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Segen oder Ärgernis: Aufstocker

*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Segen oder Ärgernis: Aufstocker
Pressemitteilung der Bundesagentur für Arbeit vom 08. Mai 2013
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, dass immer mehr Menschen neben ihrer Erwerbstätigkeit auf ergänzende Leistungen der Grundsicherung angewiesen sind. Aber was genau verbirgt sich hinter der Zahl der sogenannten „Aufstocker“?

Die steigende Zahl an Erwerbstätigen, die zusätzlich staatliche Transferleistungen beziehen, kann nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit prekärer Beschäftigung oder einer Lohnhöhe gebracht werden. Je größer die Bedarfsgemeinschaft (Familie) ist, umso höher muss das Einkommen sein, um unabhängig von der staatlichen Grundsicherung leben zu können. Ausschlaggebend ist auch, in welcher Region Deutschlands man lebt. So kann zum Beispiel ein Single mit einem Erwerbseinkommen von 900 Euro in ländlichen Gebieten vermutlich ohne zusätzliche Transferleistungen auskommen, in städtischen Ballungszentren aufgrund höherer Mieten unter Umständen aber nicht.

Außerdem kann die Entwicklung der „Aufstocker“ nicht unabhängig von der allgemeinen Entwicklung am Arbeitsmarkt bewertet werden. Deutschland erlebt gerade einen Beschäftigungsrekord. Noch nie waren so viele Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. In den letzten fünf Jahren stieg die Zahl um zwei Millionen. Im vergangenen Jahr waren noch nie so wenig Menschen auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen. Insgesamt sind seit 2008 eine halbe Million Erwachsener weniger auf staatliche Transferleistungen angewiesen.

In einer Gesamtbewertung heißt dies, dass es immer öfter den Weg in Beschäftigung gibt. Jede zweite Arbeitsaufnahme aus der Grundsicherung heraus beendet auch unmittelbar den Hilfebezug. Andernfalls müssen Menschen darin unterstützt werden, schrittweise zu einer existenzsichernden Beschäftigung zu gelangen. Diese Art der Aufstiegsmobilität gelingt immer öfter.

Die tendenziell steigende Zahl der Single-Haushalte mit Erwerbseinkommen über 800 Euro und ergänzenden Grundsicherungsleistungen kann objektive Gründe haben. Zum einen durch steigende „Hartz IV“-Regelsätze, die mehr Menschen am Rand der Existenzsicherung neu in das Grundsicherungssystem holen. Zum anderen kann es auch Folge steigender Miet- und Energiekosten sein, dass Single-Haushalte sich zusätzliche finanzielle Unterstützung holen.

Wenn ihr einer zukünftigen Regierung Tipps und Empfehlungen zu diesem Thema geben könntet, wie würde euer Rat lauten?

Kann sich eine Gesellschaft das wirklich leisten? Sind das versteckte Subventionierungen der Industrie? Der Zeitarbeitsbranche? Sind prekäre Arbeitsverhältnisse besser als hundertprozentige Transferleistungen?
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Mein Tipp an jede Regierung:

Hört auf mit der Augenwischerei und dem Schönrechnen!

Prinzipiell ist die Sicherstellung einer Grundversorgung mit allem Lebensnotwendigen eine wichtige Aufgabe für jeden Sozialstaat (und das sind wir laut Verfassung / Grundgesetz). Dafür gibt es verschiedene Modelle:

In der DDR wurden die Preise für diese Dinge künstlich auf einem niedrigen Niveau eingefroren (in der Regel durch massive Subventionen), was einerseits auch Menschen mit niedrigstem Einkommen einen Grundlebensstandard ermöglichte (ich konnte von 200-300 Mark Stipendium im Monat ganz gut leben), andererseits aber zu solchen Auswüchsen führte, dass frisches Bäckerbrot an Schweine verfüttert wurde, weil sie billiger als entsprechendes Mastfutter waren oder dass Kleingärtner ihr Gemüse zu Aufkaufstellen brachten, um es kurz danach für die Hälfte ihres Verkaufserlöses wieder als Lebensmittel einzukaufen. *headcrash*

In Deutschland haben wir derzeit ein System, dass auf Antrag und bei Nachweis der Bedürftigkeit einen staatlichen Zuschuss zum Einkommen zahlt (bis zu einem Anteil von 100%). Das dafür zugrunde liegende Grundeinkommen bemisst sich aus einem Festbetrag für die allgemeine Lebenshaltung zzgl. der Wohnkosten.
Aber daraus ergeben sich strukturelle Probleme:
  • Die Masse der einkommensschwachen Menschen wird es in die Ballungszentren ziehen. Die höheren Mieten dort schrecken nicht ab, denn sie werden ja übernommen. Dafür gibt es aber viele anderen Einsparungspotentiale [1]. Dadurch erfolgt eine zunehmende Ghettoisierung in den Ballungszentren.
  • Der Verhandlungsdruck des Arbeitnehmers auf die Höhe des Arbeitseinkommens sinkt, weil er ja die Differenz immer vom Staat bekommt und bei den derzeitigen Anrechnungsmethoden ein Netto-Mehrlohn von 100 Euro letztlich in der Tasche des Arbeitnehmers nur 20 Euro ausmacht (und umgekehrt 100 Euro weniger Lohn nur 20 Euro weniger Gesamteinkommen bedeuten). Somit wird hauptsächlich der Gewinn des Arbeitgebers subventioniert statt der Lebensunterhalt des Arbeitnehmers.
  • Es lohnt sich, möglichst große Familien zu bilden. Dadurch werden immer mehr Kinder in einkommensschwachen Familien geboren (die zu einem großen Teil auch zu den bildungsfernen gehören). Kinder als Einkommensfaktor ... ! *gruebel*


Ich sehe durchaus Potential in einem noch anderen Konzept:
Basis ist eine 100%ige Transferleistung für eine Grundsicherung (incl. einer festen Wohnpauschale) und eine wesentlich geringere Anrechnung von Einkommen und Vermögen. Diese Anrechnung kann über eine (progressive) Einkommensteuer ohne Grundfreibetrag und/oder eine angehobene Konsumsteuer erfolgen - wer Geld hat, konsumiert auch.

Die Vorteile:
  • Wenn jemand Arbeits- oder auch Kapitaleinkommen erzielt, lohnt es sich für ihn. Ein Arbeitsnehmer wird also eher um den Preis seiner Arbeitsleistung verhandeln, vor allem wenn er nicht gezwungen ist, jeden Job zu jedem Preis annehmen zu müssen.
  • Die Stigmatisierung ganzer Bevölkerungsgruppen als "Looser" der Gesellschaft verschwindet, da man nicht den Beweis vor einem Amt (und damit auch nicht vor sich selbst) antreten muss, dass man zumindest derzeit nicht in der Lage ist, für seinen Lebensunterhalt selbst zu sorgen.
  • Es gibt insgesamt höhere Einkommen in den unteren Bevölkerungsschichten, was zu mehr Konsum und damit einem deutlichen Binnenwirtschaftswachstum führt.
  • Der Ghettoisierung in Ballungszentren wird entgegen gewirkt, weil auch der Wohnungsmarkt durch die fehlende generelle und direkte Subventionierung wieder ein "freier Markt" wird. Der Staat hat auch wieder Handlungsspielraum, zielgerichtet durch Fördermaßnahmen wirksamen Einfluss zu nehmen, wo es notwendig erscheint.

... um nur einige zu nennen.

Und das Interessante dabei: Alle großen Parteien in Deutschland haben entsprechende Überlegungen angestellt (bzw. prüfen lassen) und sind zu sehr ähnlichen positiven Ergebnissen gekommen. Aber offenbar gibt es Kräfte, die stark genug sind, eine Umsetzung wirksam zu verhindern *schiefguck*

----------------------------------------
[1] Im ländlichen Raum ist man z.B. in der Regel ohne eigenes Auto aufgeschmissen. So ein Auto kostet aber locker über 50 Euro im Monat nur durch seine reine Existenz, man ist dann noch keinen Meter gefahren.
Ja, die Kräfte gibt es.Das jetzige Modell funktioniert sehr gut im Zusammenhang mit der Aushebelung des Vermittlungsauftrages durch die "Arbeitsargenturen".

Da werden den Sachbearbeitern inzwischen Quoten vorgegeben und man vermittelt fast ausschließlich an eng mit dem Ämtern zusammen agierende Leiharbeitsfirmen.
Vor der Auszahlung des ALG stehen durch den Geld dringend benötigenden Arbeitssuchenden sogenannte "Eingliederungsvereinbarungen", die zu unterschreiben sind, mit denen er,ohne zu wissen, daß er sie nicht in jeder Form unterschreiben muß, allem zustimmt, was mit ihm dort geschieht.
Ein perfides System, das sehr gezielt mit der akuten Not von Menschen arbeitet.

So sind ,bis auf den ungeliebten Posten Arbeitssuchender,alle zufrieden:
Der Arbeitsmarkt bekommt flexibel Leute,von deren sozialer Sicherung er sich freikaufen kann,die Ämter können mit Vermittlungszahlen glänzen, selbst wenn sie die selben Leute immer wieder vermitteln(die Statistik ist an der Stelle blind),die Politik kann geschönte sozialversicherungspflichtige(!) Beschäftigungszahlen präsentieren und der Bürger merkt nicht, daß gar nicht die bösen Kraftstoffproduzenten sein Geld verbrennen.
Meiner Meinung nach liegt das Problem der Aufstocker_innen beim Verständnis von Würde.

Aufstocken zu können ist ein Segen. Der Fluch ist aufstocken zu müssen. Aufstocken ist ein Symptom einer kränkelnden Wirtschaftsordnung. Das Ziel muss daher sein die Notwendigkeit aufzustocken abzubauen und zu beseitigen.

Ich würde der nächsten Regierung also raten zu untersuchen, welche Form von Fehlentwicklung den verschiedenen Aufstock-Modellen zu Grunde liegt. Je nach Ergebnis dieser Analyse würde ich verschiedene Maßnahmen empfehlen.

Es wäre meiner Meinung nach also verfehlt das Phänomen zu vereinheitlichen. Es gibt Fälle in denen die Schwäche der Gewerkschaften oder die Vereinzelung des Arbeitnehmers das Problem ist, also das Lohngefüge. Es gibt aber auch Fälle in denen die Qualifizierung oder die zur Verfügung stehende Arbeit nicht ausreichen. Hier sind andere Lösungen gefragt.

Generell lehne ich den Schluss ab, dass jede Arbeit besser sei als keine. Arbeit kann genauso entwürdigend empfunden werden, wie Arbeitslosigkeit, dann nämlich, wenn sie so gering bezahlt wird, dass man schon nicht mehr von der Anerkennung der gleisteten Arbeit sprechen kann. Dies ist jedoch oftmals gegeben, wenn über den geringen Lohn dem Menschen signalisiert wird, dass seine Leistungen nicht genug wert sind, um in diesem Land überleben zu können.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich sehe das ähnlich wie du, für mich ist ein besonderes Ärgernis, dass es Unternehmen offensichtlich ohne Schwierigkeiten ermöglicht wird, ihre Produktionskosten einseitig geringer zu halten, weil die Allgemeinheit den Rest dazu zahlt - der Mitarbeiter ist also Vollzeit beschäftigt und muss sich gleich behandeln lassen wie diejenigen, die wenig oder gering arbeiten.

Des weiteren zementieren diese "Aufstocker-Arbeitsverhältnisse" - ja, ich kenne Unternehmen, die mehrere hundert solcher Mitarbeiter beschäftigen, das eigentliche Elend, weil sie die biografischen Daten der Mitarbeiter nicht zu deren Vorteil verändern, Qualifizierung findet da weitgehend nicht statt.

Die Jobcenter hier in NRW arbeiten jetzt an vielen Stellen dagegen und helfen den Kunden bei der Qualifizierung, in gar nicht geringem Umfang, jedenfalls deutlich großzügiger als die Bundesagentur für Arbeit - logisch, denn bei den Jobcentern ist der größte Teil der Leistungsempfänger angedockt. Und, was mich besonders beeindruckt hat, längst nicht immer mit dem so oft beschriebenen Druck und der Sanktionskeule, da hat sich doch einiges geändert in den letzten Jahren.
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
*****cgn:
längst nicht immer mit dem so oft beschriebenen Druck und der Sanktionskeule, da hat sich doch einiges geändert in den letzten Jahren.

Das würde mich sehr freuen. Bislang schien das oberste Ziel ja immer zu sein, die Arbeitslosen aus der Stastik zu bekommen, nicht in erster Linie in sinnvolle Beschäftigungsverhältnisse. Dieses Bild, das die Medien zeichnen, wird leider untermauert durch Erfahrungsberichte von Menschen, die ich persönlich kenne, zum Teil selbst im Jobcenter beschäftigt.

****jar:
Verständnis von Würde.

Würdelos ist die persönliche Situation vieler Arbeitsloser und Aufstocker. Aber noch viel würdeloser empfinde ich die Verlogenheit, mit der in der Politik argumentiert wird: Das goldene Kalb der erreichbaren Vollbeschäftigung darf auf keinen Fall geschlachtet werden, es muss immer der Eindruck suggeriert werden, die Arbeitslosenzahlen wären rückläufig und Arbeitslosigkeit sei:

a) eine eigene Schuld der faulen Drückeberger
b) eine Folge mangelnder Bildung / Qualifizierung und könne durch Qualifizierungsangebote ausgehebelt werden.

Die Wahrheit dagegen sieht noch etwas anders aus. Die Qualifizierungsangebote schaffen keine neuen Arbeitsplätze. Und es ist für Arbeitgeber biliger, ihre Angestellten so billig wie möglich zu beschäftigen. Vom Gesetzgeber werden da immer weniger Grenzen gesetzt. Wozu auch? Keiner der regierenden Politiker trägt das Risiko in einem "präkären" Arbeitsverhältnis zu landen. Sie bekommen gut dotierte Beraterposten bei einem Unternehmen, natürlich aufgrund ihrer fachlichen Kompentenz, die sie bei der Regierungsarbeit bewiesen haben. *hae*

P.S. Mir ist bewusst, dass dies eigentlich zu polemisch ist für diese Gruppe, aber mir kommt bei dem Thema einfach die Galle hoch.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
....die Galle darf das.
Solange es Zeitarbeitsfirmen gestattet wird ihre Mitarbeiter unter den in den entsprechenden Branchen üblichen Tariflöhnen zu entlohnen (ich meine hier die Tariflöhne, die in den Firmen, in welche die Mitarbeiter "ausgeliehen" werden, gültig sind), solange werden wir immer wieder Arbeitnehmer haben, die zwar Vollzeit arbeiten, aber nicht vom Nettoverdienst alleine ihren Lebensunterhalt bestreiten können.

Und solange die Zeitarbeitsfirmen ihre Angestellten unter dem geltenden Tariflohn der Branche bezahlen dürfen, solange werden die Unternehmen weiterhin immer mehr auf diese Möglichkeit zurückgreifen anstatt wieder Vollzeitbeschäftigte im eigenen Unternehmen einzustellen, da es für sie zum einen günstiger ist als selbst die ganzen Lohnnebenkosten unter Einhaltung des Tariflohns zu zahlen und zum anderen ist es für sie einfacher die Mitarbeiter wieder loszuwerden (wobei die heutigen Kündigungsregelungen ja eh mehr zugunsten der Arbeitgeber ausgelegt sind - zumindest solange die Arbeitnehmer nicht länger als 10 Jahre im Unternehmen sind).
Die Arbeits-Agenturen und Jobcenter können ihre Statistiken nach unten korrigieren und aufhübschen und alle sind zufrieden - mit Ausnahme des Arbeitnehmers.

Wenn ich bedenke, wie diese Branche in den letzten 10 bis 15 Jahren gewachsen ist, dann sagt dies doch schon alles. Diese Firmen würden nicht wie die Pilze aus dem Boden schiessen, wenn sie nicht genug Profit machen würden.
Die einzigen, die dabei auf der Strecke bleiben, sind die Arbeitnehmer - die müssen die gleiche Arbeit wie vorher machen, bekommen dafür jedoch weniger Geld, ihre Kündigungsfristen belaufen sich bei den Zeitarbeitsfirmen oft nur auf 14 Tagen und die sonstigen sozialen Leistungen wie Urlaub etc., werden auch stark beschnitten.

Es gab auch früher Sozialhilfe-Empfänger - dies waren aber meist entweder kinderreiche Familien die nur ein Einkommen hatten oder aber ungelernte Arbeitskräfte. Aber ganz bestimmt nicht in diesem Ausmaß wie heute. find
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Es sind aber nicht nur die Zeitarbeitsfirmen, die so subventioniert werden - und man kann auch nicht alle Zeitarbeitsfirmen über einen Kamm scheren.

Ich denke da z.B. an die Friseure, deren Tariflohn (!) von weniger als 5,- Euro pro Stunde auf über 8,- Euro angehoben werden soll. Kurz zum Nachrechnen: bei einer Vollzeitstelle mit 160 Stunden im Monat entspricht das ein Anheben von unter 800,- Brutto im Monat auf gut 1200,- Euro Brutto.

Allerdings wird es auch hier nicht funktionieren, mit einem höheren Tariflohn das Einkommen der Friseure signifikant zu erhöhen - dann werden eben mehr selbständige Friseure tätig werden, die sich eventuell Frisierplätze in den Salons mieten können oder so ... *schiefguck*
*****s42:
Allerdings wird es auch hier nicht funktionieren, mit einem höheren Tariflohn das Einkommen der Friseure signifikant zu erhöhen - dann werden eben mehr selbständige Friseure tätig werden, die sich eventuell Frisierplätze in den Salons mieten können oder so ...

Mal davon abgesehen, daß das jetzt schon über die Regelungen zur Scheinselbstständigkeit verboten wär denke ich, daß man einfach irgendwo anfangen muß und dann eben an den Auswüchsen arbeiten.

Die Vorstellung, nichts tun zu müssen, weil "die" voraussichtlich eh einen Weg finden werden, geringe Löhne zu zahlen, finde ich wenig charmant.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Argumentiert wird ja gerne damit, dass die Kunden zu geizig seien und deswegen nicht genug Umsatz gemacht werde....
Die Kunden haben ja nicht wirklich Optionen und wenn z.B. ein Herrenhaarschnitt 2-3 Euro mehr kostet, werden Männer deshalb nicht gemeinschaftlich zum Pferdeschwanz übergehen.

Was bei der Debatte gerne vergessen wird ist, daß die Friseurin das mehr verdiente Geld direkt wieder in die Wirtschaft bringt und dieses Geld ein weiteres Mal Lohnsteuer und Sozialabgaben generiert.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Die Optionen sind doch genau der Punkt:

Friseure gibt es an jeder Ecke, zumindest hier in Köln, in dem Stadtteil, in dem ich wohne, gibt es sicher 20+ Friseurgeschäfte, wenn ich anfange zu zählen, wahrscheinlich eher mehr als weniger.

Natürlich gibt es Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit - und ich bin absolut dafür - aber, und jetzt kommt mein Einwand: wenn Friseure davon ausgehen, dass sie überall Filiale neben Filiale eröffnen können und alle den gleichen Gewinn abwerfen müssen - von einer Kette haben wir gleich drei Filialen fußläufig erreichbar hier - dann wird dieser Gewinn zu allererst mit den Löhnen und anderen merkwürdigen Konstrukten erzielt.

Da sind zwei Mitarbeiterinnen in Geschäften mit 8 bis 10 Arbeitsplätzen anzutreffen und Kunden warten auch mal eine Stunde, bis sie an der Reihe sind. Manchmal geht das, manchmal eben nicht.

Mein Sohn hatte vor Jahren mal eine Freundin, die Friseurin in Ausbildung war, deren Chefin hat ihr angeboten, nachdem sie einen herausragenden Abschluss hingelegt hat, nach der Ausbildung für das letzte Ausbildungsgehalt (705,00€ brutto) in Vollzeit weiter zu arbeiten, damit hätte sie weniger verdient als in der Ausbildung, weil die Berufsschultage ja abzuziehen sind. Wirtschaftlich war das seitens der Chefin nur damit zu begründen, dass der neue Porsche auch irgendwie bezahlt werden musste.

So oder so ähnlich waren die Angebote alle, sie hat sich entschieden, wieder zur Schule zu gehen, ihr Abitur nachzumachen und hat jetzt schon seit einigen Jahren einen Studienplatz. Wir haben gemeinsam einfach ausgerechnet, wieviel sie verdienen würde, wenn sie 40 Jahre lang als Friseurin arbeiten würde, dann früher oder später ein Rückenleiden und/oder diverse Allergien entwickeln würde.


Es muss also nicht an jeder Straßenecke ein Friseurgeschäft zu finden sein, ebenso wenig wie es nicht an jeder Kreuzung zwei Apotheken braucht. Da kann man die Entwicklung bereits ablesen, hier haben drei Apotheken jetzt geschlossen, die sich ganz offensichtlich nicht mehr getragen haben.

Wenn man gestern verfolgt hat, wie sich Karstadt von der Tarifbindung lösen möchte, dann geht das in die gleiche Richtung - Unternehmer realisieren Gewinne auf dem Rücken der Mitarbeiter, mit einer Kaltschnäuzigkeit, die in diesem Maß zunimmt. Die Karstadt-Mitarbeiter haben jahrzehntelang auf Geld verzichtet. Ähnlich, wie die Mitarbeiter bei Opel Bochum.

Und das wird von schwarz-gelb durchaus gestützt.

Da die Kommunen aber für einen Großteil der Transferleistungen selber aufkommen müssen, sind die Städte/Ballungszentren mehrfach gebeutelt, in Köln sind 80 Prozent der Leistungsempfänger bei den Jobcentern angesiedelt, bleiben also langfristig abhängig. Wenn dazu die Zahl der prekären Arbeitsverhältnisse zunimmt, dann zahlt die Allgemeinheit dafür, jeder von uns. Wir lügen uns also in die eigene Tasche, wenn wir glauben, dass die totale Freiheit ein erstrebenswertes Ziel ist, die soziale Marktwirtschaft (eine deutsche Erfindung) dagegen nicht mehr zählt.
Mir fällt eigentlich kaum ein anderes Instrument ein als der Mindestlohn.Die Leute benötigen nicht weniger Haarschnitte, nur weil die um ein paar Euro teurer werden.Und es würde nunmal direkt auf die Endpreise umgelegt.

Die Erfahrung hat aber gelehrt, daß die Deutschen jede noch so unseriöse Preiserhöhung zwar jammernd , aber trotzdem duldend begleiten.
Warum sollte das ausgerechnet bei einer Preissteigerung nicht so sein, für die nachvollziehbare Gründe angeführt werden können?

Es gibt ein Ungleichgewicht bei der Vergütung von Arbeit durch den Endverbraucher: man zahlt ohne zu murren absurde Stundenpreise in der Autowerkstatt, will aber nur Centbeträge für die gleiche Arbeitszeit beim Friseur bezahlen, auf den man nicht weniger angewiesen ist.
Plakativer:
Eine Dauerwelle mit Stränchen würde bei Mercedes mehrere hundert Euro kosten.
Der Kupplungswechsel beim Friseur vielleicht 40 Euro + Material.
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Naja, als Mann kann ich da auch noch lächeln.

Ob ich jetzt 4,95 Euro oder 12,- Euro für einen Haarschnitt ein Mal im Monat bezahle, ist mir relativ egal. Da ist mir wichtiger, dass die Frisur auch nach dem ersten Waschen noch gut aussieht (und jetzt im Sommer trage ich eh 12 mm *zwinker* ).

Die Preise bei Frauen sehen da schnell anders aus - und da ist es für viele schon ein Unterschied, ob sie nun für Waschen-Schneiden-Fönen 17,50 Euro oder aber 39,- Euro abdrücken müssen.

(Alle Preise sind hier in einer Kleinstadt von ca. 3.000 Einwohnern jetzt schon möglich - wir haben immerhin 4 Friseursalons *oh*)

Wobei ich den Friseuren durchaus einen angemessenen Lohn gönne und dann auch gern etwas mehr bezahle.

Es gibt hier aber viele alte Leute (Frauen), die kaum mehr Geld von ihrer Rente für den Friseurbesuch aufbringen können. *schiefguck*

Und zu der Frage der Scheinselbständigkeit:
Wer will mir verbieten, wenn ich in meinem Salon die Überkapazitäten an Frisierplätzen, Trockenhauben etc. an Kolleg(inn)en zu einem Pauschalpreis vermiete. Sie können dann - natürlich innerhalb der Öffnungszeiten - völlig frei entscheiden, ob und wann sie die gemieteten Plätze nutzen, sind also echt selbständig. So einfach lassen sich da die Gesetze aushebeln.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Du hast Recht, was die Leistungsfähigkeit der Kundschaft angeht.

Ich zahle bei Komplettprogramm 65,00€ - mache ich auch nicht jeden Monat. Meine Mutter ging noch jeden Freitag zum Friseur, jede Woche, die Gott werden ließ, Föhnen und Betonieren, ab und an Schneiden.

Die Zahl der mobilen Friseure nimmt auch zu, die machen das dann für die ganze Familie zum kleinen Preis, gerade wenn Kinder da sind, lohnt sich das dann für alle. Geht auch mit Gewerbeanmeldung und ist echt preiswert in vielen Fällen.

Meine Frage ging dahin, ob wir in einem Stadtviertel wie hier - Mittelklasse, Arbeiterviertel, Eisenbahnertradition - wirklich über 20 Friseure brauchen. Und meine Antwort ist wirklich "Nein" brauchen wir nicht.

Um nicht scheinselbständig zu sein, brauche ich mindestens zwei Auftraggeber, und das ist qua vertraglicher Vereinbarung oft ausgeschlossen.
Disziplin
Für mich steckt hinter der Misere auch eine Disziplinierungsmaschinerie, die Schwarz-Gelb noch einmal angezogen hat. Dabei ist der Zynismus eigentlich unübersehbar. Hier zwei Slogans dieser Regierung:

"Arbeit muss sich wieder lohnen" (FDP)
"Sozial ist was Arbeit schafft." (CDU)

Beide Sätze könnte auch ein Sklavenhalter propagieren. Das erste Mal, weil nicht klar ist, für wen sich denn die Arbeit lohnen soll. Das zweite Mal, weil die CDU versäumt die Arbeitsbedingungen zu thematisieren.

Die FDP-Politik ist dann auch folgerichtig für eine Absenkung des Existenzminimums, während die Union offensichtlich die Arbeit über die Würde des Menschen stellt.

"Sozial ist was Arbeit schafft" abstrahiert ganz von der Art der Arbeit und schreibt der Arbeit eine Sinnstiftung zu, die schon erstaunlich ist. Es geht nicht mehr darum, was man mit seinem Leben macht, sondern dass man irgend etwas macht. Das so eine Partei nichts mit einem Mindestlohn anfangen kann, sondern man sie zu jedem Teilmindestlohn tragen, drängeln, schieben muss, ist nicht erstaunlich.

"Arbeit muss sich wieder lohnen" überbietet diesen Zynismus noch, weil die FDP gleichzeitig immer wieder mit dem Lohnabstandsgebot argumentiert, dass einem schlecht wird. Aus der nachvollziehbaren Position, dass jemand, der arbeitet, mehr haben muss als jemand der nicht arbeitet, wird nicht geschlossen, dass manche Löhne sittenwidrig sind. Nein, daraus wird geschlossen, dass man den Arbeitslosen weniger geben sollte. Nicht die Arbeitgeber, die einen Menschen Vollzeit beschäftigen , aber nicht so bezahlen, dass er davon leben kann, gehören an den Pranger, sondern es wird auf Arbeitslosen rumgehackt, den es angeblich immer noch viel zu gut geht in unserer spätrömischen Dekadenz.

Solange aber Parteien in Deutschland herrschen, die so eine verdrehte Sicht auf Arbeit haben, werden keine Regelungen geschaffen, die dem Drang zu Ausbeutung entgegen treten. Das fatale daran ist, dass Ausbeutung in einem kapitalistischen System eine Sogwirkung entfaltet.
Wenn es einem Wettbewerber gelingt den Lohn zu senken, dann übt das Druck auf alle anderen aus, weil in der Regel dann auch dessen Waren billiger werden. Oder die Waren bleiben gleich teuer und die Dividende steigt, was dann eine Umverteilung von unten nach oben in Gang setzt.
Beides sind für mich keine erstrebenswerten Mechanismen.

Daher: Schwarz/gelb muss weg.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Deswegen wehren sie sich auch mit Macht gegen einen Mindestlohn.

Sowie nach einer aktuellen Umfrage, viele Besserverdiener gar nichts dabei finden, ein bisschen Steuern zu hinterziehen. Nur die?


http://www.welt.de/debatte/k … zum-Volkssport-geworden.html
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
*****cgn:
Um nicht scheinselbständig zu sein, brauche ich mindestens zwei Auftraggeber, und das ist qua vertraglicher Vereinbarung oft ausgeschlossen.
Jeder auf einem angemieteten Platz arbeitende Friseur hat in der Regel wesentlich mehr als zwei Auftraggeber (aka "Kunden"). Er (bzw. sie) arbeitet doch völlig selbständig, pflegt eigene Terminkalender, hat eigene Preise [¹], eigene Arbeitszeiten etc - nur eben ohne eigenen Salon, sondern auf einem gemieteten Platz in einem großen Salon. Der große Salon ist nicht ihr Auftraggeber.

[¹] dass die Preise sich dann anpassen, ist nachvollziehbar - und sie werden sich durch den Konkurrenzdruck nach unten anpassen. "Ich-AGler" sind immer noch die besten Selbstausbeuter *schiefguck*
*********d_fix Mann
1.936 Beiträge
@Brynjar
Daher: Schwarz/gelb muss weg.

Wenn überhaupt, reicht das aus?

2010 der SPD funktionierte weil die Gewerkschaften, warum auch immer, Lohndumping
zuließen. Damit erhöhte sich der Druck in der EU, andere Staaten erhöhten die Löhne, sehr drastisch Griechenland, Osteuropa.
In Folge dieser Situation wurde die Wettbewerbssituation für andere schlechter, für uns besser.
Frankreich hat die 35 h Woche, der Renteneintritt wurde von 60 (?) auf 65 (?) und zurück geändert.
Wir haben die 39 h Woche, Rente ab 67 etc.

Die Folgen solcher Regelungen sind "jetzt" eingetreten.
Einige Staaten haben große Finanzprobleme, gezahlt wird das von den Staaten, die jetzt Geld verdient haben, derzeit die BRD.
Mit anderen Worten:
Die bessere Positionierung, SPD Werk, reduzierte bei uns die Löhne.
Als Konsequenz für das richtige Verhalten (Wirtschaft) bezahlen die, die weniger erhielten, an die, die mehr erhielten und jetzt pleite sind.

So ist es auch "intern" in der BRD, wer schlecht wirtschaftet, so z.B. Berlin, der Flughafen, Hamburg, Elbphilharmonie, der bekommt das Geld z.B. aus Bayern.
NRW ist pleite, bezahlt die Beamten nicht mehr nach ausgehandelten Tarifen.

Daher: Schwarz/gelb muss weg.
Denke das reicht nicht. Wichtig wäre mehr Verdienst auszuhändigen, damit andere nicht "gefährdet" werden und wir dann auch noch "den Schaden" bezahlen müssen.

Nur von höheren Löhnen höre ich nichts, weder bei der SPD noch bei den Grünen.
Aktuell auch nichts von der CDU.
Jedoch von "vielen Parteien" mehr Steuern, also Reallohnverlust.
Mit der Folge das hier einige in H4 gehen und bleiben, so wie vorher in dieser Kaskadenentscheidung.
Es entstehn neue Kosten und damit der Druck nach mehr Steuern.
Wer mag da noch an Kinder etc. denken? Zuwanderung von Fachkräften ist das Motto, geplündert werden die Sozialkasten, der Steuerzahler, das rekursiv!
Salopp gefragt, gehts denn noch?

*my2cents*
Nur von höheren Löhnen höre ich nichts, weder bei der SPD noch bei den Grünen.
Wir wollen diesen Trend umkehren und auskömmliche Löhne
wieder zum Regelfall machen. Dazu brauchen wir in Deutschland auch endlich einen gesetzlichen Mindestlohn, um der Lohnspirale nach unten einen Riegel vorzuschieben, flankiert von weiteren Maßnahmen zur Stärkung des Tarifsystems. Damit wollen wir auch erreichen, dass sich in Zukunft die Reallohnentwicklung wieder am Produktivitätsfortschritt orientiert.


Auszug aus dem aktuellen Wahlprogramm der Grünen. (Bei den anderen Parteien habe ich jetzt nicht geschaut.) Du hörst es vielleicht nicht, weil du dich bei deinem Urteil auf Medien verlässt und die Medien sich nicht um Information, sondern um Schlagzeilen bemühen.
Darüberhinaus gilt das mit "mehr Steuern" auch nicht für die Grünen. 80% der Menschen zahlen genauso viel oder weniger Steuern und haben einen Reallohngewinn, weil die zusätzlichen Steuern Abgaben senken sollen oder Ausgaben ersetzen (wie z.B. für Betreuungs- oder Bildungseinrichtungen).

Die Frage für mich wäre eher:
Wie kommt es, dass bei einer Steuerpolitik, die 80-90% nützen würde die Schlagzeilen fast immer auf "Steuererhöhungen!!!" hinausläuft?
Ich persönlich finde die Grünen in diesem Punkt sehr sympathisch, weil es eine Partei ist, die diejenigen belasten will, die sie überdurchschnittlich wählen, während die FDP genau anders herum regiert. Zudem lese ich im Grünen Wahlprogramm zwar eine düstere Zukunftsperpektive, welche mir aber deutlich realistischer erscheint als das "weiter so" der CDU oder das "Wachstum, Wachstum, Wachstum" der FDP. Da fühle ich mich als informierter Leser eher verarscht.

@****da 2010
Was bei der Agenda 2010 gern verschwiegen wird ist, dass CDU/FDP viel weitreichendere Regelungen gefordert haben. Allerdings erkennt man in vielen Diskussionen (nicht hier) darin die Dummheit (und zwar wirklich) mancher Wähler. Sie sind zu schlecht informiert um sich an die Positionen anderer Parteien zu erinnern und wählen dann nicht mehr die SPD. Die Folge ist, dass Parteien an die Macht kommen, die noch schädlicher für ihre eigenen Interessen sind.

Beispiel:
Die jetzige Ausgestalung der Werksverträge, die offenbar eine Brückenkonstruktion erlaubt. Wenn ich jemanden nicht direkt anstelle, sondern mir eine Dienstleistung einkaufe und der Dienstleister Werksverträge zu Dumpinglöhnen bei einer Leiharbeitsfirma einkauft, bin ich fein raus. Zwar arbeiten die Menschen neben den eigenen Beschäftigten im Betrieb, aber wenn die nur einen Bruchteil bekommen oder ein Rechtsbruch besteht, kann ich nicht belangt werden.

Das ist sozusagen die interne Lösung des Welthandels wo Firmen wie C&A auch nicht belangt werden, wenn ihre Zulieferer wiederum von Sklavenhaltern in Bangladesh ihre Ware bezahlen.

Das stört mich sogar noch mehr als das Phänomen Aufstocker an sich: Es wird nicht nur Arbeit ausgelagert, sondern auch die Verantwortung. Welch Zufall, dass für diese Regelung die gute FDP federführend war...

Brynjar

p.s.: Habe gerade im Deutschlandfunk eine Diskussion über Bangladesch gehört. Der absolute Tiefstpunkt: Ein vierfacher Vater, der die billige Kleidung als notwendig ansieht, weil er sich sonst nichts Neues für seine Kinder leisten kann. Freu dich Deutschland, wenn so ein Mensch Kinder aufzieht, der offenbar lieber ein paar Leute in einem fremden Land ausbeutet, als seine Kinder in älteren Klamotten rumlaufen zu lassen! Würde mich ja interessieren, ob der damit ein Problem hat, wenn man hier jemanden zu Dumpinglöhnen beschäftigt?
Sie sind zu schlecht informiert um sich an die Positionen anderer Parteien zu erinnern und wählen dann nicht mehr die SPD

Ich glaube das ist zu einfach gedacht.Es haben sich viele Leute von der SPD abgewendet, weil die eine wichtige Funktion hatte, die plötzlich nicht mehr seriös besetzt schien:
Die SPD war in der Wahrnehmung sowas wie der Schutzpatron des kleinen Mannes und hat plötzlich nicht nur drastischen Sozialabbau betrieben , sondern die Börse "befreit", den Spitzensteuersatz gesenkt, die Leiharbeit gepusht, die Mehrwertsteuer um mehr erhöht,als die Union gefordert hatte...
Die schienen plötzlich alles verraten zu haben, wofür sie vorher standen.
Da spielt es für enttäuschte Wähler keine Rolle mehr, was andere Parteien wollen.
Die wollen bestrafen, zur Not auch eigene Nachteile in Kauf nehmend.

Dazu kam noch die große Koalition, in der man als Juniorpartner einfach nicht gut aussehen kann, zumal bei der die Leute das Gefühl haben, daß eigentlich egal ist wen man gewählt hat.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
*******Maxx Mann
11.947 Beiträge
Toller Beitrag, der zeigt, wie man Statistiken in jede Richtung interpretieren kann - auch dieser Artikel macht nichts anderes, als die Fakten al gusto zu bewerten.

Die Aufstocker unter 800 Euro im Monat sind meist Teilzeitarbeiter (nicht ausschließlich !). Das ist noch ein eigenes Thema.

Die Zahl der Aufstocker über 800 Euro im Monat sind aber gestiegen - und das bedeutet wahrscheinlich hauptsächlich Eines: Es gibt mehr Vollzeitjobs mit Hungerlöhnen! *oh*
Das ist eine erschreckende Entwicklung, auch wenn man zweckoptimistisch in dem Artikel versucht, dies schön zu reden.

Zu Teilzeitjobs:
Prinzipiell eine gute Sache - durch Teilzeitbeschäftigungen haben mehr Menschen die Möglichkeit, am Arbeitsleben teilzunehmen (mit allen damit verbundenen sozialen und auch psychischen Vorteilen). Diese trotzdem aufzustocken ist sinnvoll - immerhin sollen sie sich auch mehr leisten können, als jemand, der nicht arbeitet. Dieses Aufstocken sollte möglichst unbürokratisch erfolgen.

Aber auch diese Jobs müssen für die geleistete Arbeit angemessen gut bezahlt werden. Und hier greift nur ein Mindestlohn.

Das einfachste Prinzip ist in meinen Augen immer noch ein Grundeinkommen ohne jegliche Bedingungen - einfach für jeden Bürger dieses Landes. Gekoppelt mit dem Wegfall des Grundfreibetrages bei der Steuer und dadurch einer Verschiebung des gesamten Einkommensteuertarifes nach unten ist es preiswerter als das jetzige System der Grundsicherung, bietet bestmögliche Gerechtigkeit und ist auch noch klar, einfach und transparent anwendbar.
*********d_fix Mann
1.936 Beiträge
@sorbas42
Das einfachste Prinzip ist in meinen Augen immer noch ein Grundeinkommen ohne jegliche Bedingungen

Bezahlt von wem? Also Anwesenheitsprämie auf der Erde?

Wir haben derzeit das Problem das einige mit ihrem Einkommen nicht existieren können. Deshalb ist es soziales "Gesetz" diese Personen zu stützen.

Wäre es sinnvoller weniger vom Einkommen "abzusteuern" ?
Alternativ denen die Gewinne direkt zukommen zu lassen?

Derzeit läuft es doch so:
A arbeit bei B
C bei D

A legt sein Geld an: z.B. bei D
Kollege C dann bei B

Beide sind glücklich Geld und Profit zu erhalten, den, der ihnen direkt verweigert wird.
A bekommt die Leistung die C bei D erwirtschaftet,
C die von A bei B

So die Rentensicherungslösung privat.

Viel gelobt!

Wenn die Erträge nicht nur die Spitzenkräften landen würden, dann wäre weniger Ausgleich notwendig. Derzeit werden Gewinne sehr stark privatisiert, Verluste sozialsiert.
Dazu gehören die HRE, die West-Lb und einige EU Staaten

Mit dem Anspruch
Das einfachste Prinzip ist in meinen Augen immer noch ein Grundeinkommen ohne jegliche Bedingungen

wird das noch chaotischer, ich tue nix, habe Anspruch auf Dasein.
Schlaraffenland?
Wenn ich einige Personen in unmittelbarer Nachbarschaft sehe, dann wird mir etwas anders.
Sitzen den ganzen Tag in der Wohnung, qualmen in Gegenwart ihrer Kinder und leben von der Arbeit der Nachbarn, uns...
Mehr Freizeit würde mir guttun, die Möglichkeit und Notwendigkeit zu arbeiten denen.
Sozialadel gibt es genug.
Die genauso zu bedenken wie Aufstocker? Ich finde das falsch!!
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