Dadurch dass du alles versucht, und jeden um Rat fragst, sicherst du dich einfach ab. Beruhigst dein Gewisen, dass du alles getan hast, was nur möglich ist.
Das ist völlig normal.
Das Warten auf den Tod, ist wohl eine der schwersten Aufgaben die es zu bewältigen gibt. Außenstehende sagen da schnell, ist doch bloß ne Katze. Aber wir wissen alle, dass es so einfach nicht ist. Der Tod ist endgültig. Was danach kommt, wissen wir nicht. Und genau darum fürchten wir uns davor und wollen unsere Lieben nicht gehen lassen.
Ich habe letztes Jahr eine Katze verloren. Mein Tierarzt sagte nur ja mh irgendwas an der Bauchspeicheldrüse stimmt nicht, Werte ganz mies. Nein er kann nicht mehr helfen, sie wird sehr bald sterben. Da stand ich auch kurz davor den anzuschreien was für ein Idiot er ist, er muss doch zumindest mal richtig untersuchen. Also Katze geschnappt und ab zur Tierklinik. Wo sie auch paar Tage bleiben musste. Dort wurde mehr untersucht, und schnell stand die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Nur ihre Blutwerte waren so schlecht, dass sie eine OP nicht überlebt hätte. Sie bekam noch reichlich Infusionen und Medikamente in der Zeit wo sie dort war, tägliche Kontrolle der Blutwerte aber unterm Strich ging es einfach immer schlechter.
Sie wurde dann entlassen, und mir zum sterben mit heim gegeben. Ein paar Tage oder sogar Wochen sollte sie noch haben. Als die Klinik am nächsten Tag anrief, und fragte, wie die kleine die Nacht überstanden hat, musste ich leider mitteilen, dass sie es gar nicht überstanden hat.
Ich habe sie den ganzen Nachmittag und Abend neben mir liegen gehabt. Sie war zu schwach um nur zu laufen und zur Nacht hin auch nur den Kopf zu heben. Die mitgegebenen Medikamente, Futter etc habe ich ihr nicht mehr gegeben, weil sie selbst Wasser nur aus dem Maul laufen ließ.
Zur Nacht habe ich sie in einen Karton gelegt, weil ich Angst hatte, dass sie vom Sofa fällt und sich noch verletzt. Am morgen war sie dann verstorben. Mit nur 6 Jahren.
Lange traurige Geschichte. Aber im Endeffekt hatte mein Tierarzt recht. Deshalb geh ich auch weiterhin zu ihm. Er war ehrlich und hat mir keine Hoffnung mehr gemacht. Vielleicht wäre es besser gewesen, nicht in die Klinik zu fahren sondern die Zeit zu nutzen. Aber ich wollte es nicht glauben. Man muss doch was machen können. Alles Idioten, ich geh woanders hin. Und dann als teilweise noch Hoffnung durch die eventuelle OP gemacht wurden, ja ich fühlte mich bestärkt. Einfach weil ich es glauben wollte.
Ich war nicht bereit meine Katze aufzugeben. Das darf nicht sein. Aber leider ist es manchmal so.
Ich habe alles getan was ich konnte. Das war für mich wichtig. Natürlich habe ich später dran gezweifelt, ob es gut, war dass sie von allein starb. Aber auch da kann ich für mich sagen, ja. Sie hat keine Anzeichen von Schmerz oder Qual gezeigt. Sie hat auch meine andere Katzen nochmal kurz sehen und riechen können. Und ich war bei ihr als es zu Ende ging, sie war nicht allein in einer Box in einer völlig fremden Umgebung. Es war gut für sie, wie es endete.
Ich denke, viel mehr können wir für unsere Lieblinge nicht tun. Und genau das, ist das schreckliche. Sie müssen es schaffen, allein zu leben, allein gesund zu sein. Wir können sie unterstützen durch den Gang zum Tierarzt oder gutes Futter etc. Aber wir können nicht über ihr Leben bestimmen. Und zum Leben gehört auch der Tod.
Wenn die Zeit vergeht und man etwas Abstand zum Tod seines Lieblings gewonnen hat, merkt man, dass die schönen Erinnerungen viel starker und viel mehr sind, als die grausame Erinnerung an den Tod. Das positive, was wir gemeinsam erlebt haben ist einfach viel wichtiger auch wenn es sich anfangs völlig anders anfühlt.
LG Anja