Depardieu kehrt Frankreich den Rücken

Ich würde es genauso sehen wie Du und voll zustimmen, wenn es absolut keinen Zweifel an der Integrität des Gérard Depardieu gäbe.

Aber leider hat er nun mal auf einem Flug der Air France im August 2011 in den Gang urinierte und im Sommer 2012 bei einem Verkehrsunfall einen tätlichen Angriff auf den Unfallgegner unternommen und anschließend Fahrerflucht begangen. Das lässt leider Zweifel an seiner Person aufkommen.

Ich finde es schon bezeichnend, wenn sich Politiker eine solche Blöße geben.
Nachzuteten, wenn ein Mensch für sich die Konsequenzen zieht und sagt - mit mir bis hierhin - und nicht weiter.
Einem Menschen - von dem der Staatshaushalt über viele Jahre profitiert hat - mit dem man sich gerne ablichten ließ um sein angekratztes Image wieder aufzupolieren.

Zumindest....er macht es öffentlich und zieht sogar Konsequenzen und wird ein anderer Staatsbürger.

Anders als viele unserer hochbejubelten Stars, die ihren Wohnsitz in eines der Steuerparadiese verlegen und weiterhin aber die tollen Deutschen sind.

Da ist mir Depardieu auf jeden Fall sympathischer mit seiner Aktion

Das habe ich nicht gesagt. Es lässt nur - wie gesagt - Zweifel an der Integrität bei denjenigen aufkommen, die ihn wie ich nicht persönlich kennen. Insofern maße ich mir kein Urteil an, weder über die eine noch über die andere Seite der Streithähne.

Wenn Du die verfehlte Steuerpolitik Frankreichs oder auch anderer europäischer Staaten und das Fehlverhalten eines Politikers generell und abgekoppelt von der Person Depardieu betrachten möchtest, stimme ich Dir absolut zu. Die Überschrift Deiner Thraed-Eröffnung klang aber nicht so.

Nun, nach dem, was man von Gérard Depardieu in den letzten Jahren so gehört hat, könnte es ja durchaus sein, dass der Herr inzwischen ein wenig schrullig und altersstarrsinnig geworden ist. Insofern hat er leider selbst seine eigene Glaubwürdigkeit untergraben. Und das ist eigentlich schade. Ansonsten nämlich wären auch die letzten Zweifler auf seiner Seite.

Mir ist noch nicht ganz klar, weshalb er gegangen ist?

Ist ihm der Steuersatz zu hoch? Hat er etwas gegen den französischen Staat, weil er seinen Sohn ins Gefängnis gesteckt hat?

Warum geht er jetzt, wenn er vorher jeden Steuersatz gezahlt hat? Wieviel ist er ihm denn zu hoch? Wieviel würde er denn gerne bezahlen?

Ich weiß nicht, welche Einstellung er grundsätzlich hat, aber er scheint zumindest niemand zu sein, der die enorme Kapitalakkumulation in den Händen einiger weniger Menschen für problematisch hält.
Das distanziert mich deutlich von ihm.

Allerdings weiß ich nicht, ob er nur verletzt ist, ob der Angriffe und deshalb in seiner Antwort über die Stränge schlägt. Die Äußerungen sind insofern für mich bedenklich, weil sie implizieren er hätte doch in seinem Leben genug für andere getan, jetzt wäre es aber mal genug mit Belästigung und Besteuerung.

Da fehlt nur noch ein Schritt hin zu "Steuern in der Höhe ist Straßenraub".

Wie gesagt, ich weiß nicht, in welchem Gemütszustand er den Brief geschrieben hat. Sollte er ernst gemeint sein, ist er weit weg von meiner Wahrnehmung des kapitalistischen Systems.

Ich nehme an, Depardieu muss auch deswegen viel Kritik einstecken, damit nicht weitere Nachahmer sich gleich finden. Ich kenne zwar nicht die Details des steuerlichen Falls, aber es ist naheliegend.

Politik und Medien sind sowieso immer hochmotiviert einen Sündenbock zu finden. Das könnte hier auch durchaus der Fall sein. Vielleicht eignet sich Depardieu nicht mehr als Held, aber doch als Sündenbock.

Ist doch klar, warum er das macht: In Belgien gibts einfach die dickeren Wildschweine.

Ein Steuersatz von 50 % und mehr entspricht einer Enteignung. Wofür werden denn unsere Steuergelder verwandt, doch ganz sicherlich nicht um die soziale Marktwirtschaft funktionierend zu halten, sondern um marode Banken, eine völlig verfehlte Finanzpolitik und das zweitgrößte Parlament der Erde, welches Deutschland mittlerweile hat, zu finanzieren.

Wenn hier über zwar über Depardieu gesprochen wird und seinen Schritt, so ist er und Frankreich ein Synonym auch für andere westeuropäische Staaten. Wir haben eine Stadium erreicht, welches wir früher nur ketzerisch in den Mund genommen haben - Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert. Um eine einzige Bank in Deutschland zu retten, welche letzten Endes doch nicht gerettet werden konnte, wurden innerhalb von 48 Stunden Euro 100 Mrd. aufgebracht. Um unsere Schulen, Universitäten, Sozialeinrichtungen etc. auf einen akzeptablen Stand zu bringen ist kein Geld da, wie auch, es muss ja zur Stützung der Banken verwandt werden, die wiederum auf das Innigste mit der Politik verwoben sind.

Wir sind alle nur das Schlachtvieh für die Dilettanten in Brüssel und den nationalen Parlamenten und dann wird jemand verurteilt der sagt, ich habe genug und versuche mich so gut wie es geht zu schützen? Noch haben wir Reise- und Niederlassungsfreiheit oder sind schon chinesische Verhältnisse ausgebrochen?

Die Hetzkampagne von offizieller Seite in Frankreich zeigt doch mehr als deutlich wessen Geisteskind die Politiker sind. Ähnliches hatten wir doch schon vor 70 Jahren in Deutschland - es lebe das Reaktionäre.

RoD

Er hat das Recht zu gehen! Niemand kann mich zwingen Bürger meines Landes zu bleiben. Und wenn er tatsächlich, wie eben in den Nachrichten verlautet, sogar seinen Paß drangehängt hat... Hut ab. Ein sauberer Schnitt... nicht so verlogen und verstohlen. Von "unseren" deutschen Promis ganz zu schweigen.

Und nicht nur die wilden Schweine, auch die Schokolade soll ja sehr lecker sein.
Übrigens hat A. Lindgren in den 70 Jahren über genau dies Steuerthema ein Buch geschrieben .."Pomperipossa in Monismanien". Ist also kein aktuelles Problem. Und hätte der Premier einfach die Klappe gehalten......

Dann sieh Dir mal die belgischen Steuersätze an.

Ich werde besser mal den Wohnungs- und Stellenmarkt gründlich ansehen..... Vielleicht zieh ich auch um..... ob Mutti dann auch öffentlich über mich schimpft?

Die Erhöhung der Steur durch den neuen Präsident ist einfach jenseits von Gute und Böse.

Die Unternehmen in Frankreich werden Frankreich verlassen und deshalb auch die Unterschuffung der Land Frankreich in der Welt in bezug auf Bönität.

Arbeit wird fast bestrafft... Erbe müssen alles versteuern und haben keine Freibeitrag mehr.

Holland will dass jeden wie er macht... Aber er kann keine Kommunismus erreichen...

Die Reaktion von Depardieu ist normal, nur das er es sagt und anderen schweigen und gehen...
Es ist am Ende der jenige der herrlicher ist, da er zieht die Konsequenzen und sagt auch warum....

@***ie: Finde ich auch. Holland setzt eindeutig auf Sozialneid und Populismus. Bisher ist er damit auch halbwegs gut durchgekommen. Ob die "kleinen Geldbeutel" davon je profitieren werden, bleibt aber abzuwarten. Es gibt schon jetzt genügend Gründe, daran zu zweifeln.
Der einfachste Weg, um die sogenannte "soziale Gerechtigkeit" in Verruf zu bringen, ist eben willkürliche Steuerpolitik zu betreiben.

Und ja, Depardieu kann lauter sein als erwünscht.

"Soziale Gerechtigkeit" kann eh nie politikgemacht sein.

Das alleine wiederspricht sich schon.

Der soziale Wille kann nur vom Volke selber ausgehen.

In dem Moment wo die lenkende Kraft der Politik "sozial" diktiert, ist das "sozial" schon vergangen.

"Sozial" ist eine Erziehung, kein Politikum und schon gar kein Gesetz.

Ist die SPD möglicherweise die unnötigste Partei der Politiklandschaft Deutschlands?

Tschuldigung, wollte nicht vom Thema abweichen.

Ich glaube ich kann aus deinem Beitrag weder herauslesen, wo deiner Meinung nach Politik anfängt, noch was du unter Gerechtigkeit verstehst? Vielleicht magst du dazu nochmal etwas schreiben?

@*******AYER und Debatte

Ob es Sozialneid oder Populismus ist hängt wohl von der Frage ab, ob man das existierende Verteilungssystem für gerechtfertigt hält.
Ich kenne wenige Leute, die das derzeit weltweit herrschende kapitalistische System für gerecht halten.
Wenn die Reichtumsverteilung jedoch auf einem ungerechten System basiert, dann profitiert der reichere Teil von etwas, was moralisch nicht haltbar ist und deswegen korrigiert werden sollte.

Anders gesagt: Wenn das Wirtschaftssystem Geld von unten nimmt und nach oben verschiebt in einer Weise, die abzulehnen ist, dann kann man zwei Sachen machen:
a) das Wirtschaftssystem ändern
b) mit einer Umverteilung gegensteuern

Wählt man b) dann hängt der Grad der nötigen Umverteilung von oben nach unten am Grad der Umverteilung von unten nach oben. Das heißt: ein entfesselter Kapitalism0us, der die Ausbeutung verstärkt und leistungslose Vermögenswerte schützt, provoziert geradezu eine verstärkte Umverteilung, will man einen gewissen status quo halten.

Anders gesagt:
Wenn sich der Reichtum einer kleinen Oberschicht exorbitant ausweitet, begünstigt durch ein ungerechtes Wirtschaftssystem, dann darf sich niemand wundern, wenn es irgendwann radikale Bestrebungen gibt diesen Reichtum zurück zu verteilen.

Ob Hollande über das Ziel hinausschießt, wird man sehen. Aber es ist schon bezeichnend, wie sehr es die Leute anfasst, wenn jemand wie Depardieu das Land verlässt und wie wenig die Leute interessiert ob ihr H&M-T-shirt, dass sie gerade tragen von ausgebeuteten Frauen in Bangladesh genäht wurde.
Da kommt es mir manchmal vor als wäre da mehr Bedauern für den armen Millionär im Herzen. Vielleicht weil er einem selbst näher ist?

Nun, es ist ja nicht so, als hätte Depardieu sein Geld fürs Nichtstun bekommen - er hat dafür gearbeitet und es die ganzen Jahre immer rechtmässig versteuert.

Und - ob die Bezahlung für ihn nun gerecht ist oder nicht - wer will das bitte entscheiden? Wer maßt sich ein Urteil darüber an?

Noch regeln Angebot und Nachfrage den Markt - auch bei den Schauspielern - es gibt genügend, die wenig verdienen - das sind dann meist aber auch diejenigen, die nur mittelmässig in ihrer Leistung sind und aus ihren Kleinstrollen nicht herauskommen - und, wie bei allen Berufen - verdienen die, die es geschafft haben sich aus der breiten Masse abzusetzen, dafür (jedenfalls meistens) hart gearbeitet haben, mehr als der Durchschnitt.

Und solange die Filmindustrie viel Geld an den Kinokassen verdient, solange werden die Stars auch entsprechend verdienen.
Wobei die grossen Stars ja meist ein "Grundgehalt" bekommen und dann an den Einnahmen des Films beteiligt werden.

Vllt. sollte man dies bei den hochbezahlten Wirtschaftsbossen ebenfalls so handhaben - ein Grundgehalt - und mehr gibts nur, wenn das Unternehmen floriert - gibt es Verluste, dann werden sie auch daran beteiligt.

Deinem ersten Paragraph stimme ich eindeutig zu.

Jedoch möchtest Du vielleicht in Betracht ziehen, dass manches in der Politik eventuell von versteckten Drahtziehern bestimmt wird. List, Tücke und nicht ganz plausible oder gar durchsichtige Machenschaften könnten doch noch von Bedeutung sein.

Konkreter:
Genau so eine Art von Umverteilung hatte G. Papandreou in Griechenland im Jahr 2009 angekündigt, und versucht durchzusetzen. Es war aus sehr vielen nachweislich vorhandenen Mängeln des Systems eindeutig, dass dies nicht machbar wäre. Griechenland hat die Euro-Krise ausgelöst, andere EU-Länder sind schnell auch unter Druck geraten. Die Finanzschwachen unter der Bevölkerung leiden in solchen Krisen auch am meisten. Eine Randbemerkung hierzu wäre, dass G.Papandreou den griechischen EU-Pass, sowie den US-Pass hält.

Wenn Hollande - aus einem nicht ganz offensichtlichen Grund - darauf abzielt, sozial gerechte Konzepte willkürlich umzusetzen, dann ist das der beste Weg um sozial-gerichtete Finanzpolitik in Verruf zu bringen. Es ist selbsterklärend, dass es leicht ist, ein Konzept zu verunstalten, indem man es (absichtlich) falsch anwendet. Wenn Frankreich dann bald stärker unter die Räder kommt, werden sich Banken und Spekulanten sehr freuen.
Macht das Sinn für Dich?

Beachte bitte auch den Beitrag von RebelOfDark auf der vorigen Seite, dem ich im Grossen und Ganzen zustimme. Für den Beitrag habe ich mich auch schon bedankt.

Es ist einfach mehr als auffallend, dass Politiker nicht da sind, um ihre ehrliche Vorsätze zu verkünden. Auch nicht, um Drahtzieher und Sponsoren zu verraten.

Wenn Frankreich unter stärkerem Druck in den Märkten kommt, dauert es dann auch nicht lange, bis sich die Krise in Mitteleuropa weiter breit macht. Es ist dann nicht schwer nachzuvollziehen, wer daran wirklich verdient. Multimilliardäre, Banken, Spekulanten.

Was hat das mit Depardieu zu tun ? Er ist laut. Er hängt manches an die grosse Glocke. Das nervt, das stört, das gefährdet den Prozess. Zu viele Leute werden aufmerksam.

Obwohl er es vielleicht doch nur wegen Wein, Weib und Wildschwein macht. Also, aus eigennützigen Gründen. Trotzdem gefährdet er den Plan dahinter. Wenn er alles klammheimlich durch welche Auslandsstiftungen machen würde, wäre es gar kein Thema. Meine ich.