@***di
In diesem Fall haften wir im negativen Sinne für eine Weltordnung in der wir ansonsten auf der Sonnenseite stehen. Wir inszenieren "den Westen" oft genug als eine Wertegemeinschaft (obwohl er in erster Linie eine Machtgemeinschaft darstellt) und werden als solche nun auch von denen wahrgenommen, die diesen Westen verabscheuen.
@***Ma
Das passt ganz gut zum eigentlichen Thema:
George Bush nach 9/11 hat die einfache Rechnung aufgemacht "Wir oder sie" und wir haben uns entschieden diesen Dualismus zu akzeptieren und eine Seite zu wählen.
Seit dieser Freund/Feind-Politik ab 2001 ist der Gegensatz zwischen westlicher Welt und dem Rest noch größer geworden und Deutschland rutschte als Kriegsverbündeter der USA mit auf den Radar derjenigen terroristischen Vereinigungen, die Gewalt als einzigen Ausweg sahen/sehen um die westliche Vorherrschaft zu brechen in deren Klammergriff sie ihre Heimat wähnen.
Deutschland als einer der führenden Waffenexporteure, Kriegsteilnehmer in Afghanistan und Meerespolizist vor Somalia, Mitglied im UNO-Sicherheitsrat und einer der Hauptsponsoren unseres militanten Abwehrriegels um Kerneuropa sind ja nicht das friedliche, in Krawallen hineingezogene Opfer.
Die Ereignisse im Sudan sollten uns zeigen, wie es ist, wenn man pauschal als Feind betrachtet wird und dazu führen, dass auch wir die Welt etwas differenzierter sehen, als es die Deutschen laut Umfragen (Überfremdung, Islamophobie) tun.
Allerdings habe ich so meine Probleme mit Verschwörungstheorien, wie sie um 9/11 entstanden sind. Das liegt daran, weil meiner Meinung nach diese Theorien den modernen Aberglauben repräsentieren.
Damals: unverständliches, beängstigender Vorgang (Donner und Blitz)
Heute: unverständliche, beängstigender Vorgang (9/11)
Ursache damals: undurchschaubare Macht (Gott)
Heute: undurchschaubare Mächtegruppe (Geheimdienste, zionistische Weltverschwörung, Großkapital)
Zufälle werden in willkürliche Akte umgedeutet:
Damals: Seppel wurde vom Blitz getroffen = Gottes Strafe
Heute: Seppel hat eine Versicherung abgeschlossen = Mächtegruppe hat eingegriffen
Vor allem werden Zusammenhänge und Ungereimtheiten aufgegriffen, die einen schon erstaunen. 80% der Leute können keine exakte Beschreibung abliefern, wie genau ihre Toilettenspülung funktioniert, meinen aber Widersprüche und Verschwörungen und unglaublich komplexen Zusammenhängen erkennen zu können.
Das merkt man bei der Diskussion um die beiden Türme, wo Hinz und Kunz auf einmal zu Statikexperten werden, dass man sich wundert. Als ob jeder von uns in seiner Freizeit Passagierflugzeuge in Wolkenkratzer jagt und man auf Grund einer ausführlichen Testreihe zum Schluss kommt: Da ist etwas faul!
Statt hinzunehmen, dass bei einem einzigartigen Unglück ohne Präzedenzfälle zahlreiche Ungereimtheiten auftreten, besonders weil die Beobachtungsperspektive allein aus der Theorie stammt, werden diese Ungereimtheiten zu einer Verschwörung ausgewalzt.
Das heißt nicht, dass man alle Ungereimtheiten einfach hinnehmen sollte. Doch man sollte gleichzeitig offen bleiben für einfache Ursachen und nicht gleich den großen Bogen zur Weltverschwörung spannen.
Natürlich hat 9/11 auch Menschen politisch genutzt. Aber die alte Frage "qui bono" führt eben nicht zwangsläufig zum Schuldigen.