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Poeti's Blog

*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
04.07.2019
Poeti hat mal wieder den Text verbummelt, könnt ihr ihm aushelfen ?


****_46 Frau
1.807 Beiträge
Fragen…laut und leise
weise

ich frage mich ob du
weiblichkeit erträgst
diese sanfte brise
die mich umgibt
das wehen meines duftes

ich frage mich ob ich
männlichkeit ertrage
dich nur pur den
duft des starken
einfach dein… sein

ich frage mich ob wir
einander erkennen
deine hände finden meine
meine lippen finden deine
sanft atmen wir im
selben takt

ich frage mich ich frage dich
was trauen wir uns zu
was können wir
gemeinsam
tragen
laute, leise
weise Fragen

©07/2019 Ruby

ok passt jetzt irgendwie *sonne*
*******rse Mann
2.314 Beiträge
Es passt.

Sehr schöner Text mit nachdenklich stimmenden Fragen.
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Passt auf jeden Fall, meine Liebe .... *g*
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
18.07.2019
Poeti hat den Text diesmal noch nicht fertig, weil das Bild ganz frisch aus aktuellem Anlass entstanden ist ....



JOY-Poeten: Dichter des Monats 08/2019
DER GEIST DES WEINES

Als ich mich im Internet bei dieser Schreibgruppe angemeldet hatte, klang eigentlich alles ziemlich wunderbar: Man trifft sich, plaudert kurz miteinander, stellt sich vor - und schreibt dann 30 Minuten an seinem gegenwärtigen Werk. Dann eine Pause, wieder plaudern, und noch eine Schreibrunde. Toll, dachte ich, und das alles auf Englisch, das wird bestimmt phänomenal! Endlich mal Leute treffen, die gerne und gut Englisch sprechen und die alle ein gemeinsames Hobby haben: Schreiben!

Gut gelaunt traf ich also am Treffpunkt ein, fand auch sofort die Treppe nach oben obwohl ich meine Brille in der Küche hatte liegen lassen und gesellte mich zu den bereits dasitzenden Mädels.

Die mich komplett ignorierten.

Mein leise vorgebrachtes: ‘Seids ihr die Schreibgruppe?’ wurde von der mir am nächsten sitzenden Person mit einem kurzen ‘Ja’ beantwortet und schon befand sie sich wieder im Gespräch mit den anderen.

Toll. Genau meine Lieblingssituation: Du stößt zu einer Gruppe Leute hinzu die sich alle schon kennen - und wirst komplett ignoriert.

Erinnerungen an die Pause damals in der Schule stiegen in mir auf. Alle sind lustig und übertönen sich gegenseitig, nur ich stehe da wie bestellt und nicht abgeholt.

In diesem Fall zwar mehr wie angemeldet und nicht wahrgenommen, aber das Scheißgefühl war dasselbe.

Eine Frau schräg gegenüber von mir zeigte ihr neues Buch herum, ganz zum Schluß, nachdem es alle befingert und positive Laute von sich gegeben hatten, hielt sie es auch mir zögernd hin und ich ergriff es hastig, war ich doch die ganze Zeit schon neugierig gewesen, was die anderen da so toll gefunden hatten. Es handelte sich um sehr lyrisch vorgebrachte Gedanken um diverse Geschehnisse vor und während des Trojanischen Krieges. En français! Hat mir supergut gefallen und ich hab mich gleich festgelesen, vor allem der Teil über Cassandra hatte mich interessiert - aber weil er mir nicht explizit genug war hab ich nachgefragt. Da jedoch um uns herum die anderen so laut waren habe ich kaum verstanden was sie gesagt hat, mein Französisch ist ja auch unter aller Sau, so verlor sie sehr rasch das Interesse an mir und weiter ging die muntere Plauderei … ohne mich.

Zwischendrin hatten mir mal alle kurz ihren Namen genannt und das war’s. Eine Vorstellungsrunde hatte ich mir anders vorgestellt. Beispielsweise so, daß jeder kurz beschreibt woran er gerade arbeitet? Aber das war ja offenbar nicht notwendig, man kannte sich bereits bestens und die Neue, also ich, konnte scheißen gehen. Zu trinken hatte ich auch nichts weil ich ohne Brille nicht sehen konnte, was die unten am Taferl stehen hatten außer Kaffee, den ich ja nicht trinken darf (es handelte sich um einen Kaffeeladen).

Ich besann mich auf den Grund, weswegen wir uns hier versammelt hatten, zog Block und Stift aus der Tasche und begann zu schreiben. Den Anfang einer Geschichte, die mir schon länger im Kopf herumgeistert. Um mich herum verebbten langsam die Gespräche und bald war nur noch das Klappern der Tastaturen zu hören.

Eigentlich hätte ich ja nun zufrieden sein können, jedoch fühlte ich mich minütlich unwohler und aufs Klo mußte ich auch. Als ich es wirklich nicht mehr aushielt, steckte ich meine Schreibutensilien ein, packte meinen Rucksack und, um die Konzentration der schreibenden Elite nicht zu stören, verschwand ohne mich zu verabschieden, rannte heulend durch den Bahnhof und fühlte mich mal wieder wie das einsamste Wesen auf der ganzen Welt.

Um mich herum hetzten die Leute vom Zug, zum Zug und um die Züge herum, ich wollte eigentlich nur auf die Toilette … und dann ab auf den Friedhof. RUHE! Einfach nur Ruhe.

Aber die hat man ja heutzutage nicht einmal mehr am Friedhof. Zuerst stakte Frau Hammer vorbei mit ihren saublöden Nordic-Walking-Stöcken: Klack, klack, klack, klack … wie soll man sich denn da auf seine Geschichte konzentrieren???

Kaum war sie weg, kam sie auf einem anderen Weg wieder zurück: Klack, klack, klack, klack … daß denen das nicht selber am Nerv geht? Keine drei Zeilen hatte ich geschrieben, da dröhnte ein orangefarbenes Auto daher, blieb GENAU vor ‘meiner’ Bank stehen, stank und lärmte, ein Mitarbeiter sprang heraus und spritzte etwas Undefinierbares unter die Bank neben mir. Da blieb nur noch die Flucht.

Im vorderen Teil des Friedhofs waren alle Bänke besetzt, es war Mittagszeit und die Menschen aus den umliegenden Kliniken und Büros verbrachten gerne ihre Mittagspause hier, was es für mich nicht leichter machte, endlich mal einen ruhigen Winkel zu finden. Kaum hatte ich mich erneut niedergelassen, kam ein Pudel dahergelaufen und begann wie wild auf mich einzubellen.

‘Heast Oida, schleich di!’ keppelte ich ihn an, ich wollte endlich meine RUHE haben und hielt genervt nach dem Frauchen (oder Herrchen) Ausschau. Jedoch, es zeigte sich niemand, dem der Hund zugehörig zu sein schien. Hm. Die Töle hörte nicht und nicht das Kläffen auf, tanzte unruhig auf und ab, und hockte sich schlußendlich auf die Hinterpfoten und schaute mich treuherzig an.

‘Wos wüst, I hob ka Wurstsemmerl oiso geh in Oasch!’ herrschte ich das dumme Vieh an, das jedoch keinerlei Anstalten machte, dieser herzlichen Aufforderung Folge zu leisten, stattdessen machte es sich neben der Bank bequem und schaute mich mit dunklen, rätselhaften Augen an, fast schien es mir, als ob er grinste. Nun, nachdem die Wahrscheinlichkeit, daß er mich fressen wollte, relativ gering war und ich auch echt keine Lust hatte, erneut auf die Suche nach einer freien Bank zu gehen, rutschte ich ans andere Ende der meinigen, weg vom Hund, und schrieb weiter an meinem Text: ‘The sun had just come out, the birds were singing their heids off, and Earl Nicolaus’ shoes were making a crunching noise while he was walking all over them on the way to his nasty little car.’

‘Hrrrrrrrmphhh’ ertönte es hinter mir, ich fuhr auf wie von der Tarantel gestochen: ‘Waaaaah!’, drehte mich um und sah einen seltsam gewandeten Mann grinsend hinter meiner Bank stehen. Ich starrte ihn mit offenem Mund an, er umrundete die Bank, nahm vor mir Aufstellung, verbeugte sich wie beim Elmayer und sprach: ‘In Anbetracht der Textausschnitte, sei sie in unserm Bund die dritte?’

‘Häwas?’ antwortete ich intelligent.

‘Die Vögel’, erklärte er. ‘Es geht um die Vögel. Wir haben bereits eine sehr grausliche Adaption des Aristophanes geliefert, ebenso Kollege Hitchcock, ebenfalls ein veritabler Frauenverächter wenn ich dazu etwas sagen darf, wußte sich des Themas elegant anzunehmen und nun Sie, meine Verehrteste. Singing their heids off, köstlich, köstlich …’

‘Ist das Ihr Hund?’ fiel mir dazu nur ein - er verneinte lächelnd und meinte: ‘Aber wir kennen uns, schon ziemlich lange, nicht wahr, Stoffi?’ ‘Wuff’ machte Stoffi und lechzte ihn freudig an.

Irgendwie kam mir der Kerl bekannt vor, aber erstens einmal stand er so, daß ich gegen die Sonne gucken mußte wenn ich in seine Richtung sah, und zweitens ist mein Gedächtnis sowieso nicht das beste wie jeder weiß der mich kennt.

‘Nun’, hub er wieder an zu sprechen ‘darf ich es vielleicht wagen, dem Fräulein meine Gesellschaft anzutragen?’ Ich blinzelte verwirrt zu ihm auf und nun durchfuhr es mich wie ein Blitz: Der Mann der da vor mir stand war kein anderer als Freiherr von Goethe! Aber der lag doch in Weimar begraben hätt ich gedacht? Was macht der jetzt da am Münchner Südfriedhof?

‘Bin weder Fräulein noch allein, doch mag er bleiben mit Bedingnis, mir die Zeit durch seine Künste würdig zu vertreiben,’ grinste ich boshaft und zwinkerte dem Pudel zu.

‘’Ah,’ meinte Goethe, da ist jetzt aber was ein bissl durcheinander, aber wenn Madame gestatten, dann bin ich so frei …’ und schwupps saß er neben mir auf der Bank. Meine Nerven, dachte ich, das wenn ich in der Klinik erzähle dann komm ich um die Zwangsjacke nicht rum. Aber die Neugier trieb mich sogleich zur nächsten Frage: ‘Und wieso seid Ihr jetzt hier? Ich dachte Ihr wohnt in Weimar? Und wie war das jetzt damals mit dem Fenster?’

‘Welches Fenster?’ fragte der Geheimrat verwirrt.

‘Na das Fenster im Gartenhaus, nachdem Ihr von Italien zurückgekehrt seid. Das ihr habt zumauern lassen.’

‘Nun, zunächst, wir können uns durchaus normal unterhalten, also mit Sie anreden, ich bin ja nun doch schon eine Weile tot und schau mir immer wieder gerne das Leben und Treiben an, da gewöhnt man sich rasch um … ja das Fenster, naja, die Vulpius hat es gestört, daß es ihr immer so im Rücken zieht wenn sie mir Modell gestanden ist, also hab ich es zumauern lassen, schließlich bin ich Kavalier.’

‘Naja, da hab ich was anderes gehört, aber a propos Vögel … wissen Sie, daß Sie und Hitchcock dieses Monat bei einer Umfrage, wer der Dichter des Monats sei, genau gleich viele Stimmen erzielt haben?’

‘Nein!’

‘Doch!’

‘Ooohh!!! Und was für eine Umfrage wenn ich fragen darf?

‘Naja, auf einem Erotikportal. Im Internet. Wenn Sie davon schonmal was gehört …’

‘Ich bin doch nicht von vorgestern!’ unterbrach mich der Freiherr empört, ‘Natürlich habe ich schon vom Internet gehört, das ist ja überall. Aber ein Erotikportal, wie darf ich mir das vorstellen? Ein Torbogen, unter dem die willigen Damen sich zum Stelldichein mit den Herren verabreden?’

‘Nicht ganz. Die Menschen suchen sich ja ihre Sexpartner heutzutage im Internet und zu diesem Zweck gibt es dort sogenannte Portale, wo man Kontaktanzeigen aufgeben oder sich sonstwie finden und verabreden kann.’

‘Also praktisch ein virtueller Torbogen, wie charmant! Und dort werden Umfragen gemacht? Um ins Gespräch zu kommen?’

‘Oder auch einfach so, zur Unterhaltung, damit es nicht immer NUR um Sex geht.’

‘Und warum,’ fragte der Geheimrat eitel, ‘hat man mich dann zusammen mit Herrn Hitchcock an die Spitze gewählt? Denn ich nehme einmal an, daß wir gemeinsam an der Spitze liegen. Schließlich habe ich mit dem Manne nichts gemeinsam, auch habe ich niemals eine Frau gefoltert und gequält, stets war mein ganzes Trachten, sie untertänigst anzuschmachten …’

‘Naja Herr Goethe, nichts für ungut aber auch da hab ich was anderes gehört … und warum die Leute ausgerechnet Sie beide … es wird am Ende doch wieder alles mit dem Vögeln …’

‘Den Vögeln, Verehrteste, den Vögeln.’ berichtigte mich der Geheimrat eilig, ‘wir wollen jetzt nicht in vulgäre Ungereimtheiten …’

Errötend saß ich neben ihm und spielte mit meinem Füller. Nun hatte ich schon einmal einen echten Superstar leibhaftig neben mir sitzen und mir fiel NICHTS ein, was ich ihn fragen könnte. Nicht, daß er meine bisherigen Fragen oder Andeutungen auch nur in halbwegs befriedigender Form beantwortet hätte, aber dennoch.

‘Sagen Sie,’ ergriff er nun wieder das Wort, ‘dieser Torbogen im Internet, könnte ich dort wohl auch ein Rendez-vous bekommen? Es ist nun doch schon eine ganze Weile her, daß ich mit einer Frau ein Tête-à-Tête hatte.’

‘Ich glaube eher nicht,’ erwiderte ich grinsend, ‘man muß sich ja registrieren, und ich kann mir nicht vorstellen, daß die Moderatoren eine Adresse wie ‘Historischer Friedhof Weimar, Fürstengruft’ als Adresse akzeptieren würden.’

‘Ah, nein. Verstehe. Und wenn Sie dort für mich ein Wort einlegen würden, sozusagen eine Empfehlung aussprächen?’

‘Sehr verehrter Herr Geheimrat, im Internet funktioniert das so nicht wie bei Ihnen damals, da braucht man einen gültigen Wohnsitz, eine Kreditkarte und am besten auch noch ein Mobiltelefon! Und ich glaub, das haben Sie alles nicht. Was ich mich eh die ganze Zeit schon frage: Wie machen Sie das mit dem Körper? Ectoplasma ist das doch sicher keins, das wäre doch viel zu anstrengend, so lange Zeit … woher haben Sie den Körper? Der schaut täuschend echt aus!’

Mein Geheimrat räusperte sich und sah auf seine Armbanduhr. Armbanduhr? Ein Geist mit Armbanduhr???

‘Verehrteste, Sie sagen es, ich bin schon wieder viel zu lange unterwegs, es wird Zeit, mich in meine Gruft zurückzuziehen … es hat mich sehr gefreut, Sie getroffen zu haben, wollen gnädige Frau mir vielleicht ihre Mobiltelefonnummer nennen, im Fall daß ich noch Fragen habe zu irgendwelchen neumodischen Torbögen oder ähnlich verwirrenden Sujets?’

Ich schrieb ihm meine Nummer auf einen Zettel, obwohl ich mich dabei fragte, wie er telefonieren wollte, aus seiner Gruft heraus, wo er sicher keinen Empfang hatte, aber gut, man wußte ja nie, und irgendwie hatte er ja wohl doch ab und an einen Körper … woher auch immer.

Der Geheimrat verabschiedete sich mit einer perfekten Verbeugung und einem angedeuteten Handkuß, drehte sich elegant auf dem Absatz um, pfiff nach dem Hund ‘Stoffi, bei Fuß!’ und schritt leichtfüßig von dannen.

Als ich wenig später den Friedhof durch den Nordausgang verließ, sah ich die Plakate am Stephansplatz hängen:

Großes Dichterfest im Gärtnerplatzviertel!

Historisches Gewand erwünscht!
Jeder Dichterfürst mit Perücke bekommt ein Glas Wein gratis!
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Einfach genial! *lol*
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
01.08.2019
Und wieder einmal benötigt Poeti eure Hilfe, da er den Text zu diesem Bild verlegt hat



********raum Paar
11.473 Beiträge
Den Kopf tief gesenkt schlich er durch die Strasse. Tief vermummt trotz der heiß strahlenden Sonne. Den Hut tief ins Gesicht gezogen. Immer wieder schaute er um sich. Sicherte seine Umgebung.

Die Strasse zog sich elend in die Länge. Der heiße Asphalt tat sein übriges. Der Schweiß lief ihm in Strömen über den Körper. Seine Gedanken schweiften ab. Nach Hause. Zu seinem Garten, seiner Familie.

Da brummte sein Handy in der Manteltasche. Vorsichtig, als könne er sich daran verbrennen, zog er es heraus. Ein Grinsen erhellte seine Züge. Endlich, wie hatte er auf eine solche Nachricht gewartet.

Schnell ging er in den nächsten Hauseingang. Dort zog er seinen Hut aus, legte ihn auf die Briefkästen, die an der Wand hingen, um den Eingang dann schnell wieder zu verlassen. Sehsüchtig wartete er auf ein weiteres Vibrieren aus seiner Tasche. Doch das ließ auf sich warten. Inzwischen wanderten seine Mundwinkel wieder nach unten. Es war so heiß. Kaum spürte er das sehnsüchtig erwartete Brummen, als er das Telefon auch schon in der Hand hielt. Wie vom Blitz getroffen stürzte er ins nächste Kaufhaus, das da wie gerufen an der Strasse stand. Er ging direkt in die Umkleidekabine. Zog seinen Mantel aus und ging. Eine Verkäuferin rief ihm nach, er habe wohl etwas vergessen. Doch er reagierte nicht darauf, verließ fast fluchtartig die Räume.

Wieder auf der Strasse hatte er das Gefühl nun freier Atmen zu können. Da vibrierte sein Handy erneut. Erfreut lass er die neue Nachricht. Stürzte erneut in den nächsten Hauseingang. Dort ließ er seine Hose zurück. Nur mit Shorts und Hemd konnte er die Sonne fast genießen. Inzwischen wußte er kaum noch, wo er war.

Ein neues Vibrieren ließ ihn in einen Park gehen. Dort zog er Schuhe und Strümpfe aus, kühlte seine Füße im Brunnen und ging dann davon. Ein Obdachloser, der später vorbei kam, war hocherfreut.

Wie weit sollte er noch laufen? Inzwischen ließ er schon fast die Stadt hinter sich. Die neue Nachricht ließ ihn erschauern und in eine Laubenkolonie einbiegen. Dort zog er sein Hamd aus und hängte es ans nächste Gartentürchen. Nur noch in Shorts mit dem Handy in der Hand trat er hinaus auf die Strasse.

Langsam wurden seine Füße wund so auf dem Pflaster. Teilweise war der Belag des Weges schon sehr heiß. Wie lange sollte es so weiter gehen? Die nächste Nachricht lass er deshalb auch nur zögernd. Doch er atmete erleichtert auf, als er sie dann gelesen hatte.

Nirgends kehrte er mehr ein. Folgte nun scheinbar wie ferngesteuert dem Weg, schlug Haken, bog mehrmals um Ecken. Dann blieb er erstaunt stehen. Sein Ziel vor Augen.

Welch eine Überraschung! Der Eingang zu seinem Garten strahlte in wunderschönem blau. Solange schon hatte er sich das gewünscht. Aus der einfachen war 007 geworden. Deshalb hatte seine Frau ihn am Morgen auf diese seltsame Entkleidungstour geschickt, um ihm seinen Traum zu erfüllen. Das war doch mal ein schönes Geschenk. Da brummte sein Handy erneut.

"Wo bleibst Du? Komm rein und lasse bitte die Shorts vor der Tür......"
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
15.08.2019
Poeti hat mal wieder seinen Text zu diesem Bild verbummelt, dass er bei einem Besuch auf der Pfauen-Insel in Berlin aufgenommen hat ....



*******rse Mann
2.314 Beiträge
Wenn du fliegen willst
Dann breite dich aus
Deinen Hunger stillst
Du nur im eignen Haus
Fesch war er schon, der Cousin Fredi, die Mädels waren hinter ihm her wie verrückt und jede, auf der seine seelenvollen braunen Augen länger als unbedingt notwendig zu ruhen schienen, lief danach tagelang durch das Städtchen als habe er sie tatsächlich geküßt oder ihr gar etwas versprochen.

Cousin Fredi seinerseits wußte sehr genau, wie weibliche Wesen, denen ein Mann was versprochen hatte, sich gebärden konnten. Seine Schwester Jadwiga pflegte seit geraumer Zeit den Abendbrottisch nicht nur mit selbstgebastelten Serviettenringen sondern auch mit in epischer Breite dargebrachten Schilderungen ihrer amourösen Abenteuer aufzubereiten. Es war die Rede von heimlichen Treffen hinter dem Kramerladen, von heißen Knutschereien an St. Patrick's Day und gar von Verabredungen mit Jungs im Nachbardorf.

Der Vater glänzte meist durch Abwesenheit, den Göttern sei Dank, und das sorgenvolle Gesicht der Mutter konnte auch durch die wildesten Geschichten, trotz des Wissens darum, daß sie höchstwahrscheinlich sowieso zum Großteil erfunden waren, nicht mehr sorgenvoller werden als es sowieso schon war.

Dabei war alles tatsächlich ausgesprochen harmlos - bis Jadwiga auf Herrn Hangholm traf. Wie genau sie ihn kennengelernt hatte kam nie zur Sprache, und Fredi, damals bereits erwachsene 14 Jahre alt, konnte absolut nicht begreifen, was die Schwester an dem kuriosen Typen fand. Herr Hangholm war Amerikaner, daher hieß er so komisch, und wohnte, ein nicht wettzumachender Vorteil gegenüber den Jungs in Jadwigas Alter, in einem eigenen Haus. Sturmfreie Bude, sozusagen. Das Haus stand alleine, keins dieser üblichen Reihenhäuser mit handtuchgroßem Vorgarten und einer Ansammlung rostiger Geräten im Hinterhof, nein, es besaß einen wunderschönen großen Garten in dem Rosenbüsche wuchsen, Schmetterlinge tanzten, Bienen surrten und die Idylle nur ab und an vom heiseren Schrei der Pfaue durchbrochen wurde. Ja, Herr Hangholm hatte Pfaue im Garten. Drei kleinere, unscheinbare braune Weibchen und zwei prächtige, in sämtlichen Blautönen schillernde Männchen.

Böse Zungen spotteten, es sei ein Wunder, daß Herr Hangholm andere männliche Wesen in seiner Nähe duldeten, doch kein Gerede der Welt konnte Jadwiga davon abhalten, sich ihrerseits in die gefährliche Nähe des Amerikaners zu begeben, mit ihm ausgedehnte Landpartien zu unternehmen und sich auf Abendgesellschaften neben ihm im hochgeschlossenen Kleid zu bewegen wie eine Dame.

Die einstmals begeisterten Schilderungen am Abendbrottisch waren ausweichenden Andeutungen gewichen, behutsames Nachfragen der Mutter wurde lediglich mit verschämtem Erröten und zitternden Händen quittiert an deren einem Finger nun ein klobiger Ring zu bewundern war. Auch Fredi wurde nicht mehr ins Vertrauen gezogen - zwar konnte er ihr heimlich bis zu Herrn Hangholms Haus folgen, doch was sie dort drinnen trieb blieb ihm trotz heroischer Anstrengungen stets verborgen, blickdichte Vorhänge verbargen solidarisch jegliches Geschehen innerhalb der Hangholmschen Mauern vor etwaigen neugierigen Blicken aus nußbraunen Bubenaugen.

So ging der Sommer munter dahin, es wurde Herbst, die Blätter fielen nach und nach von den Bäumen, die Pfauen ließen sich nur mehr selten blicken, und eines Tages war Herr Hangholm einfach verschwunden. Jadwiga sperrte sich für zwei Tage in ihrem Zimmer ein, erschien danach wieder am Abendbrottisch, zwar mit roten Augen aber gefaßt, und nach wie vor nicht bereit, sich in irgendeiner Weise zu den Vorgängen im Hause Hangholm zu äußern.
Die Pfauen wurden vom RSPCA in den Tiergarten der nächsten größeren Stadt verbracht und das Haus schien während der folgenden Jahre immer mehr zu schrumpfen, als ob Mutter Erde den Mauern ihre Bedeutung entzöge und sie daher geschwächt immer tiefer in den Boden hineinsänken.

Und dann wurden auf einmal dieses Skelett im Wald ausgebuddelt. Ganz klassisch, vom Hund eines Spaziergängers, einem Sommerfrischler, der während seines Urlaubs das Cottage oben am Waldrand gemietet hatte. Der lokale Police Constable befragte alle und jeden, der Sommerfrischler reiste mit bleichen Wangen ab und nur Fredi sah das befriedigte Blitzen in Jadwigas Augen als das Verfahren nach zugegebenermaßen eher oberflächlichen Untersuchungen eingestellt wurde. Gewaltanwendung konnte oder wollte nicht wirklich nachgewiesen werden, schließlich handelte es sich lediglich um einen Amerikaner, den sowieso niemand vermißte.

Seither war Fredi äußerst vorsichtig im Umgang mit den Damen und ließ seine sommerbraunen Augen niemals länger als unbedingt notwendig auf einem weiblichen Wesen ruhen, stets bedacht darauf, daß sie niemals die Idee bekommen sollte, er hätte einer von ihnen etwas versprechen wollen ...
********raum Paar
11.473 Beiträge
Vor Jahren im private türkisch Unterricht. Schreibe einen Text aus den Wörtern die Du schon kennst.

Das Ergebnis:

Mavi kuş uçar.
Denizin üzerinde uçun.
Sevgilime uç.
Ona benden bir selam ver.
Küçük mavi kuşu uçur.

Auf Deutsch:

Flieg blauer Vogel.
Flieg übers Meer.
Flieg zu meinem Geliebten.
Bring ihm einen Gruß von mir.
Flieg kleiner blauer Vogel.

Aber ob dieser Vogel hier für den Ausflug taugt? Flügellahm.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Das ist ja schön!

Ich habe zwar auch eine Zeitlang Türkisch gelernt, aber so ein reizendes Gedicht, das sich auch gut als Liedtext eignen würde, wäre mir nicht möglich.

Ganz großes Kompliment! *spitze*
********raum Paar
11.473 Beiträge
Zitat von **********gosto:
Das ist ja schön!

Ich habe zwar auch eine Zeitlang Türkisch gelernt, aber so ein reizendes Gedicht, das sich auch gut als Liedtext eignen würde, wäre mir nicht möglich.

Ganz großes Kompliment! *spitze*

Ich könnte es heute auch nicht mehr. *zwinker* Zum Glück habe ich es noch auf einem Zettel hier liegen.
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
10.10.2019
Poeti hat mal wieder den Text verbummelt.
Könnt ihr ihm aushelfen?



*******rse Mann
2.314 Beiträge
De Zoch kütt

Er kütt nich mehr
Er steht
Wat kütt
Imma verjeht

Ich steh vor ihm
Un denk
Wat steht
Is unjelenk

Et rostet hin
Un stirbt
Un jeht
Denn et verdirbt
Als ich gestern Abend nach der Arbeit am Reumannplatz von der U-Bahn hochkam, sah ich dieses kleine blaue Männchen auf einer der Bänke beim Amalienbad sitzen. Jetzt sind wir es in Wien ja durchaus gewöhnt, daß am Reumannplatz alle möglichen Gestalten umeinanderhocken, aber ein kleines, komplett blau gefärbtes Männchen?

Es saß ganz ruhig mit geschlossenen Augen da, bewegte lediglich leicht den Oberkörper vor und zurück, so daß ich mir dachte er braucht vielleicht Hilfe … und näherte mich der Bank auf der er saß.

Noch bevor ich ihn erreicht hatte, öffnete er die Augen und sah mich grantig an.
‘Wieso,’ fragte er mit dumpfer, hallender Stimme, die so garnicht zu seinem Aussehen paßte, ‘kannst du mich sehen???’.
‘Öh,’ antwortete ich verdutzt, ‘ich seh dich halt. Warum jetzt auch nicht???’
‘Weil ich mir SO eine Mühe gegeben hab, unsichtbar zu werden!’ schnaubte er empört.

‘Na, da bist ja am richtigen Platz mein ich mal,’ grinste ich. ‘Hier schaut dich niemand zweimal an, vielzuviele abgefahrene Leute, da fallst so schnell ned auf. Aber hör mal, warum wolltest du ausgerechnet heute unsichtbar sein? Willst eine Bank machen?’

‘Schmarrn, Geld bedeutet mir nichts, Erdling! Ich bin hergekommen weil ich einen Menschen mit einer strahlenden, unschuldigen Seele suche.’
‘Ha, ausgerechnet hier??? Hast schon einmal auf der Neugeborenenstation vom AKH nachg’schaut?’
‘Ich sagte ich suche einen MENSCHEN, kein rotgesichtiges, brüllendes Monster’.

Na hey, a man after my own heart! Da mußte ich doch helfend beispringen! Oder?
Nur - wie würden wir unter den tausenden von Leuten die hier umeinanderwimmelten, herausfinden können, wer, wenn überhaupt, nun so eine strahlende, unschuldige Seele hatte?
Der Inder mit dem riesigen Turban, der drüben bei der Straßenbahnhaltestelle seine Zeitungen verkaufte? Eine der alten Frauen die vorsichtig die Stufen des Amalienbades herunterkamen, die müde Schwarze mit dem roten Turban die aus der 67-Bim gestiegen kam?

In diesem Moment bog ein gebeugt gehender alter Mann um die Ecke, sein langes graues Haar wehte im Winde und ebenso sein Bart, er kam mit einem kleinen Wagerl um die Ecke gerattert, auf seiner Schulter saß ein Papagei und im Wagerl schob er ein winziges Lämmchen.
Ich konnte meine Augen nicht von dem Mann lösen, irgendwie kam er mir bekannt vor …
Er wiederum starrte wortlos zurück, sein Blick hatte fast schon etwas Herausforderndes, als ob er sagen wollte: Na komm, mach was dagegen!!

‘Was ist denn das für ein niedliches Lämmchen?’ fragte ich betont harmlos, als das seltsame Gespann an unserer Bank vorbeizog.

‘Hab ich aus Pötzleinsdorf geholt,’ murmelte der alte Mann. ‘Die Arschlöcher hättens glatt verrecken lassen. Das arme Viecherl ist von der eigenen Mutter verstoßen worden und die blöde Funzn die dort Aufsicht macht war nicht in der Lage, dem Tierarzt am Telefon die Situation verständlich zu erklären. Der hat nix kapiert und meinte nur: Das Lamm muß zur Mutter, trinken - und hat ihr wieder aufgehängt. Daß die Mutter ja grad die ist, die es nicht nur wegstößt wenn es trinken will sondern es auch noch extra auf den Boden haut und gegen die Futterkrippe stößt, hat er nicht kapiert. Also bin ich über den Zaun und habs einfach mitgenommen. Hab ja noch Flascherln daheim von die Enkerln.’

Ich war sprachlos. Naja, fast …
‘Pötzleinsdorf? Der Park? Der Streichelzoo da beim Eingang? Du hast einfach das Lämmchen geklaut?’

‘Ich hab ihm das Leben gerettet Oida! Mußte mitansehen wie die Mutter das Tierchen mißhandelt und alle stehen nur rum, schaun blöd, und keiner tut was! Ein neugeborenes Lämmchen so umeinanderzuhauen, und immer wieder ist es aufgestanden und auf zitternden Beinchen auf die Mutter zugegangen, und immer wieder hat sie es weggestoßen, an die Wand gedrückt, sogar mit dem Maul aufgenommen und auf den Boden gehaut! Das war nicht mehr zum Mitanschaun, da mußte ich doch was tun!!!’

‘Ah, äh, ja eh, klar, doch, also du bist wirklich voll der Held, ehrlich, Wahnsinn. Und du willst es jetzt echt die ganze Nacht mit der Flasche füttern?’

‘Naa, zuerst muß ich noch bissl was zammschnorren für die Milch, hab ja nix mehr daheim und kein Geld mehr für den Monat … du hast ned zufällig ein bissl Kleingeld übrig???’
‘Klar, logisch!’ Ich griff tief ins Portemonnaie: ‘Hier, guter Mann, ich hoffe das langt bis zum Ende der Woche?’

Der Alte blickte gerührt auf den Schein, den ich ihm hinhielt, und zum ersten Mal sah ich ein Lächeln auf seinen müden Zügen erblühen.
‘Das ist wirklich sehr großzügig von dir Chef, vielen Dank, küß die Hand Herr Baron! Das machts um einiges leichter, nun kann ich gleich einkaufen gehen und meinen kleinen Freund hier füttern, und all die anderen die daheim schon warten …’

‘Du hast noch mehr Schafe daheim?’ fragte ich in das Kreischen der vorbeifahrenden Straßenbahn hinein.
‘LORA,’ unterbrach der Papagei unsere Unterhaltung, ‘Give us a kiss, LORA’.
‘Keine Schafe,’ erklärte der seltsame Alte. Ein paar Viecherln halt die mir so begegnet sind und die Hilfe brauchten.’

‘Na, wenn DAS kein Mensch mit einer strahlenden, unschuldigen Seele ist!’ dröhnte mein kleiner blauer Freund hinter mir.
‘Pfah, Oida!’ erschrak mein graubärtiger Freund, ‘was war das denn???’

‘Ich bin sehr erfreut, daß ich offenbar doch für JEMANDEN hier unsichtbar bin’ rief das blaue Männchen fröhlich.

Der alte Mann blickte verwirrt hinter mich, wo die Stimme herkam, aber konnte offenbar tatsächlich niemanden sehen.

‘Nun …’ setzte ich zu einer Erklärung an, als ich auch schon unterbrochen wurde …
‘Ich bin hierhergekommen,’ sprach das blaue Männchen weiter, ‘um einen Menschen mit einer wirklich strahlenden Seele zu finden, weil wir gewisse Probleme auf unserem Planeten haben, und da hab ich mir gedacht ok, mußt was machen … und es schaut ganz so aus, als ob ich mein Ziel bereits erreicht hätte. Hör mal Graubart, magst mit mir im Raumschiff mitfahren? Deinen Zoo können wir gerne mitnehmen. Unser großzügiger Bekannter hier geht mal rasch zum Billa vor und holt uns eine Ziegenmilch und einen Babysauger damit das arme Lämmchen nicht noch verendet bevor wir fertiggeredet haben, und wir beide unterhalten uns mal eine Runde, ok?’

Graubart guckte verdattert aus der Wäsche.

‘Bist du deppert, hab ich grad einen flashback’ murmelte er, ‘wo des locker 30 Jahre her is, daß ich den letzten Trip geschmissen hab. Stell dir vor, ich bin grad zu einer Fahrt im Raumschiff eingeladen worden, wie damals in meiner Jugend … ich hatte da diesen Freund, der war ein bissl daneben und immer wenn er eing’raucht war hat er von Raumschiffen phantasiert …’

‘Du, das waren keine Hallus,’ beruhigte ich ihn, ‘der Typ ist echt. Nur, ich glaub außer mir kann den niemand sehen. Und er hat recht, ich geh mal rasch was zum Trinken holen, für uns und für dein Lämmchen, und du hockst dich mal hier aufs Bankerl, keine Angst, er tut nix, also hoffe ich jedenfalls …’ und schon stob ich davon, Richtung Favoritenstraße, zum nächsten Supermarkt.

Wie ich wieder zurückkam, saß Graubart mit einem seligen Grinsen auf der Bank, neben ihm mein kleiner blauer Bekannter, und die beiden schienen sich prächtig zu unterhalten, völlig unberührt vom stetigen Passantenstrom der keine zwei Meter von ihnen kontinuierlich weiterfloß, vom Dröhnen der Busse, Klingeln der Straßenbahnen und Streitereien der nicht immer ganz nüchternen Menschen die den Platz meistenteils belebten.

‘Äh, hallo dann, ich hätt die Milch dabei, für das Tschapperl …’ brachte ich mich zaghaft in Erinnerung. Die beiden blickten auf, Graubart nahm dankbar meine Offerte an und begann in aller Ruhe, das Lämmchen zu füttern. Zuerst schien es als ob es bereits zu schwach wäre, am Sauger zu nuckeln, vielleicht hat es ihm auch einfach nicht geschmeckt, pasteurisierte Milch und so, aber dann, zu unserer großen Freude, saugte es mit Behagen am Fläschchen und kriegte es in Nullkommanix leer. Wir grinsten uns erleichtert an, im Glück vereint, eine große, glückliche Familie.

‘Sag mal,’ hub ich an, ‘wo wohnst du eigentlich? Ich mein, wenn du soviele Tiere hast, das geht sich in einer Gemeindebauwohnung doch nicht aus. Und reich scheinst nicht zu sein, wie … also ich mein …’

Graubart schmunzelte vor sich hin: ‘Wennst es wissen willst, dann komm mit, es ist eh nicht weit von hier. Bier und Wurstsemmerl hast ja dabei wie ich sehe, kannst da ins Wagerl stellen, gemma gemma!’

Eigentlich hatte ich ja gedacht, mich in Wien halbwegs auszukennen, aber sobald wir von der Quellenstraße abgebogen waren, hatte ich bald völlig die Orientierung verloren. Waren wir nun in Richtung Geiselberg unterwegs oder Arsenal, oder Ostbahn, ich habs nimmer blickt … wollte auch nicht fragen, das Rattern des Wagerls war eh so laut und naja, ich dachte es geht mich ja auch nix an und ich werd’s ja sehen … die Gegend war grau und trostlos, wie das in Wien halt oft einmal der Fall ist, im Hintergrund ratterten Güterzüge … wir querten eine völlig verlassene Seitengasse … und standen plötzlich vor einem Bauzaun.

‘Ja und jetzt?’ fragte ich entgeistert. ‘Wollen wir da etwa drüberklettern oder was?’
‘Na sicher ned,’ entgegnete Graubart, ‘des hammer uns schon dementsprechend eing’richtet. Komm, pack mit an!’

Erst jetzt bemerkte ich, daß die Kette nur auf den ersten Blick so ausschaute, als würde sie die Zaunteile fix miteinander verbinden. Graubart dröselte sie in Nullkommanix auf und ich half ihm, das Zaunteil soweit auf die Seite zu schieben, daß wir mit dem Wagerl bequem durchpaßten.

‘Sag, und das machst du jeden Tag? Ist das nicht ein bissl anstrengend in deinem Alter?’ fragte ich besorgt.

‘Siehste,’, boomte unser kleiner unsichtbarer Freund von hinten, ‘noch ein Grund mehr, mit mir am Raumschiff mitzufahren. Bei uns hat er es bequem, muß sich um nix kümmern, Schlaraffenland sozusagen.’

Während die beiden sich noch ein bissl keppelten, der Papagei fröhlich dazuwischenkrähte und ich nur irgendwas von Kohlsuppe und Nano nano mitbekam, was auch immer das bedeuten mochte, bogen wir um die Ecke und standen auf einmal mitten in einem kleinen Paradies. Zumindest optisch. Ein uralter, verlassener Zug stand auf einem fast schon völlig versunkenen Nebengleis, an den Fenstern der ehemaligen Waggons hingen Gardinen, außen prangte nicht etwa die übliche wilde Graffiti-Schmiererei sondern wunderbar ausgeführte Gemälde wobei die beliebten Hippiefarben Türkis, violett und altrosa durchaus vorherrschten. Wäre im Hintergrund nicht das ständige Geratter vorbeifahrender Züge gewesen … ich hätte mich glatt an den Wagen des ‘Nichtrauchers’ aus Kästners fliegendem Klassenzimmer erinnert gefühlt. Nur eben, daß hier viele Wagen standen. Teils beschädigt, teils deutlich angerostet, aber alle mit Liebe zum Detail bemalt und hergerichtet. Ich war entzückt.

‘Und hier wohnst du? Mit deinen Tieren? Ganz alleine? Keine Punks oder so die nachts rumnerven? Echt jetzt?’ Ich konnte es kaum glauben. So ein Idyll mitten in der Stadt? Ok, bis auf den Lärm halt … aber die Tiere waren ja auch nicht grad leise, und es soll ja auch Menschen geben, die unter Autobahnbrücken wohnen, von daher …

‘Najo doch, ab und an hab ich schon ein bissl an unguten Besuch,’ meinte Graubart mit schmerzlich verzogener Miene, ‘grad in letzter Zeit … die Obdachlosigkeit nimmt halt immer mehr zu und die Leut breiten sich aus und grad die Jungen ham oft kan Genierer. Gruft is ned für an jeden, waßt eh, Josi is immer öfter überfüllt, da willst natürlich dein eigenes Platzerl ham …’

‘Ja genau’, meldete sich unser blauer Freund wieder zu Wort. ‘Deswegen nehm ich dich mit und du kannst mitsamt deinen Tieren bei uns noch ein paar Superjahre haben.’

‘Eh leiwand von dir Noah,’ warf Graubart ein, ‘und ich käm ja auch gerne, aber wie lange müssen wir denn da fliegen? Da sterben wir doch alle unterwegs bis wir mal ankommen. Bringt doch nix.’

‘Total falsch,’ erwiderte … Noah … ob er nun wirklich so hieß oder ob es nur ein Schmäh war … ‘aber es wird nicht lange dauern. Die Menschen gehen das mit der Raumfahrt nur völlig falsch an. Sie steigen in die Rakete und fahren damit als ob sie mit dem Auto führen oder dem Flugzeug flögen. Einfach gradaus von A nach B, innerhalb der ihnen bekannten Dimensionen. Und solange sich die Wissenschaftler vehement weigern, sich mit den Mystikern mal zusammenzusetzen, wird das auch so bleiben. So kommt ihr NIE viel weiter als bis zum Mond und daß da nix los is hat sich ja mittlerweile rumgesprochen. Nein, wir Extraterrestials wissen wie das geht. Seitlich. Nicht gradaus. Einfach seitlich. Also sorge dich nicht ehrwürdiger Greis, vertraue dich und deine Schutzbefohlenen einfach mir an, wennst magst kannst auch einen Vertrag haben, daß dir niemals ein Leid geschehen wird und wir dich nicht kreuzigen wollen oder in einen großen Kochtopf setzen. Wir brauchen einfach einen gesunden Schuß menschlicher Wärme auf unserem Planeten, es wird vielzuviel gerechnet dort, immer mehr Leute haben eine Plutimikationsvergiftung, das kann ja so nicht weitergehen. Idealerweise würd ich gern noch mehr Menschen wie dich mitnehmen, aber ganz ehrlich, ich bin schon total happy, dich getroffen zu haben. Und die Zeit drängt ein bissl, ganz ehrlich.’

‘Naja,’ meinte Graubart, während er sich bedächtig den Bart strich. ‘I kennat da so an odrahtn Musiker beim Wienerberg … sog amoi, hobts Fisch aa bei eich am Planetn?’
‘Wie bitte?’ fragte Noah verwirrt?
‘Ob ihr auch Fische habt. Teiche, Seen, Gewässer mit Fischen drin. Mein Freund angelt nämlich sehr gerne, und wenn er das bei euch auch … naja, ich könnt ihn doch mal fragen. Ja und Strom bräucht ma, wegen der Gitarre.’

‘Du kein Problem’, meinte Noah, ‘bei uns ist es eh nicht viel anders als hier, nur daß wir halt ein bissl anders ausschaun und, naja, die Plutimikationsvergiftung. Habts ihr übrigens auch, es heißt nur anders. Depression oder Burnout nennt man es hier. Is aber gradaus dasselbe. Willst ihn mal anrufen, deinen Freund? Ob er mitfahren mag?’

‘Ich triff eahm eh, nachher, am Wienerbergteich, bissl angeln, er hat an Schein, der darf das, und hernach die Beute lustig verspeisen, am offenen Feuer, also wenn’s wollts seids eing’ladn …'

Besagter Abend war dann nicht nur unglaublich lustig sondern so stark von menschlicher Wärme geprägt, daß mir die Tränen kamen, und das lag sicher nicht am Bier, ich kann schon was vertragen wenn’s wär. Hatte ich doch bisher die Menschen eher gemieden, war mir nun bei dem Gedanken, diese wunderbaren, gerade erst gewonnenen Freunde, bald im All verschwinden zu sehen, sehr, sehr schmerzlich ums Herz. Aber leider war ich halt kein Mensch mit einer strahlenden Seele und unschuldig schon zweimal nicht, und hatte daher keine Hoffnung, ebenfalls ins Raumschiff mit eingeladen zu werden.

Seither friste ich, hier auf der Erde zurückgelassen, mein einsames Dasein, entwickle mich weiter und versuche, mich so edel wie möglich zu verhalten. Was mir, solange niemand Lärm macht, auch schon ganz gut gelingt. Denn vielleicht, eines Tages, kommt der Noah zurück um auch mich abzuholen. Zumindest sag ich mir das immer wieder vor, wenn mir die Melancholie, sorry, die Plutimikationsvergiftung, zu sehr das Herz abdrücken möchte. Aber solang ich die hab, kann man mich halt nirgends brauchen, ich würd’s ja nur noch schlimmer machen. Also tapfer weiter auf dem eingeschlagenen Weg, am Ende wird alles gut, man muß nur fest dran glauben!
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
24.10.2019
Poeti hat mal wieder den Text verbummelt ....



*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
07.11.2019
Zu diesem Bild hat Poeti seinen angefertigten Text verbummelt .... könnt ihr ihm aushelfen?



********raum Paar
11.473 Beiträge
Aus den Gerichtsakten:

Es ist bewiesen, dass eine junge Frau mit Namen Rotkäppchen im vergangenen Herbst auf dem Weg zu ihrer Großmutter war.

Nach eigener Einlassung schritt sie sich mit sich zufrieden dahin im Korbchen trug sie eine Flasche Wein und einen Kuchen für ihre Großmutter und ihren Fund den sie im Wald gemacht hatte. Wie gemalt hätte der der Pilz ausgesehen. Nach und nach sei ihr dann die Idee gekommen ihrer Großmutter noch ein Omlett zu backen damit Diese wieder zu Kräften komme nach Ihrer langen, schweren Krankheit. So habe sie noch weitere Pilze gesammelt und diese zu dem bereits vorhandenen in ihren Korb gelegt. Bei der Großmutter angelangt habe diese im Bett gelegen und sie habe dann aus den vorhandenen Zutaten und ihren Pilzen ein gut gewürztes Omlett bereitet. Die Großmutter sei etwas seltsam gewesen und habe sich zunächst geziert den herzhaften Fladen zu essen. Heute gehe sie, Rotkäppchen, davon aus, dass die groß wirkenden Augen und Nase bereits ein Ziechen des bevorstehenden Todes gewesen seien. Tatsächlich habe die Großmutter kurz nach dem Verzehr des Omletts sich übergeben und sei kurz daraf verstorben.

Sie selbst habe dann ihren Liebsten, den Jäger eingeladen ihr zu helfen die Großmutter unter dem Rosenstrauß im Garten zu begraben. Dabei seien ihr weitere seltsame Veränderungen am Körper ihrer Großmutter aufgefallen, so sie sie am ganzen Körper behaart gewesen.

Da die Großmutter ihr bereits im Vorfeld versprochen habe, dass sie das Haus erben solle sei sie gleich dort geblieben mit dem Jägersmann. Da es aber zu zweit auf Dauer langweilig wurde luden die Beiden weitere Paare ein mit denen man dann eine gute Zeit verbracht habe. Seltsam sei nur, dass Alle irgendwann nach dem Verzehr ihrer Omletts welche sie aus getrockneten Pilzen, am Tag des Todes ihrer Großmutter gesammelt, gefertigt hatte verschwunden seien unter Zurücklassung ihres Hab und Guts.

Wer der Vater ihres Kindes sei welches sie im Bauch trage könne sie nicht sagen, habe sie doch immer ein sittsames Leben geführt und wisse das man doch nur als verheiratete Frau ein Kind bekommen könne.

Mehr könne sie zur Sache nicht sagen.

Die Gerichtsbarkeit geht davon aus, dass dem Mädchen durchaus bewußt war, dass es sich bei einem der Pilze um einen giftigen Fliegenpilz gehandelt hat. Diesen habe sie, wohldosiert, der Großmutter und ihren späteren Gästen verabreicht um sich deren Besitz an zu eignen. Der Tod des Jägers, welcher so dann auf ihre Spur führte, sei dagegen ein Unfall gewesen da der Mann von Gelüsten überwältigt die Reste eines Omletts gegessen hatte.

Rotkäppchen wird deshalb des heimtückischen Mordes angeklagt.
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
21.11.2019
Poeti hat wie immer seinen Text verbummelt, könnt ihr ihm helfen?



*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
05.12.2019
Poeti hofft auf einen Text zu diesem Bild ....



********raum Paar
11.473 Beiträge
Wo waren meine Gedanken? Weit weg auf jeden Fall.

So lief ich durch die Strassen im sanft fallenden Regen. Sehnte mich weg ans Ende des Regenbogens. Langsam gingen die Lichter an, glitzerten auf der nassen Strasse. Ein Ziel hatte ich immer noch nicht gefunden. Wußte nicht wohin mit mir und meiner Sehnsucht.

Da traf dieses besondere Glitzern mein Auge. Bevor ich es richtig wahr genommen hatte war es schon vorbei. Doch mein Gehirn hatte es registriert als besonders, schön, begehrenswert. Plötzlich war es mit der Träumerei vorbei. Also wandte ich mich um lief einige Schritte zurück versuchte das Glitzern wieder zu finden. Doch es schien hoffnungslos. Eine unverständliche Traurigkeit überfiel mich. Weiter zog ich die Bahnen, wollte schon aufgeben. Da war es. Plötzlich leichten Schrittes ging ich auf den schönen Schein zu. Da lag auf dem Boden dieser Anhänger.

So schön die Farben. Ein warmes Gefühl in der Brust verursachend. Erinnerung an Meer, Sonne und Wärme auslösend. Erinnerung an Kindheit, Glück und Geborgenheit. Zaghaft bückte ich mich und hob das Kleinod auf. Voll Sehnsucht betrachtete ich es. Wie traurig wäre ich wenn ich es verlieren würde. Wie traurig wäre wohl jetzt die wahre Besitzerin? Ich streichelte die glatte farbige Fläche, so glatt so warm fühlte es sich an schon nach der kurzen Zeit in meiner Hand. Ich wendete den Anhänger um mir die Rückseite zu betrachten. Dort fand ich eine zarte Gravur, kaum lesbar. Für G in Liebe P. Es traf mich wie ein Stich ins Herz. Nun hatte meine Wanderung ein Ziel gefunden.

Bald stand ich vor der Tür die ich so lange nicht durchschritten hatte. Sollte ich wirklich? Nach kurzem Zögern hab ich meine Hand drückte die Klingel und trat ein als Kurz darauf der Summer ertönte. Unsicher schaute mich die ältere Dame an, erkannte mich nicht. War doch auch viel Zeit vergangen, damals war ich ja fast noch ein Kind, kam nur noch selten zu ihr. Tante Gisela? Die Augen der Anderen blitzten auf, sie nannte mich beim Namen und öffnete ihre Arme um mich damit zu umfangen.

Hinein in die warme Wohnung zog sie mich, brachte mich in die Küche die sich nicht verändert zu haben schien in den Jahren. Kochte Tee und holte die Kekse die ich als Kind so gern gegessen hatte. Da war die Wärme die ich vermisst hatte, die Herzlichkeit, die bedinguslose Liebe. Bald saß Tante Gisela mir gegenübe, fragte mich wie das Leben mit mir umgegangen war. Staunte und ließ mir kaum Ziet sie zu fragen nach ihren Jahren. Doch dann erzählte auch sie. Lustige Begebenheiten von ihren Kindern, alles Tageskinder wie ich es gewesen war in der Schulzeit als Mama arbeiten musste und keine Zeit hatte. Sie war mehr Tante, Mutter gewesen als sonst jemand in meinem Leben und ihr Mann nahm mich als Tochter an. Dann kehrte Stille ein. Ich wagte kaum nach Onkel Peter zu fragen. Tante Gisela merkte das die Frage im Raum stand, hatte ich doch immer so eine besondere Bindung zu den Beiden gehabt bis der Wind des Lebens mich für Jahre vom Heimatort weg wehte. Leise erzählt Tante Gisela von seinem Tod vor nur wenigen Wochen. Mir kamen die Tränen zu spät war ich nach Hause zurück gekehrt. Wir hielten uns im Arm und weinten gemeinsam. Dann griff ich in meine Tasche zog das gefundene Kleinod hervor. Meine Erinnerung hatte mich nicht getrogen. Tante Gisela war sprachlos, weinte, dann berichtete sie mir, dass sie den Anhänger wenige Tage nach Onkel Peters Tod verloren hatte. Nun hatte mich diese Liebesgabe von ihm mich zu ihr zurück geführt.

Noch lange saßen wir zusammen und Tante Gisela war nun mein Ziel wenn ich mich in der alten Heimatstadt einsam fühlte. Wir hatten uns wieder gefunden.
*******inde Frau
42.289 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
19.12.2019
Poeti hat mal wieder den Text verbummelt, diesmal zu diesem Bild ....


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