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100 Jahre Jazz wenn das kein Grund zum feiern ist

****65 Paar
10.854 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
100 Jahre Jazz wenn das kein Grund zum feiern ist
Hier sollen sich alle Jazzgrößen die Hand geben von jedem Jahr einer.

Wir werden im Nachhinein versuchen eine Chronologische Liste mit Links zu erstellen, ähnlich wie die special Evergreens.
Ihr könnt also ohne Chronologie posten.
****65 Paar
10.854 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Dann fange ich mal an
1922
"Jazz-Band-Kapelle" Bernard Etté - Leave me with a smile - 1922 early german jazz


********_iSa Paar
13.229 Beiträge
1924

********dits Paar
1.695 Beiträge
Ich bin ein wenig verwirrt. Wieso wird der Anfang des Jazz hier auf 1922 festgesetzt und dadurch die 100 Jahre hergeleitet?

Es gibt doch sowohl frühere Jazzaufnahmen aus den 1910ern und auch dass bereits im Jahrzehnt davor der Begriff Jazz (bzw. in der Schreibweise Jass) benutzt und Musik gespielt wurde, die einen großen Teil der Jazz-prägenden Elemente enthielt, ist belegt.

Original Dixieland Jass Band (1917):


Marion Harris (1920):

**********audia
4.914 Beiträge
Hmm, wahrscheinlich bezieht es sich auf das erstmalige Jazzaufkommen ausserhalb der USA, dann können die frühen 1920er Jahre stimmig sein, denn die Original Dixieland Jazz /Jass Band waren nachweislich die ersten Interpreten mit dem Begriff Jazz / Jass oder eben Jazz auf den Etiketten und das war um 1917 herum.
****65 Paar
10.854 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Wir werden im Nachhinein versuchen eine Chronologische Liste mit Links zu erstellen, ähnlich wie die special Evergreens.
Ihr könnt also ohne Chronologie posten. Dann wird sich auch vielleicht zeigen wann der erste Jazz entstanden ist.
**********audia
4.914 Beiträge
Hmm, ich kann mich aber auch täuschen.
Meine nachweislich älteste Jazz-Platte, welche in Deutschland gepresst wurde ist diese hier.
Original Americanische Jazzband auf dem deutschen Homokord-Plattenlabel. Auch auf dem alten ODEON-Plattenlabel gab es vereinzelt solche "Original Amerikanische Jazzband" Titel. Die Matritzen stammen alle tatsächlich aus den USA.

Dieser Titel "Original Amerikanische Jazzband" ist allerdings ein Kollektivtitel, aber dahinter verbirgt sich , gemäß meiner Recherchen, die Ben Selvin-Jazzband aus den USA. Die Aufnahmen wurden im Jahr 1921 gemacht. Die Platte wurde auch in den USA auf dem Label VOCALION-Records veröffentlicht.

Also für Europa, speziell für Deutschland ist es schon ein recht frühes Jazz-Relikt. Vielleicht gibt es noch hierzulande oder in England ein paar frühere Jazzplatten, aber die sind mir noch nicht untergekommen.

Viele Bands der 1920er Jahre aus Europa und Deutschland trugen den Begriff Jazz in ihrem Namen, um sich auch besser zu verkaufen, obwohl die dargebotene Musik dann nicht immer richtiger Jazz war.
**********audia
4.914 Beiträge
Da der Titel "Original Amerikanische Jazzband" ja ein Kollektivname war, verbargen sich darunter verschiedene US-Jazzgruppen. Ich kann mir nicht vorstellen, also damals zumindest nicht, das die deutschen Plattenkäufer schon wussten, wer wirklich hinter diesem Titel sich verbarg. Erst spätere Jazzexperten und Sammler konnten das "Geheimnis" lüften. Bei den US-Originalplatten stand immer der wirkliche Interpretenname auf den Etiketten.
********_iSa Paar
13.229 Beiträge
1932




1935




1939


****lfo Mann
610 Beiträge
Nicht nur der europäische Einfluss war massgeblich - es ging auch andersrum . . .

********_iSa Paar
13.229 Beiträge
Bix Beiderbecke & His Gang (Adrian Rollini, Don Murray) (1927)


*********Pelz Frau
10.214 Beiträge

*******ngs Frau
3.380 Beiträge
Gruppen-Mod 
Klar - gab es auch vorher schon Jazz, er stammt im Prinzip aus der afro(amerikanischen) Musik (Ohne die Sklaverei...gäbe es keinen Jazz...) Ende des 19.JH's/Anfang des 20.JH's...laut Musikwissenschaft begann es mit dem New Orleans - WER genau kann das datieren ? Die Grenzen sind fließend und selbst in der Wissenschaft häufig umstritten. So etwas entwickelt sich langsam - die roots liegen in Afrika und im Blues. Harmonisch liegt aber ein europäisches Tonsystem zugrunde. Die ersten 'Marching Bands' waren entweder weiß oder schwarz. Der 'Ragtime' vielleicht die älteste Form. Die Aufzeichnung der frühesten Platten ermöglichen es uns erst, zu hören. Das geschah erst, als Platten und Phonographen erschwinglich und massentauglich wurden. Woher stammt das Wort 'Jazz'?? Auch nicht wirklich klar. Ein Sport/Zeitungsreporter benutze es plötzlich 1913 für ein Baseball Spiel : 'The poor old Seals have lost their 'jass/jazz' and don't know how to find it.' Oder so...jass/jazz für eine tatkräftige Aktivität im Sexualverkehr ! (So lernte ich das theoretisch in Musik) *tuete* *g*

PS : Wir sind also genau richtig hier !! (Und somit die älteste, exklusivste Gruppe).
**********audia
4.914 Beiträge
Ja, das kann schon so gewesen sein, mit der Entwicklung des Begriffes Jazz / Jass.

Es gab in Deutschland zwei Leute in der Vergangenheit, welche den Jazz hier analysiert und erforscht hatten und zwar Horst-H. Lange und Dr. Dietrisch Schulz-Köhn. Das war noch in der Grammophone-Plattenära.
Lange veröffentlichte ein 1000 Seiten starkes Buch über die jemals in Deutschland erschienenen Jazz-Platten, sogar angefangen von Cakewalk- und Ragtime-Platten (die ja eigentlich kein Jazz, aber dessen Vorgängermusiken waren) und Dr. Schulz-Köhn, war in den 30ger Jahren bereits ein versierter Jazzkenner, trotz Jazzunerwünschtheit in der besagten Zeit. Er schrieb Texte für diverse Jazzplatten, die in Deutschland herauskamen. Schaut mal auf euere alten Brunswick-Platten.

Joachim Ernst Behrendt veröffentlichte ebenfalls Jazzbücher.

Das Horst-H. Lange Buch beinhaltet Discographie-Listen von in Deutschland erschienenen Jazzplatten. Aufnahmedaten aus USA und sogar Bandbesetzungen.

Von ihm gab es noch ein weiteres Buch mit dem Titel "Als der Jazz nach Deutschland kam". Das ist musikhistorisch ebenfalls sehr spannend und gemäß des Wissens von Lange, kann ich mir selbst auch als Sammler alter Platten nicht vorstellen, das es vor 1920 in Deutschland Platten gab, wo der Begriff oder das Wort Jazz oder Jass auf den Etiketten stand.

In den USA selbst ist es ja bekannt, auch unter den Plattensammlern, das die "Original Dixieland Jazz-Band" unter der Leitung von Dominic "Nick" La Rocca, mit die ersten Jazzeinspielungen überhaupt machten.
Livery Stable Blues auf COLUMBIA-Records und der Tiger Rag auf VICTOR-Records gelten ja, immer noch, als die ersten Jazzplatten der Welt. Beides gespielt von der Original Dixieland Jazzband.
Es folgten natürlich weitere Bands diesem "Trend", so z.B. die Jazz-Hounds, oder die Memphis Five-Band. Forscht mal danach, denn es gibt Informationen und auch Musikbeispiele einiger Sammler im Netz.
Louis Armstrong trat erst so richtig in den Mitte 1920er Jahren unter seinem Namen in Erscheinung, unter anderem als Louis Armstrong and his Hot -Five oder unter Louis Armstrong and his Hot-Seven. So ab den 1920er Jahren traten immer mehr Jazzbands auf den Plan, aber hauptsächlich in den USA. Vor dem 2. Weltkrieg wurden in UK und auch in D bereits Jazzplatten hergestellt unter der Verwendung der US-Plattenmatritzen, welche dann auch hierzulande rauskamen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden verstärkt wieder Jazzplatten, als 78-rpm-Platten und später als Singles und LPs wiederveröffentlicht, eben mit älteren Aufnahmen. Aber auch wärend des Kriegs wurden in Deutschland Jazz- und Swing-platten verkauft, allerdings dann entweder nur unter dem Ladentisch, oder als sog. Export-Platten in Holland, Frankreich oder Dänemark.
********_iSa Paar
13.229 Beiträge

********_iSa Paar
13.229 Beiträge

*******ngs Frau
3.380 Beiträge
Gruppen-Mod 
(Pre) Jazz Ragtime, Scott Joplin (1867 - 1917).
Der Afroamerikaner und bekannteste Ragtime-Komponist seiner Zeit (neben James Scott und Joseph Lamb) gab diesem Stil noch einmal einen virtuosen, klass. durchkomponierten Schub, bevor er im 'New Orleans' (der ersten Big Band Musik verschmolz). Rag-Contests in Kneipen und Spelunken damals üblich. Hohes Preisgeld winkte und die Möglichkeit , Kompositionen zu veröffentlichen, wenn Notenverleger anwesend waren. Die Film Biografie 'Scott Joplin' zeigt die Szene mit seinem Freund Louis Chauvin , der Joplin's Stücke spielt und nebenbei den 'Maple Leaf Rag' fertig stellt (Louis konnte frei und nach Gehör spielen, verstarb aber mit 27 Jahren). Die beiden komponierten ihn gemeinsam. Und John Stark verlegte das Stück 1899 (vereinfacht) - über eine Million Mal verkauft und nachgespielt. (Es gibt nur Aufnahmen auf Klavierrolle von Scott).

1977 Regie Jeremy Kagan


*******ngs Frau
3.380 Beiträge
Gruppen-Mod 
Der 'Rag' hielt sich noch länger im Big Band Sound des 'New Orleans' und vermischte sich mit den beiden schwarzen kulturellen Hauptgruppen der 'Kreolen' (mit frz.und span.Wurzeln) und der Afroamerikaner. Beide machten ihre Musik etwas anders und fusionierten. Es war immer Tanzmusik damals. Den Kreolen verdanken wir die Klarinette - der europ.Stil Dixieland genannt, der Blues der Afroamerikaner im 'New Orleans' und den späteren Standards immer wieder hörbar. Armand J. Piron und Johnny Dodd im frühen Vergleich.

Pirons New Orleans Orchestra (1926) 'Bouncing Around'



Johnny Dodds Black Bottom Stompers 'Wild Man Blues' 1927 (der junge Armstrong spielt Trompete)


Me 2
*********ld63 Frau
8.564 Beiträge
Almost Blue
Elvis Costello schrieb den Song 1982 nach Chet Baker´s Version von 'The Thrill Is Gone' von 1954. Letzteres war wiederum ein Cover der Henderson & Lew Komposition von 1931, das in sämtliche Musik Genres einging. So entstehen neue Impulse! (Diese Infos habe ich natürlich von @*******ngs - danke dir dafür! *g* )

Gehört hab ich "Almost Blue" das erste Mal von Diana Krall, erst sehr viel später von Chet Baker, der das Stück in vielen Varianten gespielt hat.

Meine Lieblingsversion von ihm ist diese, live in Tokyo 1987 aufgenommen.
Das Bild dazu ist meine Ode an Chet, vor einigen Tagen gemalt. *herz2*


"Almost Blue" - Acryl auf Leinweind, 50 x 70 cm, IntoTheWild63 08.06.2023
*******ngs Frau
3.380 Beiträge
Gruppen-Mod 
Dein Gemälde ist schon ein Tribute an den Jazz und beschreibt Farben und Stimmungen. Viele Jazz Titel kommen da noch in Frage ! Mich hättste nicht zitieren brauchen *augenzu* . Tip : Der Bildband zum 75.'Blue Note' Jubiläum 'Die Farben des Jazz (Painted Jazz) von Jazzfan und Grafiker Rainer Placke. Und : Überlegungen zur Farbe 'Blue' (neben anderen Farben) https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/blau-klangreise-durch-eine-farbe-3-5-swr2-musikstunde-2022-09-14-100.pdf.

Miles Davis, 'Blue in Green' (meine Lieblingsfarbe ist diese Mischung). Er ließ sich wie kaum ein anderer von Formen, Farben und sinnlichen Genüssen inspirieren. Der bluesige Standard von 1959 (Album 'Kind Of Blue') stammt wohl von Bill Evans (seinem langjährigen Bandleader und Komponisten). Seine Ideen schrieb er nur in Fragmenten/Entwürfen und ließ sie von seinen Musikern (nach seinen Vorstellungen) improvisieren und ausarbeiten. 'Spielt, was da nicht steht' !


*******ngs Frau
3.380 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ohne Blues keinen Swing und Jazz (Soul/Funk/HipHop) und auch kein Rockabilly/Rock'n Roll - Jazz hat sich weiter entwickelt und hat den Blues mit seinen besonderen Eigenschaften ausgebaut, improvisiert bis zur Unkenntlichkeit, ist über die besonderen Eigenschaften hinaus gegangen, hat Skalen hinzugefügt, Strukturen des Blues verändert.
T-Bone Walker steht da für mich als Bindeglied zwischen den Genres. Ein 'echter' Blues mit Jazzmusikern und ein 'swingender' Blues mit Rockabilly Elementen. Einer der ersten mit E-Gitarre (die schöne Gibson Es-5 1949), einer der Riffs entwickelte darauf die völlig neu waren und Geschichte schrieben. Sein 'Woman You Must Be Crazy' und sein 'Going To Chicago Blues'.
Begleitet wird er hier von Dizzy Gillespie, Teddy Wilson, Louis Bellson, Coleman Hawkins, Zout Sims, Jimmy Moody, Benny Carter, Bob Cranshaw und Clark Terry (der ohne Ventile spielen konnte und hier auch ohne Trompete *g* ).


********_iSa Paar
13.229 Beiträge
Hier eine kurze Doku zu Joe Pass (Jazz Improvisation)




Mehr:
Jazz: Ich höre gerade Jazz Nr. 16
Das mit der Chronologie wird aber stressig *puh*



Satchmo on ABC Records 1967
Ein Klassiker aus neuerer Zeit, der Wetterbericht von 1977


Und *sorry* für noch einen Beitrag, der aber mMn nicht fehlen darf, weil ein Milestone ... aus 1970



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