Gegen...
die "alte Schule" habe ich auch nichts -im Gegenteil, denn sie ermöglicht feine Ausdrucksformen, die mit Worten schwer möglich sind.
Jedoch sollte eine Lady die so behandelt werden will, sich auch als solche verhalten.
Wie schnell das geht, kaum schreiben wir Gleichberechtigung, da kramt jemand die "alte Schule" aus der Schublade und natürlich die Lady. Willkommen im Klischee.
Wer hat eigentlich gesagt, dass sich gute Manieren und Gleichberechtigung ausschließen? Eben. Niemand.
Ich muss keinerlei Lady-Attitude an den Tag legen, wenn ich erwarte, dass jemand Verabredungen einhält und sein Handy ausschaltet, dabei kann ich natürlich meinen Kaffee selber zahlen und komme auch alleine wieder nach hause. Mit Kellnern kommuniziere ich auch selbständig und den Wein, der mir schmeckt, kenne ich. Was nicht heißt, dass ich auf Empfehlungen nicht reagiere, ich bin einfach neugierig. Und Twinsets trage ich nur selten. Perlenkettchen.
Ich habe 1978 (!!) mal eine heftige Auseinandersetzung mit einem Gelben Engel gehabt, als mir am Auto ein Wasserschlauch geplatzt ist und mein Thermostat wegen Überhitzung verstarb. Die korrekte Beschreibung des physikalischen Vorgangs hat ihn dazu veranlasst, eine völlig andere Fehlerquelle zu suchen, weil "kann ja nicht sein". Nach einer guten Stunde lautete die Diagnose: Schlauch geplatzt, Thermostat kaputt. Die drei Mädels, die mit mir im Auto waren, haben sich köstlich amüsiert. Mein Vater war Ingenieur, der hat mir schon als Kind diverse Dinge beigebracht, einfach weil es mich interessiert hat - Lampen aufhängen, Stecker an Kabel basteln, Tapezieren, etc. Für viele Jungs ein echter Affront. Der Trost: Nur weil ich es kann, muss ich es nicht tun.
Hinter dem "Gentleman"-Etikett verbirgt sich oft ein Gestriger.
Das Problem ist, dass eigentlich kaum jemand weiß, was wann wo angemessen sein könnte. Es herrscht ein wildes Chaos an der Beziehungsfront.