Ich bekomme durch meine Kunden ständig mit, wie unterschiedlich diese Frage von Arzt zu Arzt und von Praxis zu Praxis und von Krankenhaus zu Krankenhaus gehandhabt wird - ob man mit Piercings in den OP darf wird üblicherweise aufgrund von (Aber-)Glaube, Halbwissen und Meinungen entschieden - sachliche Fakten werden üblicherweise eher ignoriert...
Ist halt oft bald eher die Frage ob man jemanden, der physikalische Gesetze für falsch erklärt noch als Operateur vertrauen möchte - und sich deswegen seinem Aberglauben anschliesst....
Fakt ist: Titan und auch Implantatstahl leiten keinen Strom ab, solange der Schmuck im menschlichen Körper steckt, da der Körper ein ausgezeichneter Leiter ist und Strom grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstandes nimmt...
https://de.wikipedia.org/wik … higkeit_verschiedener_Stoffe
Fakt ist: Gold, Silber, Modeschmuck und alles, von dem man nicht sicher weiß was es ist, sollte unbedingt rausgenommen werden!
Fakt ist: Kunststoffe wie PTFE oder Bioplast können sowieso keinen Strom ableiten - es gibt daher keinen vernünftigen Grund, solche Materialien im OP zu verbieten...
Fakt ist: Alles, was unmittelbar im Operationsgebiet im Weg ist (so wie ein Bauchnabelpiercing bei einer Bauchspiegelung/Operation durch den Bauchnabel), sollte selbstverständlich rausgenommen werden.
Auch ein Zungenpiercing sollte man bei Vollnarkose mit Beatmung unbedingt entfernen.
Lippenpiercings stören wiederum bei einer Maskennarkose.
Fakt ist: Alles was Titan oder Implantatstahl ist und nicht mechanisch der Operation im Weg kann aus technischen und medizinischen Aspekten getrost drinbleiben - ob man sich der Meinung und/oder den Vorurteilen des Personals unterwirft steht auf einem ganz anderen Blatt.
Fakt ist: Bei Privatpatienten ist so ein Piercing (oder auch 200 Stück) bei einer OP in aller Regel überhaupt kein Problem - und wenn man Selbstzahler ist noch viel weniger....
Fakt ist: ich arbeite selbst mit einem HF-Kauter (der sogenannte Elektroskalpell aus dem OP mit dem auch Blutungen verödet werden) und das auch schon mal in wenigen mm Abstand zu vorhandenen Piercings - da passiert rein gar nichts ungeplantes weil weder Titan noch Implantatstahl den Strom falsch ableiten. Der Stromfluß geht wie geplant von der Elektrodenspitze zur Neutralelektrode und das auch direkt am Piercing vorbei und eben nicht dadurch.
Fakt ist: Wenn man beim Wiederbeleben mit Defibrillator die Elektrode korrekt aufklebt, dann sitzt die nicht auf dem Brustwarzenpiercing - also passiert auch dabei nichts ungeplantes.