„Bottoming für Seme-nawa
Wie geht es Euch im Seil? Was habt ihr durch Bottoming über Euch selbst gelernt?
Vorweg: Ich lasse hier mal den gemeinsamen Aspekt (größtenteils) beiseite. Nicht falsch verstehen, ich finde die Dynamik zwischen den Fesselpartnern unheimlich wichtig! Ich denke nur, dann würde die Antwort hier deutlich länger werden.
Für mich ist Fesseln, insbesondere wenn es in Richtung Semenawa geht, eine Herausforderung.
Ich liebe Herausforderungen. Es weckt meinen Ehrgeiz, und es macht mich stolz - interessanterweise nicht unbedingt etwas, was man unter dem Überbegriff 'Bottom/Sub' im Seil erwartet. Wenn man das allerdings ein bisschen auseinander nimmt und genauer schaut, passt es plötzlich doch sehr gut zusammen.
Ehrgeiz meint in diesem Fall nicht, dass ich mich mit anderen Ropemodels vergleichen möchte, um irgendwie besser zu sein. Im Gegenteil. Wenn ich im Seil bin, wird das Außen unwichtig. Es verschwindet nicht, aber es tritt in den Hintergrund, sobald das erste Seil - oder vielmehr, der erste Blick, die erste Einforderung meiner Aufmerksamkeit - mich berührt. Es geht nicht mehr um den Tagesablauf, Termine, Dinge, die irgendwann noch zu erledigen sind. Es geht darum, zu atmen. Zu spüren. Zu sein. Und dem eigenen Selbst zu begegnen.
Im Schmerz, oder vielleicht eher in anspruchsvollen Situationen (Sei es nun Schmerz, Atemreduktion, Gleichgewicht, schwer zu haltene Positionen usw.) lerne ich mich selbst kennen. Immer wieder aufs neue, und es ist jedes mal ein wenig anders. Ich lerne, mich mit schwierigen Situationen zu arrangieren - aber auch zu unterscheiden, was ich ertragen will und werde, und wann ich Rückmeldung geben muss, weil es kritisch wird.
Mir hat das Selbstvertrauen gegeben. Ich weiß mittlerweile, dass ich mich auf mein Unterbewusstsein verlassen kann. Ich kann abtauchen in meinen Subspace, Trance, wie auch immer man das nennen mag, und trotzdem sicher sein dass ich bemerke, wenn etwas ernsthaft gefährlich wird. Und ich habe körperliche und auch geistige Grenzen kennen gelernt, die mir früher garnicht bewusst waren.
Es sind dynamische Grenzen, die nicht in Stein gemeißelt sind. Die variieren - je nach Tagesverfassung, Partner, Erfahrung. Aber mit jedem Mal, bei dem ich im Seil sein darf, wächst der Erfahrungsschatz. Und ich bin für jede Minute dankbar.
Hier ist vielleicht auch die Kurve von Ehrgeiz und Stolz zur Devotion: Ich habe den Ehrgeiz, mich selbst und meine eigenen Grenzen zu kennen - und zwar, damit mein Fesselpartner die Möglichkeit hat, mit mir gemeinsam diese Grenzen zu erweitern, in dem Wissen, dass er von mir Rückmeldung erhalten wird, falls etwas kritisch wird.
Und ich bin stolz, wenn ich gemeinsam mit ihm, für ihn, die Herausforderung annehmen und ertragen kann, weil es uns beiden neue Dimensionen eröffnet.