Guten Morgen
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erstmal ganz lieben Dank für Eure Antworten.
Eure Gedankengänge kann ich weitestgehend verstehen, insbesondere in Bezug auf die Situation in einer Großstadt. Einem Tiger dann trotzdem die Möglichkeit des zumindest eingeschränkten Freiganges zu gewähren, ist eine super Sache.
@**sa:
Bewundernswert, wie Du Dich für die
aufopferst und Dir jeden Tag aufs neue Gedanken machst.
und ich fürchte, ich habe schlechte Karten, wenn ich Euch mal kurz meine Gedanken schreibe.
Wie immer: bitte seht das nicht als Wertung oder Vorwurf.
Ich hatte das große Glück, damals ein Haus in einer ländlichen Gegend bauen zu können in einer jungen Spielstraßensiedlung und rundherum mit großen Gärten.
Unsere beiden Miezis haben wir im Alter von 15 Wochen bekommen und sie waren von Beginn an Freigänger. Nie haben wir uns überlegt, ob vielleicht mal was an der Strasse mit Tempo 7 passieren könnte.
Für uns war immer klar: wenn Katze, dann uneingeschränkter Freigang. Wie gesagt: die Situation war optimal.
Natürlich kam auch mal eine Katze nachts nicht nach Hause, natürlich gab es auch mal am nächsten Morgen Gehumpel, aber das alles war nie dramatisch und hätte nie für uns den Grund gerechtfertigt, die
Beiden aus eigener Angst heraus nicht mehr rauszulassen.
Nach der Scheidung bleiben sie bei meinem Ex-Mann. Die Beiden waren Geschwister, sind 17 Jahre alt geworden und mussten im letzten Jahr aus schweren gesundheitlichen Gründen am gleichen Tag eingeschläfert werden
Zwischenzeitlich habe ich dann für knapp 2 Jahre in einer Mietwohnung gewohnt. Der Wunsch, wieder zwei Tiger zu haben, war groß und Tierhaltung wäre erlaubt gewesen, die Lage war nicht super optimal aber auch nicht zu schlecht.
Ich habe mich dagegen entschieden. Mir widerstrebt es zutiefst, einen Balkon einzunetzen und zu sehen, wie die Katzen dort auf einem Tischchen sitzen und eigentlich drüberspringen wollen. Vögel, andere Tiere, Mäuse, grüner Rasen......all das hätten sie direkt vor der Nase gehabt und hätten es trotzdem nicht genießen können.
Der ganze Aufwand mit der Sicherung von Fenstern, nur, um eine Katze einzusperren. Ich fühlte mich egoistisch. Meine Angst, dass sie verletzt wiederkommen würden gegen die Natur, nämlich gegen den normalen Trieb eines Tigers, draußen glücklich stromern zu können.
Als ich dann umgezogen bin in ein Haus mit Garten, wieder Spielstraße mit Tempo 7, gab es keine Überlegungen mehr und zwei süße Maine-Coon-Geschwister haben im Alter von 13 Wochen Einzug gehalten.
Ich freute mich schon auf den Tag, sie endlich rauslassen zu können, zumal sie von Beginn an an der Terrassentür kratzten. Nach 4 Wochen durften sie raus und es war zu schön zu sehen, wie sie das erste Mal im Schnee toben konnten.
Klar war die Angst da, sie würden nicht wiederkommen. Dazu noch die Sorge, dass sie geklaut werden. Es waren immerhin Rassekatzen, für die ich zusammen 600€ gezahlt habe. Dennoch habe ich nie an den materiellen Wert der Tiere gedacht. Sie hätten auch 2000€ kosten können und wären dennoch Freigänger geworden.
Die einzige kleine "Sicherheit", die ich mir von Beginn gegeben hatte, waren neben Kastration und Impfungen die Tättoowierung und das Chippen, wohlwissend, dass auch das nur einen kleinen Schutz z.B. vor Diebstahl bedeutete. Ja, ich bin das Risiko eingegangen.
Die "Quittung" bekam ich nach 2 Jahren: meine Cleo ist vor meiner Haustür und vor meinen Augen angefahren worden von einem Autofahrer, der sich nicht an die Geschwindigkeit gehalten hat. Sie hatte keine Chance und starb noch in meinen Armen. Dennoch habe ich mir nie Vorwürfe gemacht, ob ein eingezäunter Garten besser gewesen wäre, sondern mir immer gesagt: schön, dass es sie gab. Schön, dass sie (leider nur) zwei wundervolle Jahre bei mir genießen durfte. Sie war ein glückliches Katzenkind.
Vor genau 1 Jahr habe ich unsere EKH Ally vor dem Güllefass eines Bauern gerettet. Sie war gerade 8 Wochen alt. Mit 15 Wochen Frühkastration, 4Wochen Leine im Garten und seitdem Freigänger. Nie hatte meine Angst, vielleicht auch Ally zu verlieren, die Oberhand gewonnen. Ich wollte immer nur eine glückliche, stromernde Katze. Ich komme aus diesen Gedanken einfach nicht raus und denke dennoch nicht, dass ich verantwortungslos handel.
Würde ich heute in eine Mietwohnung ziehen müssen und hätte keine Katze: ich würde mir auch keine holen. Der Wunsch könnte noch so groß sein... das schlechte Gewissen, sie einsperren zu müssen, wäre größer und würde mich auffressen.
Müsste ich heute aus dem Haus raus, würde ich solange suchen, bis ich wieder etwas Passendes mit Freigang gefunden habe.
Ich weiß, ich mache mir sicherlich keine Freunde mit meiner Ansicht, insbesondere zum Thema Rassekatzen und ungesicherter Freigang, aber so bin ich nun mal eingestellt und hoffe, dass auch meine Meinung hier ohne Wertung stehengelassen werden kann.