Führung & Dominanz

Im Tantra geht es normalerweise nicht so sehr um Dominanz und Unterwerfung, sondern um Beziehungen auf Augenhöhe. Insbesondere geht es absolut nicht um physische oder psychische Überwältigung.

Kontrolle abgeben und sich fallen lassen findet aber trotzdem statt. Oft teilt man Begegnung und Berührung in einen aktiven und einen passiven Part auf, anstatt alles gleichzeitig passieren zu lassen, damit mehr Fokus und Achtsamkeit auf dem Geschehen liegt. Zum Beispiel im Rahmen einer Tantramassage gibt es einen aktiven (massierenden) und einen passiven (empfangenden) Part.

Es gibt umgekehrt in BDSM-Gruppen grade einige Diskussionen mehr an tantrischer Sichtweise und Herangehensweise in die Dominanzspiele hineinzubringen

Einen "Konsens" gibts glaube ich noch nicht zwischen den Gruppen, aber die Dominanzgedanken von BDSM minus dem sadistischen Part, Fetisch-Kleidung, Schmerzreizen etc. ist in den relevanten Teilen (!) anwendbar auch in einem tantrischen Kontext. Es gibt ja interessante Parallelen im dahinterstehenden Bewusstsein/Mindset.

Tantra ist für mich auch eine Bewusstseins- und Persönilchkeitsschule, wo man sich auf Augenhöhe begegnet. Die Führung zu übernehmen ist auch was anderes als Dominanz vom Gedanken her.

Also TIpp den ich dir mitgeben kann ist, dich dort umzusehen und mit Bedacht zu adaptieren/extrahieren.

Vielleicht gibt einer der Joy Sex Education-Experten auch mal was zum Nachlesen raus - die Innana Ling hat dazu zuletzt einen Beitrag geschrieben und sich damit beschäftigt, aber ist sicher nicht das erste Mal dass sich jemand gedacht hat "hm, da gibts doch gewisse Überscheidungen"

EDIT: Aber gehts dir wirklich darum, sie zu dominieren? Oder eher darum, bewusst ihre Grenzen der Öffnung, des Loslassens, des Aufnehmens und Spürens zu erweitern - mehr im Sinn eines "ich nehme dich an der Hand" und für sie ein schönes Erlebnis zu gestalten auf das du sie "geführt" mitnimmst?

LG

Das ist eine Frage ob es möglich ist, vom einen Bewusstseinszustand in den anderen zu wechseln - vom Gebenden in den Empfangenden. Ich persönlich empfinde die als sehr unterschiedlich.

Also, ja habe ich mir auch schon mal überlegt aber es bisher deswegen sein lassen - weiß nicht, wie es euch geht.

Aus meiner Sicht ist der dominante Part der gebende. Der geführte Part möchte Emotionen fühlen, welche in Fantasien zu Bildern werden.

Jeder Mensch hat Grundbedürfnisse. Anerkennung, Liebe, Sicherheit und Abenteuer.
Die Sexualität drückt die Sehnsüchte in Form von Bildern aus. Das ist bei jedem Menschen unterschiedlich, je nachdem wie sein bisheriges Leben verlaufen ist und wie stark diese Bedürfnisse gestillt waren.

Geführt werden kann hier ein Bild sein von Sicherheit, ich kann jemandem vertrauen. Kann aber auch sein, dass das von einem Defizit an Anerkennung her kommt und man erleben möchte, dass man das Zentrum der Lust des anderen ist ect. Hier wäre es dann eher das Gefühl von Wichtigkeit und im Mittelpunkt stehen.

Letztendlich braucht es Kommunikation und ein Bewusstsein, was man wirklich braucht. Was für ein Gefühl dahinter steckt.
Dann ist man in der Lage, die Wünsche des Partners zu erfüllen.
Dominant und im Geben.

LG
Jürgen

@*******Ling ist auch hier im Forum

Ich glaube, es ist einfach eine Definitionssache.
Es kommt immer drauf an was du bzw dein gegenüber unter Dominanz verstehen und das kann sehr unterschiedlich sein.

Im BDSM Kontext wird oft von Dominanz und Hingabe geredet. Jede DS beziehung besteht aus einem passivem Part und einem Aktiven Part, jemand der die Führung übernimmt und jemand der sich hingibt.

Und genau das beschreiben viele im Tantrakontext auch , passiv/ Aktiv/ Führend/Empfangend.

Im DS werden auch Grenzen besprochen, safwörter festgelegt und beide Parts bleiben innerhalb ihrer Grenzen. Auch da kommt es zu einer austestung der Grenzen, was ich finde im Tantra genauso passiert.

Ich glaube was viele nicht wissen, selbst wenn es ein Machtgefälle gibt bestimmt in beiden Fällen ( DS oder Tantra) der empfangende Part die Grenzen. Egal ob mit Worten oder körperlichen Reaktionen.

Wenn wir davon ausgehen, dass im Tantra alle Emotionen erlaubt sind, dann glaube ich dass in z.b einer Tantra Massage der Punkt kommen kann, wo ein Machtgefälle gewünscht wird. Und dieser ausgelebt wird, egal ob z.b durch feste Massagegriffe oder Druck oder festhalten.

Für mich gehört das alles zusammen und fließt in einander über.

Egal ob man es Aktiv, Führung oder Dominanz nennt, finde einfach genauso was dein gegenüber sich genau wünscht. Welche Handlung und welchen Kontext und was es dir geben kann und in wie weit du dich darauf einlassen möchtest dies auszuprobieren.