Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Dauerhafte Keuschhaltung
120 Mitglieder
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Keuschhaltung und die Psyche

**********d_Wir Paar
173 Beiträge
Themenersteller 
Keuschhaltung und die Psyche
Seit einiger Zeit umtreibt mich ein Gedanke, jedoch würde ich kurz ausholen um dies verständlicher zu machen.

Ich hatte mit einer längeren Depression zu kämpfen. Habe es zum Glück nach vielen Jahren erstmal rausgeschafft. Aber wer sich mit dieser Krankheit auskennt weiß, das man dauerhaft auf sich achten muss, damit diese Krankheit nicht die Oberhand gewinnt.

Was ich bei mir nun beobachten konnte war, dass die Keuschhaltung nicht nur einen positiven Effekt auf meine Genesung sondern auch einen positiven Effekt auf meine Psyche hat.
Umgekehrt fühle ich mich nach einem Orgasmus kurzzeitig zwar gut, habe aber das Gefühl wieder in ein Loch zu fallen, wenn ich nicht dagegen arbeiten würde.

Nun frage ich mich, warum das so ist?

Ich würde mich freuen, wenn fundierte Kenntnisse und keine Theorien geteilt werden. ☺️
*******rius Mann
30 Beiträge
Wenn ich eingesperrt bin, werde ich schon nach wenigen Tagen extrem geil. Wenn sie mich dann kommen lässt, ist die Spannung weg. Deshalb würde ich euch raten, dass sie dich keusch hält und immer wieder teast, damit du geil bleibst. Ab und zu kann sie dich dann „abmelken“ (= ausrinnen ohne Orgasmus). Ich denke, dass du dann viel weniger Abfälle hast. Wie sie dann zu ihren Freuden kommt, müsst ihr für euch selbst entscheiden.
*********keit Paar
830 Beiträge
Bei einem Orgasmus werden unter Anderem Oxytocin und Dopamin ausgeschüttet sowie Endorphine.
Ein gestörter Dopaminhaushalt wird häufig in Verbindung mit möglichen Depressionen gebracht, denn dieses Hormon steuert maßgeblich das Belohnungsgefühl im Kopf. Sinkt nun nach einem ersten Anstieg durch einen sexuelle Höhepunkt die Dopamin Konzentration wieder, kann dadurch vermehrt ein Gefühl der inneren Leere oder fehlenden Glücks oder fehlender Belohnung wahrgenommen werden. Gleiches trifft auch auf den Abfall des Endorphin-Spiegels zu.

Auch nicht depressive Menschen erleben das. Mitunter wird es unter dem Begriff Post-Coital Dyshoria (PCD) geführt.
*****n40 Mann
258 Beiträge
@**********d_Wir
Ja, da muss ich auch immer ziemlich aufpassen, fühle ich total.
Ich rede jetzt nur von mir, aber für mich kommen neben den Hormonen und dem bereits beschriebenen Orgasmusdown durchaus noch andere Sachen zum Tragen,
z.B.
• ist mein Kontakt zum eigenen Körper (der in der Depression ja oft fehlt) in Keuschheit sehr viel stärker und nach dem Kommen wieder weg
• Kann mein Wohlgefühl besser sein, weil ich etwas leben darf, was sich passend und nicht wie eine sozial erwünschte Maske anfühlt, eine Art Kongruenzgefühl eben, das sich auf das Selbstwertgefühl auswirkt.

Mir hat es auch geholfen, nach vielen ziemlich dunklen Jahren besser auf die Beine zu kommen, weil oft auch Kompensation schlechter Gefühle ein Thema ist. Sex ist ein gutes Antidepressivum, das aber auch Leid auslösen kann. Keuschhaltung kann dann ein Loslassen sein.
********r_MV Paar
147 Beiträge
Zitat von *****n40:

• ist mein Kontakt zum eigenen Körper (der in der Depression ja oft fehlt) in Keuschheit sehr viel stärker und nach dem Kommen wieder weg
• Kann mein Wohlgefühl besser sein, weil ich etwas leben darf, was sich passend und nicht wie eine sozial erwünschte Maske anfühlt, eine Art Kongruenzgefühl eben, das sich auf das Selbstwertgefühl auswirkt.

Dem schließe ich mich an. Ich bin seit 2010 an Depressionen erkrankt, diese aber aktuell gut im Griff. Ich kann dieses Empfinden bestätigen und finde beide Punkte als passend. Für mich vermutlich am wichtigsten: ich fühle mich, in meiner Rolle als Sub/Cuckold und meiner Definition als Genderqueer/nonbinary pudelwohl. Ich denke, es ist eine Form von Achtsamkeit, dem nachzugehen, wonach ich mich fühle.

In der Depression stellt man seine eigenen Bedürfnisse ja eher nach ganz hinten.
*******rBW Mann
14.448 Beiträge
Seehr interessant zu lesen was Ihr schreibt, Danke

WandererBW, seit gut 2 Jahren immerwieder am Rande eines Burnouts
*****n40 Mann
258 Beiträge
@*********_WRN
Genau so. Achtsamkeit ist eine Sache, die ich mit Selbstkontakt meine.
Aber eben auch
• Selbstwertgefühl durch Okay sein
• Selbstrespekt
• äußern von Gefühlen und Bedürfnissen lernen
(...)
Und eine ellenlange weitere Liste.

Ich denke, es ist egal, in welcher Rolle man sich findet, wichtig ist, dass sie zum Empfinden passt und man kongruent leben darf.

@*******rBW dann wünsche ich gutes Gegemsteuern. Den hatte ich 2020, die Zeit danach war deutlich schlimmer als davor. Das muss nicht sein. 🙂
*****n40 Mann
258 Beiträge
P.S.:
Und gerade das Weglassen von Kompensationshandlungen fand ich so wichtig und befreiend, ob es jetzt zu viel trinken, sich was schönes kaufen oder Orgasmen waren.
Das Gehirn lernt ja, dass der Orgasmus gegen die innere Leere helfen soll, es aber nur ganz kurz tut. Da war er mit mir irgendwann mit dieser Leere und mit Scham verknüpft sodass ich dann beides erst recht gefühlt habe.
Und da war keusch sein tatsächlich ein lebenswerteres Gefühl als ein Orgasmus. 🤷‍♂️
****85 Mann
149 Beiträge
Zitat von *********keit:
Bei einem Orgasmus werden unter Anderem Oxytocin und Dopamin ausgeschüttet sowie Endorphine.
Ein gestörter Dopaminhaushalt wird häufig in Verbindung mit möglichen Depressionen gebracht, denn dieses Hormon steuert maßgeblich das Belohnungsgefühl im Kopf. Sinkt nun nach einem ersten Anstieg durch einen sexuelle Höhepunkt die Dopamin Konzentration wieder, kann dadurch vermehrt ein Gefühl der inneren Leere oder fehlenden Glücks oder fehlender Belohnung wahrgenommen werden. Gleiches trifft auch auf den Abfall des Endorphin-Spiegels zu.

Auch nicht depressive Menschen erleben das. Mitunter wird es unter dem Begriff Post-Coital Dyshoria (PCD) geführt.


Das ist ja interessant! Gibt es hierzu denn Erfahrungen, ob sich der Körper dran gewöhnt wenn Mann viele Orgasmen hat? Also, dass bei häufigem Erguss PCD geringer ausfällt? Oder ist es sinnvoll noch selterner zu kommen?
Meine Partnerin interpretiert es so, dass ich aufgrund meiner seltenen Orgasmen einen ausgeprägtere PCD empfinde… wobei ich den Eindruck hatte, nach mehr als 80 Tagen wäre es nicht so stark als nach 30 Tagen..

Wir experimentieren noch mit der Verschlusszeit, waren eigentlich bei 1x/Monat wobei sie mich letztens über 80 Tage hat hoffen lassen.. und Ihr gefällt mein Zustand nach einem Orgasmus gar nicht und hat deshalb sogar die gesamte Keuschheit infrage gestellt..

Gruß
*********keit Paar
830 Beiträge
Dopamin ist ein Neurotransmitter, an den sicher der Körper bzw. das Gehirn schnell gewöhnt. Dieser Prozess wird als Toleranzentwicklung bezeichnet.

Bei wiederholten Belohnungserlebnissen, wie bei ständiger sexueller Stimulation oder auch beim Konsum von Drogen, gewöhnt sich das Gehirn an die erhöhten Dopaminspiegel. Dies führt dazu, dass die Dopaminrezeptoren weniger empfindlich werden oder das Gehirn weniger Dopamin freisetzt. Infolgedessen nimmt das Belohnungsempfinden ab, und man benötigt stärkere oder intensivere Reize, um das gleiche Gefühl von Freude oder Belohnung zu erleben.

Wenn die Dopaminrezeptoren nun durch wiederholte Stimulation weniger empfindlich werden, kann es zu einem sogenannten "Dopamin-Absturz" kommen. Das bedeutet, dass nach der anfänglichen Freude eine Phase folgt, in der die Stimmung absinkt, da das Gehirn nun weniger Dopamin produziert und weniger empfindlich darauf reagiert. Dies kann zu einem verstärkten Gefühl der Leere oder sogar zu depressiven Verstimmungen führen.

Andererseits ist es durchaus möglich, dass ein "Dopamin-Absturz" auch auftreten kann, wenn die Dopaminrezeptoren nach einer längeren Periode ohne Dopamin (zb. fehlender Sex, fehlende Drogen) sehr empfindlich werden. Diese Überempfindlichkeit kann dazu führen, dass der Körper auf eine Dopaminfreisetzung übermäßig stark reagiert, gefolgt von einem schnellen Rückgang, der ein emotionales Tief oder depressive Verstimmungen hervorrufen kann.


Neben rein körperlichen Aspekten darf man an dieser Stelle nicht den Einfluss des Umfelds auf die Stimmung unterschätzen.
Scham oder gar Ekel vor der eigenen Sexualität, Enttäuschung über das Nichtereichen eines Keuschheitsziels oder der innere Wunsch nach Keuschheit oder Enthaltsamkeit im Gegensatz zur eigenen vielleicht ungewünschten "Geilheit" haben wahrscheinlich einen wesentlich größeren Einfluss auf die Stimmung nach dem Orgasmus als die mögliche Empfindlichkeit der Neurorezeptoren, die wir ja auch mit Essen, Trinken, Einkaufen usw. füttern. *achtung*
*****m75 Mann
203 Beiträge
Danke für das Thema. Ich bin in der Genesung einer Depression und eurer Beitrag macht Mut, das Thema Keuschheit dort mit einzubeziehen.
*****n40 Mann
258 Beiträge
@*****m75 : Dann wünsche ich viel Erfolg bei der Genesung, ist ja durchaus langwierig und steinig. Vielleicht als Betroffener der Rat: Schaue auf das Thema Keuschhaltung sehr genau. Nur so viel und so intensiv wie es wirklich noch gut tut und Pausen, wenn es belastet - Egal wie andere darüber denken.
Ich kenne z.B. von mir, dass ich es zu perfekt haben will und mich dann übernehme oder dass, wenn die Zeiten fordernd sind, ich ein sehr viel weniger dickes Fell bei "Verweigerungen" durch meine Frau habe und dann in eine Einsamkeitsspirale rutsche.

Daher: Keuschhaltung war für mich nach dem Burnout und der Dep ein tolles Mittel, aber vorsichtig. Der Weg, dass es eine selbstverständliche Lebensweise für uns wurde, ist beiden klar. Aber wir handeln die Intensität durch Sprechen über Befinden und Gesundheit immer mal wieder aus. Da ist bei all dem Domina / Herrin / 24-7-365 Blabla hier etwas gesunde Augenhöhe im Gespräch wichtig.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.