Eine Reise ins Mittelalter oder noch weiter zurück, hat mich nie sonderlich gereizt. Dann stünde ich plötzlich im Hof einer riesigen Burg auf einem noch viel riesigeren Hügel und würde die Menschen um mich herum beobachten. Sicherlich interessant, aber nicht mein Zeitreise-Ziel Nummer eins. Die Zukunft möchte ich auch nicht bereisen. Weder möchte ich wissen, was mit der Welt noch mit mir passiert. Sie ist ohnehin oft schon schlimm genug. Das würde meinem Leben ein wenig die Spannung nehmen und vermutlich nur noch mehr Angst schüren. Also bleibt nur noch eine Möglichkeit: Die Vergangenheit, die unmittelbar hinter mir liegt.
Ich würde vielleicht meine tote Oma kennenlernen wollen. Mein Dad erzählte mir immer wieder, dass sie eine sehr schöne Frau gewesen ist. Ich würde mit meinem Opa auf dem alten klapprigen Fahrrad sitzen, mit dem er jeden Morgen Brötchen durch MG fuhr. Mit Kaffee und Zigaretten handelte, nachdem der Krieg vorbei war. Ich möchte sehen, wie die Klamotten meiner Mutter früher aussahen und wie sie sich mit ihrem Bruder stritt.
Außerdem würde ich gerne noch einmal diese Momente bereisen, an die ich mich nur noch wage erinnern kann. Die mehr einer Filmszene ähneln, als meiner eigenen Erinnerung, weil sie so verblichen sind wie ein alter Farbfilm. Wie war das gleich, als meine Schwester geboren wurde? Wie war mein erster Kuss? Hätte ich mir den sparen können? Doch alles in allem, bereue ich nicht viel, während ich Revue passieren lasse. Es war doch alles gut, so wie es war.
Wie würdest du deinen Sinn des Lebens formulieren?