Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Akademiker
690 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Haben Introvertierte die "Arschkarte"?

**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Themenersteller 
Haben Introvertierte die "Arschkarte"?
Untertitel: Welche menschlichen Eigenschaften setzen sich durch und warum?

Das Thema "Introvertierte" hat in letzter Zeit eine höhere mediale Präsenz erfahren und mich zu diesem etwas provokanten Titel verleitet.

Nur ein paar Fakten / Behauptungen aus dem unten genannten Spiegel-Leitartikel:
  • Der ideale Mensch, insbesondere in der Wirtschaft, sei eher extrovertiert, insbesondere als Führungskraft - so wird es häufig gesehen.
  • Tatsächlich ist aber zum Beispiel für Führungsmitarbeiter diese Eigenschaft nicht unbedingt förderlich: "Insbesondere Unternehmen, die viel Eigeninitiative von ihren Angestellten verlangten, arbeiteten profitabler, so Grant, wenn sie von introvertierten Chefs geführt würden." (sagt Adam Grant, Professor für Management an der Wharton School of Business der University of Pennsylvanie, zitiert im unten genannten Spiegel-Artikel [1])
  • "1994 bewies der Psychologe Howard Giles, dass man Menschen, die schnell und laut sprechen, als kompetenter und sympathischer wahrnimmt ..." [1]
  • Menschen, die gute Argumente haben und / oder kompetent sind, aber nicht überzeugend auftreten, wird in vielen Gesprächssituationen nicht zugehört. Noch dazu wird ihnen hinterher angelastet, sie hätten sich nicht durchgesetzt.


Hieraus ergeben sich für mich ein paar Fragen / Feststellungen:

1) Es scheint ein Idealbild des extrovertieren Menschen zu geben, der - ohne wirklich kompetenter sein zu müssen - als kompetenter wahrgenommen wird.

2) Warum trainiert man immer noch Leute (z.B. in betrieblich angebotenen Rhetorik-Kursen) darauf, möglichst überzeugend aufzutreten, nicht durch Kompetenz sondern durch Stimme, Gestik, Körperhaltung und einer selbstbewussten Ausstrahlung?

Wäre es nicht viel sinnvoller, Menschen (insbesondere im Berufsleben) darauf zu schulen, wirkliche Kompetenz oder gute Argumente zu unterscheiden von einem (nur) überzeugenden Auftreten?

3) Nach meiner Erfahrung gilt es immer noch als gesellschaftlich verträglich, andere "plattzureden" und massiv zu unterbrechen. Wer das ungern macht oder nicht ganz so redegewandt ist, hat massiv die "Arschkarte".

Wie sind Eure Erfahrungen und Beobachtungen? Wie geht Ihr als Introvertierte damit um?

Anmerkung: Ich möchte nicht Extrovertierte generell als plattredend darstellen, es hat sich nur gezeigt, dass Introvertierte eher zurückhaltend und leiser sind und häufig in Gesprächssituationen den Kürzeren ziehen.

Quellen:

[1]http://magazin.spiegel.de/re … .html#j=2012&h=34&a=87818628 (leider nicht komplett kostenlos abrufbar)
[2]Interview: Sylvia Löhken: http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/talk/loehken101.html
Tja, man muss nicht nur gute Argumente haben, man muss sie auch gut verkaufen können. Und dies ist der entscheidende Unterschied. Man kann eben auch mit nicht überzeugenden Fakten überzeugen, wenn man nur die richtigen Argumente hat.

Dies ist ein allgemeingültiger Umstand, da viele Menschen sich von Äußerem leiten und überzeugen lassen, zumal sie die Fakten vielleicht nicht einmal verstehen. Der vertrauenswürdige Eindruck lässt viele auf das Gesagte vertrauen.

Es gehört oft viel Wissen und/oder Erfahrung dazu, die tatsächlichen Sachverhalte zu verstehen und von dem Vorgetragenen zu trennen.

Das beste ist daher wohl sowohl die retorische Schulung gepaart mit Sachverstand und den ansonsten hilfreichen Softskills.
Was macht denn Introvertiert-Sein für dich aus?

Du sagst "leise und zurückhaltend" wodurch sie ihre Kompetenz nicht überzeugend herüber bringen könnten...

Mein Eindruck bei Introvertierten, wie ich den Begriff verstehe, ist schüchtern und ängstlich und verklemmt. Daher ja, ich glaube ihnen weniger schnell, wenn sie mir einen Ratschlag geben, wie ich erfolgreich ein Problem lösen kann, weil sie ja scheinbar selbst genügend Probleme haben, die sie nicht gelöst bekommen.

Sorry, klingt hart, aber jemand, der Angst vor der Öffentlichkeit hat, davor, seine Meinung zu vertreten und den Schwanz einkneift vor wichtigen Entscheidungen, hat in dem Sinne bei mir die Arschkarte, weil er mich nur schwer davon überzeugen kann, irgendetwas besser zu können oder zu wissen als ich oder mir raten zu können.

Falls du nicht "schüchtern, ängstlich und verklemmt" meinst, sondern eben nur leise und zurückhaltend, muss mir jemand erklären, dass diese Zurückhaltung nicht mit Angst (vor dem Leben, dem Vorgesetzen, der Meinung anderer über sich...) zusammenhängt, bevor ich diese Eigenschaften nicht mehr damit gleich setze.

Dagegen halten kann und sollte man natürlich, dass nicht jeder, der den Mund aufreisst und meint, die Wahrheit gepachtet zu haben, auch tatsächlich etwas zu sagen hat. Viele überzeugen andere von allem Möglichen nur eben WEIL sie so auftreten, als wüssten sie alles (besser). Blender sind meistens laut und handeln mit jeder (antrainierten) Geste so, dass sie andere manipulieren können. Meinst du das mit extrovertiert? Selbstbewusste Menschen gibt es auch im positiven Sinn, die extrovertiert und fähig sind.

Das Ideal liegt wie immer zwischen diesen Extremen. Als Führungspersönlichkeit wünsche ich mir natürlich auch jemanden, der kompetent ist, nur leider ist meine Erfahrung, dass es selten vorkommt. und ich habe gelernt, dass es wichtiger ist, Leute zu motivieren, etwas zu tun, auch wenn der Chef im Grunde keine Ahnung hat vom dem, was seine Mitarbeiter leisten müssen. Muss er oft auch nicht - aber Leute anspornen, ihnen zur Not drohen, gerecht loben, auf die Finger sehen und Leistung beurteilen können, ist wichtiger, als die Tätigkeit selbst zu beherrschen (in der Wirtschaft jedenfalls). Introvertierte machen das bitte schön wie?
So weit ich weiß sind Introversion und Extraversion angeborene Charaktereigenschaften. Introvertierte Leute müssen nicht zwangsläufig ängstlich und verklemmt sein.

Dagegen können Personen, die gute Redner sind, andere Leute überzeugen können, genauso unter Ängsten leiden oder gar verklemmt sein.
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Themenersteller 
@dornroeschen67
Vielleicht hätte man eine Definition von "introvertiert" vorweg schicken müssen. Ich hatte nicht gedacht, dass das in dieser Gruppe nötig wäre.

Der Wikipedia-Artikel gibt leider nichts so viel her, ich finde auf die Schnelle nichts geeignetes.

  • Introvertiert ist nicht gleichbedeutend mit schüchtern und auch nicht verklemmt.
  • Als ein Unterscheidungsmerkmal intro/extrovertiert wird oft genannt, dass sich Introvertierte eher allein erholen können, Extrovertierte eher in Gesellschaft. Das heißt nicht, dass Introvertierte zum Einsiedler mutieren müssen. Genauso müssen Extrovertierte nicht zum Partytier werden
  • Die meisten Menschen haben Eigenschaften von beiden Polen, es ist auch nicht als ein Entweder-Oder zu sehen, sondern als ein Kontinuum
  • Introversion oder Extroversion ist eine angeborene Eigenschaft, kein persönliches Defizit oder eine Krankheit oder mangelhaft ausgebildete Persönlichkeit. Es ändert sich kaum im Laufe des Lebens. Beide Typen können jedoch auch (als intro ) eher extrovertiertes Verhalten oder (als extro) eher introvertiertes Verhalten lernen. Immer extrovertiert zu leben wird den intro extrem anstrengen. Andersrum ist es ähnlich, der extro wird eher gelangweilt sein.


Möglicherweise war mein Eingangsposting ungeschickt und tendenziell negativ gegenüber Extrovertierten. Aber Introvertierte gleichzusetzen mit "Schwanz einkneifen" und "verklemmt" ist nicht nur abwertend, sondern schlicht falsch. Bin etwas entsetzt, ehrlich gesagt.
Aber Introvertierte gleichzusetzen mit "Schwanz einkneifen" und "verklemmt" ist nicht nur abwertend, sondern schlicht falsch. Bin etwas entsetzt, ehrlich gesagt.


Ja, ich war auch etwas irritiert darüber.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
...es lebe das Vorurteil und bitte schön vollmundig.
mein Beitrag war provozierend - wie der Titel des Threads

du sagst tendenziell über Extrovertierte, dass sie gelernt haben, wie man redet und sich verkauft, aber meist nichts als Luft dahinter steckt - so habe ich es jedenfalls verstanden.
Wenn man das umdreht, sind Introvertierte ängstlich. jetzt behauptest du, in jedem Menschen steckt beides. Da ist eine Definition für mich dann doch wichtig.

wichtiger noch: du schlägst vor, darauf zu schulen, Kompentenz zu erkennen, sprich, sich nicht blenden zu lassen. Darauf brachte ich meine Erfahrung an, dass gute Chefs nicht unbedingt die Arbeit ihrer Untergebenen selbst ausführen können müssen, um sie gut leiten zu können. Was geschult werden muss, ist je nach Tätigkeit eben das Ausführen, oder das Anleiten, das losgelöst von fachlicher Kompentenz sein kann. Oder?

Beim Formulieren meiner ersten Antwort hab ich sehr emotionell reagiert, mir war bewusst, dass es provoziert und sehr vorurteilsbeladen klingt. Das liegt teilweise daran, dass ich als im Grunde zurückhaltender Mensch habe lernen müssen, mich durchzusetzen, und daher vor allem eins vehement bekämpfen möchte: die Polarisierung von Eigenschaften und die Stempel, die man Menschen aufdrückt.

Ich habe übertrieben über meinen Eindruck von Introvertierten als Extrem beschrieben, so wie du Extrovertierte als die erfolgreichen Talentlosen dargestellt hast - und schon bin ich vorurteilsbeladen..
Hieraus ergeben sich für mich ein paar Fragen / Feststellungen:

1) Es scheint ein Idealbild des extrovertieren Menschen zu geben, der - ohne wirklich kompetenter sein zu müssen - als kompetenter wahrgenommen wird.

Wenn bei der Extrovertiertheit kein "Inhalt" rüberkommt, kann derjenige noch so laut schreien - er wird nicht gehört.

2) Warum trainiert man immer noch Leute (z.B. in betrieblich angebotenen Rhetorik-Kursen) darauf, möglichst überzeugend aufzutreten, nicht durch Kompetenz sondern durch Stimme, Gestik, Körperhaltung und einer selbstbewussten Ausstrahlung?

In diesen Kursen wird m. E. nur darauf abgezielt jemandem, der vor einem Auditorium sprechen soll, darauf vorzubereiten und die Hemmungen zu nehmen - fachliche Kompetenz kann man dort nicht erlernen.

Wäre es nicht viel sinnvoller, Menschen (insbesondere im Berufsleben) darauf zu schulen, wirkliche Kompetenz oder gute Argumente zu unterscheiden von einem (nur) überzeugenden Auftreten?

Wenn jemand fachlich auf der Höhe ist und sich für das, was er beruflich macht, auch wirklich interessiert und einsetzt, dann dürfte er diese Unterschiede schon von selbst erkennen - ohne darauf speziell noch geschult werden zu müssen (so sollte es zumindest sein).

3) Nach meiner Erfahrung gilt es immer noch als gesellschaftlich verträglich, andere "plattzureden" und massiv zu unterbrechen. Wer das ungern macht oder nicht ganz so redegewandt ist, hat massiv die "Arschkarte".

Wie sind Eure Erfahrungen und Beobachtungen? Wie geht Ihr als Introvertierte damit um?


Wenn jemand andere unterbricht und ihnen ständig über den Mund fährt, dann hat er hat für mich nur schlechte Manieren - aber keine guten Argumente oder Kompetenz.

Und wenn mir soetwas bei jemandem mehrmals passiert, dann mache ich ihn höflich aber direkt darauf aufmerksam - und hilft dies nichts, dann werde ich deutlicher - und mache ihm klar, dass schreien nicht unbedingt Rechthaben bedeutet oder von guten Argumenten und Kompetenz zeugt.

Da ich mich selbst nicht als introvertiert bezeichnen würde, kann ich zu Deiner letzten Frage leider nichts sagen.


Ich denke aber, dass jemand der introvertiert ist es wesentlich schwerer hat, sich seinem Gegenüber mitzuteilen und dabei kompetent rüberzukommen.
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Themenersteller 
*********hen67:
du sagst tendenziell über Extrovertierte, dass sie gelernt haben, wie man redet und sich verkauft, aber meist nichts als Luft dahinter steckt

Das habe ich weder gesagt noch gemeint. Über Extrovertierte habe ich relativ wenig gesagt. Ich habe mich eher auf Introvertierte bezogen.

Sicher gibt es auch den Typ, der gelernt hat, wie man redet und sich verkauft, ohne wirkliche Substanz (von mir auch als "Windbeutel" bezeichnet), das ist aber nicht gleichzusetzen mit extrovertiert.

*****ile:
Wenn jemand fachlich auf der Höhe ist und sich für das, was er beruflich macht, auch wirklich interessiert und einsetzt, dann dürfte er diese Unterschiede schon von selbst erkennen

Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass sich langfristig Kompetenz auszahlt. Zum Glück bin ich auch in einem Beruf, wo fachliche Kompetenz erforderlich ist und sich schlecht "simulieren" lässt. Nichtsdestotrotz habe ich erlebt, dass anderen Menschen (kurzfristig) eher zugehört wird, die fachlich nicht unbedingt besser sind, aber sich auf eine eher extrovertierte Art mitteilen. Die Kompetenz ist die eine Sache. Was bei anderen als kompetent erlebt wird, eine andere.

Fatal finde ich es für eine Gesellschaft erst, wenn äußeres Auftreten wichtiger wird als Kompetenz. Ob das so ist sei noch in Frage gestellt. Wenn es ein kleiner zusätzlicher Faktor bleibt habe ich ja gar kein Problem damit.

Ein Beispiel aus dem genannten Spiegel-Artikel: Aus einer Übung mit Studenten zum Überleben in der Subpolarregion: "Ein Student, der Erfahrung mit Reisen in den hohen Norden hatte, wurde in einer solchen Runde einmal schlicht ignoriert. Er hatte seine Vorschläge nicht laut genug vorgetragen. Seine Erfahrung wäre aber lebensrettend gewesen."

Soll der etwas leisere Student sich nun verbiegen und anders werden? Ja. So ist die landläufige Meinung. Kann man auf seinen Beitrag verzichten? Ich meine, nicht ohne Nachteil für ihn und die Allgemeinheit (denn ich glaube, dass in einer Gesellschaft und in Unternehmen Diversität erstrebenswert ist).
Spätestens, ...
...

Fatal finde ich es für eine Gesellschaft erst, wenn äußeres Auftreten wichtiger wird als Kompetenz.

.... wenn man G. Keller gelesen hat, sollte man es begriffen haben.
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Themenersteller 
******ito:
wenn man G. Keller gelesen hat

Kannst Du das noch näher ausführen?
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es mag so sein, dass unter den Dummen der Laute König ist - allerdings glaube ich nicht, dass Lösungskompetenz etwas mit Intro- oder Extravertiertheit zu tun hat.

Und ich gehe davon aus, dass sich gerade in diesem Bereich ein präzise Begriffsklärung lohnt, denn Temperament und Intelligenz schließen sich beileibe nicht aus - eher spielen die unterschiedlichen Temperamente bei der Berufswahl eine Rolle. Die Introvertierten suchen vielleicht nicht im gleichen Maß die Aufmerksamkeit wie andere, und sie haben vielleicht nicht immer die Jobs, in denen man viel repräsentieren muss.

Studentische Gruppen als Indikator taugen nur bedingt, weil in dem Alter der Peer-Aspekt noch wesentlich mehr Bedeutung hat als bei erwachseneren Menschen.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Dornröschen, wie auch relightmyfire war ich etwas – nein, ganz schön – entsetzt über deine Gleichsetzungen. So entsetzt, dass ich deswegen in diese Gruppe eingetreten bin.

Während ich unterwegs war, ist der Thread weitergegangen und das meiste von dem, was ich sagen wollte, ist schon gesagt worden.

Zum Beispiel, dass du einiges in einen Topf geworfen hast, was nicht zusammengehört. »Schüchtern, ängstlich und verklemmt« und das im folgenden Absatz ist nicht das selbe wie introvertiert. Es kommt aber mehr oder weniger oft zusammen vor, genauso wie Lautsprechertum, Aufdringlichkeit und Inkompetenz.

Und wenn die Menschheit eines gelernt haben sollte, dann dass man ganz besonders den lauten und reviermarkierenden Blendern misstrauen muss.

Die Lösungskompetenz hat durchaus etwas mit Intro- oder Extravertiertheit zu tun. Nicht ganz direkt, aber auf jeden Fall mit der Wahrnehmung derer, die Lösungen ausarbeiten und anbieten.

Es gibt den sogenannten »Dunning-Kruger-Effekt« (<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt" class="postlink" target="_blank">Links nur für Mitglieder). Der beschreibt, dass ein inkompetenter Mensch nicht erkennen kann, dass er inkompetent ist. Gleichzeitig hat der inkompetente ein höheres Selbstbewusstsein als jemand, der sich in einem Bereich wirklich auskennt, also kompetent ist, und eine bessere Lösung für ein Problem liefern könnte.
Das und die Neigung der Menschen, den lautesten am ehesten zu beachten und ihm zu folgen sind (so sehe ich das) die Ursache für die meisten Probleme und menschengemachten Katastrophen auf der Welt.

Den Artikel, den relight verlinkt hat, habe ich gelesen und noch irgendwo zu Hause rumliegen. Bevor ich diesen Artikel gelesen hatte, war ich ein regelrechter Intro-Faschist, ich habe lauten Menschen in Bausch und Bogen jegliche Sensibilität, Intelligenz, inklusive der Fähigkeit zu Gefühlen abgesprochen.

Wirklich geändert hat sich meine Meinung aber erst, als ich eine im Artikel so genannte Ambivertierte kennengelernt habe, also eine mit einer Persönlichkeit, die weder eindeutig intro- noch extravertiert ist.
Und vor ein paar tagen bin ich einer wirklich extravertierten begegnet, die zweifellos intelligent ist *zwinker*
****ot2 Mann
10.722 Beiträge
Trotz aller Diskussion darüber:
Mir sagen die Vokabeln introvertiert und extrovertiert nichts.
Und sie erschienen mir auch nicht damit zu tun zu haben, was die TE sagen möchte.

Ja, es ist wohl so, dass gute "Rhetoriker", die frei sprechend "überzeugend" reden können, - eben auch überzeugend wirken. Und eben auch "kompetent" wirken.
Das hat weniger mit Introvertiertheit oder Extrovertiertheit, sondern eher mit "Übung in freier Rede", - also Rhetorik zu tun.
Beispiel: Der gesamte "Politikzirkus" funktioniert so.
Also (meine Meinung): Im Grunde wissen wir von allen Politikern nichts, will sagen, können deren fachliche Kompetenz überhaupt nicht einschätzen.
Und, - was ist überhaupt "Kompetenz"?
Wer hat überhaupt bei irgendetwas "recht"? Wessen "Einschätzungen" "stimmen"?
Wo ist die - "Wahrheit" - verortet?
So viele "Wahrheiten", die nachhaltig und langfristig richtig sind, gibt es ja auch nicht.
Sondern meist ist die Wahrheit von heute der Irrtum von morgen.
Ich glaube eher nicht, dass der "Introvertierte" weniger Möglichkeiten hat seine "Ansicht" durchzusetzen, sondern eher derjenige, der mit weniger "Machtbefugnis" ausgestattet ist, - Stichwort Hierachie: Ober sticht Unter.
Da kommt es weder auf Kompetenz, Überzeugungskraft, Redegewandheit noch Befindlichkeit an, sondern nur auf die "Position".
Wenn der "Chef" sagt: Da geht's lang, dann geht es da lang.
Egal ob der Chef kompetent, intro- oder extrovertiert, überzeugend ist oder nicht.

Ich würde mal sagen, - zumindest im beruflichen Kontext - hat der hierarchisch Untergeordnete gegenüber dem "Weisungsbefugten" die Arschkarte....
Lg
Gernot
Stichwort Hierachie: Ober sticht Unter.
Da kommt es weder auf Kompetenz, Überzeugungskraft, Redegewandheit noch Befindlichkeit an, sondern nur auf die "Position".
Wenn der "Chef" sagt: Da geht's lang, dann geht es da lang.
Egal ob der Chef kompetent, intro- oder extrovertiert, überzeugend ist oder nicht.


Nun - und wie ist er in diese Postion gekommen (der Chef) - wohl in den allerwenigsten Fällen aufgrund von Vitamin B oder wegen seines netten Lächelns.

Um in eine Position zu kommen, wo man den "Ton" angibt, brauchte es vorher doch normalerweise fachliche Kompetenz, Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, seine Ideen und Visionen / Vorstellungen anderen rüberzubringen und sie dafür zu begeistern.

Ein Mensch, der schüchtern und in sich gekehrt ist, wird sich wohl eher schwer tun andere Menschen von seinen Visionen zu überzeugen und sie zu überzeugen und "mitzureissen". Wie soll er andere von seinen ideen überzeugen, wenn er nicht in der Lage ist aus sich herauszugehen, andere zu begeistern und ihnen seine Ideen näherzubringen und so zu erläutern, dass sie sich darin wiederfinden, sie mittragen.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
****ot2:
Mir sagen die Vokabeln introvertiert und extrovertiert nichts.

Dann vergleiche doch mal das Auftreten von Angela Merkel und Peer Steinbrück.

****ot2:
Und sie erschienen mir auch nicht damit zu tun zu haben, was die TE sagen möchte.

Andersrum wird ein Schuh draus: Rhetorik und Hierarchie sind nicht das, worauf relightmyfire hinauswollte.

Im erwähnten Spiegelartikel steht, dass die Synapsen von Introvertierten Personen auch dann noch sehr aktiv sind, wenn sie keine äußeren Eindrücke zu verarbeiten haben. Bei extrovertierten Menschen geht die synaptische Aktivität ohne externe Reize zurück. Sie brauchen und suchen sich dann eben neue Reize.

Das ist der Grund dafür, das manche Menschen so ticken und manche anders. Eine ganze Zeit lang wurden wegen dem überzogenen Ideal vom »Macher« und »Anpacker« Introvertierte als Mangelpersönlichkeiten gesehen, die sich doch bitte ein Beispiel am nächstbesten Hansdampf nehmen sollten.
So entsetzt, dass ich deswegen in diese Gruppe eingetreten bin.

Der Bentley unter den Beitrittsgründen.Schön.

Um in eine Position zu kommen, wo man den "Ton" angibt, brauchte es vorher doch normalerweise fachliche Kompetenz "oder alternativ" Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit, seine Ideen und Visionen / Vorstellungen anderen rüberzubringen und sie dafür zu begeistern
...kann es manchmal auch heissen.

Karrieren laufen oft auch über "Sichtbarkeit" und den unbedingten Willen weiterzukommen.
Der unbedingte Wille etwas gut(!) zu machen führt nicht zwingend an die Spitze der Nahrungskette.
Wer das unter der Lupe betrachten will, möge einen Blick auf die Politik werfen.

KTG wäre dort eines meiner Idealbeispiele für diesen Effekt.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
********st11:
Der Bentley unter den Beitrittsgründen.Schön.

Dass das endlich mal einer zu würdigen weiß ...
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Anhand des bisherigen Themenverlaufs lässt sich in meinen Augen eine weitere These belegen: es ist nicht nötig, quasi "auf die Kacke zu hauen", um die User in die Aktivität zu schreiben, im Gegenteil verdecken mitunter die Lautsprecherattitüden den Fakt, dass wenig Inhalt geschrieben wird.

Wie im richtigen Leben.
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Dass das endlich mal einer zu würdigen weiß ...

...ganz ohne Livree: Willkommen!
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Themenersteller 
Zum weiteren Verständnis der Termini intro- / extrovertiert
Hier ist ein Online-Test (Wie üblich müssen natürlich solche Test sehr mit Vorsicht genossen werden, sie können nur einen ersten Anhaltspunkt geben. Wie das bei solchen knappen Tests generell der Fall ist. Ich vermute, das ist jedem klar):

http://www.leise-menschen.com/online-test/

Der Vorteil an dem Test: es werden eine Reihe von Verhaltensweisen / Eigenschaften abgefragt, die den Unterschied klarer machen sollten.

Nochmal: Introvertierte sind nicht automatisch schüchtern.

Man sollte vielleicht "eher introvertiert" oder "eher extrovertiert" sagen. Es ist kein Entweder-Oder. Man kann auch genau in der Mitte liegen mit ähnlich stark ausgeprägten intro- und extrovertieren Eigenschaften.

Die Eigenschaft sagt meiner Meinung nach noch nichts über die Kompetenz aus. Wobei Introvertiere und Extrovertierte in der Regel unterschiedliche Stärken und Schwächen haben.

Hier wird das (leider sehr knapp) erklärt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Introversion_und_Extraversion
*****cgn Frau
8.384 Beiträge
Gruppen-Mod 
Die Eigenschaft sagt meiner Meinung nach noch nichts über die Kompetenz aus. Wobei Introvertiere und Extrovertierte in der Regel unterschiedliche Stärken und Schwächen haben.

Hehe...völlig klar, die meisten haben das durchaus verstanden.
**********ire21 Frau
2.155 Beiträge
Themenersteller 
*****cgn:
Hehe...völlig klar, die meisten haben das durchaus verstanden.

Wie meinst Du das jetzt?
*****_54 Frau
11.741 Beiträge
Haben Introvertierte ...
... die Arschkarte? Nein!

Im erwähnten Spiegelartikel steht, dass die Synapsen von Introvertierten Personen auch dann noch sehr aktiv sind, wenn sie keine äußeren Eindrücke zu verarbeiten haben. Bei extrovertierten Menschen geht die synaptische Aktivität ohne externe Reize zurück. Sie brauchen und suchen sich dann eben neue Reize.


Das trifft es m.E. ganz genau.

Ich gehöre zu den eher Introvertierten, die aber durchaus auch mal "anders" sein können.
Aber das Anderssein strengt mich an, wenn es zu lange anhält, während ich mich meist ziemlich wohl fühle, wenn meine Synapsen auch ohne permanenten neuen Eindrücke "vibrieren".

Von meinen fast immer eher extrovertierten Partnern weiß ich, dass für diese z.B. größere Gesellschaften mit Vergnügen erlebt werden, dass sie sich dabei entspannen (ohne sich gleich als Mittelpunkt fühlen zu müssen), während ich eher im kleinen Kreis oder Zweiergesprächen aufblühe und in größeren Gruppen eher zurückhaltend bin.

Ich behaupte mal, die gleichen positiven und negative Eigenschaften sind bei Beiden da, nur in anderer Erscheinungsform.
Ein inkompetenter Introvertierter z.B. kann sich auf eine nervtötende und kryptisch-verschlossene Art unglaublich wichtig machen, während der Extrovertierte das halt mit lautem Geplapper und betonter Körperpräsenz macht.

Ich selbst kenne introvertierte Führungspersönlichkeiten, die kein Problem haben, ihre Kompetenz erfolgreich einzusetzen.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.