Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
JOY-Biker
3242 Mitglieder
zur Gruppe
JOY-Angels
28 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Der Engel der Hudson Bay

**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Der Engel der Hudson Bay
Ein Lagerfeuer in der winterlichen Weite Kanadas. Einen umgekippten Schlitten im Rücken, der ihnen als Windschutz dient, sitzen drei Gestalten auf Rentierfellen, die Hände an ihren Kaffeebechern wärmend. Ein gutes Dutzend Schlittenhunde, jeder in seiner Schlafkuhle, haben sich im Schnee zusammengerollt.

Luccio
Kennst du die Geschichte von Maud Watt, Zwei-Biber? Ich hab
gelesen, dass sie mit ihrem Mann James, einem Angestellten der
Hudson Bay Company, als erste weiße Frau ganz Labrador der Länge nach durchquert hat, tausend Kilometer im tiefsten Winter!

Zwei-Biber
Jeder hier im Land kennt Mama Watt. Wir Cree-Indianer haben sie
sehr verehrt. Sie wurde über neunzig Jahre alt. Als ihr Mann James gestorben war, hat sie eine Bäckerei eröffnet und das wohl beste Brot gebacken, das hier im Grand Nord zu bekommen war.

Tati
Sie kam aus einer großen Familie von Franko-Iren, heißt es im Reiseführer, und wuchs mit dreizehn Geschwistern und unter Indianerkindern auf. Und außer Haushaltsführung hat sie schon früh Fischen und Jagen gelernt, und Schlittenhunde lenken.

Zwei-Biber
Mein Großvater hat sie gut gekannt und schwärmte wohl ein wenig für sie. Sie war sehr hübsch und eine tatkräftige und resolute Frau. Ihr Mann James musste lange Jahre um sie werben, ihr Vater wollte keinen Protestanten in der katholischen Familie.

Luccio
Aber den Namen Engel der Hudson Bay hat sie doch nicht für ihre Schönheit bekommen, oder? Hing das nicht mit ihrem Einsatz für die Biber zusammen? Die Biberfelle waren doch, soweit ich weiß, der wichtigste Exportartikel. Wie war das denn genau, Zwei-Biber?

Zwei-Biber
Mein Großvater fand damals, so hat er mir erzählt, mit einem Freund zusammen ein Biberpärchen. Die Jagd war schlecht und meine Leute sind damals oft mit leeren Händen zur Station der HBC gekommen. Und Maud hat ihm die Biber lebend abgekauft.

Tati
Du meinst, sie hat dafür gesorgt, dass dieses Biberpärchen nicht abgeschossen wurde und sich vermehren konnte, ungestört?
War denn mit diesem einen Paar der Fortbestand der Tiere schon gesichert? Das kommt mir ziemlich unwahrscheinlich vor!

Zwei-Biber
Sie haben Hunderte von Biberpärchen im Lauf der Jahre von meinen Leuten abgekauft, Maud und ihr Mann. Der Tierbestand hat sich erholt, und Maud wurde von der Provinzregierung in Quebec zum ersten weiblichen Wildhüter Kanadas ernannt.

Luccio
So hat sie die Lebensgrundlage deiner Leute gesichert, und mich wundert nicht, dass sie sie so verehrten. Doch mir gefällt am meisten an ihr die Abenteuerlust und Freude an weiten Reisen durch dieses Land, das wir mit deiner Hilfe erkunden durften.

© luccioladagosto

Quellen:

http://ici.radio-canada.ca/e … ie/document.asp?idDoc=141014

Kurt Lütgen, Wagnis und Weite. Arena-Verlag 1969
********er67 Frau
109 Beiträge
Küchenträume...
Da sitz ich hier in meiner Küche, die Füße gemütlich auf dem Stuhl gegenüber und lese mich nach Kanada...ans Lagerfeuer...statt Kaffeebecher steht ein Glas Wein vor mir und Hunde keine weit und breit...
aber, wenn ich die Augen schließe, kann ich sie leise knurren und schnurren hören und den Widerschein der Flammen an der Zimmerdecke erahnen...
Schöne Geschichte!
*hutab*
Fototour durch den Schloßpark. Das Bild wurde von @mariediv gemacht.
*******2001 Mann
802 Beiträge
Jack London ...
... hätte gewiss seine helle Freude an diesem Gespräch gehabt, obwohl er Alaska und nicht den kalten Nordosten des Kontinents für seine Stories bevorzugte. Ein viel wichtigerer Unterschied scheint mir indes, dass diese Lagerfeuerromanze von einer Frau berichtet, die ihr Leben dem Schutz der Natur und ihrer Artenvielfalt gewidmet hat und Jack London uns von der Zerstörung weiter Teile Alaskas durch den Goldrausch berichtete.
Danke für diese andere Perspektive.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.