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Das Projekt Kind: Begabung und Helikopter-Eltern

*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Das Projekt Kind: Begabung und Helikopter-Eltern
Diese Woche haben mich zwei Artikel, die ich gedanklich miteinander verknüpft habe, bewegt.

So sehr wir in den letzten Jahre eine scheinbare Zunahme der "Hochbegabten", insbesondere bei Kindern, verzeichnen konnten - jedenfalls in der öffentlichen Wahrnehmung - so wenig scheint sich das "in echt" niederzuschlagen.

http://www.spiegel.de/schuls … aufs-gymnasium-a-898282.html

Frau Stern zeigt auf, was möglicherweise einige Eltern gar nicht gerne lesen werden, gleichzeitig vermute ich die Ursache auch - wirklich auch, nicht ausschließlich hier:

http://www.spiegel.de/unispi … als-zielgruppe-a-897649.html

Mir zeigt sich da ein Zusammenhang, euch auch? Habt ihr ein eigenes Kinderprojekt?
Sehe da durchaus auch
einen Zusammenhang.

Kann nur aus Erfahrung sprechen.
Die Abiprüfungen von vor 15 Jahren würde heutezutage kein Abiturient mehr bestehen.
Traurig aber wahr.

Selbst bin ich ganz bewußt früh weggezogen aus dem Elternhaus und habe mich alleine durchgekämpft. Kein Händchenhalten gehabt und auch nicht gewollt... meine Brüder machen das anders... wohnen im Hotel Mama... da ist auch der Einfluss größer... oft hat meine Mutter gesagt, zieh doch wieder her.. grad auch als ich mich trennte, meine Ehe scheiterte, die Prüfungen anstanden.. ich helf dir Mädel... WOLLTE ich aber nicht... Gluggenmutter... Segen und Fluch zugleich... genauso wie Hochbegabung.

Unsere Gesellschaft verändert sich - ebenso Segen und Fluch.

Früher kannte man Telefonnummern und Anschriften auswendig, heute "moment, ich schau mal nach"... Neurowissenschaftliche Studien beweisen, dass sich unser Gehirn/ Gedächtnisstrukturen verändern: Merkfähigkeit nimmt z.B. ab, der zuständige Gehirnlappen (Art Muskel) verkleinert sich.
Kompetenzen wo was zu finden ist sind gefragt... auch, weil Wissen gerade noch aktuell, jetzt schon wieder veraltet ist.... der Gehirnlappen, der den Daumen steuert ist deutlich vergrößert bei unseren Jugendlichen, Handy und PC Bedienung lassen grüßen....

http://www.f01.fh-koeln.de/i … trudel_virtueller_welten.pdf
(Seite 5)

Ist die Priorisierung auf gespeichertes Wissen im Kopf heute noch aktuell?
-> .Link 1: ... vielleicht sollten eher Rollenspiele und Kompetenzprüfungen (wie in BW in der Realschule) die alten Lehrer Lämpel Abis ablösen ?!

Und die Abnahme der Selbstständigkeit und eine Erziehung wieder hin zu mehr Enge und Führung aus dem Elternhaus nehme ich mit großer Besorgnis war.
Früher konnten wir uns 4h nach der Schule unbeaufsichtigt frei und ohne, dass wer wußte wo wir sind auf den Gassen bewegen. Heute werden die Handys im Extremfall geordet und die Bewegungen der Kinder verfolgt oder zumindest mal anrufen... "Alles gut?" Siebtklässler werden von Mami an der Schule abgeholt, weil der Schulweg zu weit (oder das Kind zu faul) und und und... aber es lauert ja auch überall Terrorgefahr.

Diesem Phänomen sehe ich ratlos entgegen und freute mich über die Vierjährigen Kinder auf 2500m im Himalaya, die mal eben im Nachbardorf (30min) frische Milch holen gehen und die Älteren 2h zur Schule laufen in Flipflops unter Lebensgefahr:
Sonne mit UV, den Steilklippen, den kriminellen Touris,.. sie könnten stolpern und sich das Knie aufschlagen.. *panik*
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
**********shine:
Die Abiprüfungen von vor 15 Jahren würde heutezutage kein Abiturient mehr bestehen.
Unterschreib.

Und an den 10-Klasse-Prüfungen von vor 20 Jahren würden einige der heutigen Abiturienten mächtig zu knapsen haben. Leider.

Unter diesen Umständen müssten natürlich weitaus mehr Schüler das Gymnasium besuchen, um auf breiter Ebene wenigstens ein belastbares Grundwissen und anwendbare kongnitive Grundfertigkeiten sicher zu stellen.

Allerdings kann das doch nicht die Lösung sein.

Sicher sind heute (und in Zukunft) teilweise andere Kompetenzen gefragt als umfangreiches Faktenwissen.
Aber ohne dieses Wissen ist kein Mensch in der Lage, neue Situationen zu beurteilen und aus bekannten Verfahren und Lösungsansätzen zu entwickeln. Denn er weiß ja nicht einmal ansatzweise, was er da verwenden könnte. Da nützt auch das Internet mit seinen geballten Wissensspeichern nicht viel weiter, weil die entsprechenden Suchbegriffe und grundlegenden Zusammenhänge fehlen.

Und was wird aus dem Abitur, wenn es mehr zu einem Volksschulabschluss mutiert, weil 50% und mehr Abiturienten angestrebt werden. Die Schulabgänger werden ja nicht durch einen "höheren" Schulabschluss schlauer, wenn im Gegenzug die Anforderungen an diesen Abschluss an die breite Masse der Schüler angepasst wird.

Ist es nicht erschreckend, wenn Technische Universitäten (ich weiß es von einem ehem. TU-Berlin-Dozenten, kann mir aber kaum vorstellen, dass es an anderen HS und Unis viel anders ist) bei vielen Studiengängen erst einmal ein Grundlagensemester Mathematik und Naturwissenschaften einfügen, in dem konzentriert der Abi-Stoff in diesen Fächern wiederholt wird, damit die Studenten überhaupt eine Chance haben, den eigentlichen Fachvorlesungen zu folgen? *gruebel*

Dann lieber nur 10 - 15 % Abiturienten unter den Schulabgängern und einen Realschulabschluss, bei dem es in der 10-Klasse-Prüfung nicht Punkte dafür geben muss, dass man aus einer Liste von 7 natürlichen Zahlen die beiden größten heraus suchen kann oder weiß, wie lang die andere Seite eines Quadrates ist, wenn die eine 5
cm misst, damit auch der dümmste eine Chance hat, wenigstens eine Vier zu bekommen. Und wir die Schüler, die dieses Niveau nicht erreichen können, muss es entsprechende Schulen mit hohem Praxisanteil geben, in denen z.B. handwerkliche Fähigkeiten geschult und ansonsten dafür gesorgt wird, dass diese Schüler nicht als funktionale Analphabeten und mit Grundkenntnissen im Rechnen (Grundrechenarten, Dreisatz, einfache Maßumrechnungen und vor allem ein grundlegendes Zahlen- und Mengenverständnis) die Schule verlassen.
********er61 Mann
717 Beiträge
Sorry, aber dem kann ich in keinster Weise zustimmen.
Meine Tochter steht 1 Jahr vor dem Abitur und ich muss heftigst rudern um überhaupt noch mit zu kommen. Und wenn ich in meinen alten Unterlagen (auch die vom Studium), in meinen alten Mathebücher blättere, so muss ich feststellen, dass sie die gleichen Inhalte lernt und können muss ich ich 1985. Das gleiche gilt übrigens auch für alle anderen Fächer wobei ich ergänzend anführen muss, dass in einigen Sparten wesentliches an neuen Lerninhalten hinzugekommen ist (Physik, Chemie, Biologie...). Dass sich die Lehr und Lernmethoden geändert haben liegt auf der Hand und war auch nötig (meine Frau ist Lehrerin und stimmt dem uneingeschränkt zu).
Eines der Probleme liegt woanders: viel mehr Schüler als früher wollen/müssen ihr Abitur machen. Papa und Mama wollen es so. Und die Betriebe legen oft fatalerweise auch einen großen Wert auf einen entsprechenden Schulabschluss. Zu meiner Zeit konnte man bequem eine Lehre zum Bankkaufmann mit mittlerer Reife absolvieren. Heutzutage ist Abitur angesagt. Da liegt der Hase im Pfeffer begraben.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
********er61:
Und die Betriebe legen oft fatalerweise auch einen großen Wert auf einen entsprechenden Schulabschluss. Zu meiner Zeit konnte man bequem eine Lehre zum Bankkaufmann mit mittlerer Reife absolvieren. Heutzutage ist Abitur angesagt. Da liegt der Hase im Pfeffer begraben.
Warum ist das denn so?

Weil das Niveau der Abschlüsse deutlich gesunken ist.

Ich kann da viele Betriebe verstehen. Was will eine Bank mit jemandem, der zwar in der 10. Klasse in Mathe eine 2 hat, aber Probleme damit hat, 12,3% von 405,45 Euro wenigstens überschlagsweise im Kopf zu berechnen (bzw. sich nicht wundert, wenn sein Taschenrechner ein Ergebnis anzeigt, das sehr deutlich von 50,- Euro abweicht)?

Und es stimmt auch nicht, dass die Inhalte noch genau so umfangreich sind wie von 20 Jahren. Gerade im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich wurde schon in den Lehrplänen jede Menge gestrichen (z.B. muss heute in Berlin/Brandenburg niemand mehr den Satz des Pythagoras herleiten können, die Strahlensätze wurden komplett gestrichen, Drei-Tafel-Projektion? - Fehlanzeige). Ganz zu schweigen von den Anforderungen an das Beherrschen des Unterrichtsstoffs und die Selbstansprüche vieler Schüler an ihre Leistungen: Wir haben uns früher geärgert, wenn wir nur eine Drei bekommen haben - viele Schüler freuen sich heute schon, dass es eine Vier geworden ist (ist ja "bestanden").
**********vence Frau
430 Beiträge
Da muss ich Lovehunter zustimmen ... die Inhalte die emin Sohn gerade fürs Fachabi Technik paukt sind ziemlich identisch, zu dem was ich mir vor gut 25 Jahren reinziehen musste. Bayern ...

Was mich aber genau wie violettsunshine sehr beunruhigt ist diese RundumdieUhr-beschützen-Mentalität ... da sehe ich auch eine Menge junder Leute heranwachsen, die sich sehr schwer tun, wirklich selbstständig zu agieren.

Und ja .. man braucht ein gewisses Grundlagenwissen um mit Nachschlagefertigkeiten einen Stich zu machen ... umso verwunderlicher, in welche Richtung das Studium reformiert wurde ... mehr Generalistenwissen wäre angebrachter als verschulte Fachidioten"studien"gänge ... aber sorry ... das ging jetzt am egentlichen Thema ziemlich vorbei ...
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
**********vence:
Da muss ich Lovehunter zustimmen ... die Inhalte die emin Sohn gerade fürs Fachabi Technik paukt sind ziemlich identisch, zu dem was ich mir vor gut 25 Jahren reinziehen musste. Bayern ...
OK, mag sein - ich bezog mich auf den Unterrichtsstoff in der allgemeinbildenden Schule (Oberschule, Realschule und auch allg. Gymnasium). Und ich kenne da auch nur die Pläne von Berlin und Brandenburg genauer - auch im Vergleich zu den 90ern. Und natürlich im Vergleich zu den Lehrinhalten in Mathe und Naturwissenschaften in der DDR, wobei man da lieber gar nicht vergleichen sollte *zwinker*
Ich vermute, dass unser Bildungssystem Overachiever heranzüchtet. Von der Idee ausgehend, dass Intelligenz durch rigides Training zu erhöhen sei.

Sie wissen viel, aber sie können nicht viel damit anfangen.
Und ich denke, dass darin auch die Verzweiflung begründet ist die manche gerade erfasst: Phantasische Abinoten, aber ausser brav zu lernen steckt keine Leidenschaft und kein wirkliches Interesse für irgendwas dahinter.
Mal so....
...aus der Perspektive eines aktuell von der Schule Betroffenen: Ich habe erst vor kurzem meine letzte Abiturprüfung hinter mich gebracht und weiss von mir selbst und einigen Anderen, dass es dabei erhebliche Probleme mit den Anforderungen gab.

Tatsächlich ist es aber so, dass nur(in meinen Augen) mäßig begabte Schüler tatsächlich Probleme mit den Ansprüchen hatten und diese mit ein wenig Aufwand dennoch die Arbeiten mit einem guten Gefühl abschließen konnten. Ich selbst bin extrem "lernfaul", habe also, außer für meinen Leistungskurs Geschichte, NICHT gelernt. Wer geschichtlich interessiert und einigermaßen lernwillig ist dürfte jedoch absolut keine Probleme mit den Klausuren bekommen haben. Sowohl in meinem anderen LK(Deutsch) sowie dem Grundkurs Englisch waren die Anforderungen lächerlich gering und jedwede andere Klausur die in der Oberstufe geschrieben wurde hate einen deutlich höheren Anspruch. Meine Englischklausur würde ich sogar einem guten 8.-Klässler zumuten.

Diese niedrigen Anforderungen sorgen selbstverständlich für eine höhere Zahl von Abiturienten. Die Qualität dieser lässt allerdings sehr zu wünschen übrig, so sind viele nicht in der Lage fehlerfrei vorzulesen, einen englischen Satz wie "Hello Ladies and Gentlemen, before I start my presentation let me first introduce myself!" ohne dreimaliges Stocken vorzutragen oder eine komplizierte Rechnung wie 7x(9x17) im Kopf durchzuführen.

Ich bin mir meines Abiturs sicher, und das ohne in den letzten Jahren irgendetwas dafür getan oder gelernt zu haben, und auch wenn ich mich selbst als überdurchschnittlich ansehe wenn es um das Merken von Informationen geht, was meinem Mangel an Lernen etwas entgegenwirken dürfte, so gehe ich davon aus, dass mein Erfolg hauptsächlich mit der Anspruchslosigkeit des Abiturs zusammenhängt.

Wohlgemerkt: es geht hierbei natürlich um die allgemeine Hochschulreife, nicht um ein Fachabitur...soweit ich dies aber von Bekannten erfahre gibt es da keinen großen Unterschied.

Tatsächlich ist es so, dass einige Eltern ihre Kinder vielleicht einfach klüger sehen wollen als diese tatsächlich sind. Oder wenn diese Kinder wirklich so klug sind, dann muss doch irgendwo ein Fehler sein der verhindert, dass dieses Potenzial genutzt wird.
Um da mal einen Anstoß zu geben: Wenn sich die Schüler zum überwiegenden Teil(überschlägig 60% an meiner Schule) regelmäßig abschießen, dann dürfte das wohl kaum zu einer guten Leistung in der Schule führen.

Übrigens Sorbas42 , die Herleitung von Pythagoras gibts heut ein der 8. oder 9. Klasse...und trotzdem hast du Recht, in der Regel wird dir niemand aus der Oberstufe damit weiterhelfen können, das hat man da nämlich schon wieder vergessen.

Mangelnde Selbstständigkeit, wie von Herbedeprovence genannt ist wohl auch ein wichtiger Faktor. Und: da bei vielen beide Eltern arbeiten, gestörte Verhältnisse vorliegen oder was auch immer, erhalten auch immer mehr Schüler immer weniger Unterstützung zu Hause, anders als bei mir der Fall, wo meine Mutter mich immer motiviert und mir geholfen hat.

Zugegeben, mein Statement geht hier etwas durcheinander, aber für euch Intelligenzheimer sollte das ja kein Problem sein, oder? *zwinker*

Also abschließend: Das Abitur hat WIRKLICH nachgelassen, die Qualität der Schüler ebenfalls, leider. Wenn jedoch wieder stärker zu Hause motiviert und eventuelle Grenzen im wochenendlichen Feierrausch stärker gezogen werden, könnte das ein guter erster Schritt sein.
Ich wohne in einem berliner Bezirk mit extrem hoher Dichte an Supereltern.
(gut situierte Grünenwähler der ersten Stunde,in sämtlichen Elternausschüssen sitzend und zusätzlich im Wochentakt Elternstammtische organisierend, i.d.R. verbeamtet,Familienvan fahrend,sehr ängstlich,wenn es um selbstständige Freizeitgestaltung der Kinder geht...)

Die lesen in jedem Schluckauf eine Begabung, haben ihre Kinder aber bewußt zweimal die Vorschule durchlaufen lassen(als das noch möglich war) , um ihnen einen Vorsprung zu verschaffen, was Alter und Intellekt angeht, was auch tatsächlich funktioniert und bis in die Phase der Eignungsbeurteilungen für den Wechsel auf's Gymnasium hinein wirkt.
Dafür schlägt die Pubertät dann umso früher in der Schulkarriere zu.

Ich kann mich an eine dieser Mütter erinnern, die ihre Tochter ebenfalls für höchstbegabt auf allen Ebenen hielt, in schlechten Noten (vor allem in Mathe) dann eine "Phobie" erkannte und sie dann neben Schule und diversen Ballett und sonstigen Kursen noch zum Mathetherapeuten "begleitete".

Sie schaffte trotzdem den Sprung auf's Gymnasium nicht, weshalb sie anschließend auf eine Privatschule ging.Bei entsprechender Solvenz immer noch der sichere Weg durch's Abi und damit an die Uni.

Meine erste Tochter ist auf dem Gymnasium gelandet und hat sich dort recht schwer getan, weil nicht übermäßig engagiert. Die Kleine haben wir auf eigenen Wunsch auf eine (Grund)Schule wechseln lassen, die ein paar Sportförderprogramme anbietet, weil sie da tatsächlich Talente hat und auch den Wunsch, sich auszuprobieren.
Das bedeutet, daß sie nun ein paar Stunden mehr Sportunterricht hat, als der normale Lehrplan vorsähe und eine größere Auswahl an diesbezüglichen AGs.
*****_54 Frau
11.721 Beiträge
Habt ihr ein eigenes Kinderprojekt?

Mein eigenes Kindprojekt hat sich schon sehr lange erübrigt, mein Sohn ist mittlerweile 28 und sitzt fest im Sattel seiner wissenschaftliche Laufbahn.

Ich war größtenteils alleinerziehend und habe erst halbtags, dann Vollzeit gearbeitet. Da mein Sohn in der Grundschule unterfordert, aber eben nicht "verhaltensauffällig", sondern umgänglich war, wurde er permanent zu "schwächeren" Schülern gesetzt und gebeten, ihnen den Stoff zu erklären. Das hat er eine Zeit mitgemacht, aber es hat ihn auch frustriert ("Mama, heute habe ich dem Lehrer mal gesagt, dass ich nicht immer Hilfslehrer spielen möchte").
Deshalb schickte ich ihn, obwohl seine mathematische Begabung schon ziemlich deutlich war, nach der vierten Klasse auf ein humanistisches Gymnasium.
Latein und Griechisch kann nicht schaden, dachte ich, außerdem übt es die Merkfähigkeit. *zwinker*

Zu dieser Zeit war ich beruflich oft außerhalb von Berlin unterwegs und hatte wenig Zeit. Deshalb gab es folgende Abmachung: "Ich habe meinen Job und den mache ich so gut ich kann, und du hast deinen Job, und der heißt Schule, und den machst du eben auch, so gut du kannst. Du MUSST da nicht hin, es gibt auch andere Schulen, aber wenn du bleiben willst, muss du dich vielleicht ein wenig anstrengen".

Als er 11 war, "durfte" ich zum letzten Mal seine Hausaufgaben kontrollieren, danach hat er es mir untersagt. Er war immer einer der Besten und hat neben er Schule viele eigen initiierten Projekte verfolgt. Ich weiß, dass ich da ein Riesenglück hatte, die Schule war nie großes Thema für uns.

Komischerweise waren diejenigen, die in seinen Klassen zu den Besten zählten, teilweise Kinder aus Migrantenfamilien (Chinesen, Griechen), deren beide Elternteile sich aufgrund ihrer (anspruchsvollen) Arbeit ihre Kinder zu Selbständigkeit erzogen hatten.

Ich war im Elternbeirat und habe mich oft gewundert, wenn auf Elternabenden andere Väter und Mütter geklagt haben, wie schwierig der Unterrichtstoff manchmal für ihre Kinder sei. Bei Mathe-Klausuren wurde z.B. angemahnt, dass „neue“ Aufgaben vorher NIE in dieser Form geübt worden wären, oder beim Aufsatzschreiben die Schwierigkeit von freien Themen diskutiert.
Dass es eigentlich selbstverständlich ist, von Gymnasiasten ein gewisses Maß an eigenen Problemlösungen und selbständigem Arbeiten zu verlangen, kam ihnen offenbar nicht in den Sinn.

Was ich damit sagen möchte: Ich bin überzeugt, dass viele Eltern ihre Kinder gleichzeitig unterfordern, indem sie ihnen alles Unangenehme abnehmen wollen, und genauso überfordern, indem sie nicht richtig einschätzen und eigene Wünsche gnadenlos hinein interpretieren.

Ich bin eindeutig dafür, dass die Gesamtschule verbessert und ausgebaut wird, um vielen, die jetzt noch durch das Raster fallen, eine faire Chance zu geben.
Aber ich sehe auch nicht ein, dass lernmotivierte und besonders begabte Kinder sich immer nach „unten“ orientieren sollen. Deshalb finde ich, dass das Gymnasium als Vorbereitung für eine wissenschaftliche Laufbahn die Anforderungen ruhig noch ein wenig nach oben schrauben könnte.

Ich bin für Leistung, denn Leistung kann tiefe Befriedigung schaffen.
Aber ich weiß, ich mache mir damit nicht unbedingt überall Freunde.
Frau Silver, Du weißt gar nicht wie Recht Du hast.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Mein "Projekt" ist zwei Meter groß und trägt Bart inzwischen.

Ich war die meiste Zeit alleinerziehend, weil uns der Vater schnell abhanden kam, nach der Scheidung verschwand er beinahe völlig aus unserem Leben, aus freien Stücken. Als mein Sohn zwölf Jahre als war, verunglückte der Vater tödlich und stürzte sein Kind in eine sehr schwere Krise, weil so vieles zwischen den beiden ungeklärt war. Es folgten vier wirklich schwierige Jahre inklusive mehrerer Schulwechsel. Drogen spielten auch eine Rolle.

Auf dem Höhepunkt der Krise bin ich als Geschäftsführerin aus der Firma, die mir zur Hälfte gehörte, ausgestiegen, weil ich nicht mehr verantworten konnte, den ganzen Tag 100 km entfernt zu sein und nicht schnell reagieren zu können, wenn ein Anruf kam. Ich habe dann freiberuflich von zu hause weiter gearbeitet.

In meiner Wahrnehmung setzen alle Schulen darauf, dass Eltern (besonders Mütter) als Hilfslehrer zur Verfügung stehen. Ich bekam Anrufe von der Schulsekretärin, man wünsche ein Gespräch mit mir und zwar in zwei Stunden - die hat überhaupt nicht interessiert, ob das geht oder nicht. Der Klassenlehrer, den ich vom Unfalltod persönlich informiert hatte, hatte "vergessen" das den Kollegen mitzuteilen, er fand das nicht so wichtig. Nicht wichtig, wenn ein 12-jähriger Junge seinen Vater verliert, zu dem er gerne mehr Kontakt gehabt hätte.

Es gab dann auch die ein oder andere Klassenkonferenz, deren Höhepunkt war, mir zu empfehlen, das Kind von der Schule zu nehmen und in ein Internat zu stecken, ich könne mir das ja leisten und wenn ich meinen Sohn doch liebe....blablabla.

Wir sind da durch und es war ein Alptraum - die Schulen haben durchweg in der Bearbeitung der Situation versagt. Ich habe ihn auf eine Gesamtschule gegeben, nach einem sehr ausführlichen Gespräch mit dem Stufenlehrer und ihn auf alle Dinge vorbereitet, die da kommen konnten. Ausserdem vereinbart, dass er mich umgehend anruft, wenn mein Sohn nicht in die Schule kommt.

Ein halbes Jahr verging, da wurde mein Sohn quasi ausgeschult, weil er nicht da gewesen ist - kein Anruf, die Erklärung: er sei ja nicht mehr schulpflichtig.

Desaster. Mein Sohn war froh, das Thema Schule abhaken zu können, er hat sie gehasst. Er absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr, fand einen Platz für ein Jahrespraktikum, absolvierte seine Ausbildung als Jahrgangsbester und arbeitet nunmehr seit vielen Jahren freiberuflich erfolgreich in seinem Traumberuf. Und ist immer noch chaotisch.

Das Rezept: Ich habe ihn nie aus der Verantwortung für sein Handeln entlassen. Und ich habe ihm die Welt gezeigt, er hat früh gelernt, wie privilegiert er aufwachsen darf.

Ich erlebe an meinem Schreibtisch ganz viele junge Menschen, denen sehr viel Lösungskompetenz fehlt, oder auch, wie meine Freundin gestern sagte "Wohlstandsverwahrloste". Es geht gar nicht darum, ob man den klassischen Bildungskanon beherrscht, also die "Emilia Galotti" interpretieren kann, es geht darum, Lösungen für Probleme entwickeln zu können, denn das ist das, was erwachsene Menschen tun müssen, jeden Tag.

Die Googles lernen das aber ganz oft nicht mehr. Und dafür sind Eltern verantwortlich.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
*****_54 Frau
11.721 Beiträge
Es geht gar nicht darum, ob man den klassischen Bildungskanon beherrscht, also die "Emilia Galotti" interpretieren kann, es geht darum, Lösungen für Probleme entwickeln zu können, denn das ist das, was erwachsene Menschen tun müssen, jeden Tag.


Ich bin überzeugt: Jeder, der selbständig denken und für sein eigenes Leben Lösungen und Strategien entwickeln kann, wäre auch in der Lage, natürlich nach entsprechender Lektüre, "Emilia Galotti" zu interpretieren.
Auf seine Art, versteht sich, muss ja nicht genau so sein wie die Literaturwissenschaftler das vorschreiben. Ist vielleicht sogar interessanter!

*zwinker*
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ja, ich wundere mich ganz oft darüber, wie klug manche "Kids" argumentieren, wenn sie sich mit einem Thema intensiv beschäftigt haben, wenn es sie also interessiert. Wenn man nun den Nachwuchs darauf drillt, den Lehrstoff möglichst auswendig zu beherrschen, vermittelt man die falschen Botschaften, meiner Meinung nach.

Die Elektronifizierung der Umwelt tut ein Übriges dazu. Eine meiner Standardfragen im Vorstellungsgespräch für Auszubildende war immer:

Du hast eine Handrechnung von 400,00€ und musst die um 50 % reduzieren, wie hoch ist sie dann?

Spekuliert doch mal über die möglichen Antworten.
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
Von einer Bildungsreform spricht man im deutschen Sprachraum dann, wenn mehrere Sektoren des Bildungswesens nach einem übergreifenden Konzept umgestaltet werden.

Einzelne Neuerungen wie die flächendeckende Einführung von Horten, die Vorverlegung des Fremdsprachenunterrichts in die Grundschulen, die Verkürzung der Gymnasialschulzeit, die Umstellung auf Zentralabitur oder den Umbau von Studiengängen im Rahmen des Bologna-Prozesses addieren sich zu keiner Bildungsreform, solange sie nicht aus einem einheitlichen Ansatz heraus begründet werden.

Deshalb gibt es im Bildungswesen eine nahezu permanente Reformdebatte, aber selten eine Phase, in der eine breite Mehrheit der Fachleute, der öffentlichen Meinung und der entscheidungsbefugten Politiker im Konsens über die einzuschlagende Richtung eine als solche wahrnehmbare Bildungsreform durchsetzen.

Die meisten Bildungsreformen ergeben sich aus einem Maßnahmenbündel über einen längeren Zeitraum unter einer zentralen Idee oder einem Prinzip.

Ich habe in Bildungsreform in Frankreich, 3 verschiedenen mitgemacht. Am Ende habe ich verloren das Interesse und ich habe schließlich meine Abitur in Deutschland gemacht ohne je Deutsch gelernt zu haben. Diese habe ich abgeschlossen mit 1,4.

Für mich besteht das Problem, dass Menschen die begabt sind oder einfach anders sind, immer in Norme gepresst werden. Nicht jedes Kind hat die gleiche Begabung. Der ein versteht Mathematik auf Anhieb, den Anderen hat mehr mit Sprache zutun, den Anderen her mit Kunst, Bilder zutun, etc...
Ein der wichtigste Element der Bildung hat für Kern immer das Interesse. Wenn jemand etwas mag, lernt er/sie mit Eifer und sehr schnell.

Aber wir können nicht vermuten in einer breite Bevolkerung die gleiche Interesse und die gleiche Begabung. Gerade der Bildung System werden immer vorrausgesetzt dass die Menschen das gleiche können müssen.. Warum?

Kindern und Heranwachsende lernen vieles.... Aber was sollte man denen sagen? Du solltest gut in die Schule sein, aber es ist möglich, dass du keine Arbeit findet, weil es ist heute nicht genug gut zu sein in der Schule sondern es bedarf auch noch Glück zu haben?

Plötzlich tut Frankreich und Deutschland Verträge abschliessen, Spanien und Deutschland, Menschen die eine Abschluß haben, um in Deutschland zu kommen und zu arbeiten. Diese sollte die Arbeitslosigkeit Jungen Menschen andämmen... Es ist witzig.... Ist in Deutschland nicht genügend Jungen Menschen? Hatte den System versagt, so dermasse, dass Menschen von anderen europäischen Ländern hier kommen müssen?

Ich persönlich halte es für schwierig, da die Ländern haben anderen Kulturen und Verständnis über Arbeit, Verhalten etc... Dafür sind die Schulsystem, welche wir haben, ich meine für die Gestaltung eine gemeinsam Europa sehr dürftig!

Ich bin der Meinung, dass wir sehr wohl intelligent und durchaus patent Nachwuchs haben. Ich bin nicht der Meinung dass Kindern in geschützen Raume in Deutschland oder innerhalb von Europa geschützt aufwachsen.... Ich glaube nicht das die Abitur so wie es betrieben wird in Frankreich und auch jetzt in Deutschland sich auszeichnet, dass es muss Abitur sein und nur das...

Ein Elternteil hat für Sorge zu tragen, dass die Begabung seines Kind gefördert werden. Nicht dass das Kind in einer System gepresst wird, um die Bestätigung zu haben, dass diese Kind es schaffen könnte. Die Abitur ist keine Frei Brief für eine gelungenen Arbeitsleben. Siehe Frankreich und Spanien.... Abiturien gibt en Masse!
Sie haben trotzdem keine Arbeit!

Wenn man betrachtet die Entwicklung von Hochschule in die letzten Jahrhundert, haben wir nicht nur extreme genial Menschen hervorgebracht. Wir hatten gelegentlich ein oder zwei oder es gab Menschen die sich auszeichnet mit neuen Idee.... neuen Theorie.... neuen Entwicklungen... Aber es ist nicht die Regel...

Zu denken Abitur wäre die Lösung.... ist idiotisch.... Nicht nur Mathematik ist wichtig und nicht nur Sprache sind wichtig.... Es bedarf die Begabung und diese ob es passt Eltern oder auch nicht, gibt es sehr wenig... Die breite Masse kann nur wiedergeben das Erlernten und diese reicht nicht...

Warum? Weil es gibt einfach keine Wachstum von 10% wie in China zum Beispiel. Weil es gibt keine Förderungen für Jungen Menschen und wenn man weiß, dass wir die Armutbericht in Deutschland keine Beachtung schenken dürfen, da die Regierungen diese Bilanz frisiert hat, dann nehmen wir doch der der Unicef!
Wo landet Deutschland?
In Deutschland liegt der Anteil der Kinder, die in einer solchen Situation groß werden, nach Unicef-Angaben bei 8,8 Prozent, in Dänemark zum Beispiel bei nur 2,6 und in Schweden bei 1,3 Prozent. Diese beiden Länder seien jedoch nicht wesentlich reicher als Deutschland, sondern lägen beim Pro-Kopf-Einkommen und der wirtschaftlichen Entwicklung auf ähnlichem Niveau. Sogar Großbritannien, wo die Wirtschaftlage schlechter ist, schnitt bei der Studie besser ab.

Demnach war die Situation für Kinder in den skandinavischen Staaten am besten, allen voran Island und Schweden. Auf den letzten Plätzen landeten die ärmeren Länder Europas wie Rumänien, Bulgarien und Ungarn.
Internationale Vergleichsstudie: Unicef beklagt deutsche Kinderarmut
http://www.spiegel.de/panora … in-deutschland-a-835706.html

Haben wirklich Jungen Menschen so genial Vorrausetzungen? So dass deren Wohstand so besonders gut ist, dass es um verwohnten Kindern handelt?
Nein! Das ist eine Irrtum... Deutschland hat sich noch nie über Nachwüchs gescherrt.... In Mittelfeld zu landen, alles eine der Land in Europa, die am Reichste ist, ist für mich eine Armut Zeugnis. Die Kindern sollte da deren Verantwortung haben? Nein!

Die Verantwortung liegt immer bei die Erwachsenen! nicht bei die Kindern!

Deshalb suchen sie jetzt deren Nachwuchs in anderen Europäisch Ländern:
Den einzigen Trost bringt oft der Blick in den Freundeskreis. Da ist die viersprachige Romanistin, die jedes Wochenende Kaffee und Kuchen serviert, der Wirtschaftswissenschaftler, der sich mit Kurzarbeit über Wasser hält, die Kulturwissenschaftlerin, die täglich Babysitten geht und die Politologin, die sich als Messe-Hostess die Beine in den Bauch steht. Erleichtert stellt man fest, dass man mit dem Schicksal, trotz Diplom, weiterhin die gleichen Jobs wie zu Studienzeiten machen zu müssen, nicht alleine dasteht. „Was haben wir falsch gemacht, um von der Uni in ein derartiges Schlamassel zu geraten?“ fragen sich viele junge Akademiker. Doch so tröstlich die Gespräche über das Gefühl der Ungerechtigkeit auch sind, sie enden doch immer mit der gleichen einstimmigen Feststellung: Irgendwas läuft hier schief!

In Frankreich veröffentlichte der Verein zur Vereinfachung der beruflichen Eingliederung junger Hochschulabsolventen AFIJ (Association pour faciliter l’insertion des jeunes) kürzlich die Ergebnisse seiner alljährlichen Umfrage zur Situation der Absolventen, ein Jahr nach ihrem Abschluss. Von den 7000 Befragten, die 2009 die Uni verließen, sind 45 % arbeitslos. Von den 55 %, die eine Arbeit finden konnten, haben immerhin 72 % eine Festanstellung (unbefristeter oder auf mindestens 6 Monate befristeter Vertrag). Doch diese Zahlen sind mit Vorsicht zu behandeln, denn Job ist nicht gleich Job! Fast die Hälfte der berufstätigen Absolventen gab an, dass ihre aktuelle Tätigkeit nicht ihren beruflichen Vorstellungen und Zielen entspricht.

In Deutschland wird derzeit euphorisch der wirtschaftliche Aufschwung nach der Krise gefeiert. In der Absolventengeneration der vergangenen Jahre ist von diesem Aufschwung bisher jedoch wenig angekommen. Aktuelle Umfrageergebnisse zum beruflichen Einstieg der Absolventen aus den Jahren 2008 und 2009 liegen zwar noch nicht vor, doch laut Bundesanstalt für Arbeit ist die Zahl der arbeitslosen Hochschulabsolventen im vergangenen Jahr um 11,3 Prozent gestiegen.

Ausgerechnet für die ohnehin schon gebeutelte Generation Praktikum mit ihren blank polierten Lebensläufen ist der Weg zu finanzieller Unabhängigkeit, beruflicher Anerkennung und sozialer Sicherheit heute weitaus steiniger und länger als früher. Praktika, Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse, Flexibilität und Mobilität – von all dem war kaum die Rede, als die Eltern der heute 25 bis 30-jährigen auf dem Arbeitsmarkt ankamen. Der Elterngeneration, die zur Zeit des Wohlstands der 70er und 80er Jahre ins Berufsleben startete, zu erklären, dass die Zeiten der unbefristeten Arbeitsverträge und jahrelangen Karrieren im gleichen Unternehmen der Vergangenheit angehören, ist keine leichte Aufgabe. Während diese in unserem Alter vielleicht schon den ersten Stein fürs Eigenheim setzten oder über Familienplanung nachdachten, wissen manche junge Akademiker heute nicht, wovon sie in den nächsten Monaten leben sollen.

Prekär leben ist für viele junge Menschen in Deutschland und Frankreich zur Normalität geworden. Der Begriff „Generation prekär“ hat in Deutschland die „Generation Praktikum“ abgelöst und in Frankreich ist sogar von einer „génération sacrifiée“ (aufgegebene Generation) die Rede. Doch was heißt es eigentlich, prekär zu leben? Der französische Soziologe Pierre Bourdieu erklärt das Phänomen wie folgt: „Prekarität hat bei dem, der sie erleidet, tief greifende Auswirkungen. Indem sie die Zukunft überhaupt im Ungewissen lässt, verwehrt sie den Betroffenen gleichzeitig jede rationale Vorwegnahme der Zukunft und vor allem jenes Mindestmaß an Hoffnung und Glauben an die Zukunft, das für eine vor allem kollektive Auflehnung gegen eine noch so unerträgliche Gegenwart notwendig ist.“

Ist die Lage für die jungen Akademiker wirklich so aussichtslos? Die erfolgreichen Proteste gegen den CPE (Vertrag, der in Frankreich eine zweijährige Probezeit für Berufsanfänger unter 26 Jahren vorsieht) im Jahr 2006 haben gezeigt, dass gerade junge Menschen, trotz aller Unsicherheit und Zukunftsängste, noch genügend Energie zum Protest aufbringen können.

Natürlich erleben nicht alle deutschen und französischen Akademiker diesen radikalen Sprung vom Hörsaal in die Armut und von einer ganzen Generation zu sprechen, die von Zukunftsängsten zerfressen ist, erscheint wenig realistisch. Der Vergleich mit anderen europäischen Staaten wie Spanien oder Griechenland, zeigt zudem, dass wir auf ziemlich hohem Niveau jammern. In Spanien liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 41 %, davon sind laut Statistiken 25 % junge Akademiker. Was die „generación cero“ / Generation Null (Null Jobaussichten) für Spanien ist, ist die „Generation 700“ (benannt nach dem Mindestlohn von 700 €) in Griechenland. Dort denken laut einer aktuellen Umfrage 70 % der jungen Akademiker im Alter zwischen 22 und 35 Jahren über eine Auswanderung nach.
http://www.fplusd.org/arbeit … 221&PHPSESSID=rtkd3m3rph61qr

In Frankreich gab es noch nie die Ausbildung so wie wir es kennen in Deutschland. Und jetzt wird dass was Deutschland als vorschrittlich Ländern gemacht hat, eine Rückgang erworben, dadurch dass jeden sollte Abitur haben! Wozu? um mehr Arbeitslos zu haben?
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Gerade entdeckt und auch zu diesem Thema für passend befunden:

http://derstandard.at/136371 … ssioneller-Vernachlaessigung
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Danke, den Artikel würde ich sofort unterschreiben *g*

Das geht meines Erachtens schon mit dem Umgang in den ersten Lebensjahren los. Haben die Kinder da die Freiheit, ihre Welt selbst zu entdecken, werden sie das auch weiterhin einfordern.
Ach, was hatten wir doch früher für eine glückliche Kindheit *ggg* *ja*

Den Begriff "professionelle Vernachlässigung" finde ich übrigens genial *g*
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ja, absolut. Es gibt Kinder, die kommen ohne erwachsene Begleitpersonen gar nicht mehr vor die Tür, das ist grauenhaft.

Klar, dass das in einer Großstadt schwierig ist - aber dieses dauernde "Behüten" macht Kinder verzagt und verzettelt.
*****_54 Frau
11.721 Beiträge
Ich hoffe nur, dass sich die Erkenntnis über die "professionelle Vernachlässigung" flächendeckend und umgehend ausbreitet!

Ich selbst bin ja auf dem Dorf aufgewachsen und diese freie Zeit, die wir Kinder eben auch völlig frei und kreativ gestalten konnten (das wenige (!) Spielzeug wurde nur an Regentagen hervor gekramt), hat mich wohl in meiner Lebenseinstellung sehr geprägt.

Mein Sohn als Stadtkind hatte diese Freiheit leider nicht, trotzdem genügend Freiraum, schon als Kleinkind selbst zu bestimmen, wie er mit "seiner" Zeit umging. Konzentrationsschwierigkeiten hatte er nie, aber auch keine Angebote an diversen (hätte am liebesten "perversen" geschrieben) frühkindlichen Förderkursen.
Dafür aber vieles, was er sich mit ausgeprägter Neugier selbst einforderte.

Er "durfte" laufen lernen, wann er es wollte - Radfahren und schwimmen auch. Erstaunlicherweise muss man das betonen angesichts der Praxis, dass Krabbelkinder mit sogenannten Gehhilfen zum Laufen animiert werden, obwohl sie noch gar nicht richtig reif dafür sind.
Rollatoren für Babies finde ich ebenso "pervers" wie extra Englischkurse für Kleinkinder.
Ich gebe aber zu, dass ich damals manchmal unsicher war, ob ich vielleicht doch eine Rabenmutter war, weil ich ihm nicht das "volle" Programm angeboten habe.

Rückblickend kann ich sagen: Er war ein sehr, sehr kostengünstiges Kind.
Das, was damals gespart wurde, floss dann aber in seine spätere Ausbildung.
Seinen Weg hat er jedenfalls gemacht...

*g*
*****_bw Frau
1.443 Beiträge
Ich teile
Euer Meinung...

Eigenen Erfahrungen sind der erste Schritt zu Bewußtsein.

Aber die Schule ist nicht der Ort, das dafür geschaffen ist. Jeden Mensch sollte es selbst herausfinden.

Man sollte als Erwachsen eine Weg zeigen, Möglichkeiten erörtern mit Kindern, aber nicht die eigenen Vorstellungen erzwingen...

Das ist das Fazit, welche meine beiden Stiefsöhne gelehrt haben und dafür bin die beiden sehr dankbar.
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