Femdom/Schlüsselherrin...finden und heranziehen
Dieser Text richtet sich an alle, die einen Weg suchen, mit ihrer Partnerin zusammen den Bereich Keuschhaltung, Femdom zu erforschen.Er basiert auf meinen eigenen Erfahrungen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die in diesem Text unterstellten Mind-Sets bei Männern und Frauen sind Stereotypen und bilden erfahrungsgemäß die Mehrheit der Gesellschaft ab. Wer sich beim Lesen dieses Textes nicht wieder erkennt, ist deshalb zwangsläufig jemand Besonderes...
Die Idee, diesen Text zu schreiben kam mir kürzlich auf einer Femdom Party, bei der einige Teilnehmer berichteten, dass sie nun „wieder alleine“ sind und dass es schwer sei, eine geeignete Partnerin für ihre Neigungen zu finden.
Wie macht Mann denn nun aus einer „normalen“ Frau eine Schlüsselherrin / Femdom ?
Nun, die Antwort darauf ist: ganz langsam und vorsichtig.
1. Bestandsaufnahme: Zuerst einmal sollte man sich seiner eigenen Wünsche bewusst sein. Wer damit Schwierigkeiten hat (so wie ich) schreibt erst mal auf, was er NICHT will. Das Gegenteil davon ist logischerweise das, was man will. Bei dieser Übung ist ehrliche Selbstkritik gefordert. Hierfür braucht man mind. 2 Tage Zeit und sehr viel Kraft es wirklich aufzuschreiben, weil dieser Prozess der Selbsterkenntnis eben auch die Selbstakzeptanz benötigt sprich: es ist nicht so ganz einfach, die eigenen devoten Wünsche zu benennen. Am Ende weiß man, wo man aktuell steht und wo man hin will. Unabdingbar für das weitere Vorgehen.
Beispiel: Ich will NICHT 2 Wochen lang keinen Sex mit meiner Partnerin haben vs. Ich will keusch gehalten werden. Hier zeigt sich schon ein Spannungsfeld, über das man sich im Vorfeld Gedanken machen sollte, weil es absehbar zu Problemen führt.
2. Ausgangslage: Stabile, sexuell aktive Partnerschaft mit offener sexueller Kommunikation.
Stabil: mehr als ein paar Wochen sollten es schon sein.
Sexuell aktiv bedeutet, dass Sex regelmäßig von beiden gewollt wird. Hinweis: eine Keuschhaltung ist NICHT geeignet, eine sexuell lustlose Partnerschaft wiederzubeleben.
Offene Kommunikation: ist das Hauptproblem hierbei. „Ich finde große Titten total geil“ traut sich ja jeder Mann noch zu sagen. Aber seiner Partnerin in die Augen zu schauen und ihr zu gestehen: „Ich will, dass Du meinen Schwanz mit einem KG verschließt, mir wochenlang Orgasmen vorenthältst und mich zwingst, Deine Zehen zu lecken...“ Ihr wisst, was ich meine. Seine wahren Wünsche zu offenbaren ist schwer und wird unmöglich, wenn die sexuelle Kommunikation nicht etabliert ist. Wer damit Probleme hat, löst erst mal diese, bevor er sich der Heranziehung einer Femdom widmet.
Praxistipp: Bitte Deine Partnerin, 10 sexuelle Fantasien, die sie ausleben will auf ein Blatt Papier zu schreiben. Egal, was sie schreibt, Du wirst sie dafür nicht verurteilen (auf keinen Fall tust Du das !). Du machst das gleiche (bitte vorher schon fertig stellen, das dauert nämlich ewig). Punkt 4 (NICHT 1) auf Deiner Liste lautet: „Ich möchte, dass die Frau beim Sex mal die Kontrolle übernimmt“ (das ist Dein Aufhänger).
Und wundere Dich bitte nicht, wenn sie diese Aufgabe „einfach runterschreibt“ und Du dafür 2 Tage brauchst...Du bist nämlich gerade auf dem richtigen Weg eine offene sexuelle Kommunikation zu etablieren.
3. Ängste nehmen: Stereotyp: Männer sind tendenziell sexuell dominant und Frauen tendenziell sexuell devot. Wer diese Rollen umkehren will, muss Ängste beseitigen. Das sagt sich viel einfacher, als es in Wirklichkeit ist, denn Menschen fürchten Veränderungen grundsätzlich und wehren sich dagegen. Aber genau diese Veränderung im Rollenbild wollen wir ja erreichen. Deshalb ist dieser 3. Schritt zugleich der schwierigste und braucht am meisten Zeit und vor allem immer wieder eine Nachjustierung.
Wie geht es denn jetzt ? Nun, eigentlich ganz einfach: durch reden, reden, reden, reden. Deshalb ist die offene sexuelle Kommunikation auch so wichtig. Ohne sie geht dieser Schritt nicht. Die Frau muss in ihre neue Rolle hineinwachsen wollen. Sie muss die Vorteile und den Spaß, der damit verbunden ist (und zwar für SIE) erkennen. Die falsche Argumentation ist: bitte mach das, weil ich, der Mann, das so will. Nein, so geht es nicht.
Du musst ihr das Gefühl geben, dass sie einzigartig ist. Dass nur sie diesen Schlüssel von Dir kriegt. Und zwar weil Du es so willst. Sie darf Dich dominieren, weil Du ihr vertraust (Achtung: Du solltest es auch so meinen, wenn Du Dir nicht ganz sicher bist, dann lass es um Himmels Willen bleiben). Du wirst ihr nicht böse sein, wenn es mal schief geht, sondern mit ihr drüber reden (wichtig: tu das auch, sonst ist es ganz schnell vorbei mit der Femdom). Und sei Dir darüber im Klaren, dass sie es auch tun wird. Sie wird es irgendwann wissen wollen und Dich mal 3 Tage lang verschlossen halten. Und dafür musst Du sie LIEBEN. Du musst sie in dieser neuen Rolle bestärken. Immerzu. Sie macht das toll, sie macht das richtig, sie macht das gut, Du bist glücklich mit ihr, Du begehrst sie, Du willst sie, Du willst das Spiel, Du findest es total geil. Du findest sie geil, Du weißt, dass sie die Richtige dafür ist. Rückschläge (und die kommen garantiert) führen nicht zum Spielabbruch, sondern sind nur Umwege in Richtung Ziel (also Dein Ziel, deshalb vorher für Dich definieren). Es sind diese kleinen alltäglichen Dinge, die eine Frau anmachen. Tür aufhalten, in den Mantel helfen, umsorgen (willst Du noch einen Kaffee) usw.
Hinweis in eigener Sache: Der obige Abschnitt liest sich wie eine gezielte Manipulation der Frau. Er ist aber grundehrlich gemeint. Es geht nicht darum, etwas vorzutäuschen, sondern über seine eigenen Gefühle mit der Frau in diesem Spiel reden zu können. Die Verbundenheit entsteht erst mit der Zeit, weshalb es auch für kurz laufende Beziehungen mE nicht geeignet ist. Ich habe all diese Dinge bei meiner Partnerin gesagt und getan und ich habe sie niemals belogen, was meine Gefühle anbelangt. Ich spiele da mit offenen Karten und käme nie auf die Idee, sie zu manipulieren. Was immer ich ihr sagte, war die reine Wahrheit. Ich begehre sie und respektiere sie für ihre Stärke und für ihren Willen, allen Widrigkeiten zu trotzen und mit mir zusammen diesen Weg zu gehen. Und ich habe es ihr, weiß Gott, nicht leicht gemacht. Aber sie hat sich „durchgebissen“ und ich bin unendlich froh darüber, sie als meine Partnerin, Königin und Schlüsselherrin zu haben.
4. Mind-Set: „Männer wollen imponieren, Frau wollen begehrt werden“.
Wer als Mann in einem KG nackt vor einer Frau kniet ist nun nicht wirklich ein imponierender Anblick. Es sei denn, er trägt diesen KG mit Stolz und kniet aus Hingabe. Weil er froh ist, dass er dazu in der Lage ist (die meisten Männer sind das nämlich nicht).
Eine Frau, die nur wegen ihres Schlüssels begehrt wird, verkümmert. Du solltest ihr klar machen, dass sie alles, was sie in diesem Spiel von Dir bekommt, sowieso kriegt. Unabhängig davon, ob sie mitmacht. Und das solltest Du auch ehrlich so meinen und umsetzen. Die „Machtergreifung“ wird nicht lange auf sich warten lassen...
Im wahrsten Sinne des Wortes „Klick“ gemacht hat es bei meiner Partnerin, als sie begriff, dass sie an mir keinen Zwang ausübt, sondern dass die Keuschhaltung und Orgasmuskontrolle durch sie mein freier Wille und vor allem mein tief empfundener Wunsch ist. Sprich: es macht mich total an.
Wir lesen immer mal wieder in Foren etwas von Zwang und Knechtschaft. Dieses Mind-Set teilen wir ganz und gar nicht, ehrlich gesagt verstört uns das beide. Wir spielen das zusammen, weil ICH es mir so wünsche und SIE es mag. Nicht aber, um ein bestimmtes Verhalten meinerseits zu erzwingen. „Was man so liest“, wenn man diese Thematik in Foren nachschlägt führt mE bei einer Frau deshalb eher zu einem „das will ich so nicht, so bin ich nicht“ als zu einem „ja, das finde ich super, machen wir so“. Deshalb empfehle ich dringend, direkt am Anfang, die eigenen Ziele und Wünsche ganz klar mit der Partnerin zu erörten, um ihr die Sicherheit zu geben, dass sie nichts „falsches“ tut.
5. Fehler und falsche Annahmen:
• „mit Übergabe des Schlüssels bin ich aus allem raus und muss nix mehr machen“ Äh, nein, falsch. Du musst sie immer wieder bestärken und Dich selbst einbringen. Neue Ideen haben, sie überraschen, sie verführen. Du musst mindestens so viel geben, wie Du von ihr nimmst, sonst wird es ihr auf Dauer keinen Spaß machen
• „ich muss alles gut finden, was sie macht“ Stimmt auch nicht. Musst Du nicht. Aber Du musst es ihr in einem ruhigen, vernünftigen Ton sagen und mit ihr darüber reden. Vor allem darfst Du ihr keine Vorwürfe machen. Sie wird nur aus ihren Fehlern lernen können. Deshalb darf und soll sie sogar welche machen. Nur so kann sie in ihre neue Rolle hineinwachsen.
• „das Spiel läuft immer 24/7 auf allen Ebenen“ Wenn ihr beide das so wollt, dann ja. Aber wenn einer eine Pause haben will spricht auch nichts dagegen. Wir spielen bspw. ein paar Monate und dann machen wir eine Pause, in der wir die Rollen wieder tauschen. Das ist anfangs schwierig, geht aber ganz gut. Auf diese Weise muss keiner auf etwas verzichten und beide sind zufrieden. Wer uns im Alltag sieht, kommt nie auf die Idee, dass wir ein Femdom Paar sind und dass sie ihm gelegentlich mal den Hintern versohlt. Wir spielen auf einer sexuellen Ebene aber nicht auf einer Alltagsebene. Kann man tun, muss man aber nicht. Grenzen klären und einhalten gibt beiden Sicherheit.
• „wenn sie gemein ist, dann ist sie eine schlechte Frau“ Quatsch. Sie ist gemein, weil Du es so willst. Sie tut nichts gegen Deinen Willen. Sie macht genau das, was Du von ihr erbeten hast. Lobe sie dafür und danke ihr dafür aus vollem Herzen. Eigentlich macht es Dich doch an, wenn sie gemein ist. So ganz klammheimlich, oder ?
• „sie darf alles mit mir anstellen und mich behandeln, wie sie will“ Da wird’s schwierig. Ist nicht mein Mind-Set. Gemein, ja, Fies, ja. Respektlos, nein. Für mich basiert dieses Spiel auf einem gegenseitigen Respekt. Übertritt sie diese Grenze, dann solltest Du ihr Einhalt gebieten. Du bist nicht weniger wert als sie, nur weil Du Dich ihr unterwirfst. Das zu tun kostet sehr viel Mut und alleine dafür verdienst Du ihren Respekt. Sie darf Dich auf die Knie zwingen und alles mögliche mit Dir anstellen, aber ihren Respekt vor Dir solltest Du immer merken. Ist der weg, dann habt ihr ein echtes Problem über das ihr reden solltet.
• „für sie ist es ja einfach“ Äh, nein. Es ist verdammt schwer für sie und das solltest Du Dir mal klar machen. Kein Mensch kann immer führen. Manchmal gibt es Umstände, die es unmöglich machen (Trauerfall, Unfall, etc.). Sie darf auch mal schwach sein. Das ist für sie sehr wichtig. Wenn sie sich fallen lassen will, dann fang sie auf. Ignorier den KG und das Spiel und sei für sie da. Wenn sie wieder soweit ist, dann macht sie von selbst weiter. Solange bist Du für sie da und gibst ihr Halt. Wenn ihr mal nix zum Spiel einfällt, dann mach halt einen eigenen Vorschlag. Darfst Du nämlich...
-„wir können keinen Sex mehr haben“ Ein großes Hindernis für die Frau, wenn sie gerne Sex mit Dir hat (wovon ich ausgehe). Die Lösung ist einfach. Ihr könnt soviel Sex haben, wie sie will, Du darfst halt nur nicht kommen. Zur Not gibt es Xylocain Gel aus der Apotheke, betäubt innerhalb von 2 Minuten zuverlässig Deinen Schwanz. Sie wird davon nichts merken, sprich für sie ist der Sex wie immer. Nur Du, tja, Du wirst mind. 30 Minuten lang nichts spüren. Pech für Dich, Glück für sie. Mit der Zeit wirst Du lernen, Dich zurückzuhalten, zur Not zählst Du von 999 rückwärts (natürlich still). Geht schon irgendwie.
Übrigens, wenn mir meine Femdom sagt: „Nein, Schatz, Du darfst heute nicht kommen und jetzt raus aus mir...“ und dieses kleine, fiese Lächeln ihre Lippen umspielt, dann sieht sie aus wie eine Göttin und ich muss sie dafür einfach küssen.
Fazit:
Ja, Mann kann aus einer „normalen“ Frau eine Femdom machen. Es kommt vor allem auf eine ehrliche Kommunikation und auf klare Rückmeldungen an. Einfach ist es nicht, es ist viel Arbeit. Aber es lohnt sich...für Beide.
Literaturempfehlung.: Lucy Fairborne – Male Chastity a guide for keyholders