber eben nur scheinbar. Denn in Wirklichkeit definiert jeder "Egoismus" anders. Jeder.

Ich finde es gerade spannend, nach unterschiedlichen Definitionen zu forschen, weil es gerade hier keinen allgemeinen "Wert" gibt. Erschließen trifft es ganz genau. Danke.
Egoismus ist ein häufig verwendeter Begriff, dessen Deutung scheinbar jedem sofort klar ist./quote]

Fast OT: Ist das nicht mit jedem Begriff so? Kommunikation unterliegt keinen festgelegten Gesetzen. Wir sind alle darauf angewiesen das unser Gegenüber annähernd das versteht was wir meinen.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Recht hast du.

Dennoch, ist gerade der Begriff "Egoismus" extrem dehnbar und wird durchaus auch als Waffe eingesetzt. Scherzhaft benutzt oder auch absichtlich falsch angewendet. Natürlich passiert das auch mit vielen anderen Begriffen.

Gerade im Bereich der Zweierbeziehung bekommt er oft "Nebenwirkungen"...das interessiert mich.
okay,
solange hier ansonsten noch alle schlafen oder arbeiten, nutze ich die Gelegenheit den Begriff mal für mich zu definieren. Erstens ist Egoismus bei mir negativ behaftet und wird zweitens oft missbraucht. Jemanden als Egoisten zu bezeichnen impliziert das er ständig so agiert. Dabei ist der Auslöser für einen solchen Titel oft situativ.
Wahre Egoisten sind meist gesellschaftlich nicht kompatibel. Zuweilen ist wohl ein Jeder darauf angewiesen hier und da egoistisch zu handeln.
Wer kennt nicht das schlechte Gewissen wenn man die eigenen Bedürfnisse über sein Umfeld gestellt hat? Wer jetzt die Hand hebt hat ein gesundes Verhältnis zu dieser Wesenseigenart.

Und Heidicgn, der Begriff ist nicht dehnbar. Nur das Empfinden des Betroffenen
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Mein Lieber, ich werde mich mit dir nicht über die Deutung von "dehnbar" auseinandersetzen, ganz sicher nicht.

Jemanden als Egoisten zu bezeichnen impliziert das er ständig so agiert.
Nööö, ich bin auch manchmal idiotisch und bezeichne mich so, nehme das aber nicht zum Anlass, grundsätzlich ein Idiot zu sein.



Dabei ist der Auslöser für einen solchen Titel oft situativ.

Ja, und subjektiv. Denn der Impetus des Handelnden kann einer sein, der vom Gegenüber nicht gesehen oder doch zumindest nicht gewürdigt wird.
ahhhhhhhhh
Frauen .......

War ja klar *zwinker*

Ich bin ja grundsätzlich bei Dir. Egoismus ist eine Wesensart, hingegen Idiotie meist nur temporär auftritt (okay, jedenfalls bei den meisten)

Würde man differenzieren müsste man "Du handelst gerade sehr egoistisch" sagen statt "Du bist ein Egoist ". Dieses "Du bist, er ist, usw." setzt voraus das der titulierte dauerhaft egoistisch ist.
Oder fällt dies in die Rubrik "weibliche Übertreibungen" - siehe "..... Du bringst nie den Müll raus" kotz
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Schatz, was willst du mir in deiner Kryptik sagen?

Alltagssprache differenziert doch ganz selten, und natürlich sollten wir alle in "Ich-Botschaften" sprechen - bloß, wer tut das ohne sich dann abschätzig als "Amateurtherapeutin" betitelt zu sehen.

Ich persönlich habe diese "nie" und "immer" - Aussagen komplett aus meinem Repertoire gestrichen *stolzguck*.
*pruust*
wer´s glaubt Honey ..... *lol*

Einwand verstanden und akzeptiert. Wobei ich daran festhalten muß das es sich grade beim Egoismus um einen speziellen Fall handelt.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
D'accord...aber gerade die "speziellen Fälle" sind es doch, die soviel Spaß machen.....
@**********inerung

Siehe mein Motto. *zwinker*

@*****mus vs. Egoist

Für mich besteht ein Individuum aus vielen Bausteinen. Nicht unerheblich wenige davon sind Zuschreibungen. Als egoistisch verstehe ich verhalten, indem sich die Betreffende bei mehreren Handlungsalternativen in ihrer Motivation (fast) ausschließlich vom eigenen Vorteil leiten lässt.
Egoistisch ist also nicht die Handlung, oder die Wahl, sondern die Motivation, die Handlungsmaxime (nach Kant) die hinter der Wahl steht.

Zur Egoistin wird man in meinen Augen dann, wenn diese Handlungsmaxime so oft angewendet wird, dass man den Menschen ohne sie zu erwähnen gar nicht mehr ordentlich beschreiben könnte. Natürlich ist das ein subjektives Urteil über jemanden. Wenn es nur auf einer Beobachtung beruht und die verallgemeinert, dann ist es ein Vor-Urteil und für mich unzulässig.

Das alles schließt einiges vom Egoismus-Begriff aus, da es nur auf Wesen zutrifft, die überhaupt Handlungsmaximen entwickeln können. So habe ich vorhin erst einen Aufsatz gelesen, in dem sehr plausibel dargestellt wird, weshalb Kleinkinder zwar moralisches Verhalten nachahmen können, aber nicht in der Lage sind die innere Verpflichtung zu verspühren, die aus einem Verhalten ein moralisches Verhalten machen.
Das heißt, sie können so handeln, dass es für einen Beobachter als moralisch richtig erscheint, aber die Motivation ist meist amoralisch (z.B. Furcht oder sogar Angst).

Natürlich gibt es andere Egoismus-Definitionen, sogar solche, die ohne ICH auskommen... nicht so mein Ding.
**********ecter Mann
3.203 Beiträge
egoismus ist für mich, wenn man sich rechte, freiheiten usw.herausnimmt, die man dem anderen nicht zugestehet.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Dies fand ich in einem Essay vom Felix Schreiber.

Plädoyer für den Egoismus

These: Eine Bezugsgruppe ohne den Egoismus ihrer Mitglieder ist undenkbar.

Der Selbsterhaltungstrieb ist der stärkste aller Triebe. Der Wille zu überleben ist unermesslich stark. Nur die Selbstachtung mag ihn bremsen. Der Mensch braucht zur Selbsterhaltung die
Gemeinschaft anderer, er ist „soziales Wesen“.

Der Mensch handelt nach seinem eigenem Vorteil, er tut alles zur Selbsterhaltung. Er handelt so, dass er sein Leben möglichst lange (in seiner Bezugsgruppe) erhalten kann. Der Mensch strebt danach, sich selbst und seinen Platz als Teil seiner Gruppe zu sichern, weil die Gruppe für ihn Sicherheit, Überlebenssicherheit bedeutet. Das heißt, dass es für mich keinen Widerspruch darstellt, wenn unsere soziale Bezugsgruppe uns drängt, egoistisch (manche meinen damit asozial) zu handeln. Erwünschtes Verhalten ist nicht Aufopferung für die Gemeinschaft Relevanter Anderer, sondern selbstbewusstes, ich nenne es „egoistisches“ Verhalten. Ohne
Selbstbewusstsein ihrer Mitglieder wird Gruppe zur Masse, zur Herde.

Der Mensch hat den Egoismus als Antrieb sich „gut“ zu verhalten, sich seinen (anerkannten) Platz in der für ihn relevanten Gemeinschaft zu sichern, somit sein eigenes Leben zu sichern. Diese These heißt nicht, dass der Mensch nur durch kurzfristig egoistischegozentrisches Verhalten überleben kann und will, im Gegenteil, er muss sich langfristig egoistisch, das heißt selbstbewusst, verhalten, damit die Relevanten Anderen ihn überhaupt akzeptieren und dann auch tragen. In jeder Gruppe
werden auf Dauer nur Mitglieder akzeptiert, die sich selber erhalten möchten.

Mit anderen Worten: Gemeinschaft mit Anderen ist nur durch Egoismus möglich. Wäre der Mensch kein Egoist, würden die Bezugsgruppen zerfallen bzw. nicht zustande kommen, und der Mensch würde keinen Grund haben sich „gut“ zu verhalten. Der Mensch würde mit seiner Gruppe untergehen.

Mensch sein ohne Egoismus ist undenkbar, weil der Mensch auf die anderen in seiner Bezugsgruppe angewiesen ist. Hat er die Anderen nicht, geht er zugrunde. Der sich nur anderen hingebende Mensch wird aus der Gemeinschaft seiner Nächsten ausgeschlossen.

Menschliches Zusammenleben geht davon aus und ist nur möglich, wenn jeder Mensch Egoist ist. Ist er es nicht, fürchten die anderen, wegen ihm den Untergang ihrer Gruppe zu riskieren und stoßen ihn aus.

Nicht gesellschaftsfähig – und deshalb gefährdet ausgestoßen zu werden ist einer, der nicht auf sich selber „achtet“, sei es äußerlich (z.B. die Furcht „ungepflegt“ zu erscheinen) oder innerlich
(z.B. Furcht vor psychischer Krankheit). Die Anderen stoßen ihn aus, weil sie Angst haben, er könnte dem Handeln zu ihrer Selbsterhaltung im Wege stehen.

http://www.psychostudium.de/dateien/egoismus.pdf

Das finde ich ebenso spannend wie die Ausführungen von Brynjar, zumal es eben kein philosophischer Ansatz ist, sondern ein sozialpsychologischer.
Ja, ich finde es auch interessant, muss dem Herrn Schreiber jedoch widersprechen, denke sogar, dass er sich selbst widerspricht. Mal sehen ob ihr das auch so sieht.

Er bedient sich erst mal einer Definition des Egoismus, um sie dann positiv zu besetzen.
„(Ichsucht, Selbstsucht, Selbstliebe) ist nach dem am Ende des 19. Jahrhunderts gültigen Sprachgebrauch diejenige Gesinnung, die sich nur durch die Rücksicht auf das unmittelbare eigene Wohl oder Wehe, den eignen Nutzen oder Schaden leiten lässt und deshalb eine Aufopferung des eignen Interesses zu Gunsten des Fremden oder im Dienst einer allgemeinen Idee ausschließt...“

Die Definition halte ich für seine Argumentation für nicht glücklich, da es ihm in der Diskussion nicht um den Fremden oder eine allgemein Idee, sondern um den relevanten Anderen geht. (Anmerkung: Damit sind die Leute gemeint, die mein Leben beeinflussen, also um Gegensatz zu all den Millionen Menschen, die mein Leben nie berührt. In der Globalisierten Welt kann der relevante Andere auch ein Kinderbekleidungsfabrikant in China sein, der mein Kind vergiftet, weil er mit giftigen Farben prodiziert.)
In der Definition ist ein Lücke in der Frage, wie es mit der Aufopferung des eigenen Interesses zu Gunsten meines Nächsten aussieht.
Das wäre nicht schlimm, aber Schreiber geht es genau um den Fall, weshalb er für mich mit einer untauglichen Definition arbeitet.

Er führt im folgenden einen "Selbsterhaltungstrieb" ein der alles andere überstrahlen soll. Das ist für mich problematisch, weil der Selbsterhaltungstrieb oft nicht wirkt. Eltern stellen ihr eigenes Wohl oft hinter das des Kindes, Menschen rauchen, nehmen Drogen, arbeiten sich zu Tode für eine Beförderung, Essen sich krankhaft fett, bleiben mit Partnern zusammen, die sie zu Tode prügeln, sprengen sich für religiöse Ziele in die Luft, verteidigen auf Befehl Deutschlands Sicherheit am Hindukusch oder pflegen den siechen Ehepartner und gehen dabei selbst zu Grunde.
Der Selbsterhaltungstrieb ist sehr basal. Er scheitert ständig an komplexen Wechselwirkungen (rauchen), allgemeinen Ideen (Freiheit verteidigen) und oft "verliert" er gegen den Trieb in der Gesellschaft ein gewisses Ansehen zu erreichen.
Situativ ist er unglaublich stark, dass will ich nicht bestreiten. Aber, wie Schreiber sagt: Der Mensch ist ein soziales Wesen und das soziale Existieren ist auch ein Trieb, nur kein direkt biologischer.

Das klingt so, als würde ich gegen Schreiber schreiben, aber er sagt selbst: Der Trieb führt dazu, dass der Mensch in seiner Bezugsgruppe möglichst lange leben kann. Moment! Gerade war Egoismus doch noch gegen das Aufopfern für eine Idee gerichtet. Aber eine Gruppe konstituiert sich oder wird konstituiert von einer Idee von sich selbst. Wenn ich aber alles tue um Teil dieser Gruppe zu bleiben, dann muss ich mich dieser Idee unterwerfen, die bestimmt, wer außen und wer innen ist.
Daraus folgt, dass im Zweifel die Definition der Gruppe bestimmt, wie ich mich verhalte. Wenn die Gruppe egoistisches Verhalten sanktioniert, werde ich aus Selbsterhaltungstrieb egoistisches Verhalten vermeiden.
Wenn jedoch, wie er schreibt, die Gruppe Egoismus fördert, werde ich zum Egoisten. Daher sollten wir uns nicht wundern, ergänze ich, wenn eine Idee wie der Kapitalismus Egoisten hervorbringt. Denn die Idee ist ja: Auch wenn alle egoistisch handeln, entsteht durch den Markt dadurch etwas Gutes.

Der Selbsterhaltungstrieb führt also nicht, wie man annehmen könnte, zwingend zu egoistischem Verhalten. Er führt vielmehr dazu, dass wir uns Einflüssen von außen öffnen und damit letztlich zu unterschiedlichen Wesen werden vom Egoisten bis zum Altruisten.
...jenseits von Kategorien und Schubladen werden wir das Erkennen
können, was ist.

Ein Baum wird nicht zu einem Baum, wenn ich ihn betrachte,
ich mache ihn zu einem. Ich kann ihn als Eiche klassifizieren,
ich kann seine Ausmaße und Ausprägungen beschreiben,
ermessen und untersuchen.

Ohne das Ein- und Ausströmen der Energien zu spüren, ohne die Erde die ihn hält, ohne das Wasser das ihn durchstömt,
den Wind der ihn wiegt,werde ich sein SEIN nie begreifen.

Denn erst wenn ich den Baum verstanden habe, kann ich auch den Menschen verstehen. Insofern ist auch er kein eigennständiges Wesen sondern ein Element des Ganzen, eingebettet in das dynamische Feld.

Den Baum vor lauter Wald nicht zu erkennen, heißt den Gegenüber vor lauter Menschen nicht zu sehen und zu vergessen, dass er ohne sein Umfeld nicht(s) ist.

Es ist immer eine Frage der Perspektive, der Messung, ob ich den Wald vor lauter Bäumen nicht erkenne, dass hat auch Heisenberg bei der Formulierung der Unschärferelation erkannt.

Jeder Blick, jedes Wort bringt die komplementären Eigenschaften des Sujets zum Verschwinden.
Doch wer den Blick öffnet...erkennt die Welt.
Insofern haben sich Adam und Eva erkannt, dem Apfel sei Dank.
Waren sie frei von Egoismus? Ja, in dem Moment, indem sie verschmolzen.

Es muß also heißen : ego cogito, non ergo sum !
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