Der Mond
Der MondLeise ist der Wolf, der auf seinen Vorderläufen hockt, bereit zum Sprung. Das fahle Mondlicht fällt auf die Lichtung. Silhouetten, aus der Furchtsamkeit des Augenblicks geschält, säumen dein Inneres. Umgeben von Kronen tragenden Riesen, knurrt der Prinz der Nacht. Seine Jagd hat begonnen. Mit einem weiten Satz setzt er über den gefällten Baumstamm und richtet seinen Blick auf dich. Du bist hier in seinem Territorium, das hättest du wissen müssen.
Das Unterholz bricht mit jedem Schritt. Du hörst ihn, du siehst ihn. Er kommt dir näher. Seine gelben Augen stechen Punkte aus der Asche nebliger Nacht. Der Wind flüstert dir seinen Namen und stiehlt dir deine Worte von den Lippen. Halte dein Herz, halte dein Herz, ein Wolf kommt. Pulsierend, im Gleichklang mit der Erhabenheit von Verlorenen stehst du da. Tränen kriechen über deine Wangen, wie die Schlange durchs Paradies.
Du riechst das Leben das dich umgibt. Dein weißes Kleid wird schwarz. Deine Sonne wird zu seinem Mond. Kälte sickert in dein Herz. Die Zeit verliert ihre Bedeutung. Er reisst dir die Realität vom Leib und sieht dein Wesen. Du kannst nicht bestehen, seine Augen sehen zu tief. Du richtest deinen Blick auf den Mond. Die Schatten von Raben. Sie sind deine Begleiter, auf dem Weg in das magische Reich des Prinzen.
Ein Dolch tief empfundener Leidenschaft, du hältst ihn in der Hand. Der Wolf weiß wer du bist, er hat dich erwartet. Der letzte Sprung. Donner. Blitze zucken. Der Sturm treibt uns weiter. Immer weiter. Von einer Spitze zur Anderen. Wir werden Raben, wir werden Wölfe, wir werden Nacht. Wir werden Mond.