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Betrachtungen im Dunkel

eyes002
******ace Mann
15.987 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Betrachtungen im Dunkel
Betrachtung im Dunkel

Es gab einmal in einer Science Fiction - Serie die Unterteilung in zwei Gruppen. Die eine Gruppe fragte: Wer bist du?, während die andere Gruppe fragte: Was willst du?
Das bewegt mich bis heute. Und wird auch nicht aufhören. Gerade diese Woche betrachtete ich einen meiner Lehrer beim vormachen einer Übung. Ganz erstaunlich, wenn man mit Distanz betrachtet und losgelöst von der Leidenschaft für die Kampfkunst.

Man muss dazu wissen, dass Schwertkampf- Dojos mit vielen Spiegeln versehen sind. Und zwar aus demselben Grund, warum Spegel in Ballettschulen unverzichtbar sind: Selbstkontrolle.

Aber was ich sah, war kein Kontrollblick. Ich sah eine Person in vollkommener Selbstliebe. Er bewunderte sich selbst. Das war, zugegeben, ein Schock. Denn der "Lehrer" war nicht bei mir, bei meinem Skill, bei meiner Verbesserung, er war ganz bei sich selbst. Da dieser Gedanke mir so vollkommen absurd und fremd ist, bewegt er mich über alle Maßen.

Ich wurde letzte Woche gefragt: „Was tust du?“ Ich antwortete: „Ich bin Rentner.“
Und, nach einem kleinen Zögern: „Und Budo-Lehrer. Ja, ich bin Budo-Lehrer für Karate und Iaido“. Dann fragte mich Lee, mein Freund und Physio-Therapeut, was der Sinn des Budo sei. Die Antwort ist dieselbe.

Allen, die denken, Budo-Lehrer sei kein ehrwürdiger Beruf wie zum Beispiel Arzt, Architekt oder Ingenieur, sei dieser Text gewidmet. Jemand sagte sogar, ich sollte glücklich sein, mit Kindern spielen zu dürfen. Ich dachte kurz nach, weil diese Aussage mich betroffen machte. Denn was ich mache, kommt von Herzen und richtet sich nicht auf Geld, Besitz oder Anerkennung. Meine Antwort war:

„Ich bin nicht angestellt oder arbeite in einer Firma. Ich bin in einem Raum, Dojo, in dem Menschen sind. Namentlich Italiener, Franzosen, Iren, Kanadier, Russen, Japaner, Marokkaner, Ungarn, Finnen, Belgier, Niederländer, Chilenen und Deutsche. Es gibt Junge und Alte, es gibt verschiedene Hautfarben, Dialekte, Herkünfte und Religionen. Ich diskriminiere nicht, weil ich alle meine Studenten gleichbehandle. Ich fördere Wissen, ich bringe ihnen bei, sich zu verteidigen, zu verstehen und eine Gemeinschaft zu bilden. Ich bin kein Sensei, aber ich hoffe, manche sehen mich ein bisschen als Vorbild an. Ich bin kein Psychologe, aber ich bringe die Schüler dazu, mutig zu sein und an sich selbst zu glauben. Ich bin kein Arzt, aber ich zeige Mängel auf. Ich vermittle Harmonie, Spannung, Entspannung und Meditation. Ich habe keine festen Arbeitszeiten, aber wenn andere ins Kino gehen oder Fernschauen, arbeite ich an Papieren und Strategien, Trainingskonzepten, um weiterhin das Beste zu geben, die Schüler voranzubringen. Ich bin kein Architekt, aber ich baue Erwartungen auf, Hoffnungen, Träume und vermittle Werte. Ich spiele nicht mit den Schülern und Kindern, ich verbiege sie nicht, ich versuche, ihren Geist und ihre Träume zu formen.

Ich bin jeden Tag dankbar und glücklich, Budo-Lehrer sein zu dürfen. Ich möchte mit niemandem tauschen. Es gibt für mich nicht viele Dinge, die wichtiger sind.“
*******a108 Mann
1.126 Beiträge
Wie kannst Du als Rentner und Budo Lehrer kein Sensei sein?
Sensei kann als der Ältere oder als Lehrer übersetzt werden....
Ich denke sobald Du Unterricht gibst bist Du für Deine Schüler der Sensei bzw solltest es sein
******ock Paar
2.405 Beiträge
Zitat von ******ace:
Ich bin jeden Tag dankbar und glücklich, Budo-Lehrer sein zu dürfen. Ich möchte mit niemandem tauschen. Es gibt für mich nicht viele Dinge, die wichtiger sind.“

So ergeht es mir auch.

Ich bin seit über 25 Jahren ehrenamtlich Trainer (mit kleinen Unterbrechungen wegen Umzug).

In den ersten Jahren hauptsächlich für Kinder und Jugendliche (und damals auch für die BePo in Würzburg)...

...und dann mindestens zur Hälfte der Zeit in Selbstverteidigung für Frauen und Mädchen.

Es ist für mich mit jedem neuen Kurs und jedem neuen Schüler so ergreifend zu sehen, wie sich die Schüler nach schon recht kurzer Zeit entwickeln, wie sie nach und nach kleine nette Spitznamen werden, weil sich das Mädchen z.B. mit ihren 14 Jahren vom unscheinbaren Mauerblümchen, das kaum eine richtige Faust machen konnte und nicht eine Liegestütz schaffte...

...binnen weniger Monate hin zum 40 kg und 156cm kleinen "Kampfzwerg" entwickelt, die bei der Prüfung im Park einen 1,85 m Mann mit fast 90kg regelrecht grün und blau geschlagen und getreten hat...trotz das er eine Schutzausrüstung trug... siehe Bild...

Was ich für meine Schüler bin oder wie sie mich bezeichnen??? Ich habe keine Ahnung.
Beim Letzten Fest kamen auf jeden Fall wieder mal ein paar Väter auf mich zu, die sich so herzlich für meine Arbeit mit ihren Mädchen bedankt haben, weil auch sie bemerkten, welch eine positive Auswirkung das Training bei mir auf sie hatte...

Das ist es was zählt...
...wenn ich bei all den hunderten Frauen und Mädchen nur eine einzige (ich weiß heute schon es sind mehr) mit meinem Training vor eine Vergewaltigung oder schlimmen körperlichen Angriffen bewahren konnte, dann haben sich all die Mühen für mich gelohnt!

Das ist mein Antrieb und mein Lohn... *zwinker*

Der Krolock
Nach der Prüfung in einem Park in Prag. Hinter mir einer der Angreifer in voller Montur...
*******u42 Mann
145 Beiträge
@******ock
Nichts für Ungut!
Was du deiner 14jährigen Schülerin antust, dass sie "binnen weniger Monate" "vom "Mauerblümchen" zum "Kampfzwerg" mutiert, hat mMn. recht wenig mit Budo zu tun. Selbstverteidigung und Straßenkampf ist die eine Seite, Philosophie und die Fähigkeit, nicht physisch kämpfen zu müssen, die andere.
Der zweitere Weg ist der wesentlich längere und steinigere, da dein stärkster Gegner in dir ist. Für mich ist er aber der gerade weg und daher der effizienteste.
*******u42 Mann
145 Beiträge
@******ace
Vielen dank für deinen Beitrag!
Ich finde mich in einer durchaus ähnlichen Situation wie du.
Das Phänomen, während des Unterrichtens für Momente "ganz bei sich" zu sein, kenne ich auch. Ich ertappe mich immer wieder dabei. doch auch das finde ich wichtig. Nur so, durch das Vorbild, kann ich vermitteln, was Hingabe in der Kampfkunst bedeutet. Diem Schüler beobachten mich und ihre Mitschüler und lernen dadurch.
******ock Paar
2.405 Beiträge
Zitat von *******u42:
@******ock
Nichts für Ungut!
Was du deiner 14jährigen Schülerin antust, dass sie "binnen weniger Monate" "vom "Mauerblümchen" zum "Kampfzwerg" mutiert, hat mMn. recht wenig mit Budo zu tun. Selbstverteidigung und Straßenkampf ist die eine Seite, Philosophie und die Fähigkeit, nicht physisch kämpfen zu müssen, die andere.
Der zweitere Weg ist der wesentlich längere und steinigere, da dein stärkster Gegner in dir ist. Für mich ist er aber der gerade weg und daher der effizienteste.

Nichts für ungut, die meisten Mädchen und Frauen kommen nicht zu mir, um für sich den Weg des Budo zu gehen, sondern um sich nach relativ kurzer Zeit möglichst effizient und effektiv gegen möglichst viele Arten von Angriffe verteidigen und erwehren zu können.

Das ist wenn man so will, der Weg des Krieges und der Zerstörung und der eigenen Erhebung aus der Opferrolle... und das aus eigenem Antrieb und eigener Kraft.

Was anderes macht jedoch auch keinen Sinn... weiter mag ich darauf nicht eingehen, weil dies zu viel von deren Privatsphäre Preis geben würde.

Mein eigener Weg dabei ist ein ganz anderer und
wer meint aufgrund eines Beitrages hier auf meinen Weg und dessen Beschaffenheit zurück zu schließen, dessen Weg kann so richtig nicht sein. *zwinker*

Der Krolock
O_Krolock
Ich kann Deine Schilderung vollkommen nachvollziehen. Als Vater einer Tochter weiß ich wie wichtig Deine Arbeit ist!
*******u42 Mann
145 Beiträge
@******ock
Da bin ich ganz bei dir.
Dein Post hat mich nur etwas irritiert als Antwort auf den Eröffnungspost
Ich sehe die Notwendigkeit deiner Arbeit für die Mädchen. Die Gewalt im Allgemeinen wird dadurch allerdings nicht weniger.
****in Paar
167 Beiträge
Auch ich fühle mich glücklich, als Budo-Lehrer wirken zu dürfen und Teil der Budo-Tradition zu sein.

Was mir besonders daran gefällt ist, dass es eine "lebende Tradition" ist: Lehrer und Fortgeschrittene geben nicht nur technisches Können weiter, sondern vermitteln auch Werte und Ideale, helfen bei der Selbstfindung und Charakterentwicklung. Aber auch unsere Trainingspartner, Schüler oder absolute Anfänger steuern immer etwas zu dieser Gemeinschaft dazu: Fragen, Ideen, Gedanken und Überlegungen. Die Tradition ist größer als jeder Gründer, Soke, Großmeister oder Lehrer, denn selbst der herausragendste Großmeister ist nur ein Teil des ganzen Puzzles.

Wir alle prägen unsere Weggefährten und Schüler tagtäglich auf der Matte und es ist wundervoll zu sehen, wie sich Menschen - vor allem junge Menschen - mit der Zeit entwickeln, aufblühen, innere Stärke und Größe finden.

Es ist schön zu sehen, wie aus schüchternen, unsicheren Teenagern erwachsene Menschen werden, die ihren Weg im Leben finden, heiraten, selbst Kinder kriegen und diese eines Tages ins Kindertraining bringen. Und wie sie ihr Leben lang Respekt und Ausdauer oder andere Werte, die sie im Dojo erlernt haben, an den Tag legen. Oder - um vom Budo zur SV zu wechseln - zu erfahren, dass sich Gefährdete, Hilflose oder Opfer schützen, wehren oder in Sicherheit bringen konnten.

Es ist ein dankbares, schönes Gefühl, dass man mit seinem Engagement einen Menschen berührt hat.

Gerade deswegen finde ich es auch wichtig, dass - sofern überhaupt ein Titel verwendet wird, denn meine Lehrer bestehen darauf, ausschließlich mit ihren Vornamen angesprochen zu werden - es die Anrede "Sensei" ist, die eben kein Titel ist.
Wenn der Lehrer zu Titeln greifen muss (wie Shihan, Soke, Renshi, Hanshi oder was auch immer), steht sein Ego mehr im Fokus als seine Aufgabe.
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