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Sicherungsverwahrung

*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ludivine - ich finde, du machst jetzt genau das Gleiche, nur in die Gegenrichtung. Dein Text in Kurzform: Pädophile sind Straftäter, die sich an die schwächsten Kinder heranmachen und sich dabei hinter der Freiheit der Sexualität verstecken.

Dieser Satz ist genau so falsch oder richtig wie der: "Ein Pädophiler ist kein Straftäter. ... weil die Stigmatisierung dieser Neigung die betroffenen Menschen vereinsamt. Wer aber mit dieser Neigung vereinsamt, der muss auch den Kampf gegen die Versuchung alleine führen."

Prinzipiell ist ein pädophiler Mensch erst einmal kein Straftäter. Es gibt mit Sicherheit viele Menschen mit pädophiler Neigung, die diese unter Kontrolle haben und nicht ausleben. Oder mit jungen Erwachsenen ausleben, die aber vom Äußeren her noch sehr kindlich wirken - dann ist es zumindest i.d.R. strafrechtlich nicht relevant.

Und auch jemand, der als Pädophiler straffällig geworden ist, muss es nicht wieder werden. Wenn wir bei Straftätern einen Erziehungs- und Lernprozess durch eine Strafe negierten, müssten wir aus Kostengründen eigentlich die Todestrafe einführen und massiv anwenden (man beachte bitte ausdrücklich den Konjunktiv!).

Nur, weil sich auch pädophile Straftäter hinter dem Argument "Es sind nicht alle so - nicht alle gleich" verstecken, heißt das ja nicht, dass dieses Argument nicht mehr stimmt.

Schlimm finde ich, dass bestimmte Gefahren durch die Medien zu einer massiven Bedrohung breitgetreten werden und andere Gefahren, die wesentlich gravierender und präsenter sind, werden von den meisten Menschen einfach ausgeblendet (wie z.B. Kinder ohne Licht am Rad und ohne Helm bei diesem Wetter mit dem Fahrrad früh morgens bei eisglatten Wegen durch die Stadt fahren zu lassen).
*****s42:
Schlimm finde ich, dass bestimmte Gefahren durch die Medien zu einer massiven Bedrohung breitgetreten werden und andere Gefahren, die wesentlich gravierender und präsenter sind, werden von den meisten Menschen einfach ausgeblendet (wie z.B. Kinder ohne Licht am Rad und ohne Helm bei diesem Wetter mit dem Fahrrad früh morgens bei eisglatten Wegen durch die Stadt fahren zu lassen).

Das tun sie,weil ein anderes "Interesse" daran besteht und das könnte schon darauf hinweisen,daß das eben doch nicht ganz das Gleiche ist.

Schade,daß der Thread sich ausschließlich auf Pädophilie konzentriert.

Die zumindest kann man aber unter dem Sammelbegriff "sexuelle Gewalt" eingliedern und die kann Menschen nachhaltig kaputtmachen.

Ich war z.B. durch einen Motorradunfall oder physische Auseinandersetzungen(lange her)schon deutlich schwerer verletzt,als das bei einer Freundin bei ihrer Vergewaltigung der Fall war.

Es hatte keinen Einfluß auf mein weiteres Leben.Ihres hat es in einem Maß beeinflußt ,wie ich mir das manchmal kaum vorstellen kann.Und das wird nie ganz heilen.

Nicht die Wahrscheinlichkeit einer Gefahr weckt unser Interesse ,sondern die mit der Art der Gefahr verbundenen Ängste.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
********st11:
Ich war z.B. durch einen Motorradunfall oder physische Auseinandersetzungen(lange her)schon deutlich schwerer verletzt,als das bei einer Freundin bei ihrer Vergewaltigung der Fall war.

Es hatte keinen Einfluß auf mein weiteres Leben.Ihres hat es in einem Maß beeinflußt ,wie ich mir das manchmal kaum vorstellen kann.Und das wird nie ganz heilen.
Das streite ich auch gar nicht ab, dass seelische Schäden bei Straftaten wie Vergewaltigungen in der Regel tiefer gehen als die Folgen anderer Gefahren.

Andererseits können psychische Schäden oft sehr erfolgreich therapeutisch behandelt werden (es muss nur auch gemacht werden), während ein Schädel-Hirn-Trauma mit gravierenden neurologischen Ausfällen, ein abgefahrenes Bein oder auch eine Querschnittslähmung durch ein kaputtes Rückenmark auch mit der besten Therapie nicht mehr zu beheben sind.

Deshalb finde ich es sehr schwer, beides miteinander zu vergleichen.

Darum geht es mir auch gar nicht - ich prangere vor allem an, dass sich die "Nutte" Medien (Presse, TV, ...) unter dem Deckmantel der Aufklärung an die Themen verkauft, die ordentlich Umsatz machen, weil sie die Sensationsgier der Leute befriedigen oder die Massen polarisieren. Und da ist eben ein ehemaliger Sexualstraftäter, der seine Strafe verbüßt hat, immer noch das Monster, dass niemand in seiner Nachbarschaft haben will (man kann das ja so formulieren, dass es juristisch unangreifbar ist und trotzdem jedem eintrichtert: Das ist ein Vergewaltiger!). *snief*
@****as

Danke für deine Argumentation bezüglich Ludivine, da schließe ich mich an. *g*

@*****ine

Siehe Sorbas Beitrag.

@*******est/Sorbas

Das die Medien die Gefahr des Kindesmissbrauchs so hochschreiben, ist meiner Meinung nach einer Sache geschuldet: Emotionen.

Man sieht es ja auch hier, dass es funktioniert. Diskutiert wird, was einen am meisten aufregt.
Eltern packt man am besten bei der Angst um ihre Kinder. Nicht wenige verlieren völlig den Verstand, wenn es um sie geht und ergehen sich verbal in Gewaltorgien, was sie mit Menschen nicht alles machen würden, dass es einem Angst und Bange werden kann, wie dünn offenbar der Putz der Zivilisation ist.
Genauso, wie sich hier auf Pädophile eingeschossen wird, machen es auch die Medien. Nur das sie diese Ängste erst schüren und die dann völlig destruktiv auf die Gesellschaft wirken.

So wird groß und breit über die Entlassung von Sicherheitsverwahrten diskutiert und ob dabei Sexualtäter frei kommen. Meiner Meinung ist in diesem Bereich aber die enorme Dunkelziffer das drängendste Problem. Darüber kann man aber nicht so schön kontrovers diskutieren und hat auch keine Photos zur Story.
Oder, noch schlimmer, es würde am Ende in eine Publikumsbeschimpfung ausarten, da ein gesellschaftliches Klima in denen die Kinder nicht aus der Deckung kommen, ja von uns allen mitgestaltet wird.

Ich glaube, es wäre tatsächlich ein Segen, wenn die Aufmerksamkeit verschoben würde. Aber das geht nur von beiden Seiten: Man selbst muss sich beherrschen und sich von reißerischem Journalismus lösen. Die Presse sollte ihre Darstellung überdenken. Leider befürchte ich, dass in der kapitalistischen Logik der Wandel nur von ersteren Ausgehen kann.
(Eine interessante Serie zum Thema Nachrichten ist übrigen "The Newsroom". Da sieht man wie schnell es Probleme gibt, wenn man die Art der Nachrichtenberichterstattung ändern will. *g* )
Darum geht es mir auch gar nicht - ich prangere vor allem an, dass sich die "Nutte" Medien (Presse, TV, ...) unter dem Deckmantel der Aufklärung an die Themen verkauft, die ordentlich Umsatz machen,

Ui,ein Idealist.
Was erwartest Du von Wirtschaftsunternehmen?

Therapie hilft im Übrigen leider nicht jedem.Vor der Therapie hatte sie recht diffuse Ängste,weil es ihr phasenweise gelang ,zu verdrängen und sie nur gelegentlich schlechte Gefühle befielen.
Jetzt hat sie konkrete,weil sie sich intensiv mit ihrem Erlebnis auseinandergesetzt hat,und organisiert ihr Leben danach.Sie selbst sagt,daß es ihr seit der Therapie(2 Jahre lang) schlechter geht als vorher.

Das die Medien die Gefahr des Kindesmissbrauchs so hochschreiben, ist meiner Meinung nach einer Sache geschuldet: Emotionen.

Darauf wollte ich hinaus.
Ich bin außerdem nicht allzu hoffnungsvoll,daß der Putz der Zivilisation je eine nennenswerte Dicke haben wird.
Wir sind heute nicht viel weiter als,sagen wir mal, in den 30er Jahren,im Kontext der Geschichte.
Was in Nazideutschland mit den Juden geschah,ist zu jeder zeit,überall auf der Welt denkbar.

Nimm irgendeine halbwegs "homogene" Gruppe(z.B. Pädophile,oder Börsenanalysten) mache eine von ihnen ausgehende Bedrohung glaubhaft und kanalisiere medial den Volkszorn entsprechend.

Mehr braucht es nicht.
Wobei uns drei Dinge fundamental von damals unterscheiden:

1) Gewaltexzesse auf der Straße gehören nicht mehr zum Normalen. Das heißt es ist kaum denkbar, dass FDP- und Grünenanhänger sich auf der Straße bekriegen. Das heißt die Gewalt wurde noch weiter an den Rand gedrängt. (und das sowohl ideologisch, wie sie auch aus den Großstädten auf Land verdrängt wurde)

2) Du hast keine Lobbygruppe mit Durchgriff auf die Öffentlichkeit. Es gibt geradezu den Drang eine vorherrschende Meinung wieder zu brechen. Das macht es nicht unmöglich, aber viel schwerer den Volkszorn wirklich in Wallung zu bringen.

3) Der einzelne Mensch ist viel informierter als damals. Da ist Deutschland mit seiner sehr heterogenen Medienlandschaft besser dran als etwa die USA, wo du ein geschlossenes Nachrichten- und Entertainmentprogramm zu deiner Weltsicht haben kannst.
In dem Sinne sind die öffentlich-rechtlichen Programme wirklich ihr Geld wert. Wenn man sich die Zahlen ansieht, dann erreichen sie mit ihrem Programm immerhin um die 50% der Bevölkerung...

Damit will ich dir nicht absolut widersprechen. Wehe, wenn sich die Öffentlichkeit mal einig ist.

Aber ich glaube wir haben heutzutage über viel mehr Dinge tatsächlich Debatten. Das ist zwar anstrengend und ruft bei vielen Menschen Orientierungslosigkeit und Erschöpfung hervor. Es ist aber bedeutend besser als früher.... aus meiner Perspektive.

Aber auch hier gibt es andere Meinungen. So hat der Air-Berlin-Chef bei Jauch gestern geschwärmt wie toll doch Staaten wie Katar und Dubai Großprojekte hinbekommen. Fehlte nur noch das sonst immer vorgebrachte Lob für China. (Was er nicht sagte, aber wohl meinen muss ist, dass dort weder Bürger- noch Arbeitnehmerrechte ständig stören und auch die Presse den Mund hält. ;-))

@***Ma
Für unser Thema finde ich wichtig, dass wir uns bewusst sein müssen, dass wir auch bei uns noch zu Ausschlüssen neigen. Da wir insgesamt toleranter geworden sind, müssen wir aufpassen, dass wir diejenigen, die jetzt noch draußen bleiben, nicht aus einem Gestus der moralischen Überlegenheit schlechter behandeln als nötig. (Dazu zählen nicht nur Häftlinge, sondern auch Flüchtlinge, die wir zu tausenden an unseren Grenzen verrecken lassen.)
Das ist aber etwas was mir Sorgen bereitet: Es scheint eine Strafwut in der Bevölkerung zu herrschen, die mir Sorgen bereitet.

Da ich selbst an vorderster Front mitbekomme, wer da bestraft wird, habe ich nicht selten das Gefühl, dass die größten Einsperrbefürworter weder in Gefängnissen waren, noch mal zu ein paar Prozessen gegangen sind.
Brynjar:
Ich bin da ein klein wenig skeptischer als Du,könnte aber damit leben,mich zu irren *zwinker*


Gewaltexzesse auf der Straße gehören nicht mehr zum Normalen. Das heißt es ist kaum denkbar, dass FDP- und Grünenanhänger sich auf der Straße bekriegen

Weil sie sich eingerichtet haben und niemand von ihnen aus dem System der umfassenden Versorgung bei gleichzeitiger Untätigkeit herausfallen will.
Echter Konflikt bedeutet immer auch eine Gefahr der Veränderung.

Lass mal die FDP 40% haben(jaha,sehr hypothetisch) und die Grünen unter die 5% rutschen.

Nicht allzulange danach werden die Maienfestspiele wieder physischer.

Du hast keine Lobbygruppe mit Durchgriff auf die Öffentlichkeit.

Doch doch,die haben nur keine ernstzunehmenden Gegenspieler.

Der einzelne Mensch ist viel informierter als damals.
In dem Sinne sind die öffentlich-rechtlichen Programme wirklich ihr Geld wert. Wenn man sich die Zahlen ansieht, dann erreichen sie mit ihrem Programm immerhin um die 50% der Bevölkerung...

Die Altersgruppe,für die die ihr Programm vor allem machen,stellt gar keine Gefahr für die öffentliche Ordnung dar.

Wir schweifen aber ab.
Ist Euch eigentlich klar wie lange es in Deutschland dauert und was überhaupt alles dazu notwendig ist bis jemand überhaupt in "Sicherheitsverwahrung" landet?
Nein.
Wie bei allem,worum der Staat sich kümmern könnte,was aber kein Geld in die Kassen spült bzw. viel kostet,werden die Hürden vermutlich sehr hoch liegen.

Häusliche Gewalt ist auch so ein Thema,wie ich nun weiß.
Wegen der Vielzahl der Fälle werden die ohne Konsequenzen eingestellt,solange nicht eine nachgewiesene Lebensgefahr,also per Definition schwere Körperverletzung vorliegt.
Es ist in Deutschland möglich ,jahrelang seine Frau grün und blau zu prügeln ohne jede Konsequenz,wegen eines nicht bezahlten Strafzettels kann man aber einsitzen.

Wegen mehrfachen Schwarzfahrens mit den Öffentlichen sogar für länger.

Klingt komisch ,ist aber so.
Du landest schneller wegen eines nicht bezahlten Knöllchens in Zwangshaft oder wie das heißt, als für Raub oder Totschlag im Vollzug.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
*****ine:
Ist Euch eigentlich klar wie lange es in Deutschland dauert und was überhaupt alles dazu notwendig ist bis jemand überhaupt in "Sicherheitsverwahrung" landet?
... und das ist gut so *ja*

*****ine:
Du landest schneller wegen eines nicht bezahlten Knöllchens in Zwangshaft oder wie das heißt, als für Raub oder Totschlag im Vollzug.
Nein, du landest nur dann in Erzwingungshaft, wenn du dich weigerst, ein Knöllchen zu bezahlen.

Wenn du es nicht bezahlst, weil du nicht kannst (kein Geld hast) und das nachweist, kommst du auch nicht in Erzwingungshaft.

Und auch das ist gut so. Wer eine Geldstrafe (zu Recht - ansonsten legt man entsprechend Widerspruch ein und beantragt Aussetzung der Vollziehung) bekommt und sich weigert, diese zu bezahlen, scheint härtere Druckmittel zu brauchen.
Wer seine Geldstrafe nicht bezahlen kann oder will kommt in Ordnungshaft. Und zwar für die Dauer der berechneten Tagessätze, diese wiederum sind abhängig vom Einkommen
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
*****_11:
Wer seine Geldstrafe nicht bezahlen kann ...

Dagegen spricht das OWiG:
******WiG:
(1) Nach Ablauf der in § 95 Abs. 1 bestimmten Frist kann das Gericht auf Antrag der Vollstreckungsbehörde oder, wenn ihm selbst die Vollstreckung obliegt, von Amts wegen Erzwingungshaft anordnen, wenn

1. die Geldbuße oder der bestimmte Teilbetrag einer Geldbuße nicht gezahlt ist,
2. der Betroffene seine Zahlungsunfähigkeit nicht dargetan hat (§ 66 Abs. 2 Nr. 2 Buchstabe b),
3. er nach § 66 Abs. 2 Nr. 3 belehrt ist und
4. keine Umstände bekannt sind, welche seine Zahlungsunfähigkeit ergeben.

Kurz: Wer nicht bezahlen kann und dies auch darlegen kann, kommt nicht in Erzwingungshaft.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Ordnungshaft
*****_11:
... kommt in Ordnungshaft
Ordnungshaft ist etwas völlig anderes.
Sie kann von einem Richter verhängt werden, wenn ein Zeuge, der zur Aussage verpflichtet ist, diese verweigert. Alternativ dazu kann auch ein Ordnungsgeld verhängt werden.

Die Ordnungshaft kann von einem Tag bis zu 6 Wochen (glaube ich, müsste ich jetzt nachsehen, habe aber keine Lust) verhängt werden.
Das ändert ja aber nichts an der Tatsache,daß Menschen eingesperrt werden ,um Geld einzutreiben,aber nicht,wenn sie andere verletzen.

Es fällt mir schwer ,da ein Argument für zu finden.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
********st11:
Das ändert ja aber nichts an der Tatsache,daß Menschen eingesperrt werden ,um Geld einzutreiben,aber nicht,wenn sie andere verletzen.
Diese Menschen haben eine strafbare Handlung begangen. Dafür wurde ihnen eine Geldstrafe auferlegt.

Sie weigern sich, diese Geldstrafe zu zahlen (obwohl sie zahlungsfähig sind - sonst: Siehe oben). Wie sollte man sonst diese Menschen bestrafen.

Und wenn jemand einen anderen Menschen verletzt (oder es auch nur versucht), so ist das eine Straftat, die mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe geahndet wird. Und wenn er die Geldstrafe nicht bezahlt (obwohl er könnte) -> Siehe oben.

Irgendwie verstehe ich deinen Einwand nicht.

Wenn jemand einen anderen Menschen verletzt und dafür nicht belangt wird, so gibt es dafür genau zwei Gründe: Es ist ihm nicht nachweisbar (dann hat er es vielleicht auch gar nicht getan) - oder es wird nicht angezeigt.
Beide Gründe sind für mich nachvollziehbar.
Von Beugehaft spricht man, wenn jemand in Haft kommt, damit sein, staatlichem Wollen entgegenstehender, Wille durch die Haft gebrochen (= gebeugt) wird.

Beugehaft ist daher keine Strafe, sondern ein Zwangsmittel zur Durchsetzung staatlicher Belange. Dem deutschen Rechtssystem ist die Beugehaft in Form der Ordnungshaft bekannt.
Wenn jemand einen anderen Menschen verletzt und dafür nicht belangt wird, so gibt es dafür genau zwei Gründe: Es ist ihm nicht nachweisbar (dann hat er es vielleicht auch gar nicht getan) - oder es wird nicht angezeigt.
Beide Gründe sind für mich nachvollziehbar.

Theoretisch. Möge dein Glaube an das deutsche Rechtssystem niemals erschüttert werden.
*****s42:
Und wenn jemand einen anderen Menschen verletzt (oder es auch nur versucht), so ist das eine Straftat, die mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe geahndet wird.

Falsch

Wenn das in den heimischen vier Wänden passiert wird das von den Gerichten soweit unterhalb der sonstigen Gewalt angsiedelt,daß die allermeisten Verfahren eingestellt werden.Einfach,weil es so viele sind.


Sie weigern sich, diese Geldstrafe zu zahlen (obwohl sie zahlungsfähig sind - sonst: Siehe oben). Wie sollte man sonst diese Menschen bestrafen.

So,wie mit allen anderen ausbleibenden Zahlungen umgegangen wird(Pfändungen etc.)

Es geht mir um die Botschaft,die da drin steckt:
unsere Rechtsprechung wertet einen Zahlungsausfall selbst bei kleinsten Beträgen höher als Gewaltverbrechen.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
********st11:
Es geht mir um die Botschaft,die da drin steckt:
unsere Rechtsprechung wertet einen Zahlungsausfall selbst bei kleinsten Beträgen höher als Gewaltverbrechen.
Wie Britt schon schrub:
Erzwingungshaft und Ordnungshaft sind keine Strafen für eine Straftat, sondern Druckmittel, um eine verfügte (Geld-)Strafe oder eine andere Bringschuld gegenüber dem Gericht oder dem Staat auszuüben.

Wenn der Staat dieses Machtmonopol nicht besäße, hätten wir wohl Anarchie, weil viele den Staat nicht ernst nähmen.

Dass Strafen gegen Täter, die sich am Eigentum anderer vergangen haben, oft höher ausfallen als gegen Straftaten, die die körperliche und/oder seelische Unversehrtheit eines Anderen verletzten, ist ein anderes Problem, dass ich teilweise auch nicht nachvollziehen kann.

Man muss auch unterscheiden (bei der Bestrafung - nicht bei der eventuellen Wiedergutmachung), ob jemand seine Tat im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ausgeführt hat oder keine oder nur eingeschränkte Kontrolle über sein Handeln hatte. Macht man z.B. regelmäßig bei Kindern (strafunmündig unter 14 Jahren, aber nicht schuldunfähig und durchaus z.T. auch haftbar für ihr Handeln) und Jugendlichen. Warum also nicht auch bei anderen Einschränkungen?

Wobei eine selbst herbeigeführte geistige Einschränkung durch Alkohol oder andere Drogen für mich keine Entschuldigung wäre - ich kann aber auch verstehen, dass das Gesetz hier durchaus Ausnahmen vorsieht.

Nach Verbüßen der Strafe (und/oder Ablauf eine Bewährungsfrist) sollte der Betroffene auch wieder wie jeder andere behandelt werden (können). Nur in wenigen Ausnahmefällen sollte ein weiterer Ausschluss aus der Gesellschaft erfolgen dürfen - und das ist auch im Gesetz so festgehalten. Vielmehr sollten umfangreiche Hilfen erfolgen, um diese Menschen nach teilweise jahrzehntelanger "Entsozialisierung" wieder zu einem mehr oder weniger normalen Leben zurückzuführen. (Nein, ich schließe damit Hilfen für die Geschädigten, die manchmal auch ein Leben lang an den Folgen zu tragen haben, nicht aus)
Das ändert am Ergebnis alles nichts.
Wer nicht einsieht,daß er für die U-Bahn bezahlen soll.geht in den Knast.

Wer nicht einsieht,daß z.B. seine Frau ein Recht auf körperliche Unversehrtheit hat,nicht.

Es gibt Lebensbereiche,da haben wir Anarchie.Meist welche ,die wirtschaftlich uninteressant sind.

Hat aber mit dem Thema bereits nichts mehr zu tun.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
********st11:
Wer nicht einsieht,daß z.B. seine Frau ein Recht auf körperliche Unversehrtheit hat,nicht.
Bitte? *oh*

OK, ich gebe zu - lange (zu lange) hat es gedauert, bis Gewalt und auch Vergewaltigung in der Ehe auch in der Gesetzgebung ihren Einzug gehalten haben. Aber inzwischen ist das ja wohl kein Thema mehr (also die Bestrafung solcher Taten). Vielleicht noch bei einigen Richtern - das kann ich schlecht einschätzen, hier sind viele noch aus der DDR, wo das ohnehin auch geahndet wurde (Voraussetzung ist immer, dass es angezeigt/bekannt und nachgewiesen wird - aber das ist mit jeder Straftat oder auch Ordnungswidrigkeit so).

Und für das Schwarzfahren kommt niemand in den Knast. Wer das behauptet, verdreht Tatsachen (ob bewusst oder unbewusst, lass ich mal noch offen).
OK, ich gebe zu - lange (zu lange) hat es gedauert, bis Gewalt und auch Vergewaltigung in der Ehe auch in der Gesetzgebung ihren Einzug gehalten haben. Aber inzwischen ist das ja wohl kein Thema mehr (also die Bestrafung solcher Taten).

Bewahr diir den Glauben.Die Realität sieht anders aus.Das weiß ich verbindlich.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
********st11:
Bewahr diir den Glauben.Die Realität sieht anders aus.Das weiß ich verbindlich.
Nur so zum Ausschluss von Missverständnissen: Wir sprechen beide von den Gesetzen in Deutschland?
Da brauche ich nicht zu glauben, da weiß ich, was im Gesetz steht.
Und ich weiß auch, dass das Gesetz in Deutschland von Gerichten in der Regel sehr geachtet wird (Ausnahmen gibt es immer, und dagegen gibt es die Möglichkeit entsprechender Rechtsmittel).
Nein,wir sprechen nicht von Gesetzen,sondern vom Umgang mit ihnen in der täglichen Praxis der Gerichte.

Die sind vermutlich mit der derzeitigen Ausstattung an Personal nicht in der Lage,die Vielzahl der Fälle auch übelster häuslicher Gewalt zu bearbeiten,weshalb es gängige Praxis ist,die Hürden für die Nichteinstellung der Verfahren bei angezeigten Fällen so hoch anzusetzen,daß die überragende Mehrzahl der Fälle abgewiesen wird.

Ich kenne eine Frau,die wurde jahrelang so übel zusammengeschlagen,daß sie teilweise eine Woche lang nicht aufstehen konnte und am ganzen Körper Hämatomen hatte.
Sie war zigmal krankgeschrieben,ist gelegentlich zu den Nachbarn geflüchtet,die Tochter(Teenager) ist bereit auszusagen usw.

Die Beratungsstelle für häusliche Gewalt,die von denen vermittelte Fachanwältin und ihre behandelnde Ärztin sagen alle das Gleiche:"versuchen sie damit abzuschließen.Sie können vor Gericht nichts erreichen.Am Ende wird er noch darauf gestoßen,wie wenig Konsequenzen das für ihn hat.Wenn das überhaupt je vor Gericht landet,kommt er mit einer lächerlichen Geldstrafe davon.Das ist aber extrem unwahrscheinlich,weil sie eine konkrete Gefährdung für ihr ihr Leben nicht nachweisen können.Die Häufigkeit spielt dabei auch keine Rolle".

Soviel zur Realität.
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