@********rage
Ich würde dir widersprechen. ofinterest hat ja schon ein Beispiel genannt. Ein anderes war z.B. die Sprache von Herrschern oder Kirchenoberen.
Wenn eine Messe auf Latein gehalten wird, obwohl die Gläubigen es nicht sprechen, dann ist es eine Form von Exklusivität, die auch dem Machterhalt dient.
Nicht umsonst war die Übersetzung der Bibel ins Deutsche von Melanchton und Luther (u.a.) ein Angriff auf die Autorität der Kirche.
Natürlich kann Fachsprache oder ein besserer Umgang mit der Sprache einfach so in ein Gespräch mit einfließen. Das habe ich im Studium bei mir auch bemerkt. Der Umgang mit bestimmten Fremdwörtern wird einfach alltag.
Doch gleichzeitig befördert Sprache auch Gruppenidentitäten. Sei es Dialekt, Slang, Fachsprache, Muttersprache oder Machtsprache, allgemeine Verständlichkeit ist nicht immer der Sinn von Sprache.
Ich halte das auch nicht für problematisch. Bedenklich wird es jedoch dann, wenn zum Beispiel öffentliche Güter von einer begrenzten Gruppe vereinnahmt werden und diese Abgrenzung durch Sprache verstärkt wird. Wenn sich z.B. eine Sprache der Macht heraus bildet, welche die Mehrheit der Menschen ausschließt.
Das beobachte ich in unserer Mediendemokratie bei Politikern ganz stark. Die Worte werden deswegen so seltsam gewählt, weil sie sich meist in einem Code an die eigenen Leute richten. Bestes Beispiel: Wenn ein Politiker der FDP im Fernsehen derzeit die Spitze lobt, dann müssen alle wichtigen Namen genannt werden, sonst wird er schnell in ein Lager gesteckt.
In diesem Moment redet er zwar auch mit Publikum und Moderator, aber ebenso in den eigenen Zirkel hinein.
Die Zuschauer wundern sich über die Politikerwindungen oder finden den Politikersprech affig, ohne zu durchschauen, was dahintersteckt. Man redet aneinander vorbei, was aber letztlich immer dem mehr schadet, der weniger Macht hat. (und erst seeeeehr indirekt mal in der Erosion der Macht z.B. durch Demokratiemüdigkeit)