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Mensch sein

@skybala
Dass es manchmal nichts bringt, sich viele Gedanken zu machen, zu verkopfen, es einen eventuell sogar hindert.

Nach dem Motto: "Es ist, was es ist" und gleichzeitig: "Es ist, was du draus machst".


Und manchmal ist ein Baum auch nur ein Baum - Du erinnerst Dich?
"Es ist was es ist"
"Es ist, was du daraus machst"

Für mich sind Sinnsprüche, so etwas, wie in wenige Worte gegossene Lebenserfahrung. Das macht sie nützlich und gefährlich in einem. Sie sind wie Formeln aus dem Mund eines Populisten: Einfach, kurz, und für die meisten Situationen unangebracht.

Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie manchmal richtig gut passen, einen aufrütteln oder beruhigen können. Wer daraus jedoch ein Lebensmotto macht, gerät auf die ziemlich falsche Bahn.

So etwas komplexes, wunderbares und widersprüchliches wie ein Leben unter einen Satz zu subsummieren, muss ja auch schief gehen, oder?

Ich würde dafür plädieren sich aus der Sehnsucht nach Einfachheit zu befreien und die Komplexität der Welt zu akzeptieren. Dazu nicht in alles Unverständliche gleich Gott oder Sinn hineinzugeheimsen, sondern die Sterblichkeit, Unwissenheit und Abhängigkeit von anderen anzunehmen und als Teil des "Mensch seins" positiv zu besetzen.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Wirklich schädlich sind doch ganz häufig diejenigen, die davon ausgehen, dass sie alles verstehen und alles wissen.

Schon in diesem Gruppenmikrokosmos gibt es unendliche Ebenen von Wissen und Informationen, nicht nur, was die Vorgänge innerhalb der Gruppe angeht, sondern auch in den konzentrischen Kreisen drum herum.

Nimmt man jetzt "nur" die Joy-Club-internen Informationen, ist das schon ausreichend, um eine Menge Menschen komplett zu verwirren, beim Rest erspare ich uns allen die Bewertung.

Ich denke, dass es wesentlich ist, davon auszugehen, dass die im Hirn zu verankernde Menge Wissen eine endliche ist und bei jedem Menschen eine andere. Dabei kommen Schnittmengen unterschiedlichster Art zustande. In Verbindung mit einer Art mentaler Offenheit ist das höchst spannend. Ich glaube, dass Offenheit der Schlüssel ist - und, je nach Lebenserfahrung, das solide Wissen, dass man immer nur einen kleinen Teil selber wissen kann. Das macht aber nichts.

Denn Denkvermögen ist nur scheinbar an Wissen gekoppelt, auch wenn es die Sache stark erleichtert. Hinzu kommen die unterschiedlichen Interessens- und Begabungsschwerpunkte.
Was dem einen seine Mechanik ist, ist dem anderen die Bilderwelt. Spannend ist in meinen Augen der intensive Austausch, weil das den Blick weitet. Darauf kommt es an.
********rage Frau
82 Beiträge
Ich bin auch noch sehr frisch in der Gruppe, habe aber einen ähnlichen Eindruck: Manches verstehe ich gut, anderes nach mehrmaligem Lesen oder überhaupt nicht.

Wenn ich Dinge nicht verstehe, aber das Gefühl habe, da steckt doch ein interessanter Kern dahinter, dann kann ich nachfragen bzw. wenn es sich um einzelne Fachworte handelt, so kann ich diese nachgucken.

Ich glaube allerdings nicht, dass es Menschen gibt, die ihre Sprache und Worte so wählen, damit nicht jeder in der Lage ist, sie zu verstehen. Ich denke viel mehr, dass gewisse Worte für manche eine Selbstverständlichkeit sind und für manche unverständlich.
Ich kenne das leider aus meiner Jugend, dass sich in meiner Familie (Eltern und Bruder) über von mir gewählte Worte echauffiert wurde, statt auf das gesagte einzugehen oder mal nachzufragen, was das denn bedeutet. Dabei habe ich mit Sicherheit nicht bewusst in einer normalen Unterhaltung am Küchentisch irgendwelche Fremdwörter gewählt, damit mich niemand versteht...
Da muß man wohl unterscheiden:in der Politik gehören rhetorische Barrieren, hinter denen sich fehlende Inhalte verstecken, zum Rüstzeug .
Da hat Sprache ganz andere Funktionen.
@********rage

Ich würde dir widersprechen. ofinterest hat ja schon ein Beispiel genannt. Ein anderes war z.B. die Sprache von Herrschern oder Kirchenoberen.
Wenn eine Messe auf Latein gehalten wird, obwohl die Gläubigen es nicht sprechen, dann ist es eine Form von Exklusivität, die auch dem Machterhalt dient.
Nicht umsonst war die Übersetzung der Bibel ins Deutsche von Melanchton und Luther (u.a.) ein Angriff auf die Autorität der Kirche.

Natürlich kann Fachsprache oder ein besserer Umgang mit der Sprache einfach so in ein Gespräch mit einfließen. Das habe ich im Studium bei mir auch bemerkt. Der Umgang mit bestimmten Fremdwörtern wird einfach alltag.

Doch gleichzeitig befördert Sprache auch Gruppenidentitäten. Sei es Dialekt, Slang, Fachsprache, Muttersprache oder Machtsprache, allgemeine Verständlichkeit ist nicht immer der Sinn von Sprache.

Ich halte das auch nicht für problematisch. Bedenklich wird es jedoch dann, wenn zum Beispiel öffentliche Güter von einer begrenzten Gruppe vereinnahmt werden und diese Abgrenzung durch Sprache verstärkt wird. Wenn sich z.B. eine Sprache der Macht heraus bildet, welche die Mehrheit der Menschen ausschließt.
Das beobachte ich in unserer Mediendemokratie bei Politikern ganz stark. Die Worte werden deswegen so seltsam gewählt, weil sie sich meist in einem Code an die eigenen Leute richten. Bestes Beispiel: Wenn ein Politiker der FDP im Fernsehen derzeit die Spitze lobt, dann müssen alle wichtigen Namen genannt werden, sonst wird er schnell in ein Lager gesteckt.
In diesem Moment redet er zwar auch mit Publikum und Moderator, aber ebenso in den eigenen Zirkel hinein.

Die Zuschauer wundern sich über die Politikerwindungen oder finden den Politikersprech affig, ohne zu durchschauen, was dahintersteckt. Man redet aneinander vorbei, was aber letztlich immer dem mehr schadet, der weniger Macht hat. (und erst seeeeehr indirekt mal in der Erosion der Macht z.B. durch Demokratiemüdigkeit)
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