Die anonyme Wildsau

Ich denke, vielen gibt die Anonymität des Internet Sicherheit, öfter mal gewisse Grenzen zu überschreiten. In dem ein oder anderen Forum sind mir auch schon Leute aufgefallen, die respektlos, aufdringlich oder sogar aggressiv waren. Wahrscheinlich fühlen sie sich am heimischen PC sicher.
Im realen Leben, z.B. bei Gruppentreffen war bisher aber keiner zu sehen...
Aber auch ich möchte hier sagen, daß das die Ausnahmen sind und ich hier im JC bisher fast nur sehr gute Erfahrungen gemacht habe und die Meisten sehr respektvoll miteinander umgehen.

da ich sozusagen zum Interneturgestein gehöre, habe ich natürlich eine Menge Erfahrung mit Foren, Newsgroups etc.

Da gibt es die unterschiedlichsten selbeigen.

Foren, die teilweise sogarunmoderiert funktionierten, weil die Mitglieder Trolle schnell zurechtwiesen und ioslierten und solche, die an diesen Menschen zugrundegingen.
Ich kenne sogar Fälle, wo Nutzer sich Sockenpuppen schufen, um je nach Laune als guter Nutzer wie als Troll unterwegs zu sein.
Wenn ich Mitnutzer von Foren mal persönlich kennenlernte, gabs oftmals Bestätigungen, daß die Menschen so waren wie die Nutzer, aber auch interessante Varianten. Einer war schriftlich messerscharf und eloquent, konnte jeden sprachlich über den Tisch ziehen, war zynisch, höflich, ironisch, nett, je nach erforderter Situation, im echten Leben kriegte er keinen Satz gerade heraus und war ein graues Mäuschen.

Der Ton ist leider in vielen Foren rüder als im echten Leben,weil viele sich anonym wähnen. Ein Freund ist sehr versiert und hat einige mal diesen Menschen Informationen, die er legal und relativ einfach zusammentragen könnte zugeschickt, um ihnen klar zu machen, daß esmit deren Anonymität nicht weit her ist. Die waren dann entweder schnell weg, oder anschließend gefälliger.

Es gibt wohl auch Frusttrolle, die sich im Netz austoben, weil sie es sich im echten Leben nicht trauen, dann solche, die Machtphantasien auszuleben versuchen und wohl auch Menschen, die schlicht Spaß an der Destruktion haben.

Aber ich habe in der Zeit auch viele wunderbare Menschen kennenlernen dürfen, z.T. auch persönlich, die ich ohne Netz nie hätte kennenlernen können, es gab auch so die eine oder andere sexuelle Beziehung, zwar auch, aber nicht nur über Partnerbörsen.

In Summe ist das Netzt eine große Bereicherung meines Lebens, auch wenn es mir schon mal Abgründe von Mitmenschen aufzeigt.

lg Photofinger

Ob hier oder in anderen Foren - es sind immer wieder solche Ausnahmen dabei, die einem das Forum echt verleiden können, weil sie persönlich angreifend unter die Gürtellinie gehen.

Interessanter Weise habe ich jedoch festgestellt, trifft man diese Menschen im RL bei Veranstaltungen oder zu Diskusionsrunden, dann bekommen sie meist die Zähne nicht auseinander bzw. sind nicht in der Lage, einer vernünftigen Diskusion zu folgen oder sich zu beteiligen.

Bisher weiss ich noch nicht woran dies liegt - fühlen sie sich daheim hinter ihrem PC unantastbar und lassen desh. teilweise Beleidigungen und Unverschämtheiten anderen gegenüber raus, weil sie demjenigen nicht gegenüberstehen und in die Augen schauen müssen - oder reagieren sie so einfach ihre Agressionen ab.

Mehr als einmal war ich erstaunt wenn ich diejenigen dann real getroffen habe, dass dann so gar nichts mehr kam - und angesprochen auf dieses Verhalten sie dann meist den Rückzug antraten.

Von Netzpöbeleiern bin ich bislang weitgehend verschont geblieben. Natürlich gab es welche, aber nicht sehr viele. Und ich kann solche Menschen recht gut ignorieren, vielleicht aus dem gleichen Grund aus dem so manch einer sich im Ton vergreift - ich kenne sie nicht, ich sehe sie nicht.



Viel unangenehmer sind doch die Pöbler im wahren Leben. Und die gibt es nicht nur in der Anonymität von Massenveranstaltungen.


Ich erinnere mich an ein Situation im Zug. Ich kam von einer längeren Fernreise, hatte eine große Tasche dabei und wahr fix und fertig als ich in den Zug stieg. Also habe ich an einem freien Viererplatz mit Tisch meine Tasche auf den Boden gestellt und mich gemütlich ausgestreckt. Eine Station später stieg eine Frau zu, die sich erst gegenüber der Tasche setzte. Da fing sie schon an zu mosern daß die Tasche dort steht. Dann ist sie ans Fenster gerückt, mir gegenüber. Und dann, ich dachte ich glaub es nicht, tritt sie mich unter dem Tisch. Ich habe mich beschwert, sie behauptet, daß sie das nicht getan hat, sie tritt mehrfach wieder, ich beschwere mich in deutlichem Ton. Das bewirkt alles nichts. Schließlich habe ich mir mit Hilfe des Schaffners im mittlerweile sehr vollen Zug einen andern Platz gesucht.
Diese Frau ist offensichtlich gewalttätig veranlagt. Wie und warum auch immer, das ist nicht der Punkt auf den ich hinaus will.

Sondern vielmehr die Reaktion der Mitreisenden.
Am Vierertisch auf der anderen Seite des Ganges saßen zwei Frauen, mit denen ich mich beim Einsteigen unterhalten hatte. Als ich anfing mich laut und vernehmlich über die Tritte zu beschweren habe die beiden immer internsiver in ihre Bücher geschaut oder aus dem Fenster, kein Blick in meine Richtung. Auf den Platz gegenüber meiner Tasche hatte sich ein älterer Herr gesetzt. Der hat intensiv den Fußboden des Ganges betrachtet.

Die Situation wahr natürlich sehr unangenehm für mich. Ich frage mich warum die Mitreisenden so reagiert haben. Weil es sie nicht interessierte, weil sie Angst hatten, weil es unangenehm ist Gewalt auch nur in dieser Form persönlich zu sehen, weil sie nicht selbst betroffen waren, ... . So ganz habe ich es nie verstanden.

Noch interessant in dem Zusammenhang - das Ereignis fand kurz nach dem Tod von Dominik Brunner in München statt.



Das war bislang mein extremstes Erlebnis mit realen Pöbeleien, allerdings keineswegs das einzige. Solche Erlebnisse in der wahren Welt lassen mich Netzpöbeleien doch eher mit einem Schulterzucken abtun.

in Netz sind nicht stabil in sich und in deren Persönlichkeit...

Wer ist, ist...

To be or not to be, that the question...

ich denke jeden kennt diese Satz....


Wer sich anders geben will, gibt sich anders, weil in der Realität ist er/sie nicht sich selber...

Das ist genau das, was macht Menschen flüchten... von sich selber...

Das diese nutzlos ist, ist klar.... aber wie sollten wir ändern, dass Menschen nicht sich selber sein können?

Authentizität ist die Starke der Persönlichkeit, welche wenig Menschen erreichen...
ob Internet gibt oder nicht...

Nein, ich finde es nicht angemessen, diesen Beitrag, der offensichtlich in einer Fremdsprache geschrieben und dadurch in den Feinheiten pauschaler klingt als er ist, pauschal als überheblich zu beziechnen.
Mit etwas Empathie lässt sich doch hier ein ganz wichtiger Gedanke, der zum Verständnis des von der TE beschriebenen Problems beitragen kann, erkennen. Der Beitrag ist weder verbittert noch setzt er andere herab. Auch wenn er keine Lösung sondern nur eienen Erklärungsansatz bietet. Chapeau!

Teilweise stattgegeben. Kenne/ kannte die Autorin bisher nicht und habe den Beitrag so gelesen, dass ich ihm wertvolles abgewinnen kann. Ich finde ihn NICHT pauschal und rechne nicht damit, dass auf die Person statt auf den Beitrag geantwortet sei.

... ich die Antwort, nicht den Beitrag

Als langjährige Net-Nutzerin und auch Moderatorin in einigen Internetforen kenne ich die "anonymen Wildsäue" oder Trolle natürlich recht gut und ebenso die Reaktionen, die sie bei einigen Usern immer wieder auslösen können: Wutausbrüche, Hilflosigkeit, sogar Depressionen. Und genau das beabsichtigen sie auch und kommen so auf ihre Kosten.

Lernt man die tatsächlich mal real kennen, sind sie wirklich oft schüchtern oder sehr zurückhaltend, sogar nichtssagend.
Ich habe aber nur sehr wenige dieser Trolle persönlich kennen gelernt, deshalb ist meine Aussage dazu viel zu vage.

Ich selbst habe selten schlechte Erfahrungen mit "Wildsäuen" gemacht, was vielleicht daran liegt, dass ich es einfach vergessen habe, weil ich Menschen, die sich anonym unter aller Sau verhalten, nicht ernst nehme und meist links liegen lasse.
Oder ich antworte etwas kryptisch-ironisch und meist ist dann sowieso Schluss.

Wenn ich recht überlege, stören sie mich nicht wirklich, weil deren Kommunikationsmuster doch recht leicht durchschaubar ist.
Ich denke, die wollen Dampf ablassen, haben einen schlechten Tag, sind unzufrieden oder gestört und meistens kommt es mir nicht in den Sinn, das persönlich zu nehmen.

Ich selbst bin im Netz zwar nicht unauthentisch, aber viel gemäßigter und vielleicht sogar "freundlicher" als in realen Diskussionen.
Je besser ich jemanden kenne und je näher er mir steht, umso lebhafter, sogar hitziger die Gespräche.
Allerdings bin ich lieber eine sprechende als eine schreibende Diskussionsteilnehmerin, weil die unmittelbare Reaktion mir mehr liegt.

ist oft das schnelle be- und verurteilen von Menschen im Netz.

Kaum schreibt Frau ein paar Beiträge zu verschiedenen Themen, wird sie von einer bestimmte Gattung von Usern - meist männlich- laut eigenem Profil eher ein wenig unsicher in eine bestimmte Ecke geschoben.

Da habe ich - und gerade aktuell- erlebt, dass plötzlich bissige bis völlig unverschämte Beträge gegen mich geschrieben werden in denen oft auch ich als Person angegangen werde.

Ich glaube nicht, dass die das "im wirklichen Leben" auch so tun würden - vor allem dann, wenn sie mehr meiner Facetten kennen würden.

Da scheint die Anonymität des Internets wohl einiges auszulösen.....

Was man dem Nachbarn gern mal ins Gesicht sagen würde - und natürlich nicht tut - kann man hier gern mal hemmungslos loswerden.
Eventuelle Komplexe werden nicht gleich offensichtlich.
Auch körperliche Defizite stehen hintenan.......

Manchmal hab ich das Gefühl dass den im eigenen Profil geäußerten Wünschen verbal heftig entgegengearbeitet wird.
Als Beispiel: wünsche ich mir einen starken Partner, akzeptiere das aber innerlich nicht gänzlich für mich, greife ich hier vermeintlich starke - an ihren Beirägen erkennbar- an. Ohne die Gefahr, ihnen tatsächlich real zu begegnen.

Genuso gut kann ich mir aber auch- im Alltag vermisstes- Lob und Bestätigung holen......von- virtuellen- Gleichgesinnten....

Vielleicht geht manchen einfach der Gaul durch......

Und andere leben bewusst ihren Frust aus und bauen ihre Aggressionen ab. - Womöglich nch in der Hoffnung, dafür von ihren Idolen belohnt zu werden.

Und manche ärgern sich vieleicht einfach nur weil andere besser argumentieren.

Immer die Frage wo und wie "man" das persönlich ansetzt......

Auch negative Bestätigungen bestätigen.......sagt die alte Pädagogin....

Zum Beispiel

Oder: endlich mal auf sich aufmerksam machen........

Identität ist Identität.

Es ist etwas welche nicht gespielt werden kann, sondern gelebt!
Das denke ich einfach.

Wenn du nicht meine Meinung bist, nehme ich Dir es nicht übel.

Authentizität, welche jeden Mensch besitzt, gewährleistet nicht jeden gefallen zu können. Das ist wohl der Preis....



LG