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Dichter des Monats 12/2018

Wer soll euer(e) DichterIn/SchriftstellerIn des Monats Dezember sein?

Umfrage beendet
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Dichter des Monats 12/2018
Um euch mehr Zeit zu geben, hier die Liste zur Abstimmung
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Wer sich noch nicht ...
... für einen Dichter des Monats Dezember entscheiden konnte - heute ist der letzte Tag der Abstimmung.

Werft euer Herz über die Hürde und springt hinterher! 😊
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Es ist entschieden!
Laura Mancinelli hat einen ehrenvollen dritten Platz erreicht, Theodor Fontane den respektablen zweiten, und Rainer Maria Rilke hat das Rennen gemacht!

Danke für eure Beteiligung! 💐 Der Monat Dezember wird also ganz im Zeichen des wonderful Mr. Rilke stehen. Es ist natürlich schade, dass wir die anderen Kandidaten nicht ebenfalls mit unserer Aufmerksamkeit ehren können, aber sie werden nächstes Jahr ihre nächste Chance bekommen.

Also dann, freu mich auf RMR... 🤗
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Es bietet sich an ...
... das berühmte Herbstgedicht von Rilke, nicht so sehr, weil es so bekannt ist, sondern vielmehr, weil auch und gerade unser Sommer 2018 sehr groß war. Hier also zum Auftakt unseres Rilke-Monats:

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

aus: Das Buch der Bilder (1906)
*****one Frau
13.323 Beiträge
Gruppen-Mod 
RMR
einer meiner absoluten lieblingspoeten und ein grund gewesen, mit dem texten zu beginnen. das ist inzwischen über 50 jahre her...

etwas zum anhören- ein großartiges projekt!


**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Herbst
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

aus: Rilke, Gedichte

Auch wenn ich nicht gläubig bin und mehr an die Evolution als an einen Schöpfergott glaube, ist dieses Gedicht für mich eines der schönsten Herbstgedichte unseres DdM RMR.
*******eben Mann
534 Beiträge
Ich finde besonders diesen Gedichtzyklus von Rilke interessant. Hier die ersten drei Gedichte ... und nein, die haben wir NICHT in der Schule gelesen.

I

Auf einmal faßt die Rosenpflückerin
die volle Knospe seines Lebensgliedes,
und an dem Schreck des Unterschiedes
schwinden die linden Gärten in ihr hin.

II

Du hast mir, Sommer, der du plötzlich bist,
zum jähen Baum den Samen aufgezogen.
(innen Geräumige, fühl in dir den Bogen
der Nacht, in der er mündig ist.)
Nun hob er sich und wächst zum Firmament,
ein Spiegelbild das neben Bäumen steht.
O stürz ihn, daß er, umgedreht
in deinen Schoß, den Gegen-Himmel kennt,
in den er wirklich bäumt und ragt.
Gewagte Landschaft, wie sie Seherinnen
in Kugeln schauen. Jenes Innen
in das das Draußensein der Sterne jagt.
Dort tagt der Tod, der draußen nächtig scheint.
Und dort sind alle, welche waren,
mit allen Künftigen vereint
Und Scharen scharen sich um Scharen
wie es der Engel meint.

III

Mit unsern Blicken schließen wir den Kreis,
daß weiß in ihm wirre Spannung schmölze.
Schon richtet dein unwissendes Geheiß
die Säule auf in meinem Schamgehölze.

Von dir gestiftet steht des Gottes Bild
am leisen Kreuzweg unter meinem Kleide;
mein ganzer Körper heißt nach ihm. Wir beide
sind wie ein Gau darin der Zauber gilt.

Doch Hain zu sein und Himmel um die Herme
das ist an dir. Gieb nach. Damit
der freie Gott inmitten seiner Schwärme
aus der entzückt zerstörten Säule tritt.
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Die drei Gedichte sind sehr schön, aber nicht ganz leicht zu verstehen. Das Wort „Herme“ musste ich erst googeln. 😚

Und warum wir sie nicht in der Schule gelesen haben, ist klar, bei dem offensichtlich erotischen Kontext!

Besonders gefällt mir, dass sie mir unbekannt waren. Das macht sie erfrischend neu und besonders reizvoll. 💐
*******eben Mann
534 Beiträge
Ich bin auch weit entfernt, mir diese insgesamt sieben Gedichte innerlich erschlossen zu haben ... deswegen habe ich auch geschrieben, dass ich sie "interessant" finde. Ich bin mir manchmal unsicher, ob da versteckt etwas Patricharchales hereinspielt, mit dem ich weniger etwas anfangen könnte. Ist aber nur so ein unbestimmtes Gefühl ...

Sprachlich finde ich es meisterhaft.

Abgedruckt sind sie in der Insel-Ausgabe der Rilke-Gedichte ab S.1065. Ich kann gerne noch den Rest posten.
*****one Frau
13.323 Beiträge
Gruppen-Mod 
RMR...
und seine wortmalerei. ich gebe zu, dass ich in jungen jahren vieles nicht verstand. zum glück hatte ich großeltern/ urgroßeltern, die mit dem- wie ich es nannte" Altsprech"- etwas anfangen konnten.
über diesem text habe ich lange gebrütet und erst vor 30 jahren den sprachlichen zugang gefunden.

Mädchenmelancholie

Mir fällt ein junger Ritter ein
Fast wie ein alter Spruch.

Der kam. So kommt manchmal im Hain
Der große Sturm und hüllt dich ein.
Der ging. So läßt das Benedein
Der großen Glocken dich allein
Oft mitten im Gebet…
Dann willst du in die Stille schrein,
Und weinst doch nur ganz leis hinein
Tief in dein kühles Tuch.

Mir fällt ein junger Ritter ein,
Der weit in Waffen geht.

Sein Lächeln war so weich und fein:
Wie Glanz auf altem Elfenbein,
Wie Heimweh, wie ein Weihnachtsschnein
Im dunkeln Dorf, wie Türkisstein
Um den sich lauter Perlen reihn,
Wie Mondenschein
Auf einem lieben Buch.

RMR " Buch der Bilder"
*****one Frau
13.323 Beiträge
Gruppen-Mod 
eine episode...
am rande. fast jeder kennt den song: "Am Fenster" von der band CITY.
der text ist von Hildegard Maria Rauchfuss. ich habe die schriftstellerin anfang der 1980er jahre mal nach einer lesung getroffen und sie sagte uns: "...ohne RMR hätte meine Lyrik wohl eine ganz andere Richtung genommen..."
bei "Am Fenster" - finde ich- ist Rilke ganz nah;)


Am Fenster

Einmal wissen dieses bleibt für immer
Ist nicht Rausch der schon die Nacht verklagt
Ist nicht Farbenschmelz noch Kerzenschimmer
Von dem Grau des Morgens längst verjagt

Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich
Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen
Dran ein Nebel schwer vorüber strich

Einmal wirklich fassen und nie wieder
alles geben müssen, was man hält
Klagt ein Vogel? Ach, auch mein Gefieder
Näßt der Regen flieg ich durch die Welt

Hildegard Maria Rauchfuß

*******eben Mann
534 Beiträge
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir als eingefleischtem Westberliner weder Band noch Lied noch Autorin geläufig war. Heute zum äußerst wohlschmeckendem Mittagessen hat mir meine Freundin das Lied auf dem Plattenspieler vorgespielt.

Ja, der Text erinnert wirklich an Rilke und das Stück - gerade auch in der Longversion - ist sehr schön!
*****one Frau
13.323 Beiträge
Gruppen-Mod 
RMR...
erotisch...

Graue Liebesschlangen

Graue Liebesschlangen hab ich aus deinen
Achselhöhlen gescheucht. Wie auf heißen Steinen
liegen sie jetzt und verdauen Lust-Klumpen


Rainer Maria Rilke, 1915
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Was mich an Rilkes Leben besonders fasziniert, ist seine Beziehung zu Lou Andreas-Salomé. Sie lernten sich im Frühjahr 1897 in Berlin kennen.

Er war 21 Jahre alt, Lou, die er als mütterliche Geliebte überschwänglich verehrte, war 36. Sie war eine bekannte, weitgereiste Schriftstellerin und Psychoanalytikerin aus deutsch-russischer Familie. Er war mit literarisch noch recht anspruchslosen Gedichten und Erzählungen einigermaßen erfolgreich.

Auch sie war heftig verliebt, behielt aber, ihrem Wesen entsprechend, gleichzeitig die Kontrolle über sich und die Situation.

Sie machte ihn mit dem Denken Nietzsches bekannt und lenkte seine Aufmerksamkeit auf ihre Heimat Russland. Er lernte Russisch und begann, Turgenjew und Tolstoi im Original zu lesen.

Gemeinsam unternahmen sie zwei Reisen nach Russland. Aufgrund von Rilkes zunehmend labiler psychischer Verfassung beendete sie 1901 die Liebesbeziehung. Eine enge Freundschaft hielt aber bis zu Rilkes Tod im Jahre 1926 an.

Siegmund Freud erinnerte 1937 in seinem Nachruf auf Lou Andreas-Salomé daran, „dass sie dem großen, im Leben ziemlich hilflosen Dichter Rainer Maria Rilke zugleich Muse und sorgsame Mutter gewesen war.“

Quelle: Wikipedia
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Ich hatte die Idee, ein paar Worte von Rilke auf eins meiner Fotos zu schreiben.

Hier der erste Versuch...
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Dann dachte ich, der Dichtername müsse noch mit aufs Bild, damit klar ist, der Text ist nicht von mir.

Zweiter Versuch...
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Das „Gewoge“ hat mich zum Kornfeld geführt ...
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Noch ein schöner Gedanke ...
**********gosto Frau
16.056 Beiträge
Themenersteller 
Am Rande der Nacht
*******inde Frau
42.255 Beiträge
Gruppen-Mod 
Alle, die in Schönheit gehn,
werden in Schönheit auferstehn.
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