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Märchen und Ihr tiefer Bedeutungsinhalt

Märchen und Ihr tiefer Bedeutungsinhalt
Im JC werden ja oftmals Märchen erzählt, oder bildhaft dargestellt.
Um diese soll es sich (ausnahmsweise) mal nicht drehen.

In diesem Thread wollen wir klassische,altertümliche oder moderne Märchen
(figuren) behandeln und die tiefliegenden Weisheiten ergründen.

Grimm:

Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol ich der Königin ihr Kind;
ach, wie gut dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!

Für wen steht Rumpelstilzchen?
der fiskus...
...nimmt einem aber auch alles wech... *tuete*
****ra Frau
2.917 Beiträge
ich empfand bereits als Kind diese Aussage vom Rumpelstilzchen als psychopathisch.
Ok, damals kannte ich den Ausdruck noch nicht, aber das Gefühl war das gleiche.

fixiert auf seine Taten, ohne Rücksicht auf seine "Opfer", gnadenlos im Umgang, bzw. der Umsetzung seiner Fantasien.

Unberechenbar und nur mit den eigenen Waffen zu schlagen.
rumpelstilzchen könnte für einen kredithai stehen.
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Moment mal!

Die Müllerstochter macht mit bei einem großangelegten Schwindel, den ihr Vater angezettelt hat. Der will sie unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, nämlich, dass sie Stroh zu Gold spinnen kann, mit dem König verkuppeln, der dringend Knete für seine Kriege benötigt.

Das gehorsame Mädchen durchschaut nix, lässt sich vom Gnom mit übernatürlichen Kräften helfen und verspricht ihm dafür ihr erstes Kind, was ja auch nicht gerade von einem zarten Gemüt zeugt, aber sie ist verzweifelt und hat keine andere Wahl! Hat sie wirklich nicht?

Als sie dann Königin ist und ihr erstes Kind bekommt, will der Gnom das holen, was ihm versprochen wurde - ok, der Vertrag würde heute gegen die guten Sitten verstoßen.

Wäre sie emanzipiert gewesen, wäre der ganze Schlammassel nicht passiert.
*zwinker*
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Also, Rumpelstielzchen steht für einen, der weiß, worauf es den Mächtigen, scheinbar Guten in der Gesellschaft, wirklich ankommt.
Der aber auch weiß, dass mit Gold nicht alles zu bekommen ist, was das Leben bunt und lebendig macht. Deshalb wünscht er sich ein Kind.

Er ist einer, dessen Hilfe man gerne annimmt, den man im Grunde aber nur benützt und dann abserviert, alles unter dem Deckmäntelchen von Anständigkeit und Moral.

Irgendwelche Parallelen zu heute?
das Mädchen gab erst ihr Halsband!, dann ihren Ring! und dann versprach sie ihm ihr Kind!

http://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/rumpelstilzchen
steht das Rumpelstilzchen nicht für unsere eigenen verdrängten Anteile der Persönlichkeit?
"ach wie gut, daß niemand weiß..."

Sie sind da und drängen immer wieder an die Oberfläche, werden aber doch wieder schön versteckt... bis sie irgendwann erkannt werden. Idealerweise von einem selbst. Und sich das Rumpelstilzchen dann in Rauch auflösen kann.
Es ist erlöst.

Irgendwann hab ich mal viel zum Thema Psychologie und Märchen gelesen, aber natürlich sämtliche Literatur vergessen, deshalb gibts leider keine Quellen. Aber selber gockeln macht ja auch schlau *zwinker*
**********lhaus Paar
1.116 Beiträge
Rumpelstilzchen ist für mich der klassische Nihilist - er arbeitet scheinbar für andere Zwecke und Menschen, ist aber immer seinem eigenen Ziel und sich selber treu.
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
@*****tas
Du meinst vielleicht: "Kinder brauchen Märchen" von B. Bettelheim?

Manche Forscher schwören darauf, dass die alten Volksmärchen unser Unbewusstes widerspiegeln. Vielleicht haben sie recht ...

Ich überlege schon die ganze Zeit, warum ich, ganz im Gegensatz zu Lysira, es als Kind immer ungerecht empfunden habe, wie mit dem Rumpelstielzchen verfahren wurde.
Natürlich fand ich gut, dass die Müllerstochter alles versuchte, um ihr Kind nicht hergeben zu müssen. Welches Kind will das schon.
Trotzdem: Ein Unbehagen blieb ... *gruebel*
Die Parallelität der Handlungen des Vater´s, der Tochter und des Königs
sind unverkennbar.

Der Zwiespalt, personifiziert durch R. fordert einen immer höheren Preis,
der zuerst abhängig macht (Halsband) dann bindet (Ring) und schließlich
die Seele, das Selbst, das (innere) Kind fordert.

Der Zwiespalt findet im Außen (mit dem Vater und dem König statt) als auch im Inneren mit R. statt.

Der Teufel, von je her für die 2 (-heit) stehend, ist zugleich Luzifer, der das Licht bringt,wenn sich der Mensch sich entscheidet.

Die Boten sind die Gedanken, die ins unbewußte Herabsinken, um dort
nach "verschütteten" Gefühlen, Erlebnissen,Antrieben, Werten zu suchen.

Insofern erscheint R. als Erfülllungsgehilfe Luzifers,
als Spiegel der eigenen zwiespältigen Wahrheit . Im Lichte (der Begegnung) des Anderen erkenne dich selbst.

"Nun, Frau Königin, wie heiss ich?" fragte sie erst: "Heissest du Kunz?" "Nein." "Heissest du Heinz?" "Nein." "Heisst du etwa Rumpelstilzchen?"

Deswegen heißt er gerade nicht Kunz oder Heinz sondern R.
Durch erkennen (Benennung) wird der Mensch geerdet (R. versinkt mit dem rechten (männlichen) Fuß in der Erde) und durch die Hände (Tatkraft und Mut zur Entscheidung), wird der Zwiespalt zerrißen, die ganze Wut tritt zutage und der Mensch ist wieder EINS.

Sogesehen löst die Tochter die karmische Entscheidung des Vater auf
und emanzipiert sich letztendlich gegenüber sich selbst, indem sie
ihre männliche Seite erdet, erkennt und lebt.

Die Zahl 3, die sog. Trinität ( von der Kirche entlehnt, geklaut), stand von
alters her für die Vereinigung der Gegensätze (daher am 3. Tag, der 3. Name...)

Alle guten Dinge sind DREI.

@***ze
Der Zwiespalt ist also durchaus Freund des Menschen,
er gehört zu einem Selbst, und es ist wichtig ihn anzunehmen
und aufzulösen.
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Mönsch - Krieger, den Luzifer wollte ich selbst gerade noch an mein letztes Posting dranhängen und gleich noch den Bogen zum "Faust" spannen ... jetzt biste mir zuvorgekommen.

Ich mochte nämlich das Rumpelstielzchen und den Luzifer auch ...
Als (Trost)Geschenk lasse ich mit dem ungarischen Faust meinen "Landsmann" Imre Madach sprechen:

Aus : DIE TRAGÖDIE DES MENSCHEN, 14. Bild

Luzifer zu Adam:

"Das Tier ist stets in euch das erste,
Und erst wenn du es zähmen kannst,
Erwacht der Mensch, um voller Hochmut
Sein Wesentlichtes zu verachten"

Komisch,für mich war R. immer eher Person denn Metapher.
Ich habe den schon als Kind als tragische Gestalt gesehen,mich gefragt,wie der wohl wohnt usw.
Ich war mir sicher,daß der keine Freunde hat,klein isser,verbittert und listig.
Er ist derjenige,der einhält,was er verspricht und wird mit Tricksrei betrogen,von welchen,die nie vorhatten,zu ihrem Wort zu stehen.
Ich hätte gerne gewußt,was passiert wär,hätte sie ihm das Kind tatsächlich überlassen.

Vielleicht hätte er es gar nicht wirklich angenommen und wollte nur was vermitteln.Vielleicht wär er ein guter Vater geworden.
Ist die Prinzessin denn eine geeignete Mutter?
Welche Werte wird sie dem Kind vermitteln?
Versuche niemals einen Bescheisser zu bescheissen
Ok, ok - sehr drastische Sprache aber wie ich finde kurz und prägnant in der Aussage.

RoD
Versuche niemals einen Bescheisser zu bescheissen

Ja,da hatte sich R. übernommen.
*******enza Mann
3.454 Beiträge
...
Rumpelstilzchen war in Wahrheit Päderast.

Übermorgen hole ich der Königin ihr Kind ein' runter.

Ist nur alles der Zensur zum Opfer gefallen.

Hört ihr das nicht, dass nach "Kind" definitiv noch drei Schläge auf dem HiHat fehlen?
Ich hab das Märchen jetzt nicht im Detail in Erinnerung,aber stand da drin,wie alt die Prinzessin bei der Schwängerung war?

Natürlich muß das kleine häßliche R. solche Vorwürfe ohne jeden Beleg erdulden(drei Schläge auf der HiHat wären mir da zu dünn) und nicht der etwa 45jährige Prinz,welcher unlängst eine 11jährige ehelichte.
Wenn man es wirklich psychologisieren will, würde ich sagen, dass das Märchen eine Emanzipationsgeschichte ist, wenn auch eine misslungene.

Das Mädchen ist von Anfang an Opfer. Vom Vater verschachert, vom König mit dem Tode bedroht und vom Rumpelstilzchen erpresst. Am Ende obsiegt sie zwar, aber nicht durch eigene Leistung, sondern durch pures Glück. (Weil irgendjemand zufällig was aufgeschnappt hat.)

Das Mädchen bleibt so die ganze Zeit in der Opferhaltung, bis am Ende die Wendung kommt. Was macht sie jedoch mit der Macht, die ihr das Glück gegeben hat? Sucht sie den Dialog, versucht sie eine gütige Lösung zu finden?
Nein, sie spielt noch mit dem Rumpelstilzchen (Heißt du Hinz? Heißt du Kunz?) und haut ihn dann in die Pfanne. Daraus könnte man schließen:

Wer immer nur ausgenutzt, bedroht und erpresst wird, der brennt darauf zurückzuschlagen.

Was ist nun aber das Rumpelstilzchen? Für mich ist es auch keine reine Metapher. Es ist ein Sinnbild für einen Menschen, der durchaus hilft und Mitleid spührt, aber dennoch seinen eigenen Profit im Auge behält.
Er ist also das, was mancher einen gesunden Egoisten nennen würde. Meiner Meinung nach wird er jedoch bestraft, weil er zu gierig wurde in einem Moment in dem Barmherzigkeit gefragt war.

Wer ohne Mittel und ohne Schuld mit dem Tode bedroht wird, dem ist zu helfen auch wenn er nichts mehr zu geben hat.

Auf heute gewendet würde ich sagen: Sind wir nicht alle Rumpelstilzchen?
Wenn wir uns Güter kaufen, die nur so billig sind, weil irgendwo in Asien jemand dafür bitterarm sich zu Tode arbeitet und uns noch freuen über das Schnäppchen. Tja, sind wir dann anders als Rumpelstilzchen, der von der Not der anderen profitiert?
Sind wir dann nicht auch für diese Menschen namenlose Profiteure von deren Not?
The Uses of Enchantment: The Meaning and Importance of Fairy Tales – Bruno Bettelheim

… 1976 …
Ich weiß nicht was in dem Buch drinsteht,
aber Märchen entstammen der Tradition der
Barden, die Wissen über Gesang und Erzählungen weitergaben,
damit dieses die dunklen Zeiten übersteht.

In Märchen, Parabeln oder Gleichnissen werden Gefühle, Naturereignisse und Gedanken personifiziert oder als Wesen materialisiert.
Sie sind damit greifbarer und den Menschen wird die mentale Projektion erleichtert.
(übrigens ein Werkzeug mit dem auch beim sog. Familienstellen gearbeitet wird)


Interessant:

Als am anderen Tag das Männchen kam, fing sie an mit Kaspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wusste,

Dass die heiligen 3 Könige der Bibel erwähnt werden,
läßt den mittelbaren Schluß zu, dass gleich mehrere Bedeutungsebenen
verwoben werden.

"Heisst du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?"


Die Namen, ebenso das Tanzen auf einem Bein, lassen darauf schliessen,
dass R. ein Bein fehlte (das linke) und durch einen Tierknochen ersetzt wurde.
Als Rippenbiest würde ich etwas bezeichnen, was dem Herzen zu schaffen macht.
****ao Mann
886 Beiträge
Rumpelstilzchen kann als der Teufel interpretiert werden.

Die Gebrüder GRimm haben in vielen Fällen die Märchen aufgeschreiben die sie kannten. Vorhandene Märchen/FAbeln/Parabeln vermischt und neu zusammengestellt.

In Rumpelstilzchen geht es um mehrere Aspekte.
Zum einen die Eltern /Kind Rolle. Der Vater verkauft die Tochter

Das Andere ist die Benennung durch das Erraten des Namens. Etwas wofür man keinen Namen hat kann man eher fürchten. Es existiert nicht. Ist eher im Unterbewusstsein. Somit wurde die Benennung auch gleichzeitig als Entmystifizierung gesehen werden
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich glaube ja, dass zu viel interpretiert wird in die Märchen.

Die archaische Entstehungsgeschichte ist ja eine Mischung aus Wahrheit und Fiktion. Märchenmotive gleichen sich in allen Kulturen. Die Gebrüder Grimm haben die Volkserzählungen aufgezeichnet.

Es gibt Historiker, die den Entstehungen nachgeforscht haben und dabei festgestellt haben, dass einige Märchen tatsächlich reale Ursprünge hatten. Durch die mündliche Überlieferung hatten die Märchen schon lange vor der Aufklärung sehr pädagogische, aber auch durchweg unterhaltsame Elemente. Natürlich erzählte man abends in der Dämmerung gerne Geschichte, bei denen sich alles gruselte und natürlich sollten die Kinder lernen, wie man sich zu verhalten hat.

Aber, ganz klar dürft ihr weiter spinnen...nur zu.

Gut und Böse, Reich und Arm, das waren die Kontrapunkte und sie sind es ja noch immer.
****ao Mann
886 Beiträge
@heidi
Ich denke Heidi, dass natürlich vieles ausgeschmückt wurde. Aber oft ging es gerade in Fabeln darum, Kritik üben zu können ohne bestraft zu werden. Zum Beispiel an Hohen Steuern, oder der Herrschenden Klasse allgemein.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ja, klar. Aber gleich metaphorisch werden?
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