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Lingua et persona

In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Lingua et persona
beim Lesen eines eigentlich mehr als mittelmäßigen Krimis wurde ich gerade mit mir! interessant erscheinenden Thesen konfrontiert, inwieweit Sprache Persönlichkeit konstituiert

Macht mich die Tatsache, mit Deutsch als Muttersprache aufgewachsen zu sein, per Zungenschlag zu einem Menschen, der "typisch" deutsche Verhaltensweisen im Duktus, in Mimik und Gestik annimmt? Wie verändert sich ggf. meine Selbstdarstellung in den Momenten, in denen ich in eine andere Sprache wechsele

Da ich dies selber im Moment nicht so schlüssig darstellen kann, zitiere ich mal die Passage, die mich zu diesem Thema angeregt hat

es ist einer der bemerkenswerten Aspekte von Sprachen, dass wir scheinbar allein durch das erzeugen für uns ungewohnter laute andere persoenlichkeiten annehmen können. Den zweisprachigen unter uns erscheint dies so offensichtlich, dass es kaum einer Erwähnung bedarf: muehelos flattern sie von einer Sprache zur anderen - so fliesst ein strom typisch englischer laute und Redewendungen beinahe ohne die kleinste Welle zu verursachen hinüber in die satzbauten und Betonungen, die dem urdu eigen sind -, wobei solche Leute meist ganz beiläufig von ihrem "pakistanischen ich" und ihrem "englischen ich" sprechen. Aber für diejenigen von uns, die erst spät zu einer anderen Sprache kamen, ist es jedesmal irgendwie eine besondere erfahrung, dies zu fühlen und zu erleben. Dieser Moment, wenn man merkt, dass eine andere persoenlichkeit die gewohnte uebernimmt, der Moment, wenn man "Italienerin" oder "Japanerin" wird. Es ist der Moment, wo man aufhört, sich ueber Grammatik und Aussprache Gedanken zu machen, und einfach zulässt, dass die andere Sprache von der eigenen Person Besitz ergreift, durch sie hindurchgeht, sie verwandelt.

Wenn ich spanisch spreche, die Sprache, die ich neben englisch am besten beherrsche, merke ich, wie die Strukturen meiner Gesichtsmuskeln sich veraendern und neue, dennoch vertraute Gebärden meine Hände dirigieren. Ich sehe mich die Schultern zucken und meinen kopfnnach hinten werfen, die Mundwinkel herunterziehen und die augenbrauen heben. Ich fasse permanent meine Mitmenschen an,und es macht mir nichts aus, dass sie ganz nahe bei mir stehen und mir ihren Zigarettenrauch Ilona Gesicht blasen. Ich spreche schneller und flüssiger und gebrauche ausdrücke, die keine Entsprechung im englischen haben

Aus: Barbara Wilson "Trubel in transsylvanien"

[alle Schreibfehler sind meinem iPad geschuldet ^^]

Wenn man nicht zweisprachig aufgewachsen ist ... damit meine ich, dass der Erwerb einer zweiten Sprache vor dem Erreichen des 14. Lebensjahres (für mich der Zeitpunkt, zu dem die Fähigkeit zur Abstraktion einsetzt und damit Sprache nur noch per Vokabeln-pauken und Grammatik erlernt werden kann) ... wird man wohl in keiner anderen Sprache als der eigenen einen vergleichbar grossen Wortschatz erwerben ,einhergehend mit der Fähigkeit, sich über jedes Thema, in dem man Wissen erworben hat, auszutauschen.

Wenn ihr es euch aussuchen könntet, welche Sprache würdet ihr welchem Lebensbereich zuordnen?
Latein für Religion? Griechisch für Philosophie? Englisch für Technik? Französisch für liebe? Italienisch für Romantik?

Ich habe jetzt im Sinne einer Diskussion keine tiefschürfenden Fragen formuliert ... sondern möchte euch einfach einladen, über eure Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema zu schreiben

Noch ein "Schmankerl" über die deutsche Sprache aus besagtem Buch

wenn Verben der Motor einer Sprache sind, dann ist das deutsche eine Serie von Autobahnunfällen. Saemtliche Hauptwörter und Adjektive fahren ruhig vorneweg, während man am Ende jedes Satzes eine Massenkarambolage von Verben auseinandersortieren muss

In diesem Sinne: viel spass beim Sortieren

Beauty
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich glaube, ganz so einfach ist es nicht. Allerdings sind die Sprachenunterschiede schon analog zu unterschiedlichen Mentalitäten, das kann man sagen.

Deutsch ist eine ziemlich strukturierte Sprache, keine Frage, unsere Grammatik ist nicht ohne, schon aus der Historie der Sprache heraus gibt es viele Anklänge an das Mittelhochdeutsche, das eine sehr kraftstrotzende Sprache war. Deutsch gilt auch als "harte" Sprache, was die Phonetik angeht, vielleicht glauben daher manche Menschen, dass wir harte Menschen sind. Unser Image ist aber eher preussisch geprägt als beispielsweise süddeutsch.

Schwäbisch oder sächsisch hat einen ganz anderen Sound als etwa Plattdeutsch, also in sich noch große Unterschiede.

Was ich aber ganz sicher glaube - ohne wissenschaftlichen Beleg, ist dass wir alle mit bestimmten Sounds Typisierungen assoziieren.

So gilt der Rheinländer als gemütlich, weil er beim Sprechen singt, der Berliner als unfreundlich, weil es noch preusselt.
***te Frau
1.082 Beiträge
Kürzlich habe ich eine CD gehört mit Liedern in verschiedenen Sprachen. Dabei ist mir etwas aufgefallen, daß in eine ähnliche Richtung geht.
Ich habe die Sprachen mit Emotionen und Lebensweisen verbunden, bei einigen Stücken kann ich mir nicht vorstellen, daß sie in einer anderen Sprache ähnliches bewirken. Natürlich haben auch Melodie und Arrangement einen Einfluß, aber eben nicht nur. Deutsch ist klar, Englisch nett, ... .
Ich würde Goethe als großen Romantiker beschreiben,
der sich durchaus technisch ausdrücken konnte.


Die Frage ist eben: Wortschatz, Wortschätzchen oder Worthülse

und

Man wird zu dem Wolf, den man füttert (und hört).


Wenn man spanisch in Spanien lernt so verknüpft man
unweigerlich den Gehirnzustand, Gestik Mimik etc. mit der Sprache
und vice versa.

siehe hier zu auch die Konzepte von NLP.

Wer spanisch in Sibirien lernen würde...wäre wohl eher unterkühlt,
wenn er oder sie spanisch spricht und würde beim Sprechen niemanden berühren, selbst in Spanien...


und

auch als Erwachsener lernt man eine neue Sprache am besten...
wie ein Kind !.....durch fliessen und nicht pauken.
****ala Frau
1.339 Beiträge
Also mal abgesehen davon, dass ich noch nie einen großen Bezug zu anderen Sprachen empfand (das Erlernen liegt mir einfach nicht), lösen diese recht wenig in mir aus, wenn ich sie inhaltlich nicht verstehe.

Sicher gibt es große Unterschiede im Lautklang, so dass eventuell entsprechende Emotionen ausgelöst werden. "ch", "sch", "ck" als Beispiele klingen zischend und hart, werden von Sprachfremden eventuell als unangenehm wahrgenommen und dem Sprechenden entsprechende Härte zugeordnet.

Vielmehr stellt sich mir jedoch die Frage, ob wir nicht eher der fremden Sprache und damit eventuell auch dem Sprechenden, gewisse Wesensmerkmale zuordnen, die wir meinen aufgrund der etwaigen Herkunft zu kennen.

Würde man die französische Sprache hören, ohne die französische Kultur zu kennen, oder zumindest deren Klischees, hätte der Lautklang dann noch den gleichen Effekt auf uns? Die Schriftform mal außer Acht gelassen.

Die Adaption der Gestik und Mimik und damit evtl. einhergehenden Gefühlen beruht m.E.n. auf Erfahrung/Imitation, weniger auf der Sprache an sich.

Viel macht natürlich auch die Stimme des Sprechenden und die Betonung aus. Oder geht es dir ums geschriebene Wort?

Sprache ist ein so komplexes Thema...

Es ist der Moment, wo man aufhört, sich ueber Grammatik und Aussprache Gedanken zu machen, und einfach zulässt, dass die andere Sprache von der eigenen Person Besitz ergreift, durch sie hindurchgeht, sie verwandelt.

Hieße ja, dass Sprache einen Menschen verändern kann. Davon bin ich nicht überzeugt *gg.

Andererseits bieten andere Sprachen natürlich auch andere Möglichkeiten des Ausdrucks. So gibt es in anderen Sprachen Worte für bspw. Gefühlslagen, für die wir im Deutschen vergeblich nach Passenden suchen.

Was ist mit den Sprachen, die ausgestorben sind, wie bspw. Latein? Wieso sind diese ausgestorben? Und warum ordest du gefühlsmäßig Latein der Religion zu? Ich würde es eher der Biologie zuordnen, einfach weil ich von dort die meisten Worte kenne.

Latein löst bei mir die wenigsten Gefühle aus, was ich darauf zurückführe, dass ich keinen greifbaren, heutigen Bezug dazu habe. Es sind für mich einfach Buchstabenkombinationen.
Die einzige Fremdsprache,in der ich regelmäßig unterwegs bin ist Englisch.
Das ist vom Kulturkreis her so dicht dran,daß ich keine Unterschiede an mir ausmache
Der einzige Effekt,den ich gelegentlich entdecke :Humor scheint im Englischen leichter zu fallen.Ich kann das nicht richtig greifen,aber es scheint im Englischen mehr Dinge zu geben,über die ich schmunzeln kann bzw. komisches kommt mit weniger Worten aus,selbst wenn diese von mir stammen.

Ich bin nicht sicher,ob italinisch einen gestikulierenden Mann aus mir machen würde,aber zumindest der Klang einer Sprache oder auch nur eines Akzentes kann in der Außenwirkung zu interessanten Effekten führen:

Deutsche Schauspieler besetzen in amerikanischen Filmen gerne die Rollen russischer Bösewichte,weil ein deutscher Akzent für Amerikaner wohl russisch klingt.

Für die Täusching genügt das anscheinend,evtl. auch dank ähnlicher Gestik/Mimik.
*********itier Paar
122 Beiträge
Ich würde schon vermuten, dass Sprache und Schrift maßgeblich das Denken und damit auch die Gesellschaft und ihre Kultur mitbestimmen. Jede Sprache forciert allein durch ihre Struktur, Gedanken auf ganz bestimmte Weise zu formulieren, woraus sich dann auch eine Kultur aufbaut. Auch unsere Schreibweise, Buchstaben zu Wörtern und Wörter zu Sätzen aufzureihen, zwingt uns, Gedanken linear zu erfassen. Andere Sprachen wie das Chinesische müssen dies per se erst einmal nicht.

So passen für mich die französische Kultur, französische Filme, usw. durchaus zur französischen Sprache.

Aber das ist natürlich ein Henne/Ei-Problem: Was war zuerst da, die Sprache, die die Kultur definiert, oder die Kultur, die eine Sprache oder Sprachvariation entwickelt?

Eric
*******nger Mann
582 Beiträge
Typisch Deutsch?!
Macht mich die Tatsache, mit deutsch als Muttersprache aufgewachsen zu sein, per Zungenschlag zu einem Menschen, der "typisch" deutsche Verhaltensweisen im Duktus, in Mimik und Gestik annimmt?

ganz so einfach ist es nicht.
Deine Sozialisation beinhaltet mehr als nur Sprache. Sie ist sicher ein bedeutender Teil davon aber eben nicht alles.
Zudem; was bitte sind "typisch" deutsche Verhaltensweisen im Duktus, in Mimik und Gestik
Bei bummelig 80 Millionen Deutschen sehe ich da eine doch recht breite Spannweite.

lg Photofinger
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Guten morgen
da ihr mich jetzt antwortentechnisch quasi im Schlaf überrollt habt, ich aber sehr viele Aspekte in den antworten für mich interessant finde, möchte ich Stück für Stück darauf eingehen, was mir wiederum dazu einfällt

Deutsch ist eine ziemlich strukturierte Sprache, keine Frage, unsere Grammatik ist nicht ohne, schon aus der Historie der Sprache heraus gibt es viele Anklänge an das Mittelhochdeutsche, das eine sehr kraftstrotzende Sprache war. Deutsch gilt auch als "harte" Sprache, was die Phonetik angeht, vielleicht glauben daher manche Menschen, dass wir harte Menschen sind. Unser Image ist aber eher preussisch geprägt als beispielsweise süddeutsch.

Ich habe überhaupt keine Ahnung von der Entwicklung der deutschen Sprache, kann aber diese Erklärung gut nachvollziehen.

Interessant finde ich, dass das Deutsche fast einhellig als "hart" wahrgenommen wird - ich habe selbst oder gerade aus Bemerkungen von Österreichern eine gewisse Ablehnung gegen das "preussische" deutsch gehört - zu klar, zu hart, zu wenig verbindlich ... (vielleicht kommen da ja noch Einblicke von Menschen, die sich in zwei deutschen Sprachen - Deutsch und österreichisch-Deutsch oder Deutsch und Schwyzerdeutsch bewegen ...;-) )

Da liessen sich bestimmt ... trotz der Bandbreite der individuellen Persönlichkeiten ... Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Persönlichkeitsstrukturen finden

Deine Sozialisation beinhaltet mehr als nur Sprache. Sie ist sicher ein bedeutender Teil davon aber eben nicht alles.
Zudem; was bitte sind "typisch" deutsche Verhaltensweisen im Duktus, in Mimik und Gestik

Sozialisation geschieht doch durch Kommunikation und den verbalen Teil dieser macht Sprache aus ... Wie lange behalten etwa die Kinder von Migranten, deren Kindeskinder ff. Die Ursprungspersona, die dem Herkunftsland entspricht bzw. Wechseln zwischen den Identitäten und Personen ... Türkisch - Deutsch - Türkisch oder verlieren sich sogar zwischen den Identitäten und fühlen sich als weder Fisch noch Fleisch?

Ich gebe zu "das typisch Deutsch" war 'ne Provokation ... Dazu würdest du bestimmt Beispiele in den Nazi-Persiflagen in britischen oder amerikanischen Filmen finden

Allgemein denke ich jedoch, dass die meisten Deutschen eher sparsam mit Gesten, die Sprache unterstreichen sind ..
*******nger Mann
582 Beiträge
******ool:
Allgemein denke ich jedoch, dass die meisten deutschen eher sparsam mit Gesten, die Sprache unterstreichen sind ..
das wiederum kann ich Dir von qualifizierter Seite her bestätigen.
Als Student hab ich einen Lehrgang als Gehörlosentutor mitgemacht und einige Lehrer waren gehörlos. Sie meinten einhellig, daß in z.B. den mediteranen Ländern die Gestik weit ausgeprägter sei als bei (durchschnittlichen) Deutschen.

'Härte' von Sprache hängt sicher auch stark von den Sprechenden ab. Japaner z.B. können sehr hart sprechen, speziell wenn sie martialisch klingen wollen.

lg Photofinger
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Auch aber nicht nur
'Härte' von Sprache hängt sicher auch stark von den Sprechenden ab. Japaner z.B. können sehr hart sprechen, speziell wenn sie martialisch klingen wollen.

Eine Sprache mit vielen Konsonanten und den von @****ala genannten Lauten klingt für mich weniger gefällig als eine melodische singende Sprache.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
@Krieger
Wenn man spanisch in Spanien lernt so verknüpft man
unweigerlich den Gehirnzustand, Gestik Mimik etc. mit der Sprache
und vice versa.

Siehe hier zu auch die Konzepte von NLP.

Wer Spanisch in Sibirien lernen würde...wäre wohl eher unterkühlt,
wenn er oder sie Spanisch spricht und würde beim Sprechen niemanden berühren, selbst in Spanien...

Da wäre vielleicht nochn zu berücksichtigen, ob der spanisch Lernende Spanisch von seinen spanischen Eltern oder vom Spanischlehrer (nicht Muttersprachler) lernt ...

Nach den "Thesen" aus dem Buch geschieht ja der Wechsel der persona unabhängig davon ...

Ich für meinen Teil kann schon behaupten, dass ich, wenn ich Arabisch spreche (und da ich es recht gut kann) meine Gestik und Mimik automatisch ändere und auch körperbetonter mit meinem Gegenueber umgehe ... Wenn ich eine Sprache beherrsche (wuerde bei mir für englisch und arabisch gelten) denke ich in dieser Sprache und spreche direkt ... Eine unvollkommener erlernte Sprache bedingt, dass ichn erst Deutsch denke, dann übersetze, dann spreche (wäre bei mir Französisch oder Spanisch) - ich glaube, dann ist auch der Wechsel der "Identität" weniger vollkommen

auch als Erwachsener lernt man eine neue Sprache am besten...
wie ein Kind !.....durch fliessen und nicht pauken.

Wäre schön, ist aber nicht annähernd so spielerisch möglich - wenn ich meine Sprachkompetenz mit der meines Sohnes Vergleiche, der zeitweise zweisprachig aufwuchs, hapert es schon alleine bei der fehlerfreien Aussprache ... Und sicher auch beim völligen Fallenlassen in die andere Identität
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Als Österreicherin, die schon lange in Deutschland lebt, kann ich bestätigen, dass - besonders im Süden von Österreich, in Kärnten, das von romanischer und slawischer Kultur geprägt ist - die Sprache nicht nur dazu dient, dem anderen einfach etwas mitzuteilen, sondern "zwischen den Worten" eine ganze Palette von Stimmungen beinhaltet, die oft sehr emotionaler Natur sind.

Sehr überspitzt:
Die Deutschen benützen Sprache als Ausdruck einer Verstandeshaltung, die Österreicher zusätzlich als Ausdruck seiner momentanen persönlichen Haltung.

Ein und dasselbe Wort wird durch Klangfarbe, Betonung und natürlich auch Gestik oft ganz unterschiedlich eingesetzt.
WIE etwas gesagt wird, ist in der Interaktion zwischen Personen, die sich im Alltag unterhalten, meist wichtiger, als WAS man sagt. Das klingt komisch, ist aber so.
(Gilt selbstverständlich nicht für Fachgespräche)

Anfangs hat es mich verunsichert, weil ich hier zwar verstand, was gesagt wurde, mir aber die andere Komponente fehlte. Die Gefühle des anderen konnte ich nicht "lesen". Alles, was Deutsche normal formulierten, klang erst einmal abweisend - obwohl es neutral gemeint war.

Dass es zwischen dem norddeutschen Deutsch und dem südösterreichischen Deutsch in der Verwendung Unterschiede gibt, fiel mir durch folgende Tatsache auf:

Die ersten Jahre (und heute immer noch manchmal), wenn ich zwischen Österreich und Berlin pendelte, fing ich in der Übergangsphase an, zu stottern. Ich musste förmlich nach Begriffen „ringen“, die ich kurz vorher noch „richtig“ verwendet habe.

Heute spreche ich mein dialektgefärbtes Österreichisch nur mehr mit Menschen, die es selbst auch sprechen.
Hier in Berlin nie. Ich habe mich wohl sprachlich und mental angepasst.

Aber ich denke noch über dieses spannende Thema nach.
Beim Nachlesen kam mit der Verdacht, dass ich mich nicht präzise genug ausgedrückt habe.
*zwinker*
Hm, also ich selbst bin fremdsprachlich total unbegabt - bin froh, wenn ich mich auf Englisch verständlich machen kann.

Mein Bruder hingegen spricht Englisch und Niederländisch wie ein Muttersprachler und Französich fliessend (Englisch - benötigt er täglich im Beruf - und Niederländisch - er lebt in den Niederlanden und ist mit einer Holländerin verheiratet).

Wenn er von einer Sprache in die andere wechselt fällt mir schon auf, dass sich der Tonfall - die Melodie der Aussprache - und auch die Minik, oft auch die Gestik sich bei ihm ändern. Nicht gravierend, aber doch spür- und hörbar.

Wobei ich aber auch beobachtet habe, dass eine spanische Freundin die fliessend Deutsch spricht - auch wenn sie Deutsch spricht mit Händen und Füssen redet, genauso als würde sie Spanisch reden.
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Beim Nachlesen kam mit der Verdacht, dass ich mich nicht präzise genug ausgedrückt habe.
*zwinker*

Verdammt - nicht nur nicht präzise ausgedrückt - auch wieder Fehler übersehen - seufz.
Warum fallen mir die Rechtschreib- und Tippfehler der anderen immer sofort auf und meine eigenen nicht mal beim zweiten Nachlesen, sondern erst nach zeitlichem Abstand.

*tuete*
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
...welche Fehler? Entweder ich kann nicht lesen...
verdammt,Du bist zu schnell .
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Meine oder eure?
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Ich kann zu dem Thema generell nicht so viel sagen. Nur, dass englisch früher für mich jahrelang meine "Gefühlssprache" war, d.h. im sprechen und denken wurden eher Gefühle transportiert. Warum das so ist, da müsste ich noch länger drüber nachdenken.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Das ist auch
Ich kann zu dem Thema generell nicht so viel sagen. Nur, dass englisch früher für mich jahrelang meine "Gefühlssprache" war, d.h. im sprechen und denken wurden eher Gefühle transportiert. Warum das so ist, da müsste ich noch länger drüber nachdenken.

Ein spannender Aspekt ... Für mich ist englisch meine Sex-Sprache, weil ich im englischen nicht mit den gleichen Tabus im Bezug auf die Four Letter words aufgewachsen bin wie im deutschen

Ausserdem lese ich sehr viel englisch, und ich merke, wenn ich selber schreibe, dass ich bezüglich der grammatischen Strukturen und deren mangende uebertragbarkeit in deutscher Prosa aufpassen muss bei meinen geschichten

Ich fand auch die Frage im threadverlauf interessant, ob Menschen mit bildersprachen wie dem chinesischen vernetzter handeln und kommunizieren ... Ich hatte mal ne japanische nitbewohnerin und es war hochspannend, zu beobachten, wie sie am Bildschirm schrieb und nach und nach Stäbchen zu Bildern zusammengesetzt wurden - aus vielfachen Möglichkeiten musste sie dann das gemeinte Wortbild auswählen

Ausserdem ist mir im kundenkontakt aufgefallen, dass ich Asiaten keine entscheidungsfragen stellen konnte ... Auf "das oder das" kam immer die Antwort "ja"!

Wir haben oft überlegt, ob dies auch mit der persönlichen Verbindlichkeit: höflich zu allen und niemanden vor den Kopf stossen und das Gesicht nicht verlieren zusammenhaengt, die mit dieser Mentalität verknüpft werden ...
******ool:
Ausserdem ist mir im kundenkontakt aufgefallen, dass ich Asiaten keine entscheidungsfragen stellen konnte ... Auf "das oder das" kam immer die Antwort "ja"!

Das ist ein interessanter Gedanke.
In Sprachen ohne Grammatik fehlen ja auch(uns wichtige) Stilmittel.

Das muß sich auf die Konversation auswirken. Schade ,daß wir keinen zweisprachigen Asiaten unter den aktiven Mitgliedern haben,der das beschreiben könnte.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
Dumm zurueckgefragt
Das ist ein interessanter Gedanke.
In Sprachen ohne Grammatik fehlen ja auch(uns wichtige) Stilmittel.

Es gibt Sprachen ohne Grammatik?

Das wusste ich jetzt wirklich nicht!

Welche?
Ein Freund von mir(Exiliraner),der immer so seine Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatte(spricht intuitiv aber sehr gut) lernt seit Jahren Japanisch.Er meinte mal ,daß ihm das leichter fällt,weil es keine richtige Grammatik gibt.Das hat wohl eine ganz andere Struktur.
Ich müßte ihn dazu nochmal ausfragen.

Im Persischen haben sie dafür wohl verschiedene Stufen der Höflichkeit.
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.672 Beiträge
Themenersteller 
*mmhm*
also nach diesen Ausführungen hier http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_Grammatik hat das japanische sehr wohl eine grammatik, die mir! auf den ersten Blick auch nicht gerade einfach erscheint

Ich könnte jetzt aber nicht unbedingt aus dem, was dort dargestellt wird, wie das mit der japanischen Identität korreliert ... Ich habe es jetzt nur überflogen

Für mich war das lernen grammatischer regeln und ausnahmeregeln immer ein Hindernis zum erlernen einer Sprache ... Meine franzoesichlehrerin hab ich für das quälen mit unregelmaessigen Verben inständig gehasst und bis heute kann ich mich mit grammatischer Genauigkeit dieser Sprache nicht nähern ... Obwohl ich so gerne ein verfuehrerisches französisches kaetzchen wäre *mrgreen*

Inzwischen ... "lerne" ich Sprache im Land durch sprechen und zwar drauf-los-sprechen ohne Rücksicht auf Verluste - ich kann es einfach nicht ertragen, irgendwo zu sein und nicht kommunizieren zu können ...
Ich lass mir das nochmal genau erklären.


Französisch(in Sprache ) wirkt längst nicht auf jeden Mann erotisch.
Ich z.B. mag den Klang gar nicht
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