Nun...
... ich habe bestimmt niemanden persönlich beleidigt. Oder hat hier jemand etwa etwas mit dem Terror der DDR persönlich zu tun?
....ich bin aber durchaus der Meinung, dass man Menschen, die den Terror des sozialistischen Regimes der DDR negieren, ignorieren, relativieren oder gar verniedlichen, durchaus persönlich angehen darf. Denn das müssen sie nun wirklich nicht tun.
Von einer "normalen Kindheit" dankbar zu sprechen ist in diesem Zusammenhang eine Heuchelei der Opfer dieses Regimes in der DDR. Denn diese "normale Kindheit" war nur möglich, weil andernorts Menschen gefoltert, eingesperrt und ihrer Menschenrechte beraubt wurden. Dies ist untrennbar mit diesem Staat, der eine "normale Kindheit" ermöglichte, verbunden.
Das mag eine sehr harte Haltung sein - aber daraus eine persönliche Beleidigung zu konstruieren, das ist schon wirklich weit hergeholt.
Es reicht doch, wenn man sich davon distanziert, was in diesem Staat passiert ist.
Jeder Deutsche ist ja auch zu Recht aufgefordert, sich vom Nationalsozialismus und den Neonazis zu distanzieren.
Das tue ich hiermit, weil es meiner Geisteshaltung entspricht - und ich tue das, obwohl ich mein gesamtes Leben in einem Land verbracht habe, dessen Staatsform zu keinem Zeitpunkt totalitär war.
Da darf ich das doch auch von jemandem erwarten, der die andere Seite des Terrors erlebt hat und Teile seines Lebens in diesem Regime verbracht hat, oder? Denn auch diese Zeit ist mittlerweile 23 Jahre her... (nur als kleiner Hinweis... 1968 war auch "nur" 23 Jahre nach dem Ende des dritten Reichs...)
Da darf ich doch verlangen, dass ein Mensch, der offenbar einen Großteil seines Lebens in einem totalitären Staat verbracht hat,
sich ebenfalls von diesem Totalitären Staat distanziert und das dort geschehene Unrecht anerkennt und in seinen Aussagen spürbar berücksichtigt.
Für mich ist die Geschichte der DDR - insbesondere deren Gewalt-Terror und das totalitäre Verbrechensregime - leider noch nicht so nachhaltig aufgearbeitet, dass man davon ausgehen kann, dass sich jeder davon entsprechend eindeutig distanziert. Ein '68 hat es hier (noch) nicht gegeben, deswegen wird über z.B. Hohenschönhausen nicht gesprochen. Es wird tabuisiert, stattdessen die "Errungenschaften" der DDR hervorgehoben.
Ich finde das sehr bedenklich.
Insbesondere wenn es dazu beiträgt, unzweifelhaft anerkannte demokratische Staaten dadurch in Misskredit zu ziehen und ins Verhältnis zu einer "Utopie" zu setzen, die bislang nur Totalitäre Regimes nach sich gezogen hat.
Das ist für mich eine gefährliche Verniedlichung von Gewalt.
Auch die angebliche Nähe von Intellektuellen zur so genannten "Linken" ist für mich hier unzulässig.
Und ich bin gerade da für eine scharfe Trenn-Linie.
Die im Namen des Sozialismus und des Kommunismus begangenen Verbrechen sind keine Kavaliersdelikte.
Die hier zur Schau gestellte Nähe und Verniedlichung "normale Kindheit"... "Utopie"... bei gleichzeitiger offener Distanz zu unserer demokratischen Grundordnung z.B. der Bundesrepublik kommt mir persönlich zu nahe an das "es war auch nicht alles schlecht" heran, das wir aus den Mündern Ewig-Gestriger gleich welchen Regimes zu oft gehört haben.
Und dagegen stelle ich mich. Das nenne ich übrigens "Zivilcourage".
Sollte daraus jemand eine persönliche Beleidigung ableiten, so sei jedem klar gesagt, dass er mit einer klar benannten Distanzierung die Chance hat, jeden Verdacht einer persönlichen Beleidigung durch eigenes Handeln zunichte zu machen.
Wenn sich jemand davon persönlich beleidigt fühlt, muss er wohl seine persönlichen Gründe dafür haben...
Meine Absicht war es zu keinem Zeitpunkt, jemanden persönlich zu beleidigen.
Aber meine Meinung sollte eben auch akzeptiert werden.
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