Über Sinn & Unsinn von Kampfsport-Events
In jedem Sport haben öffentliche Veranstaltungen heute ihren festen Platz. Dagegen ist prinzipiell nichts zu sagen, denn sie erfüllen mehrere Zwecke:
dem Sportler dient die Teilnahme an Meisterschaften, Turnieren, Vergleichskämpfen... der persönlichen Standortbestimmung.
Wie anders solte er die Frage für sich beantworten können:
"Wie gut bin ich in dem was ich tue?"
Das Messen der eigenen Fähigkeiten am Mitbewerb zeigt auf, woran es zu arbeiten gilt, um sein Können zu verbessern.
Schwächen und Stärken werden gleichermaßen transparent.
Erfolge sind wichtig zur Entwicklung sportlichen Selbstbewusstseins und erfolgreiche Athleten haben Vorbildwirkung.
Events tragen wesentlich zur Popularisierung der gezeigten Sportart bei - und damit zur Rekrutierung von Nachwuchs - unter dessen Mangel heute praktisch jeder Sport mehr oder minder zu leiden hat.
Um das zu erreichen, müssen Veranstaltungen publikumswirksam aufbereitet werden. Wo es an einschlägiger Erfahrung fehlt, ist professionelles Eventmanagement angesagt, denn das medienverwöhnte Publikum ist anspruchsvoll geworden.
Das wiederum kostet Geld, und nur große Verbände können sich solchen Aufwand und das damit verbundene Risiko leisten.
Die Kehrseite der Medaille wird insbesondere bei Kampfsportarten deutlich:
Um manche Disziplinen wettkampftauglich zu machen, ist nicht selten eine grobe Verwässerung, bzw. "Entschärfung" des Stils erforderlich.
Wettkampforientiertes Training vernachlässigt oft wesentliche Aspekte der "Kampfkunst", wie etwa jenen der Selbstverteidigung.
Es ist einerseits positiv, dass der Sportler die Wahl hat, individuelle Trainingsschwerpunkte zu setzen. Ob es der Entwicklung eines "kompletten" Kampfkünstlers dienlich ist, ist eine andere Frage.
Ganz auf SV ausgerichtete Kampfkünste wie z. B. WT in eine wettkampftaugliche Form zu pressen, ist meiner Meinung nach unsinnig. Wettkampf impliziert Zugeständnisse an ein Reglement und derlei hat in realitätsbezogener SV nichts zu suchen.
Im Sinne der Zielsetzungen traditioneller Stile ist die Austragung von Wettkämpfen ohnedies kompromissbehaftet, und nicht ohne triftigen Grund wird die Teilnahme daran von "Puristen" rigoros abgelehnt.
Denn: erstrebenswert ist nicht der Sieg über einen Gegner, sondern primär der über sich selbst. Selbstverständlich bleibt hier Raum für Interpretation; man könnte postulieren, dass der Sieg über einen Gegner gleichermaßen einen Sieg über sich selbst bedeutet.
Um des Kaisers Bart will ich hier nicht streiten.
Fazit:
Kampfsportliche Veranstaltungen sind gut und sinnvoll, aber nicht ausnahmslos. Nicht jede Kampfkunst ist geeignet, in Form von Wettkämpfen öffentlich zur Schau gestellt zu werden, zumindest nicht ohne Abstriche an deren Authentizität und Effektivität.
Austriacus