Danke für die neuen Argumente, Silverkitten.
********tten:
"Im Grunde beruht die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens auf der irrigen Annahme, dass es nicht genügend Arbeit gebe."
Diese Prämisse sehe ich nicht so.
Bei
einigen Befürwortern des BGE gibt es diese - durchaus irrige - Grundannahme. Viele sehen aber eine andere Intention: Es gibt durchaus eine Menge Möglichkeiten für Arbeit, allerdings sind viele dieser Arbeiten nicht produktiv im Sinne materieller Wertschöpfung, sondern eher mit ideellen und/oder sozialen Werten hinterlegt.
"Vor allem im Dienstleistungsbereich liegen noch viele Potenziale brach. Es gibt also durchaus genügend existenzsichernde Arbeitsplätze in der Marktwirtschaft."
Wären diese Arbeitsplätze wirklich existenzsichernd?
Warum stürzt sich dann niemand auf diese Arbeitsplätze?
Solche Arbeit ist nur "wirtschaftlich", wenn es gelingt, diese überwiegend ideellen bzw. sozialen Werte jemandem zu verkaufen. Eigenartiger Weise gelingt das zum Teil großartig mit Konzertkarten für Pop-Musik, Eintrittskarten für Fußballspiele und auch für Formel-I- und Box-Events. Aber da auch nur, wenn eine entsprechend teure Werbe-(Manipulations-)Industrie dahinter steht. [¹]
Wer wäre denn bereit, für eine Haushaltshilfe mind. 10,- Euro pro Stunde zzgl. der Nebenkosten zu zahlen? Die meisten nicht - sie zahlen lieber 8,- Euro schwarz, was den meisten Haushaltshilfen auch unterm Strich mehr einbringt, weil sie von den 10,- Euro offiziell eh nur 2,- Euro effektiv behalten dürften.
Es ist eine irrige Annahme, dass durch eine höhere Qualifikation der Arbeitnehmer auch höherbezahlte Jobs entstünden. Mir ist es doch egal, ob ein Taxifahrer oder eine Friseurin oder auch eine Haushaltshilfe oder Pflegekraft nebenbei auch noch einen Bachelorabschluss in XY hat. Deshalb würde ich für die Dienstleistung keinen Cent mehr bezahlen.
Wobei ich nicht bestreite, dass es in bestimmten Bereichen einen realen Fachkräftemangel gibt, da der vorhandene Bedarf (!) nicht abgedeckt werden kann. Das ist aber nicht die Masse der Leute, die Probleme mit dem Finden einer lebensbedarfssichernden Arbeit haben.
Bei manchen "unproduktiven" Jobs schafft der Staat (direkt oder über Dritte) den materiellen Anreiz durch Zuschüsse - entweder zu 100%, indem er diese Arbeiten komplett in die eigene Hand nimmt (z.B. Schulen und Hochschulen, Polizei, Feuerwehr) oder durch hohe Zuschüsse und Fördermittel (Kirchen, Kinderbetreuung, Gesundheitsdienste, private Bildungseinrichtungen, ...).
Mit einem BGE würde diese punktuelle Förderung durch eine breite Bezuschussung für alle diese Bereiche ergänzt werden.
Um beim Beispiel der Haushaltshilfe zu bleiben: Der ihre Dienste in Anspruch nimmt, zahlt z.B. nur noch 6,- Euro zzgl. der Nebenkosten (statt vorher 10,- Euro plus), die Haushaltshilfe behält 6,- Euro pro Stunde (statt vorher 2,- Euro). Beide stehen ohne Schwarzarbeit besser da, der Anreiz für Schwarzarbeit sinkt auf beiden Seiten.
Um eine zusätzliche Förderung im produktiven Bereich zu vermeiden, ließe sich da durch entsprechende Wertschöpfungsabgaben (die auch auf Wertschöpfung durch Maschinen erhoben wird, was ja immer mehr zunimmt) gegensteuern. Derzeit wird ja im Wesentlichen menschliche Arbeitsleistung besteuert (über das Einkommen).
Andererseits kann ein BGE aber auch helfen, die Lohnkosten in der Produktion zu senken. Wird nicht immer gejammert, die Lohnstückkosten seien in Deutschland zu hoch, weshalb immer mehr Produktion ins Ausland verlagert werden muss, um konkurrenzfähig zu bleiben?
********tten:
"Die schöne Idee vom staatlichen Grundeinkommen für alle hat hingegen ihren Praxistest nicht bestanden."
Ähm, welchen Praxistest?
Die schöne Idee hat mit Ikarus auch ihren Praxistest nicht bestanden. Und es gab noch viele weitere Praxistest, die belegten, dass die Lüfte den Wolken, Vögeln und Fledermäusen vorbehalten seien.
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[¹] Ein Prima Beispiel dafür: "Superstar" Michael Hirte, der vom Straßenmusiker auf Bettlerebene durch eben solch ein Pushen zum Bestseller in den CD-Regalen wurde. Und den Leuten wird damit suggeriert (und die meisten glauben es auch): Jeder kann es schaffen - er muss nur wollen. Leider kann es nicht jeder schaffen, es schaffen nur wenige. Es können nun mal nicht alle über dem Durchschnitt liegen, egal wie sehr sie sich anstrengen und wie gut sie sind.
********tten:
Die schöne Idee vom staatlichen Grundeinkommen für alle hat hingegen ihren Praxistest nicht bestanden.