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Judo gegen Ringen

Judo gegen Ringen
Hallo,
mich würde mal interessieren wie Judokas gegen Freistilringer abschneiden würden, oder gegen Catcher (gleiche Gewichtsklasse natürlich).
Auch interessant wäre der Vergleich mit dem russischen Sambo..
Der grosse Unterschied liegt natürlich darin das die genannten Sportarten auf Kraft basieren, und im Judo diese ja ausgenutzt werden soll..

Ich denke mal das ein Judoka zumindest im Boden dem Ringer unterliegt..
Was meint ihr, Vorteile/Nachteile??
Hallo!
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das es extrem schwer ist, sowas zu vergleichen!
Nach welchen Regeln wird gekämpft?
Was für Kleidung?
naja da judokas wesentlich wendiger und meist schneller sind weil sie weniger mit gewicht sondern reiner technik arbeiten wären sie bestimmt besser *ggg* hoff ich mal
*alarm*
Dem kann ich nicht so zustimmen!
Habe bei mir im Verein einen ehemaligen Ringer, der noch recht fit ist. Beim Jitsu-Sparring (Freefight im Gi) gibt es für mich nur zwei Distanzen, in die ich ihn lassen darf.
1. Fuß-Faust-Ellebogen-Knie, denn schlagen und treten ist nicht ganz so sein oder
2. extremer Nahkampf MIT einsetzen des Gis oder Hebel.
Beim normalen Werfen und Halten, KEINE CHANCE!
Bei 1. haue ich ihm den Kopf von den Schultern und bei 2. schlägt er sofort ab!
Theoretisch sind die Ringer im Vorteil da sie nicht auf den Anzug angewiesen sind.
auch bei einen sambo kämpfer haben wir judokas sehr schlechte karten.denn wir waren zeugen wie ein weiß-gelb gurt(russe)einen judoka(dan-träger)binner 5 sek mit ippon geworfen hat.
*******uol Mann
177 Beiträge
Ich denke ein Judoka hat meistens Probleme wenn er gegen jemanden kämpft der in einem ganz anderen Stil zu Hause ist!

Es ist eben eine sehr spezielle Art der Kampfkunst
Naja, wenn man bedenkt das Kampfkünste nicht dazu entwickelt wurden um gegeneinander anzutreten sondern es meist aus der Not heraus enstand um auf bestimmte Situationen reagieren zu können...
da habt ihr alle irgentwo recht.aber eins ist gewiss.der judoka ist nur gefärlich wenn er an denn mann kommt.sofern er die selbsverteitigung nicht kann.
*****o74 Mann
334 Beiträge
schwere Frage
Sehr schwere Frage, kann man eigentlich nicht vergleichen.
Ist so als würde man einen Kleinwagen mit einem Sportwagen vergleichen. Haben beide ihre Vorteile und auch Nachteile, halt eh nach dem was man gerade machen will, Einkaufen oder rasen.
wer ist besser..? ist wer besser..?
naja da judokas wesentlich wendiger und meist schneller sind weil sie weniger mit gewicht sondern reiner technik arbeiten

auch bei einen sambo kämpfer haben wir judokas sehr schlechte karten.

ein Judoka hat meistens Probleme wenn er gegen jemanden kämpft der in einem ganz anderen Stil zu Hause ist!

..eins ist gewiss.der judoka ist nur gefärlich wenn er an denn mann kommt.sofern er die selbsverteitigung nicht kann.

Leute, das alles sind Pauschalurteile, und einige Aussagen kann man so keinesfalls stehen lassen.

Wer da meint, der Spitzensport im Judo oder irgendein anderer Wettkampfsport käme heute ohne gezieltes Krafttraining aus, der hat den Zug vom Gestern ins Heute verpasst.
Man hole ein beliebiges Buch über Trainingslehre aus dem Regal und lese nach:
Schnellkrafttraining = Maximalkrafttraining!

Das bedeutet, dass die (in jedem Kampfsport wichtige) Beschleunigungskraft mit hoher Gewichtsbelastung trainiert wird.
Das Ammenmärchen, dass Gewichtstraining langsam mache, hat selbst im konservativen Mutterland der Budo-Disziplinen längst ausgedient. Bereits in den 70er Jahren wies Masutatsu Oyama, Protagonist des Kyokushinkai-Stils, auf die Vorzüge speziellen Hanteltrainings zur Erlangung von Kraftausdauer und Explosivität hin.

Mal logisch betrachtet:
Denkt Ihr, ein Sprinter würde sich solche Fleischpakete an die Beine hängen, wenn er dadurch langsamer würde???
Dass ein Schwergewichtler regelmässig mit Gewichten um 120-180 kg Bank drückte, wenn seine Führungshand dadurch langsamer würde???
Dass ein Kickboxer wöchentlich 2-3x Kniebeugen mit voll beladener Langhantel auf den Schultern machte, wenn sein Kick dadurch langsamer würde???

Im Kontext sind zwei grundlegende physikalische Grössen von Bedeutung: Beschleunigung und Kraft

Die Beschleunigung ist eine physikalische Größe, die definiert ist als Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit.

Kraft ist das Produkt aus der Masse eines Körpers und seiner Beschleunigung.

Je rascher ich einen Massepunkt (etwa eine Faust) von A nach B bringen will, umso stärker muss ich ihn beschleunigen und desto mehr Kraft ist ergo dessen nötig.

Krafttraining und Krafttraining ist nicht unbedingt dasselbe:
Ein grosser Muskelfaserdurchmesser bedeutet nicht a priori hohe Beschleunigungskraft. Aufgrund physiologischer und kinesiologischer Gesetzmässigkeiten ist entscheidend, wie dieser Querschnitt erreicht wird. Eine Art intramuskulärer memory effect legt fest, für welche Art von Beanspruchung die gebildete Muskelmasse taugt.
Das Geheimnis liegt in der Bildung unterschiedlicher Qualitäten von Muskelfasern mit unterschiedlich rascher und starker Depolarisation und Repolarisation an der synaptischen Membran.
Stimulation "schneller" Fasern durch Schnellkrafttraining fördert selektiv nur deren Wachstum, und ebenso verhält es sich mit den "langsamen" Fasern, die v. a. durch statisches Training zur Hypertrophierung angeregt werden.
Was nicht heissen soll, dass Bodybuilder etwa generell langsam seien; es hängt lediglich davon ab, ob man nur auf Massezuwachs oder auch in Richtung Schnellkraft trainiert.

Judoka arbeiten sehr wohl auch mit Einsatz des Körpergewichts.
Manche Techniken wären anders gar nicht denkbar, genauer gesagt: sie wären ineffektiv. Man stelle sich bloß ein simples Fegen des gegnerischen Standbeins vor, - ganz ohne Hineinlegen des Körpergewichts... *zwinker*
Andernfalls käme Judo wohl als einzige Budo-Disziplin ohne Gewichtsklassen aus.

Ein routinierter Judoka kann jedermann gefährlich werden, egal, welches System der Gegner vertritt.
Die Klasse eines Kämpfers liegt u. a. in seiner Anpassungsfähigkeit und im Erkennen und Nützen von Möglichkeiten.
Die Summe dieser Eigenschaften heisst bekanntlich auch Intelligenz.
Mental unflexible Kampfsportler bewegen sich weder auf der Matte noch im Ernstfall auf Erfolgskurs. Auch fehlende "Programmierung auf Sieg" wird dem mental schwächeren Fighter leicht zum Verhängnis.

Kämpferische Intelligenz bedeutet auch, einen Gegner niemals zu unterschätzen, ihn aber möglichst rasch einzuschätzen.
Im Ring/auf der Matte geben Rundenzeiten die Frist vor, innerhalb derer ein Problem geknackt zu werden hat. Im Ernstfall sind es die ersten Wirkungstreffer, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Hier ist weder Technik noch physische Kraft im Vorteil, sondern fast immer mentale Überlegenheit. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb Kampfkünstler gegen Strassenschläger oft keine gute Figur machen. Es fehlt an "Killerinstinkt", der im Dojo gepflogene Sportsgeist ist hier völlig fehl am Platz.
Insoferne ist es insbesondere auf der Strasse von sekundärer Bedeutung, welchen Stil man einem Kontrahenten entgegen setzt. Entschlossenheit, ein kühler Kopf und, wenn erforderlich, konsequentes Vorgehen, sind die Dinge, auf die es ggf. ankommt.

Aber da wir hier ja theoretische Vergleiche anstellen:
Natürlich versuchte ich als Judoka, die Distanzen eines Boxers/Kickboxers zu meiden.
Natürlich würde ich mich als Boxer/Kickboxer auf keinen Bodenkampf mit einem Judoka einlassen wollen.
Letztlich wird hier nicht der Stil den Sieg davon tragen, sondern der bessere Mann.

"Ein Judoka sei nur gefährlich, wenn er an den Mann kommt", lese ich da. Ah ja. Und wann werden ein JJ-Fighter, ein Boxer, ein Savate-Kämpfer, ein Kung Fu- Mann, ein Thaiboxer... gefährlich?
Jeder Kampfsport hat seine Methodik, unvermittelt in Angriffsdistanz zu kommen. Distanzverkürzung ist meines Wissens überall im Wettkampfsport und in der SV ein zentrales Thema.
Im Thai- und Kickboxen, sowie im Boxen bildet Distanzverkürzung einen wesentlichen Trainingsschwerpunkt.
Es ist schwer vorstellbar, dass dies im Wettkampf-Judo so ganz anders liegt, wo doch gerade hier die "Langstrecken-Waffen" fehlen!

Ringer sind ein Kapitel für sich.
Ringer haben nicht nur vergleichbar guten Judoka gegenüber gewisse systembedingte Vorteile, sondern sind für jeden Kampfsportler eine echte Herausforderung, ganz unbenommen der stilistischen Herkunft. Insbesondere Freistil ist wohl eine der bestdurchdachten, ausgefeiltesten, komplettesten und deshalb flexibelsten aller kämpferischen Disziplinen.
Wer es im direkten Vergleich nicht schafft, den Kampf tunlichst in der eigenen Distanz zu führen, steht gegen einen ausgefuchsten Ringer rasch auf verlorenem Posten.
Ein wettkämpferisch trainierter Ringer hat auch das Rüstzeug für extrem wirkungsvolle Selbstverteidigung. Was man von einem Kickboxer oder Judoka nicht vorbehaltslos behaupten kann.
JJ-Grappler, Cagefighter, SV-Puristen und Judoka könnten sich bei den genialen Doppelhebeln der Ringer was abgucken!
Es soll übrigens ein bekannter deutscher Judoka adligen Geblüts gewesen sein, heute u. a. Kommentator kampfsportlicher Events, der einst prägnant formulierte:
Alles was Judoka können, können Ringer besser!

Weder im einen noch im anderen Lager zuhause, will ich mir hier kein Urteil anmaßen, aber aus dem Munde eines erfahrenen Internationalen wie Axel von der Groeben hat sowas schon Gewicht, denke ich mal.
Andererseits: Wenn das auch nur annähernd stimmt und Ringen der ultimative Kampfstil ist, weshalb gibt es dann nicht wesentlich mehr Ringer als Judoka? *zwinker*

LG Austriacus
*******uol Mann
177 Beiträge
@ Austriacus
Danke für deinen Beitrag! Ich bin echt froh dass hier jemand eine paar gezielte Informationen abgibt.
... auch wenn ich denke dass die wenigsten deinen Beitrag WIRLICH kapiert haben *ggg*
******eur Paar
59 Beiträge
Wohl war! Ein brillianter Beitrag, dem nichts mehr hinzuzufügen ist!

Ich kann mich noch gut an meine Zeit an der Sportschule erinnern. Wir Judokas haben uns 1x die Woche mit den Ringern getroffen, um gemeinsam zu trainieren. Jeweils im Wechsel mit und ohne Uwagi.

Am Boden war der Kampf noch recht ausgeglichen - im Stand jedoch, waren wir Judokas den Ringern - ob mit oder ohne Uwagi - oftmals unterlegen!

Nichts desto Trotz ist Judo eine unwahrscheinlich effektive und ästhetische Kampfsportart.
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