Hi Luccio !
Ich diariiere seit 2012. Angefangen damit habe ich, weil ich damals unter extremen Schmerzen litt und das Tramal ("Tramadol") mein Arbeitsgedächtnis total "zerschossen" hatte. Ich wußte buchstäblich mittags nicht mehr, was ich zum frühstück gegessen hatte und auch alles davor war weg: ganze Tage fehlten ...
Aber schon im Sommer 2012 ist das Tagebuch zum Instrument meiner Selbstanalyse geworden ... ist es noch heute.
Ein paar Gedanken dazu:
Tagebuchschreiben halte ich auf jeden Fall für eine gute Sache. Denn es ist so: ein paar kurze Notizen vom Tag reichen aus, um noch viel mehr von dem Tag wieder zu Bewußtsein zu rufen, wenn man "nach Jahr und Tag" wieder nachblättert. Es ist also wirklich eine Stütze für das Gedächtnis und hilft, die eigene Geschichte im Griff zu behalten. Ausserdem entlastet das Tagebuch, vor allem, wenn man es abends führt. Man schreibt die Dinge auf, die einem Tagsüber begegnet sind - ob in der Aussenwelt oder in der "Welt im Kopf". Damit verarbeitet man sie und sie verfolgen einen nicht mehr so arg. Das Tagebuch ist ein gutes Schlafmittel. Leider bin ich selbst auf den Trip gekommen, frühmorgens im Bett zu tagebuchen ... da muß ich mal wieder runter von.
Deswegen sehe ich auch Deine Beschränkung auf die Winterzeit etwas "kritisch". Auch weil man Tagebuch schreiben erst mal lernen, sich daran gewöhnen muß. Das dauert einige Wochen und Monate. Also solltest Du vielleicht nicht unbedingt schon wieder damit aufhören wollen, wenn Du grade erst "reingekommen" bist.
Und ich würde von Hand zu Fuß in eine Kladde schreiben - man ist "näher drann" und schreibt langsamer, überlegter, weil es kein copy&paste gibt, kein "entf" und kein "einf". Es kommt nicht drauf an, viel zu schreiben, ausgefeilt zu schreiben. Das kann man, wenn man will. Ein paar Stichworte "Tagebuchnotizen" reichen aber auch völlig aus.
Für den Anfang empfiehlt sich eine feste Struktur, von der man sich lösen kann, wenn man "drinn" ist: Womit hat man den Tag verbracht ? Was hat man gegessen, getrunken ? Die Wege, die man gegangen ist, "erledigt" hat. Posteingang und Postausgang. Das Wetter, der Hund, Begegnungen, Lektüre, Geschreibsel - und natürlich für unsereinen: Sex. Vom Pornogucken und Wichsen bis zur Orgie im Club oder im Pornokino. Kam es gut, mässig, mies ? Und warum war es so ? Gab's was Besonderes ?
Gedanken: woran dachte man, an wen. Was begrübelte man, Entscheidungen, Vorhaben, Ideen, "Projekte". "Heute will ich endlich mal das Klo putzen!" - Wenn das morgens ins Tagebuch geschrieben wird, kann man sich viel weniger drum rumdrücken und deswegen schreibe ich sowas erst garnicht rein ...
Und wenn Du das Tagebuch benutzen willst, um mit früheren Begegnungen "abzurechnen" - dann kannst Du "Briefe in die Vergangenheit" schreiben - im Tagebuch oder einer separaten Kladde.
Wichtig ist noch: beim Schlafen - ob beim Mittagsschläfchen oder in der Nacht - muß das Tagebuch neben der Schlafstelle liegen. Mit Stift, Brille, Licht in Greifweite. Träume muß man wirklich sofort aufschreiben. Der Weg zum Lichtschalter oder das Suchen nach der Lesebrille kann schon ausreichen - und der Traum ist wieder weg !
LG
Niki