Guten Abend Deevaa,
ein wirklich sehr schönes und vielfältiges Thema, über das alleine man vermutlich ein Buch schreiben könnte. Ich möchte an dieser Stelle, weil viel Wichtiges und Richtiges dazu bereits gesagt wurde, mich dem Sinn von einer anderen Seite her nähern, von einer ganz anderen Seite:
Welchen Sinn hat es, dass Bergsteiger und Kletterer sich unter Aufbietung aller Kräfte, ja unter Lebensgefahr einen Berg hoch schuften, nur um auf dem Gipfel zu stehen, wo sie ganz gemütlich von der anderen Seite her mit der Seilbahn hochfahren könnten?
Dass im Grunde jeder Sportler, jeder Artist das Letzte von sich gibt für den einen Moment am "Stockerl" oder in der Manege... und jeden Tag dafür Gesundheit und Leben riskiert.
Es ist der tiefe innere Glücksmoment, die tiefe innere Befriedigung, die einen erfassen, wenn man vieles durchlebt und durchlitten hat, der einen am Gipfel überkommt. Der dem, der mit der Seilbahn hochgefahren ist, nie begegnen wird.
Die Tiefe solcher Momente ist für einen persönlich durch nichts mehr zu steigern, höchstens durch einen noch höheren, noch steileren Berg. Doch eine noch gefährlichere Skipiste oder durch den dreifachen statt des zweifachen Saltos in der Manege...
Es sind Menschen, die wissen, dass es "jenseits" der alltäglichen Bequemlichkeit noch weit mehr an Gefühlen gibt, die innerlich tief bewegend sein könnten UND... die man unbedingt erleben möchte, auch wenn's mit "Schweiß und Tränen" verbunden ist...
Und hier schließt sich jetzt der Kreis wieder... denn was die einen im Sport im weitesten Sinne ausleben, leben andere in der Sexualität aus. Die Wege diese inneren Gipfel zu erreichen sind zahlreich und Keuschhaltung ist eine davon.
Ob männlich oder weiblich... jemand keusch zu halten kann nur fruchten, wenn der Wunsch aus ihm/ihr selber kommt... oder man es hinbekommt, ihm das Thema zumindest schmackhaft zu machen, es auszuprobieren.
Jeder hat es schon erlebt, dass die schnelle Masturbation oder der rasche F..k zwar eben mal erleichtert, aber das große Erlebnis ist es in aller Regel nicht.
Wer aber begonnen hat, das zu zelebrieren, in die Länge zu ziehen, dem anderen die eigene Kontrolle über den Orgasmus wegzunehmen... ihn/sie warten zu lassen... und dann "irgendwann" doch zu erlösen... oder das selbst schon mal "passiv" erlebt hat weiß, dass da "jenseits" der raschen Erleichterung sehr viel tiefere und intensivere Gefühle warten, für die man allerdings erst einmal einiges durchstehen muss...
Es gib sie, aber es sind nur sehr wenige, die es schaffen, aus eigener Kraft keusch zu bleiben, ganz ohne mechanische "Hilfsmittel". Die Gewohnheit, die Versuchung ist einfach zu groß, um sich nicht mal eben schnell zwischendurch mal wieder so zu erleichtern - und sich in Wahrheit damit vom "Gipfel" wieder entfernt... der Wille ist stark, das Fleisch aber meistens schwach...
Dabei kann ein dominanter Partner helfen... im Grunde will es der keusch gehaltene Partner ja auch genauso, und eine erste Hilfe ist da eben ein Keuschheitsgürtel oder eine passende -schelle.... gehasst und geliebt...
Vor längerer Zeit stand einmal im Forum (wenn ich mich richtig erinnere von Herrin_und_Ritter), dass es im Grunde eher um Geilhaltung als um Keuschhaltung geht. Aus meiner Sicht bringt es das genau auf den Punkt.
Denn was passiert, wenn man die erotische Spannung als dominanter Teil einer Beziehung nicht aufrecht erhalten kann? Der keusch Gehaltene verliert sein Ziel aus den Augen... der Organismus reagiert sehr schnell und damit auch die Psyche: innerhalb weniger Tage sinkt das Interesse am Ziel bereits in aller Regel dramatisch...
Da liegt es nun am dominanten Teil einer Beziehung, die Spannung beständig aufrecht zu erhalten, auf ein paar gesundheitliche Aspekte zu achten und dann werden auch alle von dir aufgeführten Ziele eintreten.
Gewissermaßen die "Karotte" dem Keuschling vor die Nase halten... und, ganz wichtig, sie muss auch "irgendwann" erreichbar bleiben.
Verliert ein Keuschling die Lust am Ziel, denke ich, ist er für den Partner verloren. Bleibt sie ihm erhalten, wird er sein Letztes dafür geben, es erreichen zu können.
Und (fast) immer ist dieses Ziel der alles überragende, der überirdische Orgasmus... der "Gipfel" des überhaupt Möglichen... den man ohne "Schweiß und Tränen" offenbar nicht erreichen kann.
Ein Partner, eine Partnerin, die es hinbekommt seinem/ihrem Keuschling dieses Erlebnis zu bereiten, wird er/sie vergöttern... und keine Mühe scheuen, dieses Ziel erneut erleben zu dürfen.
Doch ist mir auch eine ganz andere Einstellung zur Keuschhaltung bereits begegnet, deren Sinn auch mir sich (noch) nicht erschließt: Der Partner/die Partnerin wird gottähnlich verehrt, eine dauerhafte Keuschhaltung ohne jede Aussicht auf sexuelle Erfüllung in Kauf genommen... auch bei uns haben wir mindestens ein Mitglied, dass diese Hingabe an seine Herrin ganz offenbar lebt. Das scheint mir die "Perfektion an Hingabe" zu sein, mehr Hingabe geht nicht... doch stellt sich auch mir da die Frage die Frage nach dem Sinn und der Motivation. Vielleicht fühlt sich der Angesprochene bereit, uns ein Wenig an seinem Seelenleben Teil haben zu lassen, fände ich toll.
LG,
DocWolf