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Lingua et persona

In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Bei meinem täglichen tv-marathon
bin ich inzwischen bei "Lie to me" http://de.wikipedia.org/wiki/Lie_to_Me angekommen ...
Die Serie über das erkennen von lügen und Emotionen beruht auf den Studien von http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Ekman, der die grundemotionen, die sich im Gesicht eines Menschen zeigen, mit einer Skala der mikroexpressionen klassifiziert hat und dadurch erkennen kann

Gemeinsam mit seinem Kollegen W.V. Friesen stellte Ekman eine physiologisch orientierte Klassifikation der emotionalen Gesichtsausdrücke auf, das Facial Action Coding System (FACS), das heute in der Ausdruckspsychologie und der psychoanalytischen Therapieforschung eine wichtige Rolle spielt. Das FACS stellt gleichzeitig eine Methode dar, mit der zeitlich ablaufende emotionale Ausdrucksmuster erfasst und beschrieben werden können. Nicht erfasst werden darin jedoch nicht-emotionale Ausdrücke, die ca. 70 % aller Gesichtsausdrücke ausmachen, sowie Körperausdrücke.
Ekman fand außerdem in empirischen Statistiken Beweise für die erbliche Bedingtheit zahlreicher emotionaler Ausdrücke, darunter die von ihm unterschiedenen sieben Basisemotionen Fröhlichkeit, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung, die kulturübergreifend bei allen Menschen in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt werden. diese von ihm als elementar beschriebenen Gesichtsausdrücke sind nicht kulturell erlernt, sondern genetisch bedingt. Damit liegt er in der Tradition von Charles Darwins Werk „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren“ (The Expression of the Emotions in Man and Animals, 1872). Er gilt als Begründer der neurokulturellen Theorie der Emotionen; diese besagt, dass an dem Zustandekommen eines Emotionsausdrucks folgende Komponenten beteiligt sind:
Auslöser
Affektprogramm (dieses enthält die Basisemotionen, und ist phylogenetisch vererbt)
Bewertungsprogramm (bewertet ob der Auslöser zum "Abspielen des Affektprogramms" führt)
Darbietungsregeln "display rules": gibt Auskunft darüber ob, wie, etc. das Gefühl gezeigt werden soll (v.a. sozio-kultureller Einfluss)
Bewältigungsregeln "coping rules": beschreibt, wie man mit dem Gefühl fertig wird.

Dies scheint auf den ersten Blick der eingangsthese zu widersprechen, dass wir mit dem Wechsel des Idioms die Persönlichkeit wechseln ... In meinen Augen könnte es aber auch dafür sprechen, dass wir vielleicht ein und dieselbe Persönlichkeit bleiben, aber je nach sprachlichem Ausdruck unterschiedliche Facetten unserer Persönlichkeit auf verschiedene Art und Weise zum Ausdruck bringen ...

Zweisprachigkeit koennte uebrigens auch fuer die, die mit Dialekt aufgewachsen sind (ich durfte das nicht! Meine Eltern wollten immer, "dass aus dem Kind mal was ordentliches wird" ^^ - war halt in den 60igern so!) beim eintritt in die Schule mit hochdeutsch eine zweite Sprache neu erlernt haben und auch andere Persoenlichkeitsstrukturen ausbilden "mussten"
Zum Thema Persönlichlkeitsstrukturen und Sprache fällt mir grade ein,daß mein Abi-Englischlehrer wenn er mich ärgern wollte,immer erklärt hat,daß es Menschen mit schwachem Charakter auszeichnet,Sprachen leichter zu lernen als andere.

Klingt fast logisch,wenn man Sprache als Teil der Persönlichkeit begreifen würde.
Er war als Fremdsprachenlehrer,der grade seinen Magister in Spanisch gemacht hatte ,aber in einer blöden Position für solche Sprüche.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
oh je
Zum Thema Persönlichlkeitsstrukturen und Sprache fällt mir grade ein,daß mein Abi-Englischlehrer wenn er mich ärgern wollte,immer erklärt hat,daß es Menschen mit schwachem Charakter auszeichnet,Sprachen leichter zu lernen als andere.

Dann hab ich mich ja jetzt hinlänglich als "schwachen Charakter" mit leicht beeinflussbarer Persönlichkeit entlarvt *flenn*

Hätte ich mal lieber ein Thema eröffnet, indem ich damit angegeben haette, dass ich zum Mathe-Leistungskurs auf dem jungz-Gymnasium war ... Obwohl, aus der Mathematik wird einem ja an anderer Stelle auch wieder ein Strick gedreht

Ein teufelskreis seufz
Wir wollen den Provokationen anderer doch wohl nicht soviel Bedeutung geben,oder?
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Nienimmerueberhauptneverevernicht!
ich kenn deinen engischlehrer ja nicht! - gsd
*****_54 Frau
11.749 Beiträge
Also - nach der Meinung dieses sehr sympathischen Englischlehrers wäre ich demnach ein besonders starker Charakter.
Endlich habe ich ein Argument, um mein eher schwaches Fremdsprachentalent schön zu reden ...
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das japanische hat insofern keine Grammatik, als es keine Deklination und Konjungation kennt, allerdings braucht man eine Menge Erfahrung, um die Zeitenfolge richtig darzustellen, ebenso, wie man eine Menge Erfahrung braucht, um das passende Wort zu wählen. Je nach Gegenüber gibt es an die fünfzig verschiedene Möglichkeiten, "ich" zu sagen. Da spielen tatsächlich Herkunft und Erziehung eine große Rolle.

Ansonsten bin ich ja die Sprachen-Frau, ob ich jetzt einen labilen Charakter habe? Hm...
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Nein nein Heidi!
wir werden jetzt in dieser runde und mit der gegebenen erfreulich entspannten Konstellation nicht über charakterfragen diskutieren, das könnte schlafende Hunde wecken, die ich! (und du) nicht in dieser Diskussion sehen möchte SFG

You Know what I mean?
*****cgn Frau
8.385 Beiträge
Gruppen-Mod 
Yes, yes....of course. Bien sur. Claro, que si. Heel goed.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
;-)
ich hab mir jetzt noch mal den oben verlinkten Artikel in Wikipedia zur Grammatik des japanischen durchgelesen

Hier noch ein spannender Aspekt

Die Shii-Adjektive werden vor allem in der Frauensprache benutzt. Japanische Männer drücken sich eher weniger emotional aus. Beispiel: oishii, „lecker“, ist eher der Frauensprache zugeordnet. umai (旨い) bedeutet auch lecker, kommt aber aus der Männersprache. Das Wort umai bedeutet auch „clever, gut gemacht“ und ist eher als Lob an den Koch zu verstehen denn als Gefühlsausdruck.

Ich Versuch mir gerade vorzustellen, ich lerne japanisch und durch irgendnen kruden Irrtum verwende ich das den Männern zugeordnete Vokabular ... Dann Wechsel ich nicht nur die Person sondern auch noch das Geschlecht! *schiefguck*
*******nger Mann
582 Beiträge
FrauenSprache MännerSprache
******ool:
und durch irgendnen kruden Irrtum verwende ich das den Männern zugeordnete Vokabular ...
Ein früherer Kollege war mit einer Japanierin langeJahre liiert und lernte von ihr Japanisch.
Als er Jahre später mit einem Japaner zusammenarbeitete, kriegte der immerwiedereinen Koller, wenn er Worte und Phrasen in Frauensprech redete. Irgendwann verbat er es ihm, mit ihm japanischzu sprechen, wenn er das nicht ändere.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Das war aber dann
auch richtig perfide von seiner Frau, ihm das "falsche" japanisch beizubringen *zwinker*
*******nger Mann
582 Beiträge
******ool:
auch richtig perfide von seiner Frau, ihm das "falsche" japanisch beizubringen
vielleicht hat sie sich dabei keine großen Gedanken gemacht?!
Frauen eben *zwinker*
Beitrag gelöscht
Falls du dich mal vor deinem Freund höflich selber über dich lustig machen willst, sag ihm "kalon ast am."

Das probiere ich aus.Ich kann bei dem eh nicht viel falsch machen.
Tja, kalon ast am...
Nun zurück...

Hier ist ja die Crème de la Crème versammelt.

I thank you Bjuti, for this very interesting and highly enjoyable topic.



@ silverkitten

Die ersten Jahre (und heute immer noch manchmal), wenn ich zwischen Österreich und Berlin pendelte, fing ich in der Übergangsphase an, zu stottern. Ich musste förmlich nach Begriffen „ringen“, die ich kurz vorher noch „richtig“ verwendet habe.

Heute spreche ich mein dialektgefärbtes Österreichisch nur mehr mit Menschen, die es selbst auch sprechen.
Hier in Berlin nie. Ich habe mich wohl sprachlich und mental angepasst.

Als ich deine ersten Worte hörte, verwandelten sich meine Impressionen über dich in jene, die ich mit Liebe, Freundschaft und Vertrauen in meiner oberbayerischen Heimat von jung auf kennen gelernt hatte. Du warst mir direkt sofort sympathisch.


@ L_Etoile

Wenn er von einer Sprache in die andere wechselt fällt mir schon auf, dass sich der Tonfall - die Melodie der Aussprache - und auch die Minik, oft auch die Gestik sich bei ihm ändern. Nicht gravierend, aber doch spür- und hörbar.

Das glaube ich dir gerne. Ich wusste schon immer, dass du nicht nur eine außergewöhnliche schöne und intelligente Frau bist.


@ ofi

Im Persischen haben sie dafür wohl verschiedene Stufen der Höflichkeit.

Falls du dich mal vor deinem Freund höflich selber über dich lustig machen willst, sag ihm "kalon ast am."

Notiz: Beitrag wurde gelöscht, der vorhergehende Inhalt jedoch hier zur Verfolgung erneut eingetragen.


@ bjutifool

Ekman fand außerdem in empirischen Statistiken Beweise für die erbliche Bedingtheit zahlreicher emotionaler Ausdrücke, darunter die von ihm unterschiedenen sieben Basisemotionen Fröhlichkeit, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung, die kulturübergreifend bei allen Menschen in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt werden. (...)

Dies scheint auf den ersten Blick der eingangsthese zu widersprechen, dass wir mit dem Wechsel des Idioms die Persönlichkeit wechseln ... In meinen Augen könnte es aber auch dafür sprechen, dass wir vielleicht ein und dieselbe Persönlichkeit bleiben, aber je nach sprachlichem Ausdruck unterschiedliche Facetten unserer Persönlichkeit auf verschiedene Art und Weise zum Ausdruck bringen ...


Empirische Daten werden mir durch meine engsten Bekannten zur Info mitgeteilt, die diese Gabe durch Ihren vorzüglichen Verstand statistisch darstellen - eben in Deutsch. Sie sind durchaus in der Lage, auch meinen Sachverstand des "Americana" zu schätzen, welches ein Angliedern deiner Meinung erlaubt.

Drei wesentliche Merkmale meiner Persona:

1. Deutsch sprach ich, bis ich acht Jahre alt wurde. Es ist erkennbar, dass ich einige Affekte nicht klar in der deutschen Sprache erkenntlich darstellen kann. Klar ist jedoch, dass diejenigen die ich verständlich ausdrücke, mit meiner oberbayerischen angelernten Verhaltensweise bei dieser Menschengruppe sofort Einklang findet.

Also, meine deutsche Persona ist etwa acht Jahre alt.

2. Amerikaner glauben ich wär einer von Ihnen, wobei ich über einen großen Wortschatz, Americana der unterschiedlichsten Länderregionen beherrsche, so gut wie alle Lebenserfahrungen seit meinem achten Lebensjahr durch die Mentalitätsaufnahme erlebt habe. Es ist unschwer zu erkennen, welche Dominanz ich in dieser Sprache ausstrahle.

Beispiel: als Deutscher hätte ich eher MS, wobei ich in Amerikanisch die Präzision und Feinmotorig eines Neuro-Psychiaters in allen Lebenslagen beherrsche.

3. Spanisch mit 13 und Französisch mit 16 zu lernen und gleich einsetzen zu können wurde durch mein jugendliches Heranwachsen und der Beschäftigungen in diesem Zeitraum komplimentiert. Zeitgleich lernte ich zwei Computersprachen erfolgreich auf Großrechnern einzusetzen. Auch heute noch setze ich alle diese Sprachen mit sicherem Umgang ein. Die Affekte, die in diesem Beitrag geschildert sind, Körpernähe, die gefühlsbetonte Mimik, sowie die Offenheit, die durch die erfolgreiche Kommunikation gespiegelt wird, sind Indiz mehrfacher Bestätigungsaspekte.

Ich behaupte daraus, dass die jeweile persönliche Entwicklung einen Einfluss auf die Beherrschung der jeweiligen Sprache hat, insoweit, dass das Verhalten der Persönlichkeit nur eingeschränkt, aus der Sicht der Sprache, eine aussagekräftige Beurteilung eines Menschen erlaubt.

Stellt euch vor, dieser gebürtige Bayer kann dunkelhäutigen und chicanos Erfolgsleitern verkaufen. Insofern werden meine Ideen, die ich in deutscher Sprache artikuliere, oftmals als Träumereien eines Kindes nicht zuletzt mit Bewunderung nicht näher eingegangen. Die Feinmotorig, seltsamerweise, ist nicht sprachengebunden. Hat Darwin deshalb Recht?
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
@skybala
Vielmehr stellt sich mir jedoch die Frage, ob wir nicht eher der fremden Sprache und damit eventuell auch dem Sprechenden, gewisse Wesensmerkmale zuordnen, die wir meinen aufgrund der etwaigen Herkunft zu kennen.

Würde man die französische Sprache hören, ohne die französische Kultur zu kennen, oder zumindest deren Klischees, hätte der Lautklang dann noch den gleichen Effekt auf uns? Die Schriftform mal außer Acht gelassen.

Die Adaption der Gestik und Mimik und damit evtl. einhergehenden Gefühlen beruht m.E.n. auf Erfahrung/Imitation, weniger auf der Sprache an sich.

Viel macht natürlich auch die Stimme des Sprechenden und die Betonung aus. Oder geht es dir ums geschriebene Wort?

Die erste frage ist bestimmt die von Henne/Ei!

Sicher haben wir alle stereotypen über andere Kulturen im Kopf, genau dann würde ich aber fragen, warum sich Franzosen, Italiener, Spanier, portugiesen in manchem aehneln, aber in vielem auch verschieden sind - so wie all diese Sprachen (die romanischen) sich auf der Grundlage Latein entwickelt haben .. Aber sich inzwischen unterscheiden

Und nein, inzwischen hab ich etwas präzisiert im Vergleich zum ep, dass Sprache Persönlichkeit nicht alleine ausmacht und nicht vollkommen verändert, aber dass wir vielleicht mit jedem wechsel der sprache auch andere Facetten unserer Persönlichkeit leben? Ich glaube sonst wäre ich bei einem Job, bei dem ich ständig nahtlos zwischen vier Sprachen wechseln musste, irgendwann reif für die klappse gewesen *zwinker*

Imitieren wir wirklich nur? Die ausladende Gestik meiner spanischen Schulfreundin hätte bei mir aufgesetzt gewirkt - interessant wäre, ob jemand eine Sprache, die er nur nach Buch oder meinetwegen Sprachlabor gelernt hat, auch sprachtypisch mit gestennund mimik begleitet

Und ja, es geht mir um Sprache sprechen - nicht schreiben
das spricht mich sehr an und ich habe zu dem Thema so meine Erfahrungen - denn ich spreche auch 4 Sprachen und zwar jeden Tag ein bisschen von den drei "Fremden".
Eine davon ist als Kind als zweite Sprache erlernt und wenn ich mit dem Teil meiner Familie rede, spreche ich anders - meine Stimme hört sich anders an, und in bestimmten Situationen kommt diese zuerst aus meinem Mund, auch wenn es nicht meine Muttersprache ist.
Zum Schimpfen z.b. ist Niederländisch bestens geeignet, die Schimpfwörter einer Sprache sind sowieso ein sehr eindeutiger Hinweis auf kulturelle Unterschiede. Da gibt es Flüche, bei denen jeder Deutsche rot werden würde, man kann sie nicht wörtlich übersetzen.
Man denkt, NL und Deutsch sind sich soo ähnlich, aber das täuscht. Es liegt oft zwischen Englisch und Deutsch und hat halt so seine Eigenheiten. Und zu glauben, es sei ähnlich führt zu den peinlichsten Missverständnissen. Ich fühle mich halb-niederländisch, und weiß, dass ich in dieser Sprache auch "anders" denke und rede.

Es mag erstaunlich klingen, aber ich bin davon überzeugt, dass die Muttersprache sehr viel mehr als nur Äußerlichkeiten wie Gestik, Mimik, kulturell-religiöse Vorstellungen und mehr transportiert. ich glaube, dass es die Art, wie man denkt, wie man schlußfolgert, wie man versteht, wie man Gefühle ausdrückt, und mehr beeinflusst.

ich habe im Ausland gemerkt, dass ich Deutsche bin. Ein Gefühl, dass mir völlig unbekannt war, als ich hier aufwuchs. ich habe im Vergleich mit den Menschen in den Niederlanden und Frankreich gemerkt, dass ich niemals so sein, so denke werde wie sie - und ich glaube, dass das sehr wohl mit der Muttersprache zu tun hat.

Z.B., die Art, wie die Grammatik (die nach Ansicht einiger Sprachwissenschaftler wohl angeboren ist) im Deutschen betont wird und wichtig ist, lässt analytischeres Denken zu als das eher gefühlvolle Französisch - nicht dass es analytisches Denken verhindert, ich will niemandem auf den Schlips treten!
aber die perfekte Sprache für eine Gebrauchsanweisung oder einen Vertrag ist das Deutsche, weil es klar und unmissverständlich ist (sein kann). NL und F haben viele "Deutungsmöglichkeiten" von Worten und Redewendungen und beim Übersetzen merkt man immer, dass Sätze ohne Kontext sehr schwer verständlich sind.
ich bin kein Wissenschaftler bin aber immer auf der Suche nach Arbeiten zu diesem Thema, vielleicht kennt ihr diese Ansätze.

In eine Sprache wechseln führt bei mir zu anderer Haltung, Tonlage und Gestik, aber mich lange in diesem Sprachraum aufzuhalten hat nicht dazu geführt, dass ich die Mentalität übernehmen oder auch nur nachvollziehen kann. Nur, wenn es als Kind erlernt ist, kann man auch "die Denke" verstehen, die damit transportiert wird.

Im Übrigen zeugt es von musikalischem Gehör und Emphatie, wenn man, nachdem man eine Weile mit jemandem sprach, der Dialekt oder Akzent spricht, ebenfalls in diesen Tonfall verfällt, Worte übernimmt und Gestik von Nahestehenden nachmacht, weil man sich anpasst. Das muss keine andere Sprache sein.

Ob ich damit aber "eine andere Facette meiner Persönlichkeit" ausdrücke? ich denke schon, ein bisschen. Wenn ich wirklich wütend bin, benutze ich lieber die härteren NL oder Englischen Schimpfworte, gegen die die deutschen kindisch wirken.

und ja, wenn man z.B. Arabisch oder Israelisch wirklich lernen will, braucht man den kulturellen Bezug und muss wissen, wie sehr z.B. die Religion die Sprache beeinflusst. Mir als Atheist fällt es ja schon schwer, auf "Grüß Gott" zu antworten! Wie sollte ich da jemals inbrünstig Inschallah aussprechen können!

Übrigens wachsen meine Kinder zweisprachig auf und es ist interessant zu sehen, dass auch sie im Umgang mit Papa nicht zu anders reden, sondern sich auch anders verhalten beim Reden.
**********louds Mann
37 Beiträge
Mich beschäftig das Thema schon lange, danke Bjutiful und den followern für die Inspirationen dazu!
Ich für meinen Teil kann beobachten, dass ich mit jeder fliessend gesprochenen Sprache durchaus auch meinen Habitus verändere. Im Englischen bin kraftvoller als in meiner Muttersprache Deutsch, im Französischen weicher und romantischer. Am deutlichsten wird es bei mir jedoch im Italienischen, hier verändert sich die Mimik, Gestik und die Tonlage am drastischten, Lebensfreude sprüht aus den Augen, das bestätigen auch Freunde, falls sich mich beim Wechseln der Sprachen beobachten. Und das hat keinesfalls mit einer Präferenz für eine der Sprachen zu tun, aber ich rutsche in jeder Sprache in eine klein wenig andere Identität, die ich aber eher als zusätzliche, teilweise auch neu entdeckte Facette meines Ich's verstehe. Auch wenn ich zwischen Hochdeutsch und meinem süddeutsche Idiom wechsle, denken, fühlen und sprechen in dem Moment unterschiedliche Menschen mit unterschiedlicher Gefühlswelt, zumindest in gewisser Weise.
Selbst in einer Sprache die ich nicht fliessend spreche und gerade erst erlerne, beobachte ich das Phänomen.
Wenn Wölfe wie Menschen artikulieren könnten...
@ dornroeschen67

"was für schöne Lippen du hast"


Ein sehr nützlicher Beitrag von dir, welcher zwei Ähnlichkeiten mit meinenen Zusätz tangiert.

ich habe im Ausland gemerkt, dass ich Deutsche bin. Ein Gefühl, dass mir völlig unbekannt war, als ich hier aufwuchs. ich habe im Vergleich mit den Menschen in den Niederlanden und Frankreich gemerkt, dass ich niemals so sein, so denke werde wie sie - und ich glaube, dass das sehr wohl mit der Muttersprache zu tun hat.

Ich empfinde es gerade anders herum... die Anderen halten mich für einen von Ihnen.

Dies könnte aber auch nur daran liegen, dass ich mich von Geburt an auf viele unangenehme Situationen anpassen, und das Beste daraus machen musste.


Im Übrigen zeugt es von musikalischem Gehör und Emphatie, wenn man, nachdem man eine Weile mit jemandem sprach, der Dialekt oder Akzent spricht, ebenfalls in diesen Tonfall verfällt, Worte übernimmt und Gestik von Nahestehenden nachmacht, weil man sich anpasst. Das muss keine andere Sprache sein.

Ob ich damit aber "eine andere Facette meiner Persönlichkeit" ausdrücke? ich denke schon, ein bisschen. (...)

Ja, Gehör und Emphatie sind wirksame Fähigkeiten, um die wahre Größe der Fremdsprachenkenntnis den finalen Schliff zu erteilen.


Wenn ich wirklich wütend bin, benutze ich lieber die härteren NL oder Englischen Schimpfworte, gegen die die deutschen kindisch wirken.

Ditto. Meist English, aber auch mysteriöserweise abwechselnd mit sechs weiteren Sprachen. Zum Glück bin ich nur selten wirklich wütend.


Statistisch zwei-dimensional lässt sich das Thema nur langwierig differenzieren.

Wer hat Lust der Allgemeinheit einen Faktor Z vorzustellen?
tollezeitmitdir

Danke fürs Kompliment
"die Anderen halten mich für einen von ihnen"

das meinte ich nicht. Das mag sein, ich werde lange für eine der ihren gehalten, bis ein verräterisches Wort dazwischenkommt. Aber ich wollte darauf hinaus, dass ich mich erst als Deutsche sah und verstand, dass ich es durch meine Muttersprache = Art, zu denken, auch bin, als ich mich da anzupassen versuchte.

Behind the scene

ein "unterschiedlicher Mensch" zu sein in den verschiedenen Sprachen, ist das für dich konkret auch so, dass du keine Hürde mehr spürst, völlig darin aufgehst?

Man kennt es ja, dass man Fehler, die Muttersprachler machen, besser entlarven kann, weil man die Sprache gepaukt hat und weiß, wo man aufpassen muss.
Kommt es euch auch so vor, dass die Leichtigkeit, mit der man sich unterhalten kann, nicht davor schützt, "korrekter als korrekt" zu sein? Glaubt ihr auch, dass das unsere deutsche Art macht? Einen Satz im Deutschen korrekt zu sagen, bedeutet schon mindestens zwei bis drei Grammatikregeln beherrschen. In anderen Sprachen sind andere Dinge wichtig. Aber wir legen Wert darauf, weil es uns sonst "Falsch" vorkommt.
Stimmt mir jemand zu, dass die Art zu denken = erste gelernte Sprache ist?
*******_be Frau
619 Beiträge
Danke @bjuti für dieses interessante Thema ~
@*********hen67
... Stimmt mir jemand zu, dass die Art zu denken = erste gelernte Sprache ist?

..solange ich denken kann =< wurde mir die berliner Mundart verboten
..anstatt zu berlinern bin ich als ehemalige Inselbewohnerin
=>
und echte Bärlinerin auf Hochdeutsch getrimmt worden
..während des Studiums hielt mich keiner für eine Bärlinerin, da war ich stolz drauf

..dann lernte ich spanisch sprechen und pflegte Freundschaften mit Spaniern~Chilenen...
..die lebendige Körpersprache spanisch sprechender Menschen wurde mir immer lieber
..und so rede ich heute meist auch mit meinem ganzen Körper

..diese ganzheitliche Art der Kommunikation ist mir sehr vertraut und hat mein erstes auf Gehorsam bedachtes Hochdeutsch derart verändert, dass ich bei bewegenden Themen manches Mal gestikuliere wie eine Südländerin *zwinker*

..somit hat meine erste erlernte Sprache sicher mein Denken beeinflusst
..doch heute kann ich meine preußische Tugend mit dem wilden Temperament spanisch sprechender Menschen kombinieren und es wird etwas ganz eigenes daraus.
**********louds Mann
37 Beiträge
@ Dornroeschen67
Nein, ich gehe darin auf, denke gar nicht mehr Deutsch und mache mit Lust die gleichen Fehler (wenn es denn welche sind die auch von den meisten Muttersprachlern gemacht werden).
Aber ich habe so oder so ein etwas eigenartiges Verhältnis zur Grammatik *g*
kleiner Selbsttest
Der kleine Prinz in 100 Sprachen (bzw. auch Dialekten).

http://www3.germanistik.uni-halle.de/prinz/karten/index.htm

Zum Nachhören und - Fühlen ...
*******s_U Mann
961 Beiträge
Aber sicher
beeinflusst Sprache das Denken.

Es gab vor einiger Zeit dazu mal eine Untersuchung, in der in den USA lebende Japanerinnen (mit guten Englischkenntnissen) psychologisch getestet wurden, wie sie in diversen sozialen Situationen reagieren.

Die Tests wurden teils auf japanisch, teils auf englisch durchgeführt.

Ihr könnt euch schon denken, wie das Ganze ausging: Die Frauen waren "auf englisch" um Einiges selbstsicherer und so weiter als "auf japanisch".

Ich befürchte, so einfach finde ich dazu keinen Link, aber ich suche mal.
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