In diesem Jahr habe ich noch keinen längeren Urlaub gemacht, da wir erst wieder unseren reparierten Wohnwagen haben müssen. ABER: mein Freund und ich fahren sehr oft an Wochenenden zu Vorstellungen, Museen, Aufführungen, Events. Fotografieren kann ich nicht so gut - daher mal ein Bericht über Cavalluna....
Sie rennen ständig aufs Klo….
Sonnabend und keine Ahnung was wir unternehmen sollen – ich bin unentschlossen. Uwe macht den Vorschlag nach Erfurt zu fahren – Cavalluna wäre angesagt, aber ich denke wir sollten das Geld sparen, weil wir in einer Woche ein Event besuchen wollen, das auch Geld kostet……Uwe möchte mich einladen und ich lasse mich überreden. Cavalluna – es hört sich so toll an und es ist eigentlich aus Apassionata abgeleitet – also fahren wir. Denn die Bilder im Internet lassen meine Augen leuchten und Uwe will mir unbedingt eine Freude machen …..Er ist ein Goldstück! Den Rollstuhl nehmen wir mit, denn Uwe meint auch, dass wir dadurch vielleicht einen Vorteil haben.
Wir kommen in Erfurt an der Messe an und steuern direkt auf die Abendkasse zu. Die Dame hinter dem Schalter verneint, sie hätte keine zwei zusammenhängende Karten mehr – lediglich noch in der Kategorie für 100,00 Euro pro Platz. Das ist uns zu viel – Uwe fragt nach wo man mit einem Rollstuhl denn noch einen Platz haben könnte. „Ach, ein Rollstuhl? Dann brauchen Sie doch nur einen Sitz“ die Dame schaut noch einmal in den PC und meint dann….“naja, da hätte ich was, ich nehme das auf meine Kappe“ und tippt etwas in den PC, doch der Kartenautomat spuckt nichts aus. Sie versucht diesen Apparat zum Laufen zu bekommen, aber es funktioniert nicht – also tippt sie noch einmal etwas in ihr Gerät und endlich spuckt der Apparat eine Karte aus. Ich ziehe mich am Schalter hoch lege das Portemonnaie auf den Tresen. Doch die Dame meint ganz freundlich: „Weil Pfingsten ist, schenke ich Ihnen die Karte. Sie haben zwei Plätze – Nr. 1 und 2 – also da können Sie selbst auswählen wo Sie sitzen möchten“. Ich stecke mein Portemonnaie ein bedanke mich freundlich setze mich in den Rollstuhl und Uwe schiebt mich zum Einlass. Beim Kontrolleur bittet er darum, dass ich dort weiter stehen darf, bis er das Auto umgeparkt hat.
Nachdem er wieder erscheint schiebt er mich durch den Eingang in die Messehalle. Die Organisation ist hier beispielhaft: sofort erscheint eine Helferin, die Uwe und mich zu unseren Plätzen begleitet. Reihe 1 – ganz vorne mit bester Sicht. Wir sehen uns um – die Beleuchtung – auf dem Vorhang wird mittels Projektor ein Bild gezeigt. Die Arena gross und das Publikum ist voller Vorfreude. Erstaunlich viele Kinder sind anwesend – ob mit Großeltern oder Mama und Papa. Eine der Helferinnen kommt mit einer Dame, die einen Rollator schiebt und eigentlich einige Treppen überwinden müsste um zu ihrem Platz zu kommen. Aber auch hier die fürsorgliche Art einer Helferin – sie möchte versuchen, ob nicht Jemand einen Platz tauschen möchte. Wir haben zwei Plätze, aber brauchen nur einen für Uwe – ich habe ja meinen Rollstuhl. Also fragt Uwe ob er mich weiter nach vorne schieben darf, dann wäre ein Platz frei…..die Dame ist erfreut – alles ist zur Zufriedenheit geregelt.
Auf dem Arenenrund steht ein Tisch, ein junger Mann setzt sich auf einen davor stehenden Stuhl. Dann ertönt eine Stimme die den Anfang der Geschichte erzählt. Es ist eine Geschichte über das Wünschen – um in die Fantasiewelt einzutauchen. Denn wir leben alle in einer automatisierten Welt haben stets die Forderung im Kopf:“Du musst sagen, Du musst machen, Du musst denken...“ Und man hat nur ganz wenig Zeit sich zu fragen, was wünscht man sich wirklich?
Die erste Szene zeigt den jungen Mann (Tahin) der erst kürzlich in das Dorf gezogen ist, wie er sich entschliesst an einem Dorffest teil zunehmen. Er bemerkt eine junge schöne Frau, aber viel zu schüchtern, spricht er sie nicht an. Nach dem Fest hört er auf dem Heimweg eine Stimme die ihm den Weg in seine eigene Fantasie offenbart.
Die Szenen der Reiterspiele, die fantastischen jungen Mädchen auf den edlen Pferden – die Kostüme der fantasievollen Geschöpfe – die akrobatischen Leistungen – vor allem die Pferde: wundervolle Tiere alles ist stimmig und schlägt die Zuschauer in ihren Bann. Frenetischer Appflaus nach jedem Kunststück welches die Pferde mit Leichtigkeit darbieten.
Durch die Beleuchtung schillert das Fell der Rappen teilweise lila – die Schimmel erscheinen manchmal im gelben Farbton – manchmal leicht rötlich. Die Mähnen sind lang und sehr gepflegt als ob der Schweif erst kurz vor dem Auftritt entflochten ist so fällt er in Wellen herab.
In der Pause sitze ich bei Uwe und der Dame aus der ehemaligen DDR – sie wundert sich dass die Kinder ständig aufs Klo rennen müssen – dabei hat doch der Eintritt so viel Geld gekostet – Die Dame war bei der Reichsbahn beschäftigt und meinte: Man musste zwar die Fenster putzen, aber früher wäre alles besser gewesen.
lächel
Nach der Pause entdeckt Tahin auf dem Weg durch seine eigene Gedankenwelt plötzlich eine wunderschöne Frau – doch Naja verschwand sehr schnell wieder von der Bildfläche und Tahin erhält von einem lustigen Gesellen eine Kette und eine Karte. Dieser lustige Kerl hatte ein Minipferd dabei, welches die Kunststücke der „Großen“ im Kleinen nachmachte. Dieses Minipferd war nicht grösser wie ein Schäferhund…..
Tahin folgte der Karte durch die Blumenwälder. 6 Schimmel wurden vorgeführt. Auf zwei Pferden stand der Reiter, der noch 4 weitere Schimmel nur durch das Führen der Zügel vor ihm dirigierte. Alle 6 sprangen über Hindernisse. Auch hier die Kostüme passend zu den Tieren mit einer unnachahmlichen Eleganz… Dazwischen akrobatische Einlagen, ein Wagenrennen und ein Kampf von zwei Gefühlen: Selbstvertrauen und Zweifel. Dargestellt von zwei brennenden langen Stäben, die von zwei Reitern gehalten, spielerisch gegeneinander kämpften.
Tahin schläft ein und in seiner Traumwelt sieht er wilde Pferde, die in einem Wolkenmeer verschwinden. Dieses Wolkenmeer wurde als Bodennebel in der Arena gezeigt. Als er erwacht fasst er neuen Mut – ein Mut der durch neuen Tatendrang immer stürmischer wurde. Hohe Schule der Reitkunst und ein live Geigenspiel untermalen diese Szenen – dieKlarheit seines Entschluss4es auch ohne Naja glücklich zu werden ist wie ein Licht in der Dunkelheit. Dies wird durch Leuchtbänder an den Pferden und den Akteuren deutlich gemacht.
Wieder erschien eine Reiterin die Tahin den Weg in ein Tal wies wo er lernen sollte, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen. Die freie Dressur der Pferde verdeutlichte den freien Entschluss in die Realität zurück zu kehren. Er erwacht auf dem Dorffest und findet seine Naja.
Bartolo Messina präsentierte unterschiedliche Pferderassen in völliger Freiheit, lediglich gelenkt durch die Bande der Freundschaft und des Vertrauens der Tiere zu ihm.
Die Equipe von Klaus Luder sind für die wunderschönen Haflinger bekannt, die durch Schnelligkeit und Wendigkeit beim Wagenrennen brillierten.
Die Equipe Valenca zeigte mit edlen Hengsten alle Facetten der hohen Schule und klassischer Dressurkunst. Die Kapriole, Courbette und Levade wurden in höchster Präzision vorgeführt.
Auch die 5. Gangart der Pferde – Tölt – die Gangart der Isländer beeindruckten die Zuschauer.
Die Trickreiter zeigten in diversen Szenen waghalsige Manöver , atemberaubende Stunts auf unter und über ihren Pferden. Sie waren rasante Kosaken, launige Dorfbewohner und die Hasta Luego Academy beeindruckten durch actionsreiche Reiterei.
Die Vorstellung war ein harmonisches Zusammenspiel von 13 Tänzern und 57 Pferden – alles war perfekt aufeinander abgestimmt – absolut sehenswert, auch wenn die Eintrittspreise und auch die Getränke und Andenken sehr teuer waren.