Mein Schwiegervater ist sexistisch! So, jetzt ist es öffentlich. Er bevorzugt seinen Enkel (Sohn meines Schwagers), weil dieser ja den Familiennamen weitertragen würde. Sehr oft wird gesagt: Der Stammhalter! Wir haben ja "leider" nur eine Tochter, die bei ihm zweitrangig ist. Sie macht Abitur, was von ihm und den Geschwistern meines Mannes auch belächelt wird. Nach mittlerweile über 18 Jahren weiss er von ihr noch nicht mal, was ihr Lieblingsessen oder -getränk ist. Auch wird immer automatisch davon ausgegangen, dass meine Tochter oder ich den Kaffeetisch decken und abräumen, wenn wir dort zu Besuch sind. Meiner Tochter habe ich von Anfang an gesagt: Machst du nicht! Und ich habe es mir auch seit einiger Zeit "abgewöhnt"! Dafür bin ich jetzt das schwarze Schaf der Familie. Ich bin "komisch" geworden. Gott sei Dank, kann ich da nur sagen. So lernt man Menschen kennen! Zu meinem Geburtstag fand es mein Schwiegervater letztes Jahr noch nicht mal nötig, mir zu gratulieren! Meiner Tochter wünsche ich viel Kraft und Durchsetzungsvermögen auf dieser Welt!
und
Das ewige Starren. Ich habe nie verstanden warum ich mich so oft eigentlich unwohl fühle wenn ich draussen unter unbekannten Menschen bin. Doch, eigentlich wusste ich schon weshalb, aber ich habe es nie als normale, ausreichende Begründung angesehen, sondern eher als ein Unwohlsein das übertrieben ist, das ich bekämpfen muss. Mir ist es noch jetzt unangenehm darüber zu reden, aber ich sehe (in den Augen anderer zumindest) sehr gut, anziehend aus (so, das habe ich schon mal geschafft zu schreiben). Schon als kleines Mädchen waren alle immer nur darauf fixiert wie schön ich bin, ich wurde immer vor allen gelobt und es wurde lauthals beschrieben und das in Details wie mein Körper und Gesicht sich denn entwickeln würde. Ich habe es gehasst, wenn man so vor Anderen über mich gesprochen hat, als wenn ich ein Objekt wäre. Ich habe mich so geschämt und benutzt gefühlt. Was fällt den Anderen eigentlich ein meinen Körper zu kommentieren, zu untersuchen und das alles ohne zu sehen, dass mein Gesicht von Scham gezeichnet ist? Die Wut war leider damals nicht stark genug um mich dagegen zu wehren. Es war ja auch mein eigener Vater (und der war nur egoistisch stolz und total unempathisch.) Später im Schwimmverein haben mich alle Jungs und Männer (inklusive der Trainer) immer nur angestarrt. Ich musste irgendwann aufhören da hin zu gehen, weil ich mich nicht mehr getraut habe ausserhalb des Wassers im Badeanzug rumzulaufen. Später als ich dann in der Pubertät etwas mehr Rundungen bekommen habe, haben mein Vater und Grossvater vor der Familie dann kommentiert, dass mein Hintern jetzt aber leider etwas zu dick werden würde. Und das immer wieder, ich solle doch aufpassen mit meiner Ernährung. Blablabla. Obwohl ich gerade aus einigen Jahren quasi Hochleistungssport kam und eigentlich nicht mal im Ansatz als "ründlich" hätte bezeichnet werden können! Ich habe natürlich lange Zeit (bis vor kurzem) noch das Gefühl gehabt zu fett zu sein und mich erst als ich weit über zwanzig war getraut überhaupt mal so etwas wie einen Rock anzuziehen. Dieses Starren. Selbst in der U-Bahn habe ich mich manchmal kaum noch getraut auch nur irgendjemanden anzuschauen, weil jedes sekundenlange Gucken meinerseits von jedem Mann immer so überinterpretiert wird, dass es in ein Starren ausartet. Für mich war das schon physisch, auch wenn es keinen Körperkontakt war. Es war (und ist manchmal noch) als wenn die Männer irgendetwas Ekliges von Ihnen in mir abgelegt hätten. Als wenn sie mit ihrem Starren allein schon in mich eindringen würden. Als ich letztes Jahr in Asien verreist war, und als ich mich mehrere Monate in einem Land aufgehalten habe in dem mich Männer auch angeschaut haben aber ohne mich so zu fixieren und an mich heranzuwollen, da habe ich auf einmal realisiert wie gut mir das tut. Ich habe mich total entspannt. Ich habe auch selber nicht mehr andauernd an den Blick der Anderen gedacht, an meinen Körper etc. Ich habe mehr gefühlt was eigentlich IN MIR ist. Das war so toll!! Seitdem weiss ich, dass es nicht ich bin die total verrückt ist, sondern dass ich mich viel besser fühle, wenn die Männer mehr Abstand halten und nicht andauernd über mich Fantasieren und dem mit ihren Blicken freien Lauf geben. Das Schlimme an der ganzen Geschichte ist, dass ich immer total alleine damit war. Da ich ja dem Schönheitsideal hier so entspreche, habe ich immer das Gefühl gehabt, nicht unglücklich und komplexiert sein zu dürfen. Selbst meine Freundinnen hatten irgendwo Probleme das anzuerkennen, da sie oft eher eifersüchtig waren. Das Paradoxe an der Geschichte war ja der Unterschied zwischen Aussen- und Innenwarnehmung (die beide nicht sehr liebend waren, da finden sie sich wieder zusammen). Ich fande mich überhaupt nicht schön und ihabe total unter den vielen Blicken und Anmachen gelitten. Ich konnte mich nie enstpannen und hatte lange deswegen auch sexuelle Probleme, weil ich das Gefühl hatte eigentlich nie perfekt genug zu sein. Und dabei sind die ganze Zeit meine eigenen Gefühle einfach total unbemerkt gewesen. Als wenn niemand darauf achten, danach fragen, sich dafür interessieren würde. Und ich selbst erst recht nicht, da ich ja alle Urteile von Aussen, die Blicke in mir verinnerlicht hatte. Jetzt bin ich älter und habe mich mehr akzeptiert. Ich kann Männern mehr entgegen setzen, ich kann ihnen sagen, dass sie aufhören sollen, auch wenn es nur um einen Blick geht. Aber es macht mich ehrlich gesagt auch müde. Ich will nicht jeden Tag meine Energie dafür benutzen mich verteidigen zu müssen. Ich habe jedoch auch realisiert, dass es nicht so leicht ist von Anderen zu erwarten, dass sie sich ändern, zumindest wenn man in diesem Anspruch alleine ist. Deswegen finde ich es super, dass es hier jetzt so eine Plattform gibt in der man sich ausdrücken und vorallem (was auch traurig und schockierend ist) realiseren kann dass man sein Leid, die andauernden, ob kleinen oder riesiggrossen Übergriffe, mit so vielen anderen Menschen teilt. Das gibt mir Kraft mich zu empören und in Zukunft ganz genau zu wissen wo meine Grenzen liegen. Und dieses Gefühl zu wissen, was Männer dürfen und was nicht, und nicht, am liebsten nie wieder, an meinen Gefühlen zu zweifeln, daran will ich festhalten.
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Als Handwerkerin laufe ich bestimmt nicht in aufreizender Kleidung herum sondern mit Latzhose und Sicherheitsschuhen. Trotzdem muß man sich dauernd Übertretungen von männlichen Mitarbeitern gefallen lassen. Da wird man einfach mal an der Brust angelangt, und wenn ich dann sage, " laß das ich mag das nicht und ich lange dir ja auch nicht einfach an den Schwanz." Bekomme ich die Antwort, " Aber ich hätte gerne das du mir an den Schwanz langst." Diese Aussage habe ich mindestens 3 mal zu hören bekommen, und wußte nicht wie ich darauf reagieren sollte. Wenn ich mich bei meinem Vorgesetzten über sexuelle Sprüche auf meinem Ordner beschwerte, wurde ich belächelt und ich soll das alles nicht so ernst nehmen.
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Meine Schwiegermutter, die es unmöglich fand, dass ich bei der Heirat vor einigen Jahren meinen Namen behalten habe, statt den ihres Sohnes anzunehmen. Sie kam überhaupt gar nicht erst auf die Idee, dass er ja auch meinen Namen hätte annehmen können.
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Die Erkenntnis, dass alle Männer aus meinen Studien heute in gesicherten attraktiven Positionen sind, obwohl sie hinterrücks waren, viel schlechtere Abschlüsse und Projektarbeiten ablieferten, viel weniger Lebenserfahrung und Weitsicht mitbrachten. Weil man den Fehler gemacht hat, sich gegen Belästigung zu wehren, #AUFZUSCHREIEN. Die bittere Erkenntnis, dass man anderen Frauen immer geholfen und sie nach Kräften gefördert hat und nun, da man selbst Hilfe braucht, miep-miep plötzlich alle die Kurve kratzen und man wie der Volltrottel alleine dasteht. Die Erkenntnis, dass es ein Land gibt, an das man nicht mehr glaubt.
und so weiter....da ist weder von Komplimenten, noch von Türöffnern noch von Damenkarten (wer braucht die) die Rede.
Alles aus
www.alltagssexismus.de
Und wer dort liest, beginnt vielleicht endlich zu begreifen, was in diesem Strang Thema ist.