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Meditation über das Taillen-Seil

Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
419 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Meditation über das Taillen-Seil
Das Taillenseil (Waist-Rope) spielt eine wichtige Rolle in unserem Stil. Vielleicht kann man sogar sagen, dass es eines der essentiellen Stilelemente ist?
Brust und Schultergürtel sowie die Hüfte, das sind die beiden Schwerpunkte des Körpers. Es sind die beiden Pivots: Dreh- und Angelpunkt. Figuren im Raum entstehen durch Drehung um und in-Beziehung-setzen dieser beiden Punkte.

Viele Stile (und Nicht-Stile) kontrollieren die Hüfte mit einem stabilen Harness. Um diesen Harness herum finden die Suspensionen und Transitionen statt. Oft ist die Hüfte viel wichtiger als Schwerpunkt des Geschehens als der Schultergürtel.
Am poetischsten ist das wohl in der „Study of Falling“ demonstriert… (Watch on YouTube)

Naka-San macht keine Hüft-Harnesse. (Es gibt maximal diese sehr wackelige Konstruktion von zwei Schlaufen an den Oberschenkeln, über den Hintern verbunden: die Naka-Höschen. Wir nutzen diese quasi nie.)
Ein bisschen kann man sagen, dass diese Extravaganz uns in diesen Stil „getrieben“ hat: Hüft-Harnesses waren und sind „hard limit“ für Natasha. Unverhandelbar…

Deshalb verwenden wir stattdessen das Taillenseil. Ein Taillenseil ist immer auch „seme“. Ein gut geknüpfter Hüftgurt gibt einen gewissen "Komfort". Deshalb kann man in verschiedene Suspensionen gehen. Die Hüfte wird sicher gehalten.

An der Taille, wo unsere inneren Organe (und unser Hara) ungeschützt vom Käfig der Hüftknochen sitzen, wird es sich nie "bequem" anfühlen. Am Hüftseil trennen sich die Menschen, die sich auf diesen Stil einlassen wollen, von denen, die das nicht wollen (was völlig in Ordnung ist).

Es gibt Formen, bei denen die Hüfte durch die Verbindung der Taille mit den Beinen "eingerahmt" wird, bei denen ein Harness auf der Basis eines Taillenseils gebildet wird: Halb- / oder Voll-Monoblock, Mermaid-Harness oder Agura.

Bei vielen Figuren ist das Taillenseil technisch nicht notwendig: Kata-ashi, Futomomo-Suspensionen, Gyaku-ebi… Dennoch ist es meistens vorhanden.
Es attackiert das Zentrum des Bottoms an, zeigt ihm, wie verletzlich sie ist. Es bringt sie aus dem Gleichgewicht, drückt auf empfindliche Stellen, nimmt ihm den Atem. Es ist „seme“.

Das Taillenseil kann auch das wesentliche Element in einer Suspension werden. Zwar ist die Hüfte nicht so sicher umschlossen wie bei einem Hüftgurt, aber immerhin: Man kann sicher darin hängen. Viele Kopfüber-Aufhängungen (Sakasa) basieren auf einem gut geknüpften Taillenseil.

In den meisten Sessions fessle ich ein Taillenseil. Es ist ein Hauptelement meines Semenawa. Weil es so vielfältig eingesetzt werden kann, ist es auch eines der Seile, mit denen ich die Aktion in „Schwebe" halte. Mit einem Taillenseil ist noch nichts entschieden - außer, dass es für meine Partnerin etwas unbequemer, herausfordernder sein wird.

Und darum geht es ja auch... oder?

Wie ist das bei Euch?
*********d_Lee Paar
3 Beiträge
Danke für das spannende Thema, das uns seit einiger Zeit bewegt. Wir verwenden das Taillen-Seil gerne in stehenden Teilsuspensionen. Einerseits, um die Hauptlast etwas zu verteilen bzw. den Gote zu entlasten und so mehr Zeit zu haben. Außerdem wird das Model dadurch in der Basis wunderbar instabil und manipulierbar.

Wenn wir aus einer stehenden Teilsuspension z. B. in ein Gyaku Ebi übergehen nutzen wir das Taillen-Seil zur Unterstützung der Körpermitte weiter, bis die Endposition erreicht ist. Das ist uns lieber, als das Ende des hinteren Upropes um die Hüfte zu legen, wie es oft gezeigt wird, da man so das Risiko für den Nervus Cutaneus femoris lateralis gänzlich ausschließt.

Wenn die Waagerechte gut eingestellt ist, entfernen wir das Seil i.d.R. wieder. Es zeigt bei uns dann kaum mehr eine Wirkung, weder als seme, noch zur Unterstützung.
******sTh Mann
47 Beiträge
Vielen Dank für dieses sehr schöne Thema!
Das Taillenseil ist im Falle meiner Partnerin tatsächlich explizit gewünscht, bringt es doch für sie erst die richtige Würze in die Fesselung. Mit dem richtigen Zugvektor unterstützt es natürlich auch den von ihr sehr präferierten Backbend und gibt ihr somit die gewünschte herausfordernde Komponente.
Sich mit einem schlichten Taillenseil als einzige Upline in die Kopfüber-Inversion zu schwingen genießt sie auch allein für sich und empfindet das geradezu als bequem. In Verbindung mit anderen Elementen war es aber defintiv auch schon sehr "seme" für sie. Ich erinnere mich gerne an eine jüngste Workshopsituation bei Federico, die ich auch gerne teile.
Die gesamte Last hängt in der Taille, das einfach befestigte Taillenseil wurde hier durch eine weitere Upline lediglich verstärkt. Erst der fixierte Futomomo war dann schließlich die Komponente, die sie wirklich gefordert hat.

Ein weiteres Element ist mir jüngst gerade bei Dir @********r_MA aufgefallen und möchte ich demnächst unbedingt erforschen: Das Taillenseil (oder auch andere Positionen z.B. am Oberschenkel) explizit ohne den Single Column Tie ausführen. Eine Doppellage mit einem einfachen Knoten, bei dem sich die Überkreuzung unter Last zuzieht. Bewusstes Brechen von grundlegenden Regeln (natürlich ausgeführt als Akzent, nicht als Grundlage für die Suspension), das ist überaus spannend.
Antwerp, 2019. Foto: Franck Stunn (not on JC)
********r_MA Mann
419 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von ******sTh:
Das Taillenseil (oder auch andere Positionen z.B. am Oberschenkel) explizit ohne den Single Column Tie ausführen. Eine Doppellage mit einem einfachen Knoten, bei dem sich die Überkreuzung unter Last zuzieht. Bewusstes Brechen von grundlegenden Regeln (natürlich ausgeführt als Akzent, nicht als Grundlage für die Suspension), das ist überaus spannend.

Danke für Deinen Beintrag & das Bild! Und natürlich für die Erwähnung.

Ich verwende die von Dir angesproche "Technik" in der Tat sehr gerne, natürlich nicht in Seilen mit Hauptlast, sondern als "Zugseile". Besonders gern am Oberschenkel *top2*.
Nureki hat das viel gemacht, in alten Videos sieht man, dass er die Handschelle beim Gote so fesselt... Riccardo hat das deshalb Nureki-cuff genannt - ich habe es so übernommen...
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******pes Frau
59 Beiträge
Taillenseil ist einer meiner größten kinks beim Fesseln.
Die visuelle Wahrnehmung des Griffes und Zwang des Seiles, die Manipulation der empfindsamen und verletzlichen Mitte meines Partners hat unglaubliche Symbolkraft.
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