Mein Eindruck
Auch bei uns in der Region Heidelberg / Mannheim werden seit Jahren immer wieder mal Wendo-Kurse am Wochenende angeboten. Mit einigen Trainerinnen / Ausbilderinnen habe ich telefonisch versucht Kontakt aufzunehmen. Zuerst hat man sich sehr freundlich gemeldet, doch als ich an der Stimme als Mann erkannt wurde, schlug die Freundlichkeit sehr schnell in Abwehr um und wurde bei Nachfragen sogar aggressiv.
Das kam mir schon alles sehr seltsam und schräg vor.
Danach habe ich intensiv im Web und über die Frauenbeauftragten verschiedener Städte in BW recherchiert und so doch weitere Eindrücke gewinnen können.
Generell dürfen an den Kursen nur Frauen und Mädchen teilnehmen und so hatte ich keine Chance dort mal aktiv dabei zu sein.
Die Trainerinnen gehören dem Bundesfachverband für feministische Selbstbehauptung und Selbstverteidigung (BV FeST e.V.) an. Man geht dort davon aus, der häufigste Grund, einen Wendokurs zu belegen sei auch heute noch die alltägliche, oft sexualisierte Gewalt von Männern gegen Frauen und Mädchen in jeglicher Form. Von der Belästigung bis hin zu Vergewaltigung und jahrelangem Mißbrauch, in privaten wie in beruflichen Situationen, von bekannten wie fremden Männern - wobei die Gewalt meistens aus dem nahen sozialen Umfeld der Frauen und Mädchen kommen würde und nicht vom „großen Unbekannten“!
Diese Aussagen wollte ich nicht werten, sicher ist es richtig, dass der Großteil der Übergriffe auf Frauen aus dem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis kommt.
Ich habe daraufhin eine unserer Trainerinnen inkognito zu einem solchen Kurs geschickt und konnte den Bericht über das Seminar zuerst nicht glauben.
Unsere Trainerin schilderte das Seminar als aus ihrer Sicht einzige Hetze und Aufforderung sich generell den Wünschen und Bitten von Männern zu verweigern. Die Männer hätten ja alle die "Tatwaffe" dabei und seinen so schon per se eine Gefahr. Sie war absolut von einer de Eingangsfragen an die Teilnehmerinnen schockiert, nämlich wann die Teilnehmerinnen sich zuletzt den Bitten oder Wünschen des eigenen Partners, von männlichen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten bzw. Arbeitskollegen widersetzt hätten? Die Atmosphäre muss sehr männerfeindlich gewesen sein, was sich aber von Trainerin zu Trainerin unterscheiden mag.
Den SV-Teil hat sie als sehr halbherzig und praxisuntauglich gesehen, da den Frauen dort überhaupt nicht klar wurde, was rohe Gewaltanwendung durch einen Mann bedeutet. Das ist ein Punkt auf den ich im Krav Maga-Training sehr viel Wert lege. Wenn eine Frau nur mit Frauen trainiert, dann kann sie zwar die technische Vorgehensweise der Verteidigung lernen, erfährt aber nicht wie heftig eine Attacke beim Angriff eines Mannes in d. R. ausfällt. Es ist wichtig, dass Frauen und Mädchen dies immer wieder erleben und "daran gewöhnt" sind, denn dann ist die Schrecksekunde sehr kurz bzw. nicht vorhanden.
Ich habe einige Wochen später mit Hilfe eines Hausmeisters dann unsichtbar in der verspiegelten Sprecherkabine unterm Hallendach einen solchen Tageskurs live und mit Ton verfolgen können
. Von den ganzen "feministischen Aussagen" mal abgesehen, kann ich solche Kurse aus fachlicher Sicht nicht empfehlen, da wesentliche Inhalte fehlen und viele Techniken falsch vermittelt wurden. Alle Übungen wurden nur statisch trainiert, jede Bewegung und Dynamik fehlte. Es wurde eine Scheinsicherheit vorgegaukelt, die bei einer realen Attacke zu lähmendem Entsetzen führen dürfte. Aus dem theoretischen Teil waren einige brauchbare Ansätze dabei, die ich so aber in jeden normalen SV-Kurs auch finde. Aus den Bereichen Verhaltenstaktik, Stimmeinsatz, Körpersprache (Mimik, Gestik, Bewegung) wurde nur sehr wenig geschult.
Fazit:
Geld und Zeit besser in einen richtigen Kurs investieren bzw. gleich regelmäßig SV trainieren, denn WE-Kurse oder ein Kurs mit 10 Einheiten sensibilisiert zwar für das Thema, bringt aber auf lange Sicht gesehen nur wenig.