„Dein vernichtendes Pauschalurteil über "die" NDW zeugt meiner Meinung nach von einem völligen Verkennen der musikhistorischen Bedeutung dieser Bewegung für die deutsche Musikszene damals und nachfolgend bis heute. Vielleicht meinst Du mit NDW vor allem das, was Anfang bis Mitte der 1980er bei Dieter Thomas Heck in der ZDF Hitparade lief - aber das ist doch nur die kommerzielle Ausschlachtung der Musikindustrie gewesen...eine Beleidigung der ursprünglichen Idee...
NDW besteht für mich aus Bands wie DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft), Fehlfarben, Extrabreit, Abwärts, FSK (Freiwillige Selbstkontrolle), Palais Schaumburg, Einstürzende Neubauten, Gudrun Gut, Grauzone, X Mal Deutschland, Malaria usw. Schon allein die Bandnamen (und es gibt noch viel abgefahrenere) bilden das politische und gesellschaftliche Statement vor dem Hintergrund des kalten Kriegs, der Nazivergangenheit Deutschlands, der Stimmung und Situation im geteilten Berlin usw. ab.
Zudem hat die echte NDW eine radikale Wende und Neufindung "deutscher" Musik eingeleitet und deutsche Texte salonfähig gemacht. Ohne die NDW gäbe es keine Hamburger Schule, keine Fanta 4, keine Neue deutsche Härte und anderes.
Wenn man sich mal die ersten Alben von DAF oder Malaria oder sowieso Einstürzenden Neubauten anhört, ist das zwar sperrig, aber hochgradig experimentell und innovativ; zudem eng verbunden mit der damaligen Kunstszene (zB Martin Kippenberger, dem die Bundeskunsthalle in Bonn dieses Jahr eine große Retrospektive widmete). Das war kein Kasperltheater, sondern ein Anti-Statement-Groove in der Nachfolge des Punk oder als Geschwister des Punk, ein bewusstes Nicht-Gefallen-Wollen, eine bewusste Anti-Ästhetik.
Vorhin habe ich meinem 14-jährigen Kind was von Palais Schaumburg aus 1981 vorgespielt und gefragt, von wann das wohl sei. Die Antwort: Nicht so alt...vielleicht zwei Jahre? - Daran lässt sich ablesen, dass das Erbe lebendig ist, auch wenn es nicht gefällig ist.
Danke, damit ist viel zur NDW gesagt.
Das Problem bestand darin das jeder der popige, spassige Musik mit deutschen Texten machte einen Plattenvertrag bekam und mit intensiven Promoting durch den Durchlauferhitzer gejagt wurde.
Was letztendlich nach oben gespühlt wurde waren in der ersten Line one Hit Wonder.
Anfangs war unheimlich viel Kreativität in der Scene.
Zu dem Beatles Stück möchte ich sage das es sicherlich nicht leicht zu kauen ist.
Und ob es schmeckt wenn man erst mal einen Bissen geschluckt hat ist auch so eine Sache.
Aber hier wurden neue Wege beschritten und die Tür zu etwas neuen mit Klang-Collage aufgemacht.
Warum die Beatles letztendlich nicht durch diese Tür gegangen sind mag ich nicht berurteilen.
Da ich ab und zu auch mal über zeitgenössiche Musik stolpere, durchaus doppeldeutig zu verstehen, und ich zu vielen Stücken keinerlei oder nur sehr schwer Zugang finde, habe ich für mich beschlossen, Musik die ich nicht verstehe auch nicht zu bewerten.
Vielleicht sollte man zwischen schrecklich, für sich selbst subjektive gefühlte nicht hörbare Musik und schlechter, weil handwerklich misslungener Musik unterscheiden.
Und da wird es m E. auch schon dünn. das allermeiste war auf dem Markt kommt ist gut produziert und recht fehlerfrei vorgetragen.
Ok, vieles ist auch recht "einfache" Musik, aber ob sie deswegen schlecht ist?
Meine Triggerpunkte treffen Stücken mit "schönen" Melodien; im schlimmsten Fall mit pathetisch überladener Orchesterbegleitung oder schmalzigen Streichern.
Oder das ganze als One Man Show: