Morgendliche Schnellschüsse
sind manchmal ja ganz nett.Mir erschließt sich die Kombination der verschiedenen Aspekte nicht. Aus eigenem Erleben versuche ich eine Standortbeschreibung.
Bewusst in der Ich-Form: Ich erlebe hier das Faszinosum der Anonymität in vollem Umfang. Und denke ganz oft, meine Güte, was es nicht alles gibt. Mich schreiben Männer an, die einfach davon ausgehen, dass mein Sexleben genau so funktioniert wie ihres. Bis dahin ist das völlig okay.
Nun ist das so, dass ich nicht sieben Tage lang dauergeil durchs Leben hüpfe und die Hände nicht von meinen sekundären Geschlechtsorganen lassen kann. Und damit haben wir divergierende Wahrheiten. Vieles lese ich mit den Augen der Alice im Wunderland: du musst verrückt sein, wenn du hier bist.
Ich rege mich auch nicht auf, aber ich mache mich gern lustig, wenn mir jemand schreibt "geile Titten" (zumal man die auf keinem meiner Pics sehen kann) und ich bin ermüdet von Mails "tolles Profil", die auf Rückfrage, was denn wohl gefällt, nichts mehr nachfolgen lassen. Ich bekomme eine Reihe Kontaktwünsche, die copy und paste entstehen. Das mag sicherlich in vielen Fällen funktionieren, in einigen aber auch nicht, wie immer ist im Marketing der Mix entscheidend. Und das stete Bemühen, hinter Vanitas Veritas zu entdecken.
Heißt, Fotos und Texte sollten mich ansprechen. Dabei wird hier im Joy überproportional gelogen, sowohl mit Bildern wie mit Worten. Auf beiden Seiten kommt das vor. Auch und nicht zuletzt unterstützt durch den Textgenerator. Und intensiviert durch diejenigen, die Texte nicht lesen können. Oder wollen.
Selektionskriterien sind sicherlich individuell, da kann ich nur meinen eigenen heranziehen, die Schwanzlänge spielt nicht die disponierte Rolle, die Männer ihr zutrauen, für mich zählen andere Kriterien deutlich mehr. Der Schwanz ist da, wie im richtigen Leben, eher am Ende. In meinem Fall steht der Wunsch nach Authentizität über allem, in allen Belangen.
Sich über Ausschlusskriterien zu definieren, ist ein zutiefst menschliches Muster, weil wir immer zuerst wissen, was wir nicht wollen, je nach Erfahrungshorizont, beginnen wir mit den No-Gos, ehe wir zu den Gos kommen und die in positive Kriterien umbauen können. Das nennt man Entscheidungsfindung.
Ich sehe das genau wie Katze: ich möchte nicht in einer Tittenphalanx als die Nummer 37 auftauchen, ich will auch gerne die Pole Position haben. Und geben.
Hat das etwas mit Emanzipation zu tun? Nein. Rollenverhalten zu hinterfragen, ist immer nützlich, den Frauen ihr Rollenverhalten vorzuhalten mit dem Schwanz in der Hand, ist aber wirklich obsolet. Denn die archaischen Muster sind wie sie sind. Männlicher Zugangskanal Nummer 1 ist das Auge, bei Frauen halten sich akustische und synästhetische Reize nach wie vor oben. Deswegen klappt die Deckung nicht immer.